„Hagendorf (Zerbst)“ – Versionsunterschied

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Das genaue Datum der Gründung von Hagendorf ist nicht bekannt. Der Wortherkunft und seiner Lage im Hohen Fläming nach, muss es sich um ein [[Hagenhufendorf]] gehandelt haben, welches zum Zweck des [[Landesausbau]]s und der [[Urbarmachung]] in der Zeit der deutschen Besiedelung um 1250 entstanden war. Solche Dörfer waren dabei mit einem [[Lokator]], den Hagengenossen sowie eigener Gerichtsbarkeit ([[Hagenrecht]]) selbstverwaltet und lagen, wie hier, in [[Rodungsgebiet]]en.<ref name="Hagen" /> Erste Erwähnungen finden sich 1324 als ''Hagindorp'' sowie ab 1397 als ''Hagendorp''.<ref name="Bily" /> Das ursprüngliche Hagenhufendorf ist irgendwann, vermutlich aufgrund des eher schlechten Bodens während der [[Spätmittelalterliche Agrarkrise|spätmittelalterlichen Agrarkrise]] im 15. Jahrhundert, wieder wüst gefallen und lag ausweislich einer typischen Flursituation mit [[Bewuchsmerkmal]]en anscheinend nördlich des späteren Rittergutes zwischen Hagendorfer Nuthe und einem heute noch vorhandenen, parallel verlaufenden Feldweg mit gegenüberliegenden Hufen. Zudem vermutet der Historiker [[Matthias Friske]] aufgrund des noch vorhandenen Friedhofs, dass es in Hagendorf auch mal eine Kirche gegeben haben muss.<ref name="Kirche" /><ref name="Ney" />
Das genaue Datum der Gründung von Hagendorf ist nicht bekannt. Der Wortherkunft und seiner Lage im Hohen Fläming nach, kann es sich um ein [[Hagenhufendorf]] gehandelt haben, welches zum Zweck des [[Landesausbau]]s und der [[Urbarmachung]] in der Zeit der deutschen Besiedelung um 1250 entstanden war. Solche Dörfer waren dabei mit einem [[Lokator]], den Hagengenossen sowie eigener Gerichtsbarkeit ([[Hagenrecht]]) selbstverwaltet und lagen, wie hier, in [[Rodungsgebiet]]en.<ref name="Hagen" /> Erste Erwähnungen finden sich 1324 als ''Hagindorp'' sowie ab 1397 als ''Hagendorp''.<ref name="Bily" /> Das ursprüngliche Hagenhufendorf ist irgendwann, vermutlich aufgrund des eher schlechten Bodens während der [[Spätmittelalterliche Agrarkrise|spätmittelalterlichen Agrarkrise]] im 15. Jahrhundert, wieder wüst gefallen und lag ausweislich einer typischen Flursituation mit [[Bewuchsmerkmal]]en anscheinend nördlich des späteren Rittergutes zwischen Hagendorfer Nuthe und einem heute noch vorhandenen, parallel verlaufenden Feldweg mit gegenüberliegenden Hufen. Zudem vermutet der Historiker [[Matthias Friske]] aufgrund des noch vorhandenen Friedhofs, dass es in Hagendorf auch mal eine Kirche gegeben haben muss.<ref name="Kirche" /><ref name="Ney" />


Das Gebiet im Vierländereck zwischen Erzstift Magdeburg, Anhalt, Mittelmark und Sachsen befand sich im 14. Jahrhundert als ''Grafschaft Lindau'' im Besitz der [[Edelfrei|edelfreien]] Grafen von [[Lindow-Ruppin]]. Im Jahr 1370 verpfändete Graf Albrecht VI. von Lindow-Ruppin die [[Herrschaft (Territorium)|Herrschaft]] Lindau an Fürst Johann II. von [[Anhalt-Köthen]] bevor sie 1461 schließlich an die Fürsten von Anhalt-Köthen mit einem Wiederkaufsrecht verkauft wurde. Mit dem Erlöschen des Adelsgeschlechts Lindow-Ruppin 1524 ging das Wiederkaufsrecht an deren Lehnsherren, die [[Mark Brandenburg|Kurfürsten von Brandenburg]], über. Zu der Zeit war Hagendorf wie das direkt angrenzende Nedlitz eine zu Deetz gehörende wüste Feldmark. Ab 1559 wurden Reuden und Nedlitz wieder ''neu angericht''. 1577 überließ Kurfürst [[Johann Georg (Brandenburg)|Johann Georg von Brandenburg]] dem [[Haus Anhalt]] die [[Herrschaft Lindau]] als Mann- und [[Afterlehen]].<ref name="Lit1961" /><ref name="Kirche" /><ref name="Ney" />
Das Gebiet im Vierländereck zwischen Erzstift Magdeburg, Anhalt, Mittelmark und Sachsen befand sich im 14. Jahrhundert als ''Grafschaft Lindau'' im Besitz der [[Edelfrei|edelfreien]] Grafen von [[Lindow-Ruppin]]. Im Jahr 1370 verpfändete Graf Albrecht VI. von Lindow-Ruppin die [[Herrschaft (Territorium)|Herrschaft]] Lindau an Fürst Johann II. von [[Anhalt-Köthen]] bevor sie 1461 schließlich an die Fürsten von Anhalt-Köthen mit einem Wiederkaufsrecht verkauft wurde. Mit dem Erlöschen des Adelsgeschlechts Lindow-Ruppin 1524 ging das Wiederkaufsrecht an deren Lehnsherren, die [[Mark Brandenburg|Kurfürsten von Brandenburg]], über. Zu der Zeit war Hagendorf wie das direkt angrenzende Nedlitz eine zu Deetz gehörende wüste Feldmark. Ab 1559 wurden Reuden und Nedlitz wieder ''neu angericht''. 1577 überließ Kurfürst [[Johann Georg (Brandenburg)|Johann Georg von Brandenburg]] dem [[Haus Anhalt]] die [[Herrschaft Lindau]] als Mann- und [[Afterlehen]].<ref name="Lit1961" /><ref name="Kirche" /><ref name="Ney" />

