Nachhaltige Entwicklung

Nachhaltige Entwicklung ist die übliche Übersetzung des englischen Begriffes sustainable development und bezeichnet eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der jetzigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen (Verkürzte Definition gemäß dem Brundtland-Bericht). Mit diesem Begriff wurde ein zentraler Aspekt der in der deutschsprachigen Forstwirtschaft entwickelte Idee der "Nachhaltigkeit" in die internationale politische und wissenschaftliche Diskussion eingeführt.

Begriffsgeschichte

Der Begriff Nachhaltigkeit ist in der hier geschilderten Bedeutung ursprünglich in der Forstwirtschaft (siehe Nachhaltigkeit (Forstwirtschaft)) nachweisbar und wurde im Jahr 1713 erstmals von Hans Carl von Carlowitz in Bezug auf Waldbewirtschaftung erwähnt. Auf die Gesamtwirtschaft übertragen wurde der Begriff „Nachhaltigkeit“ erstmals 1952. In den Grundsätzen der Interparlamentarischen Arbeitsgemeinschaft für naturgemäße Wirtschaftsweise heißt es: „Mit den sich erneuernden Hilfsquellen muss eine naturgemäße Wirtschaft betrieben werden, so dass sie nach dem Grundsatz der Nachhaltigkeit auch noch von den kommenden Generationen für die Deckung des Bedarfs der zahlenmäßig zunehmenden Menschheit herangezogen werden können.“ (zitiert nach: Wey 1982, S. 157)

Der Begriff fand später als sustainability Eingang in internationale Fachkreise.

In der Zusammensetzung sustainable development – und damit auch in der neuen Bedeutung – taucht der Begriff erstmals in der World Conservation Strategy und der Studie Global 2000 (Time to Act 1981, S. 137 ff.) auf. Wissenschaftlich liegen seine Ursprünge in den Forschungen von Meadows und Jay W. Forrester.

Die Brundtland-Definition wurde 1987 als Terminus eingeführt. Sie stellt im gewissen Sinne eine diplomatische Kompromiss- bzw. Konsensformel dar, um die oft gegebenen Zielkonflikte zwischen Umweltschutz und Entwicklung (Wirtschaftswachstum, vor allem in den Ländern des Südens) in Einklang zu bringen.

Schlüsselbegriffe nachhaltiger Entwicklung (Brundtland-Bericht)

Zwei Schlüsselbegriffe sind für die Umsetzung und das Verständnis von nachhaltiger Entwicklung und Nachhaltigkeit von zentraler Bedeutung:

„Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß zukünftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. Zwei Schlüsselbegriffe sind wichtig:

  • Der Begriff von „Bedürfnisse“, insbesondere der Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt, die die überwiegende Priorität haben sollten; und
  • der Gedanke von Beschränkungen, die der Stand der Technologie und sozialen Organisation auf die Fähigkeit der Umwelt ausübt, gegenwärtige und zukünftige Bedürfnisse zu befriedigen.“ (Hauff 1987 [1], S. 46)

Englisches Original:

“Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs. It contains within it two key concepts:

  • The concept of ‚needs‘, in particular the essential needs of the world's poor, to which overriding priority should be given; and
  • The idea of limitations imposed by the state of technology and social organization on the environment's ability to meet present and future needs (Brundtland).”

Nachhaltige Entwicklung und Nachhaltigkeit

Auf die fundamentale „Idee der Begrenzung“ der Brundtland-Definition von nachhaltiger Entwicklung wird selbst in Fachkreisen bisher kaum direkt Bezug genommen, da die Brundtland-Definition meist nur in verkürzter Form zitiert wird (Stappen 2006 [2], S. 19 ff.). Sie hat ihren Ursprung in dem berühmten Bericht des Club of Rome, „Grenzen des Wachstums“. Die „Idee der Begrenzung“ verweist auch auf den systemtheoretischen Terminus der Nachhaltigkeit im Sinne von Aufrechterhaltbarkeit:

„Zustand eines Systems, das sich so verhält, dass es über unbeschränkte Zeiträume ohne grundsätzliche oder unsteuerbare Veränderungen (Zusammenbruch) […] existenzfähig bleibt und vor allem nicht in den Zustand der Grenzüberziehung gerät“ (Meadows: Die neuen Grenzen des Wachstums, 1992, S. 298).

Die dauerhafte Existenzfähigkeit der Erde und Ökosysteme ohne „Grenzüberziehung“ ist zusammen mit der Erfüllung der Grundbedürfnisse aller Menschen dieser und zukünftiger Generationen das eigentliche Ziel der Nachhaltigkeit/nachhaltigen Entwicklung. Die normative entscheidende Frage, was eine nicht tolerable „Grenzüberziehung“ ist, ist jedoch strittig. Insbesondere ist es aus prinzipiellen Gründen nicht möglich, die „Grenzen der Technik und der sozialen Organisation“ ex ante so zu bestimmen, dass daraus ohne Zuhilfenahme weiterer Normen sicher und langfristig geltende Grenzen menschlichen Handelns abgeleitet werden können.

Entsprechend des Ursprungs des Begriffs in der Forstwirtschaft bezeichnet der Begriff „Nachhaltigkeit“ tendenziell eine Situation, in der ein bekannter Satz biophysikalischer Größen angesichts menschlicher Eingriffe (etwa die Holzmenge) „auf ewig“ konstant gehalten werden soll. Dies legt im Sinne einer starken Nachhaltigkeit eine Betonung der ökologischen Grenzen menschlichen Handlens nahe. Demgegenüber betont die nachhaltige Entwicklung ‚sensu‘ WCED den sozialen Primat der internationalen und intergenerationalen Befriedigung von Grundbedürfnissen angesichts zumindest mittelfrisitig wirksamer Begrenzungen.

Aufgrund der Unklarheit gibt es Versuche „nachhaltige Entwicklung“ präziser und völkerrechtskonform zu definieren (Stappen 2004–2008, S. 25 ff.). Dabei wird auch auf vorhandene UN-Normen und -Dokumente (Rio-Erklärung, World Charter for Nature, Stockholm Conference 1972) zurückgegriffen. Ziel ist, über eine völkerrechtskonforme Definition das Konzept der nachhaltigen Entwicklung normativ zu stärken, d. h. auch das Problemlösungspotentital zu erhöhen. Der Vorteil dieser Vorgehensweise im Unterschied zu gerechtigkeitstheoretischen (Ott/Döring: 2004) und wissenschaftlich-normativen Ansätzen (Renn et al.: 2007) besteht darin, dass die hierfür nötigen Normen international nicht mehr legitimiert werden müssen. Folgende Definition ist konform mit dem Völkerrecht und per se gültig:

„Nachhaltige Entwicklung der Erde ist eine Entwicklung, die die Grundbedürfnisse aller Menschen befriedigt und die Gesundheit und Integrität des Erdökosystems bewahrt, schützt und wiederherstellt, ohne zu riskieren, dass zukünftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können und ohne die Grenzen der Tragfähigkeit der Erde zu überschreiten.“ (Stappen 2004–2008, S. 25 ff.)

(“Sustainable development of the Earth is a development that meets the basic needs of all human beings and which conserve, protect and restore the health and integrity of the Earth's ecosystem, without compromising the ability of future generations to meet their own needs and without going over the limits of long term capacity of the earth’s ecosystem.) (Stappen 2004–2008, S. 25 ff.)

Leider gibt es keine fachwissenschaftlich oder politisch durchgängig akzeptierten Definitionen für die „Gesundheit und Integrität des Erdökosystems“, die nicht ihrerseits diskursiver oder demokratischer Legitimierung bedürften.

Im weiteren Verlauf der wissenschaftlichen Diskussion entstand das sogenannte Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit. Demnach wird zwischen ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit unterschieden. In der Fachwelt stieß dieses Modell bisweilen auf Kritik. In einer affirmativen Lesart bezeichnen die drei Säulen die drei – selten gleichzeitig optimierbaren – Zielbereiche nachhaltiger Entwicklung. Im Kontext der Brundtland-Definion ist der gleichrangige Bezug nachhaltiger Entwicklung (siehe Erläuterungen oben) auf Generationengerechtigkeit (inter-generationelle Gerechtigkeit) und auf globale Gerechtigkeit (internationale Gerechtigkeit) angelegt.

Leitprinzip des 21. Jahrhunderts (Vereinte Nationen)

Mit dem Erdgipfel meint man einen hoch stehenden schwanz der seinen orgasmus verbergen willUNCED) vom 3. bis 14. Juni 1992 in Rio de Janeiro wurde Nachhaltigkeit bzw. nachhaltige Entwicklung als normatives, internationales Leitprinzip der Staatengemeinschaft, der Weltwirtschaft, der Weltzivilgesellschaft sowie der Politik anerkannt und als Grundprinzip der Rio-Deklaration und der Agenda 21 verankert. Im Zentrum des Erdgipfels standen im Prinzip alle Lebensbereiche, insbesondere die Neuausrichtung von Produktion und Konsum in Richtung Nachhaltigkeit in den Industrieländern, sowie die Bekämpfung der Armut in den Entwicklungsländern.

Konkretisiert wurde der Begriff Nachhaltigkeit in den Dokumenten des Rio-Johannesburg-Prozesses wie zum Beispiel der Agenda 21, der Klimarahmenkonvention, des Kyoto-Protokolls und des Aktionsplans von Johannesburg. Auf der örtlichen Ebene ist der Begriff durch die Bewegung Lokale Agenda 21 bekannt geworden. Wissenschaftlich beschäftigt sich die Nachhaltigkeitswissenschaft mit dem Gesamtkomplex Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung.

Grob betrachtet, steht Nachhaltigkeit im Gegensatz zur Verschwendung und kurzfristigen Plünderung von Ressourcen, und bezeichnet einen schonenden, verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen, der auch an zukünftigen Entwicklungen und Generationen orientiert ist. Wegweisend für diese Denkweise war der Text Die Grenzen des Wachstums der internationalen wissenschaftlichen Institution Club of Rome.

Neuere Entwicklungen

Seit dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung (Johannesburg 2002) wird ein Paradigmenwechsel zur Nachhaltigkeitsstrategie vollzogen, das heißt der Schwerpunkt liegt auf Konzepten und Methoden zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele. Außerdem wurden die Millenniumsziele der Vereinten Nationen fester Bestandteil der Umsetzung. Die Kluft zwischen Wort und Tat liegt insbesondere an fehlenden Finanzierungsmitteln, denn zur Realisierung dieser Ziele müssten bis 2015 980 Mrd. US-Dollar zusätzlich bereitgestellt werden. Diese Mittel zu aktivieren hat sich die Global Marshall Plan Initiative verschrieben.

In Johannesburg wurde auch beschlossen, die Bildungsanstrengungen zur Umsetzung von Nachhaltigkeitskonzepten zu verstärken. Seit dem 1. Januar 2005 gibt es daher eine „UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Umweltbildung und globales Lernen sollen dazu beitragen, Gedanken und Strategien nachhaltiger Entwicklung besser als bisher in der Gesellschaft zu verankern.

Ebenfalls greifen verschiedene Wissenschaften, wie etwa die Geowissenschaften, die Diskussion auf. Hier ist beispielsweise die Forschungsstelle für das Recht der Nachhaltigen Entwicklung [3] an der Universität Bayreuth zu nennen. Die Vielfalt der Initiativen ist dabei sehr hoch, wobei man Methoden mit dem Ziel einer Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele als Nachhaltigkeitsstrategien bezeichnet.

Übersetzungsvarianten von “sustainable development”

Für den Begriff sustainable development gibt es in der deutschen Sprache insgesamt über 70 Übersetzungsvarianten.[4] Neben „nachhaltige Entwicklung“ ist eine andere stark gebräuchliche Übersetzungsvariante „zukunftsfähige Entwicklung“ bzw. „Zukunftsfähigkeit“ für sustainability. Dieser Begriff wurde 1995 mit der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ des Wuppertal Instituts eingeführt.

Weitere Übersetzungsvarianten, jedoch seltener im Gebrauch, sind: dauerhafte Entwicklung (Brundtland-Kommission), zukunftsbeständige Entwicklung (ICLEI,[5]), zukunftsverträgliche Entwicklung (Enquête-Kommission Globalisierung des Deutschen Bundestages), durchhaltbare Entwicklung (Erhard Eppler) oder aufrechterhaltbare Entwicklung (Meadows)

Ein Beispiel für praktische Übersetzungsprobleme liefert die Verwendung des Begriffs sustainable im Vertrag von Maastricht über die Europäische Union. Im Maastrichter Vertrag verpflichtete sich die Gemeinschaft in Artikel 2 EGV, „ein beständiges, nichtinflationäres und umweltverträgliches Wachstum“ bzw. in der englischen Version a sustainable and non-inflationary growth respecting the environment herbeizuführen. In der deutschen Übersetzung ist dieser Bezug zum Konzept der nachhaltigen Entwicklung weitaus weniger deutlich. Diese taucht im deutschen Vertragstext nur in Artikel 130 u EGV auf, der die Entwicklungszusammenarbeit regelt. In der englischen Textfassung heißt es dagegen sowohl im Artikel 2 EGV als auch im Artikel 130 u EGV sustainable. Auch im Artikel B des Maastrichter Vertrags ist noch einmal im englischen Text von einem economic and social progress which is balanced and sustainable die Rede, während es im deutschen Text „ausgewogenen und dauerhaften wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt“ heißt. Auf drei unterschiedliche Übersetzungen des Begriffs sustainable kommt außer der deutschen Vertragsfassung nur noch die griechische Variante.[6]

Popularisierung des Begriffes

Verwendungen von „nachhaltig“ als Adjektiv

Oft finden wir auch Begriffe wie nachhaltige Stadtentwicklung, nachhaltige Landwirtschaft, nachhaltiger Tourismus, nachhaltiges Wachstum. Damit ist gemeint, dass das Objekt wie z. B. die Stadtentwicklung im Sinne der Brundtland-Definition und des Rio-Johannesburg-Prozess verstanden wird.

Parallele Verwendung des Begriffes in seiner landläufigen Bedeutung und im hier behandelten Sinne

Die Bedeutung der Begriffe nachhaltig und Nachhaltigkeit im hier geschilderten Sinne von „dauerhaft aufrechterhaltbar“ mag zwar dem „etymologisch ursprüngliche(n) Wortsinn von Nachhaltigkeit“ (Konrad Ott vom Sachverständigenrat für Umweltfragen) entsprechen, deckt sich jedoch nicht mit der seit langer Zeit in der Umgangssprache geläufigen Bedeutung der Begriffe (nachhaltig: „sich auf längere Zeit stark auswirkend“; Nachhaltigkeit: „längere Zeit anhaltende Wirkung“[7].

Ob es sich bei der Verwendung der Begriffe als deutsche Übersetzung für die ohne Zweifel nur schwer adäquat zu übertragenden englischen Begriffe sustainable und sustainability jedoch nun tatsächlich um eine Art bewussten Rückgriff auf eine etymologisch ursprüngliche, im Laufe der Jahrhunderte in der Umgangssprache verschliffene und in einem 200 Jahre alten Text noch einmal nachweisbare Bedeutung handelt, oder ob wir es nicht vielmehr mit einer Art „nachgeschobener Legitimation“ für die Erfindung eines translatorischen Notbehelfs zu tun haben, dürfte kaum nachweisbar sein. Unabhängig davon treffen wir jedoch hier auf den bewussten Versuch der Etablierung einer für die überwiegende Mehrheit der Sprecher neuen Bedeutung für einen geläufigen Begriff.

Durch die Häufigkeit der Verwendung des Begriffs insbesondere in den Medien existieren heute im Sprecherbewusstsein beide Bedeutungen parallel. Der Verdacht liegt nahe, dass aufgrund dieser Popularität die Aussagekraft des Begriffes stark abgenommen hat und es häufig zu einem Verwaschen und zu einer Vermengung der beiden Bedeutungen kommt. Der Begriff wird daher heute häufig ohne ein tatsächliches Verständnis seiner Hintergründe benutzt („nachhaltige Kursentwicklung von Aktien“, „nachhaltige Klimaentwicklung“). Oft ist eigentlich dauerhaft oder anhaltend gemeint.

Deutsche Diskussion

Bis 1995 gab es wenige Zentren der Nachhaltigkeitsdiskussion in Deutschland. Wichtigste Zentren waren in der Frühzeit unter anderem das Wuppertal-Institut unter Leitung von Ernst Ulrich von Weizsäcker, das Forum Umwelt und Entwicklung in Bonn (NGO), sowie in Bayern die Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde. Erst 1994 waren die Dokumente des Rio-Erdgipfels wie zum Beispiel die Agenda 21 in deutscher Sprache verfügbar. Damit setze auch eine breitere Umsetzungsdiskussion ein. Einen bis heute nachwirkenden Diskussionbeitrag leistete die Studie Zukunftsfähiges Deutschland.

Erste Umsetzung

Das erste große Modellprojekt zur Umsetzung der Nachhaltigkeit und der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ war das vom Bundespräsident Roman Herzog ausgezeichnete Nationalprojekt, das Altmühltal-Agenda 21-Projekt (1995–1998) der Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, wo in 25 Projektbereichen über 100 Maßnahmen durchgeführt wurden ([8]). Auch starteten die ersten Lokale Agenda 21-Prozesse, die teilweise in die Ausarbeitung lokaler Nachhaltigkeitsstrategien mündeten.

Politik

In der Folge wurde die politische Diskussion durch mehrere Enquête-Kommissionen des Deutschen Bundestages geführt. Am 21. Februar 2001 wurde der Rat für Nachhaltige Entwicklung berufen, welcher neben der Beratung der Bundesregierung in Sachen Nachhaltigkeitspolitik auch jährliche Kongresse durchführt. Eine Art „Stimmungsbarometer“ der aktuellen Diskussion über Nachhaltigkeit in Deutschland sind die jeweiligen „Jahresreden“ des Kongresses vom Vorsitzenden (derzeit Volker Hauff) und vom Bundeskanzler. Die Vereinten Nationen haben die Dekade 2005–2015 zur „UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung“ erklärt.

Wirtschaft

Auf globaler Ebene unterstützt unter anderem der Weltwirtschaftsrat für Nachhaltige Entwicklung (WBCSD) Unternehmen darin, ihre Aktivitäten nachhaltiger zu gestalten und sozial und unweltpolitische Gesichtspunkte stärker zu berücksichtigen. Zudem wird in unterschiedlichen Wirtschaftszweigen versucht, ein Wirtschaften, das im Einklang mit den Prinzipien nachhaltiger Entwicklung steht, aufzugreifen und zu diskutieren. Hierzu zählt etwa die Bau- und Papierindustrie, aber auch die Elektronikindustrie, auf die der Artikel Green IT näher eingeht. Unter Nachhaltigkeitsmanagement wird zunehmend das integrierte Management sozialer, ökonomischer und ökologischer Aspekte auf der Ebene eines Unternehmens verstanden. Mittelerweile hat auch die Finanzindustrie die Vorteile des Investments in nachhaltige Anlagen entdeckt.

Wissenschaft

In der Wissenschaft entwickelten sich nach einer längeren Anlaufphase ab 1997 eine Vielzahl von Arbeitsschwerpunkten. Sie reichen heute von der einzelwirtschaftlichen Betrachtung des „betrieblichen Umweltschutzes“ über Funktionszusammenhänge wie „nachhaltige Mobilität“, „nachhaltigen Konsum“ oder „nachhaltige Investition“ bis hin zu Betrachtungen weltweiter Zusammenhänge wie „globale Nachhaltigkeit und WTO“ und ähnlicher Entwicklungspolitik.

Seit 2001 gibt es auch eine Nachhaltigkeitswissenschaft (Sustainability Science).

Quellenangaben

  1. Volker Hauff (Hrsg.): Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Greven 1987, Eggenkamp Verlag, ISBN 3-923166-16-1
  2. Ralf K. Stappen: A Sustainable World is Possible. Der Wise Consensus. Eichstätt 2004–2008, PDF
  3. Forschungsstelle für das Recht der Nachhaltigen Entwicklung – Universität Bayreuth
  4. Katrin Wullenweber: Wortfang. Was die Sprache über Nachhaltigkeit verrät. in: Politische Ökologie. München 63/64.2000, S. 23–24. ISSN 0933-5722
  5. Webpage ICLEI – Local Governments for Sustainability
  6. Nigel Haigh, R. Andreas Kraemer: “Sustainable Development” in den Verträgen der Europäischen Union. in: Zeitschrift für Umweltrecht. Berlin 5.1996, S. 239–242. ISSN 0943-383X
  7. Duden. Deutsches Universalwörterbuch, 1996)
  8. Franz von Assisi Akademie zum Schutz der Erde – Projektbericht zur Altmühltal-Agenda 21 (PDF-Datei, ca 0,5 MB

Literatur