Conrad Kühlein

Conrad Kühlein (* 21. Juli 1910 in Oppeln; † 29. November 1997 in Planegg) war ein deutscher Offizier der Reichswehr, Wehrmacht und der Bundeswehr, zuletzt im Dienstgrad eines Generalmajors, Angehöriger der Organisation Gehlen und des Bundesnachrichtendienstes (BND). Er trug den Decknamen Kühne.

Leben

Kühlein gehörte dem Offizierjahrgang 1930 des Heeres der Reichswehr an. Er diente im 7. (Preußischen) Reiter-Regiment in Breslau. In der Wehrmacht wurde er Generalstabsoffizier und im 1940 als Hauptmann Nachfolger seines späteren Chefs Reinhard Gehlen als Adjutant von Franz Halder. Von Juni bis Dezember 1942 war er Gruppenleiter der Abteilung Fremde Heere Ost im Oberkommando des Heeres unter Gehlen. Als Oberstleutnant war Kühlein vom 16. Juli 1943 bis zum 3. April 1944 Erster Generalstabsoffizier (Ia) der 4. Panzer-Division, Ia der 4. Armee vom 30. März 1944 bis zum 30. Juni 1944 und als Oberst Ia des XXXIX. Panzerkorps vom 25. August 1944 bis zum 14. April 1945.

1947 kam Kühlein über die Dienststelle Hans Lutz’ Generalvertretung G zur Organisation Gehlen. Im August 1948 wurde er stellvertretender Leiter der Beschaffung, an dessen Spitze Walter Schenk stand.[1] Später war er stellvertretender Leiter des von Schenk geführten Bereichs Strategische Aufklärung innerhalb der Beschaffung. 1956 wurde die Organisation Gehlen zum Bundesnachrichtendienst. Durch die Aufstellung der Bundeswehr konnte Kühlein wieder Soldat innerhalb des BND werden. Anfang der 1960er Jahre war er Resident des BND in Washington, D.C. Im Juli 1964 wurde Kühlein stellvertretender Leiter der Auswertung unter Erich Degenhardt.

Am 8. Oktober 1958 stimmte die Bundesregierung der Ernennung zum Brigadegeneral[2] und am 19. Februar 1969 der Ernennung zum Generalmajor zu,[3] womit Kühlein zum höchsten Soldaten des BND wurde.

Im Verteidigungsfall wäre Kühlein, laut einer Planung von 1965, Leiter der Abteilung I Beschaffung geworden.[4]

Kühlein heiratete 1959 eine Gräfin von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn, mit der er zwei Kinder hatte.

Im Ruhestand schrieb Kühlein über politische Themen in Afrika, unter anderem in der Zeitschrift Vereinte Nationen eine Reihe über die West-Sahara.

Trivia

Kühlein galt als liebenswürdig und intelligent, mit derartigem Charme, dass der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker, 1942 wie Kühlein im Oberkommando des Heeres, von ihm gesagt haben soll: „Wenn ich Frau wäre, möchte ich so einen zum Mann haben.“[5]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die politisch-strategischen Veränderungen im Raum Horn von Afrika/Rotes Meer. In: Stiftung Wissenschaft und Politik (Hrsg.): Polarität und Interdependenz:Beiträge zu Fragen der internationalen Politik (= Stiftung Wissenschaft und Politik [Hrsg.]: Internationale Politik und Sicherheit. Band 1). Nomos, Baden-Baden 1978, ISBN 978-3-7890-0406-3, S. 373–391.
  • Die Auswirkungen der Revolution in Äthiopien auf die Lage am Horn von Afrika. In: Europa-Archiv. Band 33, Nr. 5, 1978, S. 135 ff.
  • Die politischen Ideen Mu'Ammar Al-Qaddafis: Wurzeln, Ziele und Wege. Stiftung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen 1981.

Einzelnachweise

  1. Thomas Wolf: Die Entstehung des BND: Aufbau, Finanzierung und Kontrolle. 1. Auflage. Ch. Links, Berlin 2018, ISBN 978-3-96289-022-3, S. 147.
  2. Protokoll der 37. Kabinettssitzung – Personalien. In: bundesarchiv.de. 8. Oktober 1958, abgerufen am 8. Februar 2022.
  3. Protokoll der 157. Kabinettssitzung – Personalien. In: bundesarchiv.de. 19. Februar 1969, abgerufen am 8. Februar 2022.
  4. Agilolf Keßelring: Kriegs-BND: Planungen für die Mobilmachung des Bundesnachrichtendienstes von 1953 bis 1968. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift. Band 79, Nr. 2, 2020, S. 480 ff.
  5. Rolf-Dieter Müller: Reinhard Gehlen. Geheimdienstchef im Hintergrund der Bonner Republik. 1. Auflage. Band 1. Ch. Links, Berlin 2017, ISBN 978-3-86153-966-7, S. 325.