Johan Wilhelm Rangell

Jukka Rangell, 1941

Johan „Jukka“ Wilhelm Rangell (* 25. Oktober 1894 in Hauho; † 12. März 1982 in Helsinki) war ein finnischer Sportfunktionär, Politiker und Ministerpräsident.

Studium und berufliche Laufbahn

Rangell absolvierte ein Studium der Wirtschaftswissenschaften sowie der Rechtswissenschaften. Anschließend war er als Rechtsanwalt und später als Gouverneur (1943 bis 1944) und Mitglied des Aufsichtsrates der Bank von Finnland tätig.

Internationaler Sportfunktionär

Rangell war darüber hinaus 1912 und 1913 Landesmeister im Dreisprung. Er war 1938 bis 1967 Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). In dieser Funktion war er auch Präsident des Organisationskomitees für die Olympischen Sommerspiele 1940 in Helsinki, die allerdings wegen des Zweiten Weltkrieges abgesagt wurden. 1934 bis 1941 sowie 1951 bis 1953 war er zudem Vorsitzender des Finnischen Sportbundes. Für seine Verdienste um den finnischen Sport erhielt er die Trophäe des Sportverbandes.

1961 bis 1963 war er auch Vorsitzender des Nationalen Olympischen Komitees. Von 1967 bis zu seinem Tod war er schließlich Ehrenmitglied des IOC.

Ministerpräsident 1941 bis 1943

Grab von Johan Wilhelm Rangell auf dem Friedhof Hietaniemi in Helsinki

Rangell war Mitglied der Nationalen Fortschrittspartei (KEP). Am 3. Januar 1941 wurde er Ministerpräsident einer Koalitionsregierung, die aus Ministern der KEP, Nationaler Sammlungspartei (KOK), Landbund (ML), Sozialdemokratischer Partei (SDP), Schwedischer Volkspartei (SFP) bis hin zur rechtsextremistischen Vaterländischen Volksbewegung (IKL) bestand und bis zum 5. März 1943 im Amt war.

Als der Reichsführer SS Heinrich Himmler bei einem Aufenthalt in Finnland im Sommer 1942 die Auslieferung der finnischen Juden forderte, wies Rangell diese zurück mit dem Hinweis auf deren finnische Staatsbürgerschaft und die bestehende Wehrpflicht.[1]

Während seiner Amtszeit begann am 22. Juni 1941 auch der Fortsetzungskrieg zwischen Finnland und der Sowjetunion, für den er sich als Verantwortlicher zusammen mit seinem Nachfolger als Ministerpräsident Edwin Linkomies und sechs weiteren Politikern in einem Prozess vom November 1945 bis zum 21. Februar 1946 auf Drängen der sowjetischen Führung unter Josef Stalin verantworten musste. Rangell wurde nach Staatspräsident Risto Ryti mit sechs Jahren Haftstrafe zur zweithöchsten Strafe verurteilt. 1949 wurde er aber begnadigt, kehrte jedoch nicht mehr in die Politik zurück. Rangell betätigte sich jedoch weiterhin als Sportfunktionär.

Biographische Quellen und Hintergrundinformationen

Fußnoten

  1. Jochen Reinert: Helsinki und der Holocaust (Memento vom 17. November 2015 im Internet Archive). Erschienen in Ossietzky 5/2004.