„Schwendtag“ – Versionsunterschied

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Unter einem '''Schwendtag''' (auch: ''verworfener Tag'' oder '''Unglückstag''') versteht der [[Volksglaube]] einen Tag, an dem nichts Neues (z. B. Urlaub, Reise, Arbeit, Operation, Heirat, Verlobung, Geschäftsabschlüsse) begonnen werden soll. Während an den Schwendtagen bestimmte Tätigkeiten unterlassen werden sollen, empfehlen die [[Lostag]]e bestimmte Arbeiten oder weisen auf kommende Ereignisse hin (z. B. Wetterumschwung).
Unter einem '''Schwendtag''' (bairisch; auch: ''verworfener Tag'', ''Unglückstag'', elsässisch ''Nöttelestag'') versteht der [[Volksglaube]] einen Tag, an dem nichts Neues (z. B. Urlaub, Reise, Arbeit, Operation, Heirat, Verlobung, Geschäftsabschlüsse) begonnen werden soll. Während an den Schwendtagen bestimmte Tätigkeiten unterlassen werden sollen, empfehlen die [[Lostag]]e bestimmte Arbeiten oder weisen auf kommende Ereignisse hin (z. B. Wetterumschwung).

Bereits im antiken [[Römisches Reich|Rom]] waren Unglückstage kalendarisch benannt. Sie bezeichneten diese als ''dies ater'' („Schwarzer Tag“).


== Wortherkunft ==
== Wortherkunft ==
Der Begriff Schwendtag leitet sich von [[mittelhochdeutsch|mhd.]] ''swende'' ahd. ''swendi'' "Vernichtung, Verbannung" ab (modern noch ''Schwende'' "durch Rodung gewonnenes Land"<ref>schweizerisch hat ''Schwändtag'' bloss die Bedeutung "Tag für gemeinsame Fronarbeit zur Säuberung der Alpen, Allmenden von Gestrüpp, Steinen usw." ''[[Schweizerisches Idiotikon]]'' [https://digital.idiotikon.ch/idtkn/id12.htm#!page/121035/mode/1up 12.1036].</ref>), zum Verb ''schwinden'' (mhd. ''swinden'', ahd. ''swintan'' "abmagern, welken, vergehen").
Der [[Bairische Dialekte|bairische]] Begriff ''Schwendtag'' leitet sich von [[mittelhochdeutsch|mhd.]] ''swende'', ahd. ''swendi'' "Vernichtung, Verbannung" ab (modern noch ''Schwende'' "durch Rodung gewonnenes Land"<ref>schweizerisch hat ''Schwändtag'' bloss die Bedeutung "Tag für gemeinsame Fronarbeit zur Säuberung der Alpen, Allmenden von Gestrüpp, Steinen usw." ''[[Schweizerisches Idiotikon]]'' [https://digital.idiotikon.ch/idtkn/id12.htm#!page/121035/mode/1up 12.1036].</ref>), zum Verb ''schwinden'' (mhd. ''swinden'', ahd. ''swintan'' "abmagern, welken, vergehen").
Im Sundgau hiessen Schwendtage ''Nöttelestage''<ref>Karl Simrock, ''Handbuch der Deutschen Mythologie'', 1864, S. [https://books.google.ch/books?id=g9M71NQECDYC&pg=PA590#v=onepage&q&f=false 590]</ref>
Im Sundgau hiessen Schwendtage ''Nöttelestage''<ref>Karl Simrock, ''Handbuch der Deutschen Mythologie'', 1864, S. [https://books.google.ch/books?id=g9M71NQECDYC&pg=PA590#v=onepage&q&f=false 590]; schweiz ''gnötelig'' "notleidend" (''Schweiz. Idiotikon'' 4.864).</ref>

== Erläuterung ==
Schwendtage galten früher während des ganzen Jahres als Besonderheit. Die [[Römisch-katholische Kirche|Amtskirche]] konnte trotz großer Bemühungen den überlieferten Glauben, dass man an solchen Tagen nichts Neues anfangen solle, lange Zeit nicht ausrotten. Erst mit der modernen Zeit gerieten sie als [[Aberglaube]] in Vergessenheit. Heute wissen nur noch wenige überhaupt um diese Tage. Jedoch werden sie in sogenannten [[Bauernkalender]]n immer wieder als [[Bauernregel]]n genannt und die entsprechenden Ratschläge verbreitet.

Bereits im antiken [[Römisches Reich|Rom]] waren Unglückstage kalendarisch benannt. Sie bezeichneten diese als '''dies ater''' („Schwarzer Tag“).


== Kalendarische Zuordnung ==
== Kalendarische Zuordnung ==

Version vom 26. Dezember 2015, 10:20 Uhr

Unter einem Schwendtag (bairisch; auch: verworfener Tag, Unglückstag, elsässisch Nöttelestag) versteht der Volksglaube einen Tag, an dem nichts Neues (z. B. Urlaub, Reise, Arbeit, Operation, Heirat, Verlobung, Geschäftsabschlüsse) begonnen werden soll. Während an den Schwendtagen bestimmte Tätigkeiten unterlassen werden sollen, empfehlen die Lostage bestimmte Arbeiten oder weisen auf kommende Ereignisse hin (z. B. Wetterumschwung).

Bereits im antiken Rom waren Unglückstage kalendarisch benannt. Sie bezeichneten diese als dies ater („Schwarzer Tag“).

Wortherkunft

Der bairische Begriff Schwendtag leitet sich von mhd. swende, ahd. swendi "Vernichtung, Verbannung" ab (modern noch Schwende "durch Rodung gewonnenes Land"[1]), zum Verb schwinden (mhd. swinden, ahd. swintan "abmagern, welken, vergehen"). Im Sundgau hiessen Schwendtage Nöttelestage[2]

Kalendarische Zuordnung

Es existieren z. T. erheblich abweichende kalendarische Auflistungen von Schwendtagen.

Beispiel:

Januar: 2., 3., 4., 18.
Februar: 3., 6., 8., 16.
März: 13., 14., 15., 29.
April: 19.
Mai: 3., 10., 22., 25.
Juni: 17., 30.
Juli: 19., 22., 28.
August: 1., 17., 21., 22., 29.
September: 21., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 28.
Oktober: 3., 6., 11.
November: 12.

Nach einer anderen Auflistung gelten folgende Tage als besondere Unglückstage:

1. April: der Tag, an dem Judas geboren wurde
1. August: der Tag, an dem Lucifer vom Himmel in die Hölle verbannt wurde
1. Dezember: der Tag, an dem Sodom und Gomorrha untergingen

Siehe auch

Quellen

  1. schweizerisch hat Schwändtag bloss die Bedeutung "Tag für gemeinsame Fronarbeit zur Säuberung der Alpen, Allmenden von Gestrüpp, Steinen usw." Schweizerisches Idiotikon 12.1036.
  2. Karl Simrock, Handbuch der Deutschen Mythologie, 1864, S. 590; schweiz gnötelig "notleidend" (Schweiz. Idiotikon 4.864).