„Reißverschluss“ – Versionsunterschied

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
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Bevor der Reißverschluss seinen Siegeszug antreten konnte, wurden [[Kleidung]]sstücke mit [[Schnürung|Schnüren]], Bändern, [[Nestelband|Nestelbändern]], [[Fibel (Tracht)|Fibeln]], Knebeln und [[Knopf|Knöpfen]] sowie Haken und Ösen zusammengehalten.

Der Reißverschluss wurde ab 1851 von mehreren [[Erfinder]]n entwickelt. Der von [[Elias Howe]] 1851 [[patent]]ierte ''Automatische, ununterbrochene Kleiderverschluss'' fand noch keine praktische Verwendung. Die erste praktikable Idee dazu hatte der [[Vereinigte Staaten|US-Amerikaner]] [[Whitcomb Judson]] aus [[Chicago]] im Jahr 1890; er meldete sie 1892 und 1893 zum Patent an („{{lang|en|clasp locker}}“, „Klemmöffner für Schuhe“).<ref>{{Patent|Typ=Patent|Land=US|V-Nr=504037|A-Datum=1892-08-17|V-Datum=1893-07-29|Anmelder=Whitcomb Judson|Titel=Shoe-fastening}}</ref><ref>{{Patent|Typ=Patent|Land=US|V-Nr=504038|A-Datum=1891-11-07|V-Datum=1893-08-29|Anmelder=Whitcomb Judson|Titel=Clasp locker or unlocker for shoes}}</ref> Er diente hier zum Öffnen und Schließen der Stiefel. Im selben Jahr wurde der Reißverschluss von seinem Erfinder auf der [[World’s Columbian Exposition|Weltausstellung in Chicago]] präsentiert. Hier konnte er aber weder das Interesse von möglichen Anwendern noch beim allgemeinen Fachpublikum wecken. Daraufhin gründete er gemeinsam mit Colonel Lewis Walker (1855–1938) eine Firma, die das Patent weiterentwickeln und mögliche Fertigungsmaschinen dafür konstruieren sollte. 1905 war zwar eine Produktionsmaschine fertig gebaut, aber das Ergebnis vom praktischen Gebrauch noch weit entfernt. Von dem Ergebnis enttäuscht gab Judson auf und überließ Walker die Firma ''Automatic Hook and Eye Company''.

Erst 1912 stellte der [[Schweden|Schwede]] [[Gideon Sundbäck]] dank einiger Verbesserungen die Kunden zufrieden, nachdem er seine Ideen erstmals im Jahr 1909 in Deutschland hatte patentieren lassen.<ref>{{Patent|Typ=Patent|Land=DE|V-Nr=216807|A-Datum=1909-04-01|V-Datum=1909-12-04|Anmelder=Gideon Sundback|Titel=Verschluß für Kleidungsstücke jeder Art und für Gebrauchsgegenstände, bestehend aus an den Verschlußkanten des Kleidungsstücks o. dgl. kettenartig angeordneten Ösen- und Hakengliedern}}</ref> 1923 erwarb [[Martin Othmar Winterhalter]]<ref>[http://www.tagblatt.ch/lokales/stgallen/tb-st/Der-Erfinder-des-Reissverschlusses;art186,1231620 Martin Othmar Winterhalter als Erfinder des Reissverschlusses in www.tagblatt.ch] abgerufen am 22. Juli 2009</ref> aus [[St. Gallen]] ([[Schweiz]]) das Patent für [[Europa]], entwickelte den ursprünglich aus Kügelchen und Klemmbacken bestehenden Verschluss weiter und ersetzte diese durch die noch heute üblichen Rippen und Rillen. Er gab dem [[Produkt (Wirtschaft)|Produkt]] den Namen ''RiRi'' (=&nbsp;Rinne-Rippe). In seinem Unternehmen [[Riri (Reissverschlussproduzent)|Riri]] in [[Wuppertal]] (später und bis heute in [[Mendrisio]]) wurde dann der erste serienmäßig gefertigte Reißverschluss der Welt produziert.

