Vierstöck

Waldgaststätte Vier-Stöck
Waldgaststätte Vier-Stöck

Waldgaststätte Vier-Stöck

Daten
Ort Ober-Kainsbach
Baumeister Maurermeister Muntermann aus Fränkisch-Crumbach
Bauherr Leonhard Heist II.
Baujahr 1880
Koordinaten 49° 42′ 16,2″ N, 8° 52′ 25,3″ OKoordinaten: 49° 42′ 16,2″ N, 8° 52′ 25,3″ O
Besonderheiten
Gaststätte

Der Weiler Vierstöck ist eine Siedlung von drei Gebäuden in Ober-Kainsbach, dem östlichsten Ortsteil der Gemeinde Reichelsheim im südhessischen Odenwaldkreis.

Namensherkunft

In der Provinz Starkenburg des Großherzogtums Hessen war eine einheitliche Gestaltung aller Wegweiser aus Stein oder Holz durch verbindlichen Erlass vorgeschrieben, die den Bürgermeistern mit entsprechenden Zeichnungen übersandt wurden. Die Gemeinde Ober-Kainsbach setzte 1839 an der fertiggestellten Staatsstraße von Hirschhorn nach Darmstadt (nach Eintragungen auf den Bauplänen) im Abschnitt zwischen Gersprenz nach Michelstadt, an der Wegkreuzung der Verbindung von Ober-Kainsbach nach Ober-Mossau, vier Holzstöcke (Pfähle), die bereits 1850 im Gewannbuch der Gemeinde Ober-Kainsbach als Flurnamen eingingen. Die Schreibweisen in den Urkunden, Gebäude- und Gebietsbezeichnungen wechseln wiederholt in den Jahren zwischen Vierstöck und mit Bindestrich Vier-Stöck.

Geschichte

Gaststätte Zum Burgviertel bei den Vier-Stöck

Am 4. Februar 1879 genehmigte das Großherzogliche Kreisamt Erbach Leonhard Heist II. von Ober-Kainsbach (geboren am 20. November 1846; gestorben am 3. Dezember 1917) den Bau eines Gasthauses „bei den Vierstöck“. Als Geburtsstunde der Gaststätte ist der 8. Mai 1880 anzunehmen, als das Gewerberegister der selbstständigen Gemeinde Ober-Kainsbach Heist als „Zapfwirt“ auswies. Er war nun berechtigt, Wein, Obstwein, Bier und Branntwein auszuschenken. Nach Bauplänen des Jahres 1883 und einer Ansichtskarte von 1898 wurde das Gasthauses unter dem Namen Zum Burgviertel geführt. Burgviertel bezeichnet ein Flurstück am Gasthaus, das sich historisch nach Liegenschaften des Beerfurther Schlösschen ableitet. In den Mangan-Erzgruben auf der Südseite des Morsbergs waren 1883 bis zu 300 Bergleute beschäftigt. Neben diesen Bergleuten kehrten auch vermehrt Fuhrleute, die das Manganerz mit Ochsen- und Pferdewagen zur Bahnstation Reinheim beförderten, in dem Gasthaus ein. Das Gasthaus bot jedoch nicht den nötigen Platz für die Arbeiter. Die Wirtsleute entschlossen sich daher, das Haus durch einen Anbau zu vergrößern und den Stall im gleichen Gebäude zur Wohnung umzubauen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde ein neues Stallgebäude errichtet, das 1892 mit einer Wohnung aufgestockt wurde, die ab 1904 mit Übergabe der Wirtschaft an die Tochter Elisabetha Heist (geboren am 2. Februar 1875; gestorben am 8. März 1956) den Wirtsleuten Heist als Altersruhesitz diente. 1896 erhielt Heist die Konzession zum Betrieb einer Schildwirtschaft mit Garküche und war damit berechtigt, Gäste zu beherbergen und zu verköstigen. Es wurden umfangreiche Baumaßnahmen, um den Wünschen der Gäste der gehobenen Klasse zu entsprechen. Elisabetha heiratete 1905 den Ortsansässigen Metzer Georg Weber, er wurde damit Mitbesitzer des Gasthauses. Durch diese Erweiterungen konnte das Gasthaus die Bedürfnisse der Bergleute und Fuhrleute besser erfüllen. Das Gasthaus war auch ein wichtiger Ort für die Kommunikation zwischen den Bergleuten und der lokalen Bevölkerung. Ab 1924 wurde das Anwesen über eine Freileitung an das Stromnetz angeschlossen, die 1980 durch ein Erdkabel ersetzt werden konnte. Im Jahre 1929 wurde der 1897 erstellte Anbau des Gasthauses wurde durch einen neuen deutlich vergrößert, der seither als Saal, auch für überregional bekannte Tanzveranstaltungen, genutzt wurde. Die damals eingesetzten Rundbogenfenster prägen bis heute das Bild des Gasthauses. 1930 reichte die Wasserversorgung eines Tiefbrunnens auf der Westseite zur Versorgung nicht mehr aus, daraufhin wurde circa 150 m südöstlich des Anwesens eine Quelle gefasst, deren Schüttung in einem Auffangbecken geleitet wurde. Das Becken wurde 1958 näher zum Gasthaus verlegt und das Wasser mit einer elektrischen Pumpe in eine Druckkammer gepresst, um eine stehende Wasserleistung für Haus und Stall installieren zu können. Akuten Wassermangel in Trockenperioden überbrückte man in den folgenden Jahren durch den kuh- und traktorgezogenen Transport in Holz- und Wasserfässern. Erst 1980 wurden die Vierstöck auf eigene Kosten mit einer 1000 m langen Leitung an das Wassernetz von Ober-Kainsbach angeschlossen. Als die Nibelungenstraße 1936 eine Teerdecke erhielt, stand das Lokal auch einer breiteren Bevölkerungsschicht zur Verfügung. Eine Omnibuslinie von Bensheim über Michelstadt bis Amorbach machte dies möglich. Aus einer einfachen Gastwirtschaft wurde ein Hotel mit weithin bekannter Speisekarte. Da der Kundschaft „zwei Aborte im Treppenhaus und ein Abort mit Pissoir im Ökonomiegebäude“, die den hygienischen Anforderungen nicht mehr entsprachen, zur Verfügung standen, musste von der dritten Betreibergeneration von Georg Leonhard Weber (geboren am 17. Oktober 1910; gestorben am 12. Dezember 1978) im Jahre 1973 eine entsprechende Toilettenanlage in einem weiteren Abbau untergebracht werden. Die Gastwirtschaft wurde zuletzt in den vierten und fünften Betreibergenerationen von Erhard Selig und schließlich von dessen Sohn Rüdiger Selig bis ins Jahr 2010 betrieben.[1]

Kurpension Waldhaus Vier-Stöck

Leonhard Heist II. zog sich trotz Übergabe von Haus und Hof nicht auf das Altenteil zurück, sondern reichte nach Streitigkeiten mit der Tochter und Schwiegersohn am 12. Oktober 1906 beim Großherzoglichen Bauamt einen Antrag zum Bau einer „Waldwirtschaft im Flurbereich Burgviertel nahe bei den Vierstöck“ ein, nachdem

„...[er] im letzten Sommer eine große Zahl von Anfragen von Personen erhielt, auf den Vierstöck einen längeren Kurzaufenthalt nehmen wollten. Leider war ich nicht in der Lage Kurgäste aufzunehmen. Aber die rege Nachfrage zeigt, dass ein Bedürfnis für die Errichtung und Inbetriebnahme eines neuen Gasthauses auf den Vierstöck besteht.“

Leonhard Heist: Bauantrag beim Großherzoglichen Bauamt Erbach im Jahre 1906

Der Antrag wurde zunächst abgelehnt, da „seither alle Kurfrischler vollständig Unterkunft fanden und eine zweite Wirtschaft an den Vierstöck für überflüssig erachtet“ wurde. Nach einem weiteren Antrag vom 9. Januar 1907, der den „Mangel an den einfachsten Bequemlichkeiten und Einrichtung eines modernen Gasthausbetriebs“ und die zeitgemäßen Vorzüge moderner Häuser in Oberhambach und im Vogelsberg beschrieb wurde in den nächsten Monaten eine Villa in exponierter Lage, geplant von Architekt Völker im Landhausstil, als voluminöser kubischer Bau auf einem Bruchsteinsockel, Erd- und Obergeschoss verputzt, Fachwerkgiebel verschindelt, mit schöner integrierter Loggia, errichtet. Das Haus, rund 190 m nordwestlich der bestehenden Gaststätte, wurde als erste „Sommerfrische“ im Odenwald konzipiert.[2] Am 19. Oktober 1908 meldete Wachtmeister Kösinger vom Gendarmerieposten Reichelsheim, das neue Landhaus erfülle alle Bedingungen der Konzessionsurkunde. Die Pension fand in gehobenen Kreisen großen Zuspruch, viele Gäste kamen über Jahre zur Sommerfrische in den Odenwald. Während des Zeiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit diente das Haus zur Zwangsbelegung und konnte erst Mitte der 1950er Jahre wieder Feriengäste aufnahmen. 1979 wurde die renovierungsbedürftige Pension wegen der erheblichen Lärmbelästigung des zunehmenden Straßenverkehrs durch die anliegende Bundesstraße geschlossen und nach Umbau und Umbenennung zur Villa Hutzweise durch einen neuen Besitzer als denkmalgeschütztes Wohnhaus genutzt.[1]

Übergabevertrag

In dem Vertrag vom 3. Februar 1904 wurden die „beschriebenen Immobilien an Hofreiten, Acker, Garten, Vieh, Wiesen und Wald, nebst Zubehör und sonstigem Mobiliar“ im geschätzten Wert von 13.200 Reichsmark von Leonhard Heist und dessen Ehefrau Katharina an deren Tochter Elisabetha Heist übergeben, darunter wurden aufgeführt: 1546 m² Hofreite an den Hausen, 157 m² Hofreite an den Hausen, 294 m² Grabgarten an den Hausen, 2081 m² Acker an den Hausen, 2320 m² Wiese an den Hausen, 2750 m² Wiese in den Hausen, 519 m² Nadelholz in den Hausen, 3294 am Acker am Huntzgraben, 769 m² Nadelholz im Huntzgraben (= Hutzgraben), 3721 m² Wiese im Huntzgraben, 1525 m² Birkenniederwald im Huntzgraben, 3194 m² Acker auf der Hirschert und 1825 m² Acker am Beerfurther Acker. Elisabetha hatte ihren Eltern 4.000 Reichsmark zu zahlen, weiterhin jeweils 1.400 Reichsmark an ihre Geschwister Maria, Leonhard, Rudolf und Jakob. Der 1877 geborene Bruder Johannes war schon 1903 nach Auszug und Heirat mit der Elisabetha Wolf aus Darmstadt abgegolten worden, er betrieb in der Residenzstadt die Gaststätte Ebbelwoi-Heist. Leonhard Heist und Ehefrau behielten sich vertraglich die gemeinschaftliche Bewirtschaftung des Gutes und Führung des Haushaltes vor, „solange es ihnen beliebt“. Sie sollten von seiner Tochter lebenslänglich als Leistungen erhalten:

  • Wohnung in dem gegenüberliegenden Gebäude, samt Nutzung des Speichers und der Stallungen und ein Viertel des Grabgartens, sowie freies Holz und Licht.
  • Jährlich 400 kg Kartoffeln, ein fettes Schwein von 40 Kilo, 100 Stück Hühnereier, ein Viertel des Obstes und 50 kg Schwingern (= Flachs zum Spinnen) oder stattdessen freie Verköstigung am Tische der Übernehmerin.
  • Wöchentlich ein sechspfünder Laib Brot, ein Pfund Butter und zwei Topf Sauermilch und täglich einen Liter Milch.

Im Falle von Krankheit und Bettlägerigkeit ihrer Eltern hatte Elisabetha Heist „die vollständige Aufwartung und Verpflegung, sowie die Beerdigungskosten“ zu übernehmen. Die noch „unversorgten (ledigen) Kinder“ Maria, Leonhard, Rudolf und Jakob behielten im elterlichen Wohnung „das freie Einsitzrecht in den beiden nördlichen Zimmern“. Maria (* 1881) heiratete 1906 Martin Ulrich aus Niederrad und betrieb mit ihrem Mann eine Konditorei in Frankfurt am Main. Leonhard (* 1883) fiel am 26. Mai 1915 in Russland. Rudolf (* 1889) wurde 1914 in Frankreich verwundet und lebte als Jugendamtsangestellter mit seiner Familie in Darmstadt. Jakob (* 1891) war Bäcker und arbeitete in Frankfurt am Main, hier starb er ledig und jung.[1]

