Pfarrer Bickel

Pfarrer Bickel war ein Pfarrer und Alpinist, dem am 25. Juli 1669 – einer anderen Angabe zufolge 1664[1] – die erste belegte Besteigung des Großen Widdersteins (2533 m ü. A.) in den Allgäuer Alpen, heute auf der Gemarkung von Mittelberg im Kleinen Walsertal im österreichischen Bundesland Vorarlberg gelang.

Schröckener Pfarrer und Alpinist

Großer Widderstein 2012

In manchen Quellen wird der Alpinist als Schröckener Pfarrer Peter Bickel[2] oder Pfarrer Peter Bickel aus Schröcken bezeichnet.[3] In Schröcken gab es aber keinen Pfarrer Bickel mit Vornamen Peter in dieser Zeit. Ein Peter Bickel war von 1643 bis 1668 Pfarrer in Gaschurn.[4] In seiner Ausgabe des Sippenbuches von Schröcken, 1490-1906 von 2007 nennt Hans Matschek einen Josef Bickel als Autor eines Notizbuches, „Tagebuch“ genannt. Demnach stammte Bickel „aus Sonntag im Großen Walsertal. Als die Pfarrei 1648 die Selbstständigkeit von der Mutterpfarre Lech erlangte, stand Bickel vor der Aufgabe vor Trauungen ein eventuelles Verwandtschaftsverhältnis der Brautleute festzustellen. ... Pfarrer Bickel war kein Einheimischer ... Bickel starb 1679.“[5] 2009 korrigiert Matschek den Vornamen in einer weiteren Veröffentlichung auf Sebastian Bickel[6] Herbert Sauerwein und Ferdinand Pfefferkorn nennen als Autor dieses Tagebuches ebenfalls einen Pfarrer Sebastian Bickel (* 1620; † 1679), der dieses von August 1666 bis August 1667 verfasst habe. Dieser Vorname wird auch durch die Pfarrgeschichte[7] verwendet, in der folgende Anekdote überliefert ist:

„Der erste Pfarrherr Sebastian Bickel war rührend um seine Schäfchen besorgt. Er legte die Pfarrbücher und eine Chronik an. Auch als Alpinist war er anzutreffen, unerschrocken erstieg er 1664 den 2536 m hohen Widderstein. Er wollte es angeblich genau wissen – es wurde doch tatsächlich behauptet, dass auf dem Gipfel Schiffsplanken der biblischen Arche Noah liegen sollen. Oben angekommen, reflektierte er mit einem großen Spiegel zum Zeichen seiner Anwesenheit die Sonnenstrahlen ortswärts. Auf Grund seiner neu errungenen Erkenntnisse verkündete er dann beim nächsten Gottesdienst in seiner Predigt folgende Worte: .. `Arche Noah? Alles lauter Blödsinn, die Leute dümmer als die Phantasie!´“

Gemäß der Geschichte der Volksschule Schröcken war dieser erste Pfarrer 1661 auch als erster Lehrer tätig. Er wird dort mit dem Namen Johann Sebastian Bickel wiedergegeben.[8]

Laut Andreas Ulmer war Pfarrer Bickel ein „grob bäurischer“ und gelehrter Mann. Demnach scheint er sich auch als Dichter versucht zu haben.[9] Bei der Erstbesteigung soll Pfarrer Bickel vom Gipfel herab mit einem großen Spiegel Signale zu einer Gruppe gegeben haben, die bei einer Kapelle versammelt war, so dass „viele Menschen ein großes portentum (= Wunder) zu sehen vermeinten“.[10]

Literatur

  • Andreas Ulmer, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg, Dornbirn 1924, S. 893–895
  • Herbert Sauerwein, Pfarrer Sebastian Bickel (1620–1679), in: Walserheimat in Vorarlberg, 3, 1977/1982
  • Irmin Schwendinger, Der Große Widderstein erzählt, Kempten 1983, S. 109f.
  • Karl Schott: Die Arche Noah auf dem Widderstein? Geschichten und Geschichtliches um d. Widderstein. – Das schöne Allgäu 52 (1989) H. 5, 87–89
  • Karl Heinz Burmeister, Die Anfänge des Alpinismus in Vorarlberg mit Ausblick auf die Nachbarländer, in: Josef Nössing (Hrsg.), Die Alpen als Heilungs- und Erholungsraum, 1994, S. 35–60, hier S. 48f. und S. 57f.
  • Ferdinand Pfefferkorn. Tagebuch eines Bergpfarrers. Pfarrer Sebastian Bickel von Schröcken (1620–1679), in Montfort. Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs 57, 2005, S. 346–361

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Walsergemeinde Schroecken - Kirche - Tannbergbrücke, auf warth-schroecken.com (Memento des Originals vom 19. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.warth-schroecken.com
  2. walser.heimat.eu
  3. Stefan Heiligensetzer: Auf Gams-Spuren zum Gipfel. In: all-in.de. 4. September 2007, abgerufen am 17. Februar 2023.
  4. Liste der Pfarrer von Gaschurn auf gaschurn-partenen.at
  5. Sippenbuch von Schröcken, 1490–1906 (Quellen zur Geschichte Vorarlbergs; Bd. 10), 2007, S. 9f., siehe die Einleitung auch online als PDF-Datei (Memento des Originals vom 27. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vorarlberg.gv.at
  6. Hans Matschek, Das Sippenbuch von Schröcken, auf vorarlberg.at (Memento des Originals vom 24. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vorarlberg.at (PDF-Datei; 82 kB)
  7. Geschichte der Walsergemeinde auf www.warth-schroecken.com (Memento des Originals vom 19. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.warth-schroecken.com
  8. Die Geschichte unserer Schule auf www3.vobs.at@1@2Vorlage:Toter Link/www3.vobs.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. Andreas Ulmer, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg, Dornbirn 1924, S. 893–895
  10. Andreas Ulmer, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg, Dornbirn 1924, S. 895