Uwe Barschel

Uwe Barschel (* 13. Mai 1944 in Glienicke/Nordbahn; † 11. Oktober 1987 in Genf) war ein deutscher Politiker (CDU). Er war von 1982 bis 1987 Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein. Nach einem Skandal während des Landtagswahlkampfs (Waterkant-Affäre) wurde Barschel am 11. Oktober 1987 im Hotel Beau-Rivage in Genf tot aufgefunden, die Umstände sind bis heute nicht aufgeklärt worden.

Leben und Beruf

Barschel wuchs gemeinsam mit seinen Geschwistern bei seinen Großeltern in Börnsen bei Hamburg auf. Dort lebten sie in einer Barackenanlage für Flüchtlinge. Die Mutter war als Näherin tätig und überließ so die Erziehung ihren Eltern. Barschels Vater ist im Krieg gefallen. Uwe Barschel wurde von seinen Lehrern als auffällig ruhig und ernst beschrieben.

Während seiner Schullaufbahn am Otto-Hahn-Gymnasium in Geesthacht, strebte er als 18-Jähriger das Amt des Schulsprechers an. Seinen Mitbewerber verleumdete er als Homosexuellen. Diesem gelang es nicht das Gegenteil zu beweisen und trat so von seiner Kandidatur zurück. Als Schulsprecher lud Barschel den Großadmiral Karl Dönitz in die Schule ein. Am 30. Januar 1963 - 30 Jahre nach der Machtergreifung von Adolf Hitler - findet in der Schule eine Podiumsdiskussion mit dem in Aumühle lebenden Nationalsozialisten statt. Die Veranstaltung löst einen politischen Skandal aus

Nach dem Abitur am Otto-Hahn-Gymnasium in Geesthacht - er wohnte damals in Börnsen - begann Barschel 1964 das Studium der Rechtswissenschaften, Volkswirtschaftslehre, Politologie und Pädagogik in Kiel. Das Studium der Rechtswissenschaften schloss er 1968 mit dem ersten und 1971 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen ab. 1970 erfolgte seine Promotion zum Dr. jur. mit der Arbeit Theoretische Möglichkeiten und Grenzen der Strafrechtspolitik einer politischen Partei und 1971 die Promotion zum Dr. phil. mit der Arbeit Die Stellung des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein unter besonderer Berücksichtigung der Lehre von der Gewaltenteilung. Seit 1971 war er als Rechtsanwalt zugelassen.1969-1970 war er als Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Kiel tätig. 1971 wurde er Gerichtsassessor, im Anschluss daran arbeitete er als Rechtsanwalt und Notar.

Darüber hinaus war Barschel im Vorstand der Hermann-Ehlers-Stiftung tätig, er fungierte als Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg und er war Landesvorsitzender des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Barschel veröffentlichte neben seiner politischen Tätigkeit zahlreiche Schriften zum öffentlichen Recht und zur politischen Wissenschaft. So zählen unter anderem die folgenden Titel zu seinem Werk: "Kommentar zur Landessatzung für Schleswig-Holstein" (1976) und „Die Staatsqualität der deutschen Länder“ (1981).

Aus der am 7. Juli 1973 mit Freya von Bismarck (* 3. März 1947 in Reinbek) in Aumühle geschlossenen Ehe gingen vier Kinder hervor.

Partei

Barschel war seit 1960 Mitglied der Jungen Union und seit 1962 auch der CDU. Von 1967 bis 1971 war er Landesvorsitzender der Jungen Union in Schleswig-Holstein. 1969 wurde er Stellvertretender Landesvorsitzender der CDU. Von 1973 bis 1981 war er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Herzogtum Lauenburg.

Abgeordneter

Von 1970 bis 1974 war er Mitglied im Kreistag des Kreises Herzogtum Lauenburg. Bis zum Jahr 1972 war er zugleich Kreisrat.

Von 1971 bis zu seinem Tode war Barschel Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. In der Zeit von 1971 bis 1973 war Barschel als Parlamentarischer Vertreter des Kultusministers und Regierungsbeauftragter für Jugend und Sport tätig. Hier war er von 1973 bis 1979 Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion.

Öffentliche Ämter

Am 1. Januar 1979 wurde er von Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg zum Finanzminister ernannt. Nach der Landtagswahl im Frühjahr 1979 übernahm er am 1. Juli 1979 das Amt des Innenministers des Landes Schleswig-Holstein. Im Jahr 1979 wurde Barschel Mitglied im Bundesrat. Ein Jahr darauf saß er als Abgeordneter in der Nordatlantischen Versammlung. Es folgte in den Jahren 1981 und 1982 der Vorsitz der Innenministerkonferenz. Im Anschluss daran leitete er 1982/83 als Vorsitzender die Ministerkonferenz.

Nachdem Gerhard Stoltenberg am 4. Oktober 1982 zum Bundesminister der Finanzen in der von Bundeskanzler Helmut Kohl geleiteten Bundesregierung ernannt worden war, wurde Barschel am 14. Oktober 1982 als sein Nachfolger zum Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein gewählt.