Erstmals in großem Umfang wurden Reißverschlüsse 1917 in der [[United States Navy|US Navy]] bei wetterfesten Anzügen von [[Lotse]]n eingesetzt. Die allgemeine Umsetzung in Alltagskleidung fand ab 1925 und 1935 statt. Seitdem haben Reißverschlüsse im [[Textilie|Textilbereich]] an vielen Stellen die Knöpfe ersetzt.

Seit Mitte der 1950er Jahre setzten sich zunehmend Kunststoffreißverschlüsse durch. Diese sind deutlich flexibler und weisen eine höhere Festigkeit als Metallreißverschlüsse auf.

In Deutschland allein werden jährlich um die 70 Millionen laufende Meter an Reißverschlüssen produziert. Der weltgrößte Produzent von Reißverschlüssen ist das japanische Unternehmen [[Yoshida Kōgyō]] (YKK).

Gelegentlich werden auch Bibeln mit einem Reißverschluss versehen, um sie zu schützen.

== Pflege ==
Reißverschlüsse, die der Witterung ausgesetzt sind, beispielsweise in [[Schuh]]en, [[Stiefel]]n oder [[Zelt]]en, sollten regelmäßig von Sand, Schmutz und anderen Fremdkörpern gereinigt und anschließend mit [[Silikon]]<nowiki />spray behandelt werden. Dadurch bleibt der Reißverschluss leichtgängig, und die Lebensdauer verlängert sich deutlich; denn Schmutzpartikel im Reißverschluss erhöhen dessen Abnutzung. Außerdem bewirkt eine [[Imprägnierung]] des Reißverschlusses auf Silikonbasis, dass das Band abgedichtet wird, und verhindert zum Teil, dass Wasser durch die Zähne oder Spirale eindringt.

Schwergängige Reißverschlüsse mit Metallkrampen können durch das Einreiben mit [[Seife]], [[Wachs]] oder [[Graphit]] gängiger gemacht werden. Bei Reißverschlüssen mit Kunststoffzähnen oder Kunststoffspirale hilft Silikonspray, um diese wieder leichtgängig zu machen. Wenn man darauf achtet, insbesondere Reißverschlüsse mit Kunststoffspirale beim Waschen immer zu schließen, werden sie gar nicht erst schwergängig. Auch metallene sollten geschlossen werden, damit sie die Wäsche nicht unnötig abwetzen.


== Schwachpunkte und Reparatur ==
== Schwachpunkte und Reparatur ==

Version vom 19. November 2019, 12:21 Uhr

Funktionsweise eines Reißverschlusses

Der Reißverschluss (auch Zippverschluss oder kurz Zipp/Zip genannt) ist ein beliebig oft zu lösendes Verschlussmittel für Textilien, Leder oder Folien, das auf Formschluss beruht. Er besteht aus zwei Seitenteilen mit Krampen (kleinen Zähnen) und einem Schieber (schweizerdeutsch: Schlitten), mit dem die Krampen ineinander verhakt und wieder gelöst werden können. Reißverschlüsse können heute nicht nur aus Metall, sondern auch aus Kunststoff preiswert hergestellt werden. Ebenso gibt es wasserdichte Reißverschlüsse. Im Bereich der Bekleidung und Lederwaren zählt er zu den wichtigsten Verschlussteilen.

Aufbau

Aufbau des Schiebers

Jeder Streifen hat feine Metallzähne, aus Messing, Neusilber oder Aluminium, die beim Schließen durch einen Schieber ineinandergehakt werden. In modernen Reißverschlüssen werden immer häufiger Kunststoffzähne (meist aus Polyoxymethylen) verwendet, die im Spritzgussverfahren an die Stoffstreifen angespritzt werden. Ebenso sind auch Reißverschlüsse mit Kunststoffspirale üblich.

Man unterscheidet teilbare und nichtteilbare Reißverschlüsse. Eine besondere Form des teilbaren Reißverschlusses ist der Zwei-Wege-Reißverschluss, der sich an beiden Enden öffnen oder schließen lässt. Alle teilbaren Reißverschlüsse müssen sorgfältig bedient werden.

