Heckenausdruck

Ein Heckenausdruck (auch sprachliche Hecke) ist eine adverbiale oder adjektivische Wendung, mit der der Sprecher eine Aussage darüber macht, in welchem Maße er bestimmte Dinge einer Kategorie zuordnet. Diese Repräsentativitätsskala geht von „X ist eine Art Y“ bis „X ist Y par excellence“. Der Satz „X ist eine Art Y“ bezeichnet dann einen peripheren Vertreter der Kategorie, während die Redewendung „X ist Y par excellence“ X als einen typischen Vertreter (Prototyp) der Kategorie Y ausweist:

„Der Spatz ist ein Vogel par excellence“ vs. 
„Der Pinguin ist eine Art Vogel“

Die Pinguinvögel erinnern den Westeuropäer am wenigsten an einen landläufigen Vogel: Die Spheniscidae (so der wissenschaftliche Name) fliegen nicht, das Federkleid ist nur bei näherer Betrachtung erkennbar und sie sind meistens im Wasser, soweit sie nicht durch die Mauser davon abgehalten werden. Wenn sie mit 35 km/h aus dem Wasser schnellen, verwechselt sie ein ungeübtes Auge gar mit Delphinen. Im Gegensatz ist der Spatz eine der bekanntesten und bis Ende des 20. Jahrhunderts auch am weitesten verbreiteten Vogelarten überhaupt.

Bezogen auf eine Sprache und den zugehörigen Kulturraum lässt sich somit statistisch erheben, in welchem Maße Kategorisierungen möglich und sinnvoll sind. So wäre es widersprüchlich, im Deutschen zu sagen „Die Eiche ist im weitesten Sinne ein Laubbaum“, da die Eiche in Deutschland als typischer Laubbaum gilt.

Heckenausdrücke widersprechen also prinzipiell wegen ihrer Mehrdeutigkeit den Konversationsmaximen, da die Aussagen jeweils relativ zu einem spezifischen kulturellen Hintergrund zu betrachten sind.

Beispiele

  • typisch
  • seltsam
  • im strikten/engeren/weiteren Sinne
  • Zoologisch gesehen ist ein Pinguin ein Vogel
  • Eigentlich ist ein Wal ein Säugetier
  • Streng genommen ist Rhabarber ein Gemüse
  • Lose gesprochen gilt ein Telefon als Möbelstück

Quellen

  • Hadumod Bußmann (Hrsg.) unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage. Kröner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-520-45204-7.
  • Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache. 4. Auflage, Verlag J.B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2010. ISBN 3-476-02335-4.
  • George Lakoff: Hedges. A Study in Meaning Criteria and the Logic of Fuzzy Concepts. 1972, S. 183–228
  • George Lakoff: Hedges and Meaning Criteria. In: R. I. McDavid, A. R. Duckert: Lexicography in English. 1973, S. 144–153
  • Urania Tierreich, Bd. 3, 1996, S. 27f.
  • Wikipedia-Artikel Haussperling

Literatur

  • Gudrun Clemen: Hecken in deutschen und englischen Texten der Wirtschaftskommunikation : eine kontrastive Analyse. Dissertation, Universität Siegen 1998 (Volltext)

Siehe auch

Wiktionary: Heckenausdruck – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen