Bundestagswahl 1961

1957Wahl zum
4. Bundestag 1961
1965
(Zweitstimmen) [1]
 %
50
40
30
20
10
0
45,3
36,2
12,8
2,8
1,9
1,0
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1957[2]
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
−4,9
+4,4
+5,1
−5,2
+1,7
−1,2
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
d 1957: GB/BHE 4,6 %, DP 3,4 %
e 1957: BdD
   
Insgesamt 521 Sitze
Verhältnis Regierung-Opposition im
4. Deutschen Bundestag
  
Insgesamt 521 Sitze

Die Bundestagswahl 1961 fand am 17. September 1961 statt. Bei der Wahl zum 4. Deutschen Bundestag verloren die Unionsparteien ihre absolute Mehrheit, konnten jedoch in einer Koalition mit der FDP weiterregieren.

Zum ersten Mal saßen 1961 nur noch drei Fraktionen im Bundestag; dies blieb 22 Jahre lang so.

Hintergrund

Plakate im Wahlkampf 1961, Bonn
Plakate in Nürnberg 1961

Der Wahlkampf stand unter dem Eindruck des Baus der Berliner Mauer am 13. August 1961. Für die CDU/CSU trat zum vierten Mal Bundeskanzler Konrad Adenauer an, dem neben seiner langen Amtszeit (seit Gründung der Bundesrepublik 1949) angelastet wurde, auf den Mauerbau zu zögerlich reagiert und zu lange damit gewartet zu haben, nach dem Mauerbau nach Berlin zu fahren. So war er erst am 22. August 1961 erstmals vor Ort, während zum Beispiel US-Vizepräsident Lyndon B. Johnson bereits am 19. August 1961 in Berlin war. Allerdings bedeutete das in den Allensbach-Umfragen nur einen kurzfristigen Einbruch in Adenauers Popularität.

Für die SPD trat erstmals Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt als Kanzlerkandidat an. Es war die erste Wahl für die SPD nach Annahme des Godesberger Programms von 1959, in welchem sie sich endgültig von der Theorie des Historischen Materialismus, Marxismus und planwirtschaftlichen Vorstellungen verabschiedet hatte.

Bei der Wahl verlor die CDU/CSU ihre bei der Bundestagswahl 1957 erlangte absolute Mehrheit, während die SPD deutliche Zugewinne erzielte, ebenso wie die FDP, die unter dem Motto Mit der CDU, aber ohne Adenauer ihr bis 2009 bestes Ergebnis auf Bundesebene errang. Die in der Gesamtdeutschen Partei aufgegangene Deutsche Partei (DP) verlor ihre letzten Mandate.

Amtliches Endergebnis

Parteien Erststimmen Zweitstimmen Mandate Berliner
Abg.
Anzahl % +/- Direkt-
mandate
Anzahl % +/- Listen-
mandate
Gesamt +/-
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 11.672.057 36,5 +4,5 91 11.427.355 36,2 +4,5 99 190 +21 13
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) 11.622.995 36,3 –3,4 114 11.283.901 35,8 –3,9 78 192 –23 9
Freie Demokratische Partei (FDP) 3.866.269 12,1 +4,5 4.028.766 12,8 +5,1 67 67 +26
Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU) 3.104.742 9,7 –0,9 42 3.014.471 9,6 –0,9 8 50 –5
Gesamtdeutsche Partei (GDP) 859.290 2,7 –0,8 870.756 2,8 –0,6 –171
Deutsche Friedensunion (DFU) 587.488 1,8 N/A 609.918 1,9 N/A
Deutsche Reichspartei (DRP) 242.649 0,8 –0,2 262.977 0,8 –0,2
Deutsche Gemeinschaft (DG) 21.083 0,1 ±0,0 27.308 0,1 ±0,0
Südschleswigscher Wählerverband (SSW) 24.951 0,1 ±0,0 25.449 0,1 ±0,0
Wählergemeinschaft für ein neutrales Deutschland (WGnD) 778 0,0 N/A N/A
Wählergruppen/Einzelbewerber 2.164 0,0 ±0,0
Gesamt 32.004.466 100 247 31.550.901 100 252 499 +2 22
Ungültige Stimmen 845.158 2,6 –0,4 1.298.723 4,0 +0,2
Wähler 32.849.624 87,7 ±0,0 32.849.624 87,7 ±0,0
Wahlberechtigte 37.440.715 37.440.715
Quelle: Der Bundeswahlleiter