Version vom 30. Januar 2020, 12:09 Uhr

Hagendorf
Koordinaten:52° 4′ N, 12° 15′ OKoordinaten: 52° 4′ 11″ N, 12° 14′ 55″ O
Eingemeindung:1. Juli 1950
Eingemeindet nach:Nedlitz
Postleitzahl:39264

Hagendorf ist ein ehemaliges Rittergut und Ortsteil der Ortschaft Nedlitz der Stadt Zerbst/Anhalt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt.

Lage

Das Dorf Hagendorf im Hohen Fläming liegt nahe der Hagendorfer Nuthe in der Nedlitzer Niederung des Naturparks Fläming zwischen den Orten Deetz, Nedlitz und Reuden/Anhalt an der Dobritzer Straße (K 1254). Die Landesgrenze zu Brandenburg verläuft unmittelbar östlich von Hagendorf. Die Stadt Zerbst liegt ca. 15 Kilometer westlich.

Geschichte

Anhaltinus Ducatus im Jahr 1645
Hagendorf, Findling, Gedenkstein

Das genaue Datum der Gründung von Hagendorf ist nicht bekannt. Der Wortherkunft und seiner Lage im Hohen Fläming nach, kann es sich um ein Hagenhufendorf gehandelt haben, welches zum Zweck des Landesausbaus und der Urbarmachung in der Zeit der deutschen Besiedelung um 1250 entstanden war. Solche Dörfer waren dabei mit einem Lokator, den Hagengenossen sowie eigener Gerichtsbarkeit (Hagenrecht) selbstverwaltet und lagen, wie hier, in Rodungsgebieten.[1] Erste Erwähnungen finden sich 1324 als Hagindorp sowie ab 1397 als Hagendorp.[2] Das ursprüngliche Hagenhufendorf ist irgendwann, vermutlich aufgrund des eher schlechten Bodens während der spätmittelalterlichen Agrarkrise im 15. Jahrhundert, wieder wüst gefallen und lag ausweislich einer typischen Flursituation mit Bewuchsmerkmalen anscheinend nördlich des späteren Rittergutes zwischen Hagendorfer Nuthe und einem heute noch vorhandenen, parallel verlaufenden Feldweg mit gegenüberliegenden Hufen. Zudem vermutet der Historiker Matthias Friske aufgrund des noch vorhandenen Friedhofs, dass es in Hagendorf auch mal eine Kirche gegeben haben muss.[3][4]

Das Gebiet im Vierländereck zwischen Erzstift Magdeburg, Anhalt, Mittelmark und Sachsen befand sich im 14. Jahrhundert als Grafschaft Lindau im Besitz der edelfreien Grafen von Lindow-Ruppin. Im Jahr 1370 verpfändete Graf Albrecht VI. von Lindow-Ruppin die Herrschaft Lindau an Fürst Johann II. von Anhalt-Köthen bevor sie 1461 schließlich an die Fürsten von Anhalt-Köthen mit einem Wiederkaufsrecht verkauft wurde. Mit dem Erlöschen des Adelsgeschlechts Lindow-Ruppin 1524 ging das Wiederkaufsrecht an deren Lehnsherren, die Kurfürsten von Brandenburg, über. Zu der Zeit war Hagendorf wie das direkt angrenzende Nedlitz eine zu Deetz gehörende wüste Feldmark. Ab 1559 wurden Reuden und Nedlitz wieder neu angericht. 1577 überließ Kurfürst Johann Georg von Brandenburg dem Haus Anhalt die Herrschaft Lindau als Mann- und Afterlehen.[5][3][4]