Spiralreißverschluss

Demo: Gegenläufige Helix (Wendelung)
Durch die an der Krümmung der Helix entstandene Verdickung hält der Reißverschluss zusammen

Von den beiden Wendeln (oder Helices) eines solchen Reißverschlusses ist eine rechts- und eine links gewendelt, damit sie gut zusammenpassen. Auch sind die Helixsteigungen im Überlappungsbereich reduziert und dafür dort, wo sie in das Textilband eingewebt sind, erhöht. An einem Reißverschluss für Zelte mit grober Helix-Zahnteilung von 2,7 mm ist mit einer Lupe gut erkennbar, dass die Spiralen sich deshalb verhaken lassen, weil die beiden ovalen Helices dort, wo sie einander durchdringen, am stärksten gekrümmt sind und genau dort an der Schlaufenspitze sich der Kunststoffdraht um etwa 50 % (in Laufrichtung des Reißverschlusses) verbreitert, gleichsam einen T-Doppelhaken bildet. Wechselweise halten zwei Schleifen der einen Helix die T-Haken-Fortsätze einer Schleifenspitze der anderen Helix und umgekehrt. Durch diese Art der Verhakung wird der gute Zusammenhalt bei großer Flexibilität des Reißverschlusses erreicht.

Da der Schnitt durch den Kunststoffdraht keinen Hohlraum zeigt, wird die hakenförmige Verdickung durch quetschende Quer-Prägung des Drahts erreicht. Hier knickt die Helix-Schleife auch etwas, krümmt sich also stärker.

Einzelteile
Bestandteile des Reißverschlusses
Die einzelnen Teile eines Reißverschlusses sind:
  • 1 – Oberes Bandende
  • 2 – Anfangsteil
  • 3 – Schieber, Schlitten
  • 4 – Schiebergriff
  • 5 – Band
  • 6 – Ketten- oder Spiralbreite
  • 7 – Endteil
  • 8 – Unteres Bandende
  • 9 – Einzel-Bandbreite
  • 10 – Steckteil
  • 11 – Kastenteil
  • 12 – Teilbarkeitsverstärkung

Geschichte


Schwachpunkte und Reparatur

Ein Schwachpunkt von Reißverschlüssen ist der Schieber (Zipper, Schlitten) an der Keil-Verbindung. Durch Schwergang eines ungepflegten/ungeschmierten Reißverschlusses kann der Zug auf den Schieber so groß werden, dass dieser bricht (evtl. auch durch Ermüdungsbruch). Mittlerweile sind hier auch Ersatzzipper erhältlich, die nachträglich auf den Reißverschluss aufgesetzt werden. Ein weiteres Problem von Reißverschlüssen ist die Handhabbarkeit des Schiebers, der für Kinder, Menschen mit eingeschränkter Motorik oder bei Benutzung mit Handschuhen schlecht greifbar ist. Dies kann durch Vergrößerung der Fläche, z. B. mittels angebrachter Bänder oder Schlaufen, erleichtert werden.

Varianten

Reißverschlussverfahren

Nach dem Funktionsprinzip wurde das Reißverschlussverfahren benannt, mit dem zwei Fahrzeugkolonnen auf eine Fahrspur zusammengeführt werden.

Literatur

  • Jan Kedves: Ziiiiiiip. In: Süddeutsche Zeitung vom 18./19. März 2017, S. 59.
  • Charles Panati: Universalgeschichte der ganz gewöhnlichen Dinge (Originaltitel: Extraordinary Origins of Everyday Things, übersetzt von Udo Rennert und Doris Mendlewitsch), Eichborn, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-8218-4118-4 (= Die Andere Bibliothek. Band 118).
  • Henry Petroski: Messer, Gabel, Reissverschluß: Die Evolution der Gebrauchsgegenstände (Originaltitel: The Evolution of Useful Things, übersetzt von Inge Rau). Birkhäuser, Basel 1994, ISBN 3-7643-2914-9.
Wiktionary: Reißverschluss – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Reißverschlüsse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise