Julius Arigi

Julius Arigi als Offizierstellvertreter 1918.

Julius Arigi (* 3. Oktober 1895 in Tetschen[1], Österreich-Ungarn; † 1. August 1981 in Seewalchen am Attersee[2]) war ein hoch dekorierter Jagdflieger im Ersten Weltkrieg. Mit 32 bestätigten Luftsiegen war Julius Arigi nach Godwin Brumowski der zweiterfolgreichste Feldpilot der österreichisch-ungarischen Luftfahrtruppe.[3]

Leben

1895 bis 1914

Arigi wurde als Sohn einer deutschböhmischen Familie geboren und absolvierte nach der Bürgerschule eine Elektrotechniklehre. Am 5. Oktober 1913 meldete er sich freiwillig für das Festungsartillerieregiment Nr. 1 („Kaiser Franz-Joseph“) in Wien. Im März 1914 wurde Arigi in die Luftschiffabteilung der Gemeinsamen Armee versetzt. Dort absolvierte er bis November 1914 das Pilotentraining.

Erster Weltkrieg

Am 23. November 1914 wurde Arigi zum amtlich bestätigten Feldpilot mit dem Rang eines Zugsführers ernannt. Er wurde der Fliegerkompanie 6 auf dem Balkan zugeteilt, wo er zunächst als Aufklärungs- und Artillerieflieger eingesetzt wurde.

Bei einem Einsatz im Oktober 1915 musste er wegen eines Motorschadens auf montenegrinischem Gebiet notlanden und wurde gefangen genommen. Nach fünf erfolglosen Ausbruchsversuchen gelang ihm Mitte Jänner 1916 mit fünf anderen österreichisch-ungarischen Soldaten auf kuriose Weise die Flucht. Arigi war zum Arbeitsdienst in der montenegrinischen Artilleriekaserne in Podgorica, als er in einem unbeobachteten Moment die Fiat-Limousine von König Nikola I. aus einer Garage stahl und zusammen mit sechs weiteren Insassen flüchtete. An einem österreichisch-ungarischen Vorposten angelangt, meldete sich Arigi mit sechs Mann und einem Königsauto.[4]

Nach dem Fall des Lovćen wurde die Einheit nach Skutari weiter im Süden verlegt. Seinen ersten sowie vier weitere Abschüsse erzielte er am 22. August 1916 alleine gegen eine Staffel von sechs italienischen Flugzeugen, was ihm sogleich den Rang eines sogenannten Flieger-Asses einbrachte. Ende des Jahres wurde er zum Fluggeschwader 1 (der späteren Fliegerkompanie 101G) an die Isonzofront verlegt und flog hauptsächlich die Eskorte bei Bombenmissionen. Im Frühjahr 1917 wurde er der Jagdfliegerkompanie 41J unter dem Kommando von Godwin von Brumowski zugewiesen, wechselte wegen persönlichen Differenzen mit diesem aber schon bald zu der bei Pergine Valsugana stationierten Jagdfliegerkompanie 55J.

In den rund acht Monaten bei Flik 55J erzielte er die meisten seiner Luftsiege. Zusammen mit dem Kommandanten Josef von Maier und Josef Kiss, beide ebenfalls Fliegerasse, brachte er der Einheit bald den Namen Kaiserstaffel ein. Im April 1916 kehrte er für kurze Zeit in die Fliegerkompanie 6 zurück, bevor er der ebenfalls am Balkan stationierten Jagdfliegerkompanie 1J zugewiesen wurde. Die Flik 1J hat für die restliche Zeit des Krieges auch inoffiziell als die „Arigi-Staffel“ firmiert.

Insgesamt kam Julius Arigi bis zum Ende des Weltkrieges auf über 700 Feindflüge.[3]

1919 bis 1981

Nach dem Ersten Weltkrieg reiste Arigi nach Südamerika und zog wenig später im Jahr 1919 in die Tschechoslowakei, wo er noch im selben Jahr das Flugunternehmen Ikarus gründete. Aus dem Unternehmen in Marienbad entwickelte sich in weiterer Folge eine weltweite Flugorganisation, welche auch Langstreckenflüge anbieten konnte. Nicht zuletzt deshalb gilt Arigi als „Gründer des tschechoslowakischen Luftverkehrs“.[5] 1928 trat Arigi der DNSAP bei. Aufgrund der politischen Verhältnisse in der Tschechoslowakei übersiedelte er 1934 zuerst nach Berlin und danach nach Österreich und wurde 1936 wieder österreichischer Staatsbürger.[6] Zusammen mit Benno Fiala von Fernbrugg gründete er die Flugzeugfabrik Wiener Neustädter Flughafenbetriebs GmbH.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich wurde Arigi im März 1938 als Hauptmann in die deutsche Luftwaffe aufgenommen und in weiterer Folge Fluglehrer an der Jagdfliegerschule 5 in Wien-Schwechat, sowie Gauamtsleiter bei der Gauleitung Niederdonau.[6] Zwei seiner bekanntesten Flugschüler waren Walter Nowotny und Hans-Joachim Marseille. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges diente er auch auf verschiedenen Fliegerhorsten in Ungarn, auf dem Balkan und in Nordafrika.

Bei Kriegsende 1945 befand sich Arigi wieder in Marienbad, musste die Tschechoslowakei allerdings aufgrund der Vertreibung alsbald wieder verlassen. Er flüchtete zuerst nach Wien und im Jahr 1947 weiter nach Seewalchen am Attersee. Dort arbeitete er als Handelsvertreter und erwarb im Jahr 1957 den Privatpilotenschein.[6]

Arigi starb schließlich im Schlaf am 1. August 1981 zuhause am Attersee.[7]

Auszeichnungen

Siehe auch

Literatur

  • Manuel Maringgele: Offiziersstellvertreter Julius Arigi (Flik 6, 55J). In: Thomas Albrich, Nikolaus Hagen (Hrsg.): Österreich-Ungarns Fliegerasse im Ersten Weltkrieg 1914–1918. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2019, ISBN 978-3-7030-0997-6, S. 109–117.
  • Martin O’Connor: Air Aces of the Austro-Hungarian Empire 1914–1918. Flying Machines Press, Mountain View (Californien) 1986, ISBN 1-891268-06-6.
  • Ernst Peter: Die k.u.k. Luftschiffer- und Fliegertruppe Österreich-Ungarns – 1794–1919. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1981, ISBN 3-87943-743-2.
  • Christopher Chant: Aircraft of the Aces – Austro-Hungarian Aces of World War 1. Osprey Publishing, Oxford 2002, ISBN 1-84176-376-4.

Einzelnachweise

  1. [1] Eintrag aus der Geburtenmatrik
  2. Eintragung im Österreichischen Biographischen Lexikon wurde am 15. März 2013 von der ursprünglich falschen Eintragung Attersee am Attersee korrigiert.
  3. a b Manuel Maringgele: Offiziersstellvertreter Julius Arigi (Flik 6, 55J). Österreich-Ungarns Fliegerasse im Ersten Weltkrieg. Hrsg.: Thomas Albrich/Nikolaus Hagen. 1. Auflage. Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2019, ISBN 978-3-7030-0997-6, S. 109–117.
  4. Mährisches Tagblatt. 1. Juni 1917, S. 4.
  5. Illustrierte Sportzeitung. 21. Juli 1923.
  6. a b c H. Prigl: Arigi, Julius. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. 2. überarbeitete Auflage (nur online).
  7. Private Seite über Friedhöfe
  8. alle Angaben aus: Johann Stolzer, Christian Steeb: Österreichs Orden vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1996, ISBN 3-201-01649-7, S. 242.