Bei den Landtagswahlen 1983 konnte die CDU unter seiner Führung mit 49 Prozent der Stimmen die absolute Mandatsmehrheit verteidigen, obwohl die SPD auf 43,7 Prozent zulegte.

1985 war Barschel Gründungsmitglied und Mitinitiator des seit 1986 jährlich stattfindenden, über die Landesgrenzen hinaus beachteten Schleswig-Holstein Musik Festivals, bei dessen Gründungsveranstaltung der Politiker an der Aufführung des Karneval der Tiere von Saint Saens neben den Musikern um Hauptinitiator Justus Frantz selbst als Erzähler mitwirkte.

Am 31. Mai 1987, kurz vor Beginn des Wahlkampfs für die Landtagswahl 1987, überlebte Barschel als einziger einen Flugzeugabsturz auf dem Flughafen Lübeck-Blankensee nur knapp.

Die Affäre

Am Sonnabend vor der Wahl, dem 13. September 1987, wurde bekannt, dass Der Spiegel in seiner am Montag nach der Wahl erscheinenden Ausgabe berichten werde, dass Barschel, nach Informationen des wegen Verleumdung vorbestraften Medien-Referenten Reiner Pfeiffer, eine Verleumdungskampagne gegen seinen Herausforderer Björn Engholm initiiert habe. Diese wird heute auch als Barschel-Affäre oder Barschel-Pfeiffer-Affäre bezeichnet.

Die CDU verlor bei der Landtagswahl ihre absolute Mehrheit und wurde mit 42,6 Prozent der Stimmen nur noch zweitstärkste Kraft hinter der SPD, die 45,2 Prozent der Stimmen erzielen konnte.

Wegen der ungeklärten Affäre wurden die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und FDP zu Sondierungsgesprächen herabgestuft. Die FDP betonte, „mit der CDU zu verhandeln“, nicht mit Uwe Barschel. Auf Grund zunehmenden Drucks aus seiner Partei trat Barschel schließlich am 2. Oktober 1987 als Ministerpräsident zurück. Die Landesregierung wurde daraufhin kommissarisch von seinem bisherigen Stellvertreter Henning Schwarz geleitet.

Todesumstände

Am 11. Oktober 1987, einem Sonntag, wurde Uwe Barschel von zwei Stern-Reportern tot und voll bekleidet in der Badewanne seines Zimmers 317 im Hotel Beau Rivage in Genf aufgefunden, wobei die Hintergründe bis heute ungeklärt und umstritten sind. Es wird behauptet, Barschel sei während seiner Politikerkarriere schwer medikamentenabhängig geworden, in seinem Blut fand man das Beruhigungsmittel Tavor. Während alle offiziellen Ermittlungen in der Schweiz und in Deutschland letztlich die Selbsttötung nicht widerlegten, halten sich Spekulationen, die einen Mord annehmen.

So nährt z.B. der in Kanada lebende Ex-Mossad-Agent Victor Ostrovsky[1] in seinem Buch "Geheimakte Mossad" die Mordhypothese, wonach eine spezielle Killertruppe des israelische Geheimdienstes Mossad Barschel ermordet habe, weil dieser sich 1987 der Abwicklung geheimer israelisch-iranischer Waffengeschäfte über Schleswig-Holstein widersetzt habe und mit seinem Wissen über die Angelegenheit an die Öffentlichkeit zu gehen drohte.

Zu den Unsicherheiten trägt bei, dass die ersten Tatortermittlungen fehlerhaft bzw. lückenhaft waren. Auch eine nicht von Barschel stammende Fußspur im Hotelzimmer spricht dafür, dass Barschel zum Zeitpunkt seines Todes nicht allein war.

Aus Zweifel an der Suizid-Version und auf Betreiben der Barschel-Familie hat die Lübecker Staatsanwaltschaft im Jahr 1995 ein „Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Verdachts des Mordes an Dr. Dr. Uwe Barschel“ eingeleitet. Die Ermittlungen wurden jedoch 1998 auf Weisung der Generalstaatsanwaltschaft in Schleswig eingestellt. Oberstaatsanwalt Heinrich Wille bejahte allerdings weiterhin den Anfangsverdacht für Mord.

Trivia

Das Hotel Beau Rivage, in dem Barschel aufgefunden wurde, war auch das Hotel, vor dem Kaiserin Elisabeth von Österreich und Königin von Ungarn 1898 ermordet wurde. Auf der Promenade etwas südlich des Hotels ist eine Plakette in Erinnerung an ihr Attentat angebracht.

Zitate

"Über diese Ihnen gleich vorzulegenden Eidesstattlichen Versicherungen hinaus gebe ich Ihnen, gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes Schleswig-Holsteins und der gesamten deutschen Öffentlichkeit mein Ehrenwort, ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind".

Film

  • "Der Fall Barschel" - Dokumentarfilm von Gabor Harrach. Ausgestrahlt am 14. Oktober 1994 bei RTL Television

Siehe auch

Auszeichnungen