Ergebnisse in den Bundesländern

Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Baden-Württemberg[3][4]
Gegenstand der
Nachweisung
Erst-
stimmen
Zweit-
stimmen
Sitze Direkt-
mandate
Anzahl % Anzahl %
Wahlberechtigte 5.211.883 100,0 5.211.883 100,0
Wähler 4.419.748 84,8 4.419.748 84,8
Ungültig 145.850 3,3 230.585 5,2
Gültig 4.273.898 100,0 4.189.163 100,0 66 33
davon:
CDU 1.955.620 45,8 1.899.266 45,3 32 27
SPD 1.385.442 32,4 1.342.885 32,1 22 6
FDP 697.279 16,3 697.311 16,6 12
GDP (DP-BHE) 111.704 2,6 116.611 2,8
DFU 90.287 2,1 95.137 2,3
DRP 27.455 0,6 31.052 0,7
DG 6.111 0,1 6.901 0,2
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Bayern[3][4]
Gegenstand der
Nachweisung
Erst-
stimmen
Zweit-
stimmen
Sitze Direkt-
mandate
Anzahl % Anzahl %
Wahlberechtigte 6.551.728 100,0 6.551.728 100,0
Wähler 5.714.545 87,2 5.714.545 87,2
Ungültig 136.235 2,4 227.583 4,0
Gültig 5.578.310 100,0 5.486.962 100,0 86 47
davon:
CSU 3.104.742 55,7 3.014.471 54,9 50 42
SPD 1.690.099 30,3 1.652.642 30,1 28 5
FDP 450.506 8,1 479.830 8,7 8
GDP (DP-BHE) 214.672 3,8 216.160 3,9
DFU 83.946 1,5 87.388 1,6
DRP 24.768 0,4 28.699 0,5
DG 7.299 0,1 7.772 0,1
WGnD 633 0,0
Einzelbewerber 1.645 0,0
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Bremen[3][4]
Gegenstand der
Nachweisung
Erst-
stimmen
Zweit-
stimmen
Sitze Direkt-
mandate
Anzahl % Anzahl %
Wahlberechtigte 507.760 100,0 507.760 100,0
Wähler 447.936 88,2 447.936 88,2
Ungültig 8.312 1,9 19.695 4,4
Gültig 439.624 100,0 428.241 100,0 5 3
davon:
SPD 220.130 50,1 212.734 49,7 3 3
CDU 121.347 27,6 115.493 27,0 1
FDP 63.985 14,6 64.955 15,2 1
GDP (DP-BHE) 17.033 3,9 17.498 4,1
DFU 12.362 2,8 12.639 3,0
DRP 4.767 1,1 4.922 1,1
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Hamburg[3][4]
Gegenstand der
Nachweisung
Erst-
stimmen
Zweit-
stimmen
Sitze Direkt-
mandate
Anzahl % Anzahl %
Wahlberechtigte 1.386.411 100,0 1.386.411 100,0
Wähler 1.227.787 88,6 1.227.787 88,6
Ungültig 18.143 1,5 34.050 2,8
Gültig 1.209.644 100,0 1.193.737 100,0 18 8
davon:
SPD 570.382 47,2 560.038 46,9 9 8
CDU 392.417 32,4 380.613 31,9 6
FDP 182.919 15,1 187.255 15,7 3
DFU 42.670 3,5 43.442 3,6
GDP (DP-BHE) 11.081 0,9 11.848 1,0
DRP 10.175 0,8 10.541 0,9
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Hessen[3][4]
Gegenstand der
Nachweisung
Erst-
stimmen
Zweit-
stimmen
Sitze Direkt-
mandate
Anzahl % Anzahl %
Wahlberechtigte 3.395.285 100,0 3.395.285 100,0
Wähler 3.028.241 89,2 3.028.241 89,2
Ungültig 84.359 2,8 149.552 4,9
Gültig 2.943.882 100,0 2.878.689 100,0 45 22
davon:
SPD 1.271.675 43,2 1.233.312 42,8 21 19
CDU 1.055.277 35,8 1.003.279 34,9 17 3
FDP 425.210 14,4 438.726 15,2 7
GDP (DP-BHE) 114.100 3,9 118.965 4,1
DFU 62.507 2,1 65.989 2,3
DRP 14.375 0,5 18.418 0,6
DG 585 0,0
Einzelbewerber 153 0,0
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Niedersachsen[3][4]
Gegenstand der