Landwirtschaftsbetrieb

Leonhard Heist hatte zur Finanzierung des Baus des Gasthauses sein Elternhaus in der Korngasse in Ober-Kainsbach verkauft, jedoch Wald, Äcker und Wiesen an den Vierstöck zur eigenen Bewirtschaftung behalten und später um Flächen am Forsthaus Geiswiese erweitert. Im Jahre 1904 besaß der Vierstöckswirt ein Pferd, fünf Milchkühe und Jungvieh. Neben der Milchleistung der Kühe wurden sie als Zugtiere zur Bestellung der Felder und anderen Fuhrleistungen eingespannt. Jährlich wurden zwischen zehn und zwanzig Schweine hausgeschlachtet, deren Fleisch in der Küche der Gaststätte Verwendung fand. Auf den Feldern wurden Futterrüben, Kartoffeln und Getreide angebaut und die Obsternte großteils selbst gekeltert. 1957 wurde die Landwirtschaft aufgegeben, Äcker und Wiesen von Vollerwerbslandwirten gepachtet.

Tonvorkommen an dem Vierstöck

Am 1. Mai 1901 meldete Leonhard Heist ein Gewerbe für „Versuchsarbeiten zur Gewinnung von Ton und Steinen zu technischen Zwecken“ an. Das reichhaltige Tonvorkommen auf Gelände der damals selbständigen Gemeinde Pfaffen-Beerfurth unweit des Gasthauses wurde zuvor von seiner Ehefrau Katharina bei Holzarbeiten entdeckt. 1905 wurde mit dem Abbau des hochwertigen Kaolintons begonnen. Als Anerkennung für die Entdeckung bekam die Vierstöckswirtin von der Gemeinde die Zusage, kostenlos Backsteine für den geplanten Neubau zu erhalten, selbst „wenn sich das Gebäude bis zur Hutzwiese hin erstrecken sollte“. Die Röt-Tonsteine der Vierstöck sind eine Gesteinseinheit, die im Zeitraum von etwa 252 bis 248 Millionen Jahren im Südwesten Deutschlands abgelagert wurde. Sie bestehen hauptsächlich aus Illit, einem Tonmineral, sowie aus Chlorit, Kaolinit und Smektite. Die Tonsteine wurden ausschließlich im Tagebau gewonnen. Die Tonsteine sind oberflächennah bis in mehrere Zehnmeter Tiefe so stark entfestigt, dass sie ohne Sprengtechnik mit Hydraulikbaggern abgegraben werden können. Der Abtransport erfolgte per Radlader und LKW. Die Tonsteine des Röt werden für verschiedene Zwecke verwendet, unter anderem als Baustoff, als Füllmaterial und als Rohstoff für die Zementindustrie. Die Rohtone des Odenwaldes zeichnen sich durch ihre hohe Säurefestigkeit aus. Dies macht sie besonders geeignet für die Herstellung von Produkten, die mit sauren Stoffen in Berührung kommen, wie z. B. Abwasserrohre. Die Tonsteine der Vierstöck wurden vorwiegend in nahe gelegenen Ziegelwerken verarbeitet oder an Großhändler verkauft, die sie an die keramische Industrie liefern. Der Absatz konzentriert sich auf Hessen und angrenzende Bundesländer. Die Grube, zuletzt durch die Firma Trost aus Wiesloch betreiben, ist seit Anfang des 21. Jahrhunderts geschlossen und fast zugewachsen. Nur noch zwei Berge von feinem, rotem Ton erinnern an den einstigen Abbau. Die Tongrube ist heute eine Station des Lehrpfades Bergbau Reichelsheim im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald.[3][4]

