Flandria (Radsportteam)

Flandria (Radsportteam)
Teamdaten
Nationalität Belgien
Radhersteller Flandria (1959–1979)
General-Manager Frans Theugels (1959)
Briek Schotte (1960–1979)
Sportl. Leiter Guillaume Driessens
Noël Foré
Pierre Molinéris
Jacques Cadiou
Jean de Gribaldy
Namensgeschichte
Jahre Name
1959
1960–1961
1962
1963
1964–1965
1966
1967–1968
1969
1970–1971
1972
1973
1974–1975
1976
1977
1978
1979
Flandria–Dr.Mann
Wiel’s–Flandria
Flandria–Faema–Clément
Flandria–Faema
Flandria–Romeo
Flandria
Flandria–De Clerck
Flandria–De Clerck–Krüger
Flandria–Mars
Beaulieu–Flandria
Flandria–Carpenter–Shimano
Carpenter–Confortluxe–Flandria
Flandria–Velda–West Vlaams Vleesbedrijf
Flandria–Velda–Latina Assicurazioni
Flandria–Velda–Lano
Flandria–Ça va seul[1]
Trikot
Trikot Flandria (Radsportteam)
Das Flandria-Team bei der Tour de France 1964

Flandria war ein vom belgischen Fahrrad- und Motorradhersteller Claeys Flandria gesponsertes Radsportteam. Es existierte von 1959 bis 1979.[2]

Geschichte

1958 hatte der Radrennfahrer Leon Vandaele Paris–Roubaix und die Flandern-Rundfahrt gewonnen. Weil er aber Anordnungen seines Teams missachtet hatte und es deshalb zu Konflikten mit seinem als dominant bekannten Mannschaftskollegen Rik Van Looy gekommen war, suchte er nach einem neuen Rennstall.[3] Im Jahr darauf traf er sich mit dem Besitzer des Unternehmens Flandria, Aime Claeys[3], in einem Café und berichtete ihm von seinen Problemen.[3] Daraufhin beschloss der begeisterte Radsportfan Claeys, eine neue Mannschaft aufzubauen. In seiner ersten Saison gewann das Dr. Mann-Flandria Team 44 Rennen; Vandaele fuhr allein acht Siege ein, darunter bei Gent–Wevelgem.[4][3]

Das belgische Radsportidol Briek Schotte fuhr in seiner letzten Saison 1959 für Flandria. Anschließend wurde er Sportlicher Leiter und blieb in dieser Funktion, bis das Team 1979 aufgelöst wurde.[4] Wegen ihrer roten Trikots wurde die Mannschaft rode brigade genannt.[5]

In den 20 Jahren seines Bestehens standen insgesamt rund 430 Rennfahrer bei Flandria unter Vertrag. Alle bekannten belgischen Rennfahrer (mit Ausnahme von Eddy Merckx und Frans Verbeeck) fuhren im Laufe ihrer Karriere eine Zeitlang für das Team, darunter Briek Schotte (1959), Rik Van Looy (1962), Walter Godefroot (1973–1975), Freddy Maertens (1972–1979) und Jean-Pierre Monseré (1969–1971).

Im ersten Jahr betrug das Budget der Mannschaft (nach heutiger Berechnung) 75.000 Euro und steigerte sich bis zu rund 500.000 Euro Ende der 1970er Jahre.[1] Als es mit dem Unternehmen Claeys Flandria wirtschaftlich bergab ging, wurde der Rennstall aufgelöst.

Informatives

Mit Jean-Pierre „Jempi“ Monseré verband Pol Claeys eine besondere persönliche Beziehung; für Claeys war das hoffnungsvolle Talent wie ein Sohn, wie er 2007 in einem Interview sagte.[6] Monseré wiederum stand in Rivalität zu seinem Mannschaftskameraden Roger De Vlaeminck („Sie gönnten einander nicht das Licht in den Augen“), was zu starken Spannungen im Team führte und zu einer großen Belastung für Claeys wurde.[2] Monseré starb am 15. März 1971 im Alter von 22 Jahren bei einem Unfall (er wurde während eines Radrennens in Belgien von einem Auto angefahren).[7] Pol Claeys machte später die Streitigkeiten zwischen den beiden Fahrern für Monserés Tod mitverantwortlich, weil dieser seinen Fokus auf De Vlaemincks Rennverhalten gehabt und es dadurch an Aufmerksamkeit habe fehlen lassen.[2]

Neben der belgischen Mannschaft Flandria-Carpenter-Confortluxe beteiligte sich Claeys Flandria im Jahr 1974 an der französischen Equipe Merlin Plage-Shimano-Flandria. Die anderen französischen Mannschaften sahen hierin eine Wettbewerbsverzerrung und einen Verstoß gegen die Regeln der Union Cycliste Internationale. Nachdem die UCI keinen Grund zum Eingreifen sah, boykottierten die französischen Teams den Auftakt zum Rad-Weltcup Mailand–Sanremo.[8]

Das Team war auch das erste Team, welches im Jahr 1973 als erste europäisches Radsportteam Komponenten vom japanischen Komponentenhersteller Shimano einsetzte.[9]

Erfolge (Auswahl)

Insgesamt gewannen Fahrer der Mannschaft zwei „Grand Tours“, zwei Straßen-Weltmeisterschaften, 70 Klassiker, darunter fünfmal die Flandern-Rundfahrt und viermal Paris–Roubaix, z. B.:

Weitere Fahrer (Auswahl)

Der Belgier Willy Bocklant im roten Trikot von Flandria (1967)

Literatur

Commons: Flandria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Academia Press: Vlaanderen fietst!. Academia Press, 2011, ISBN 978-90-382-1817-5, S. 128 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b c Pieter van der Meer: Pol Claeys en zijn liefde voor de Flandria-ploeg. In: Het is Koers! 10. Oktober 2011, abgerufen am 15. August 2015 (niederländisch).
  3. a b c d Flandria Bikes: 1959: The Birth of a Team: A Chance Meeting in a Cafe. In: flandriabikes.com. Abgerufen am 3. Dezember 2023 (englisch).
  4. a b Briek Schotte. In: flandriabikes.com. 7. September 1919, abgerufen am 16. August 2015 (englisch).
  5. Bert Heyvaert: Gouden herinneringen aan de rode brigade. In: nieuwsblad.be. 25. Februar 2007, abgerufen am 16. August 2015 (niederländisch).
  6. Pieter van der Meer: Pol Claeys en zijn liefde voor de Flandria-ploeg - HET IS KOERS! In: hetiskoers.nl. 10. Oktober 2011, abgerufen am 3. Dezember 2023 (niederländisch).
  7. Flandria Bikes: Jean-Pierre Monsere. In: flandriabikes.com. 8. September 1948, abgerufen am 3. Dezember 2023 (englisch).
  8. Herbie Sykes: Ein sehr unsportliches Jahr, in: Procycling Juli 2015 (Deutsche Ausgabe), S. 92ff
  9. Flandria Bikes: 1970: Chocolate, Components and Conspiracy. In: flandriabikes.com. Abgerufen am 3. Dezember 2023 (englisch).