Nachweisung
Erst-
stimmen
Zweit-
stimmen
Sitze Direkt-
mandate
Anzahl % Anzahl %
Wahlberechtigte 4.613.112 100,0 4.613.112 100,0
Wähler 4.083.490 88,5 4.083.490 88,5
Ungültig 81.650 2,0 140.535 3,4
Gültig 4.001.840 100,0 3.942.955 100,0 60 34
davon:
CDU 1.606.479 40,1 1.536.956 39,0 26 15
SPD 1.556.255 38,9 1.526.824 38,7 25 19
FDP 476.886 11,9 519.139 13,2 9
GDP (DP-BHE) 253.372 6,3 242.219 6,1
DRP 59.731 1,5 63.251 1,6
DFU 46.259 1,2 50.380 1,3
DG 2.543 0,1 4.186 0,1
Einzelbewerber 315 0,0
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Nordrhein-Westfalen[3][4]
Gegenstand der
Nachweisung
Erst-
stimmen
Zweit-
stimmen
Sitze Direkt-
mandate
Anzahl % Anzahl %
Wahlberechtigte 11.085.775 100,0 11.085.775 100,0
Wähler 9.799.429 88,4 9.799.429 88,4
Ungültig 233.453 2,4 281.183 2,9
Gültig 9.565.976 100,0 9.518.246 100,0 155 66
davon:
CDU 4.602.409 48,1 4.530.553 47,6 76 41
SPD 3.593.596 37,6 3.549.359 37,3 60 25
FDP 1.063.302 11,1 1.118.460 11,8 19
DFU 184.218 1,9 188.442 2,0
GDP (DP-BHE) 78.105 0,8 83.131 0,9
DRP 41.851 0,4 43.932 0,5
DG 2.299 0,0 4.369 0,0
WGnD 145 0,0
Einzelbewerber 51 0,0
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Rheinland-Pfalz[3][4]
Gegenstand der
Nachweisung
Erst-
stimmen
Zweit-
stimmen
Sitze Direkt-
mandate
Anzahl % Anzahl %
Wahlberechtigte 2.348.108 100,0 2.348.108 100,0
Wähler 2.069.927 88,2 2.069.927 88,2
Ungültig 69.645 3,4 99.994 4,8
Gültig 2.000.282 100,0 1.969.933 100,0 31 15
davon:
CDU 988.462 49,4 964.270 48,9 16 10
SPD 675.693 33,8 659.830 33,5 11 5
FDP 255.961 12,8 259.578 13,2 4
DRP 42.389 2,1 44.644 2,3
DFU 29.260 1,5 29.867 1,5
GDP (DP-BHE) 7.323 0,4 9.766 0,5
DG 1.194 0,1 1.978 0,1
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 im Saarland[3][4]
Gegenstand der
Nachweisung
Erst-
stimmen
Zweit-
stimmen
Sitze Direkt-
mandate
Überhang-
mandat
Anzahl % Anzahl %
Wahlberechtigte 714.512 100,0 714.512 100,0
Wähler 626.817 87,7 626.817 87,7
Ungültig 35.156 5,6 47.208 7,5
Gültig 591.661 100,0 579.609 100,0 9 5 1
davon:
CDU 291.936 49,3 284.255 49,0 5 5 1
SPD 198.625 33,6 194.003 33,5 3
FDP 75.373 12,7 74.893 12,9 1
DFU 18.580 3,1 18.683 3,2
DRP 5.303 0,9 5.404 0,9
GDP (DP-BHE) 1.544 0,3 1.738 0,3
DG 300 0,1 633 0,1
Ergebnis der Bundestagswahl 1961 in Schleswig-Holstein[3][4]
Gegenstand der
Nachweisung
Erst-
stimmen
Zweit-
stimmen
Sitze Direkt-
mandate
Überhang-
mandate
Anzahl % Anzahl %
Wahlberechtigte 1.626.141 100,0 1.626.141 100,0
Wähler 1.431.704 88,0 1.431.704 88,0
Ungültig 32.355 2,3 68.338 4,8
Gültig 1.399.349 100,0 1.363.366 100,0 24 14 4
davon:
CDU 609.048 43,5 569.216 41,8 13 13 4
SPD 510.160 36,5 495.728 36,4 8 1
FDP 174.848 12,5 188.619 13,8 3
GDP (DP-BHE) 50.356 3,6 52.820 3,9
SSW 24.951 1,8 25.449 1,9
DFU 17.399 1,2 17.951 1,3
DRP 11.835 0,8 12.114 0,9
DG 752 0,1 1.469 0,1
Erststimmenmehrheiten in den Wahlkreisen:
  • SPD
  • CDU/CSU
  • Folgen