Mit der Erbteilung Anhalts 1603 gehörte das Gebiet zu Anhalt-Zerbst. Im Dreißigjährigen Krieg fielen viele Orte in der Umgebung wüst. Auf einer Karten aus dem Jahr 1645 ist Hagendorf wie auch das benachbarte Deetz nicht eingezeichnet. Nedlitz war 1636 abgebrannt. Mitte des 17. Jahrhunderts stand Ludwig Ernst von Kalitsch im Dienst der Anhalt-Zerbster Fürsten und wurde von diesen um 1680 mit dem Rittergut Hagendorf belehnt.[6][7][8][9] Zu dieser Zeit gehörte Hagendorf zusammen mit Dobritz, Grimme, Reuden und Nedlitz zum Amt Lindau. Mit der Zerbster Teilung 1797 wurde Hagendorf vom Amt Lindau getrennt und kam als adeliges Dorf zu Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau.[10][11][12][13]

Mit der Landschaftsordnung von 1859 wurde nach der Vereinigung der drei anhaltinischen Teilherzogtümer zum Herzogtum Anhalt der Landtag des Herzogtums Anhalt geschaffen. 12 der 36 Abgeordneten wurden von der Ritterschaft gewählt. Unter der 47 landtagsfähigen Rittergütern war auch das Rittergut Hagendorf der Familie Kalitsch. Hagendorf gehörte zu dieser Zeit zur Gemeinde Dobritz und es bestand aus 10 Häusern mit 48 Einwohnern sowie ausgedehnten Ländereien. Das Gut gehörte Landrat Friedrich von Kalitsch (1786–1870)[13][7]

Am 1. Juli 1950 wurde Hagendorf nach Nedlitz eingegliedert. Bis zum 31. Dezember 2009 war Nedlitz eine selbständige Gemeinde mit dem zugehörigen Ortsteil Hagendorf. Danach gehörte beides zur Gemeinde Zerbst. 2015 hatte Hagendorf 28 Einwohner.

Besonderheiten

  • Der Ort Görzke, in dem der Zerbster Söldner Peter Hagendorf nach dem Dreißigjährigen Krieg 1649 seine Heimat fand, befindet sich ca. 10 Kilometer nordöstlich jenseits der Landesgrenze.
  • In Hagendorf befindet sich an der Dobritzer Straße der Findling Großer Stein, ein Gedenkstein, der die Hagendorfer und Nedlitzer Opfer des Ersten Weltkriegs nennt. Er ist seit 1967 Naturdenkmal.[14]

Einzelnachweise

  1. Andreas Reuschel: Hagenhufensiedlungen oder „Hägerhufensiedlungen“ in der Ithbörde? Ein Beitrag zur Ausdifferenzierung eines siedlungsgeographischen Terminus und Phänomens, Dissertation. Bonn 2010, S. 42 ff. (uni-bonn.de [PDF]).
  2. Inge Bily: Ortsnamenbuch Des Mittelelbegebietes. Akademie Verlag, 1996, ISBN 978-3-05-002505-6, S. 194 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b Matthias Friske: Mittelalterliche Kirchen im westlichen Fläming und Vorfläming. 1. Auflage. Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, 2007, ISBN 978-3-86732-004-7, S. 125 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. a b Gustav Hey, Karl Schulze: Die Siedlungen in Anhalt. Ortschaften und Wüstungen mit Erklärung ihrer Namen. Waisenhaus, Halle 1905.
  5. Gerd Heinrich: Die Grafen von Arnstein, (Mitteldeutsche Forschungen; Band 21), Köln/Graz 1961, Zweiter Teil: Entstehung und Ausbildung der Herrschaften der Grafen von Arnstein, Grafen von Barby und Grafen von Lindow, Kapitel VIII: Die Herrschaften Lindau und Möckern, S. 392–412.
  6. Deutsche Adelsgenossenschaft (Hrsg.): Jahrbuch des Deutschen Adels, Band 2, 1898, Verlag von W. T. Bruer, S. 160–165
  7. a b Ferdinand Siebigk: Das Herzogthum Anhalt: historisch, geographisch und statistisch dargestellt. Desbarats, Dessau 1867, S. 127 ff. u. 676 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Landesarchiv Sachsen: E 191 Familienarchiv von Kalitsch. S. 326 (sachsen-anhalt.de [PDF]).
  9. Johann Christoph Becmann: Historie Des Fürstenthums Anhalt. Samuel Tietzen, 1710, S. 232 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Franz Büttner Pfänner zu Thal: Anhalts Bau-und Kunst-Denkmäler. Dessau 1894, S. 476 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Lebrecht Ludwig Baentsch: Handbuch der Geographie und Geschichte des gesammten Fürstenthums Anhalt. Selbstverlag, 1801, S. 95 (google.de).
  12. August Friedrich, Wilhelm Crome: Geographisch-statistische Darstellung der Staatskräfte von den sämmtlichen, zum deutschen Staatenbunde gehörigen Ländern mit einer großen Verhältnißcharte von Deutschland. -Leipzig. Gerhard Fleischer, 1828, S. 185 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. a b Heinrich Lindner: Geschichte und Beschreibung des Landes Anhalt. Ackermann, 1833, S. 159 ff. 370 u. 614 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Verzeichnis „Naturdenkmale“ im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. S. 3 (anhalt-bitterfeld.de [PDF]).