Die „Sauerkrautkonferenzen“

Die sogenannte „Sauerkrautkonferenz“ der Lehrer ist eine Tradition, die seit dem Jahr 1904 besteht. Sie findet jedes Jahr am 3. Weihnachtsfeiertag, dem 27. Dezember, im Gasthaus Vierstöck statt. Der 3. Weihnachtsfeiertag war in der Region ein besonderer Tag, er war der Wandertag, an dem das Gesinde seinen Dienst quittieren oder verlängern konnte. An diesem Tag trafen sich dann Wandernde aus dem Mümlingtal und dem Gersprenztal auf den Vierstöck. Sie nutzten die Gelegenheit, um sich über Arbeitsplätze und -verhältnisse auszutauschen. Die Lehrer waren bis Ende des 19. Jahrhunderts Gemeindebedienstete und gehörten vermutlich auch zu den Wandernden, die hier Halt machten. Die Tradition, am 27. Dezember Rippchen mit Sauerkraut und Kartoffelbrei zu essen, hat mehrere Gründe. Zum einen wird in der Weihnachtszeit viel Süßes gegessen. Das Sauerkraut mit Rippchen und Kartoffelbrei ist eine herzhafte Speise, die den süßen Nachtisch gut abschließt. In Mittelhessen wird das Sauerkraut stattdessen mit Erbsbrei serviert. Ein weiterer Grund für die Tradition ist die in Hessen weit verbreitete Sitte, in der Silvesternacht Sauerkraut zu essen, damit im nächsten Jahr das Geld nicht ausgeht. Je länger die Krautfäden sind, desto länger soll das Geld im Haus bleiben. Die Sauerkrautkonferenz hat sich im Laufe der Zeit mehrfach verändert. Die Sauerkrautkonferenzen bis ins Jahr 1929 waren noch eine reine Veranstaltung von Reichelsheimer Lehrern. In den fünfziger Jahren übernahmen die Schulleiter von Reichelsheim, Groß Bieberau und Reinheim abwechselnd die Einladung. Sie waren aufgrund der bestehenden Residenzpflicht am Dienstort mit den örtlichen Sitten vertraut und konnten ihre Kollegien auf die Konferenz aufmerksam machen. Anfang der sechziger Jahre ging die Teilnehmerzahl rapide zurück. Der Reinheimer Schulleiter Rektor Karl Wagner versuchte, die Veranstaltung zu beleben und schloss die regionale Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft mit ein und wurde zur gemeinsamen Veranstaltung der GEW und der Lehrerschaft der Region. In den 1950er Jahren waren die Verkehrsmittel noch sehr begrenzt. Die meisten Lehrer hatten kein Auto, so dass sie mit dem Zug oder Bus anreisen mussten. Die Kollegen aus dem Kreis Dieburg fuhren mit dem Odenwälder Lieschen bis Gersprenz. Im Gasthaus Reichenberg wurde zum Schinkenbrot als Verdauungshilfe ein Schnaps genommen. Auf der B 47 ging es dann Richtung Michelstadt. Auf der Hutzwiese hingen im Schankraum ergraute Windeln zum Trocknen auf Leinen. Mit einem Schnaps wurde das Bierglas gereinigt, das war oft nötig und erlaubte es, dass man sein Glas an einen anderen weiterreichte, weil nicht genügend Gläser vorhanden waren. Der Fußmarsch zu den Vierstöck war beschwerlich und wurde mit einer Helgoländer Platte, dem obligatorischen Mittagessen mit Rippchen, Kartoffelbrei und Sauerkraut belohnt. Nach dem Essen ging es zum Weißen Stein, um die Verdauung anzukurbeln. Zur Kaffeezeit gab es hausgebackenen Kuchen. Der Heimweg war genauso abwechslungsreich wie die Anreise. Die Kollegen wanderten je nach Wetter und Kondition über Stierbach, Fränkisch-Crumbach, Brensbach und Reinheim zurück. Manche Wanderer waren drei Tage lang verschollen. Den Jahreswechsel konnten sie aber wieder zu Hause feiern, sonst hätte wahrscheinlich der Haussegen sehr schief gehangen.[5]

Einzelnachweise

  1. a b c Georg Dascher: Waldgaststätte Vier-Stöck. Selbstverlag Sattler, Reichelsheim 2006.
  2. Landesamt für Denkmalpflege Hessen: Odenwaldkreis Reichelsheim Ober-Kainsbach Am Morsberg 27. Abgerufen am 8. Dezember 2023.
  3. Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie: Fachbericht Tonrohstoffe. Wiesbaden 5. Mai 2006.
  4. Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald: Reichelsheim: Geopark-Lehrpfad Bergbaulandschaft. Abgerufen am 8. Dezember 2023.
  5. Karlheinz Schmidt, Wilfried Biedenkapp: Geschichte der Sauerkrautkonferenz. 1. Dezember 2013, abgerufen am 8. Dezember 2023.