    Mögliche Koalitionen Sitze
    Sitze gesamt 521
    voll stimmberechtigt 499
    Zweidrittel-Mehrheit 333
                CDU/CSU, SPD 454
    Absolute Mehrheit 250
                CDU/CSU, FDP 318

    Damit waren erstmals nur noch drei Fraktionen im Bundestag vertreten. Adenauer dachte kurzzeitig über eine Große Koalition mit der SPD nach, verwarf das allerdings wieder schnell. Seine CDU/CSU ging daher mit der bisher oppositionellen FDP eine Koalition ein. Entgegen der vorherigen Maxime wählte die FDP am 7. November 1961 Bundeskanzler Adenauer mit zum Bundeskanzler[5], konnte sich aber mit der Forderung durchsetzen, dass dieser noch in derselben Legislaturperiode das Amt an einen Nachfolger abtreten solle. Dennoch eilte ihr lange Zeit der Ruf nach, „umgefallen“ zu sein. Im Oktober 1963 trat Konrad Adenauer schließlich als Bundeskanzler zurück, sein Nachfolger wurde der populäre Wirtschaftsminister Ludwig Erhard.

    Der SPD hingegen gelang es, sich neue Wählerschichten zu erschließen, wofür unter anderem das neue Parteiprogramm und der neue Kandidat Gründe waren. Die SPD war auf dem Weg zur Volkspartei.

    Siehe auch

    Weblinks

    Commons: Bundestagswahl 1961 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. Wahl zum 4. Deutschen Bundestag am 17. September 1961 (Memento vom 6. Mai 2012 im Internet Archive) Der Bundeswahlleiter
    2. Wahl zum 3. Deutschen Bundestag am 15. September 1957 (Memento vom 6. Mai 2012 im Internet Archive) Der Bundeswahlleiter
    3. a b c d e f g h i j Ergebnis der Wahl zum 4. Deutschen Bundestag am 17. September 1961 nach Ländern (Memento vom 12. Januar 2011 im Internet Archive) (XLS; 32 kB)
    4. a b c d e f g h i j Sitze der Parteien am 17. September 1961 nach Ländern (Memento vom 12. Januar 2011 im Internet Archive) (XLS; 21 kB)
    5. Godehard Weyerer: Kanzler auf Abruf: Vor 50 Jahren wurde Konrad Adenauer zum vierten Mal zum Bundeskanzler gewählt, Kalenderblatt vom 7. November 2011, Deutschlandfunk