„Rolf Elberfeld“ – Versionsunterschied

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== 1. Wissenschaftlicher Lebenslauf ==
== 1. Wissenschaftlicher Lebenslauf ==
Er studierte [[Theologie]], [[Philosophie]], [[Japanologie]], [[Sinologie]] und [[Religionsgeschichte]] an der Universität Würzburg und schloss sein Magisterstudium 1989 mit einer Arbeit über das [[Daodejing]] ab. Im gleichen Jahr erhielt er ein Forschungsstipendium des japanischen Erziehungsministeriums, um für zwei Jahre an der staatlichen Universität [[Kyōto]] in Japan sein Studium der Philosophie zu vertiefen. Von 1992 bis 1997 war er zunächst Promotions- (1992-95) und später Habilitationsstipendiat im Graduiertenkolleg „Interkulturelle religiöse- bzw. religionsgeschichtliche Studien“ an der Universität Bonn. Dort lernte er den lateinamerikanischen Philosophen [[Enrique Dussel]] kennen und seine Interpretation zum Zusammenhang von Philosophie und [[Kolonialismus]]. Während dieser Zeit erhielt er erste Lehraufträgen in den Fächern [[Religionsgeschichte]] und [[Philosophie]] an der [[Julius-Maximilians-Universität Würzburg|Universität Würzburg]]. 1995 erfolgte die Promotion im Fach Philosophie bei [[Heinrich Rombach]] und [[Ryōsuke Ōhashi|Ryosuke Ohasi]], bei dem er in Japan studiert hatte. Die Disseration behandelte den modernen japanischen Philosophen [[Kitarō Nishida]] im Zusammenhang mit der der Frage nach der [[Interkulturalität]] und im Horizont der [[Europäische Expansion|europäischen Expansion]]. 1997–2003 war er Wissenschaftlicher Assistent von [[Günter Wohlfart]] im Fach Philosophie an der [[Bergische Universität Wuppertal|Universität Wuppertal.]] Die Habilitationsschrift (2001) beschäftigte sich mit dem Thema einer [[Phänomenologie]] der Zeit im [[Buddhismus]] ausgehend von indischen, chinesischen und japanischen Texten. Für diese Arbeit erhielt er den Straniak-Philosophie-Preis. 2002 erhielt er den [[Karl-Jaspers-Preis|Karl-Jaspers-Förderpreis]] für Philosophie der Stiftung Niedersachsen. Es folgten Lehraufträge an verschiedene Universitäten und eine intensive Beschäftigung mit der Praxis verschiedener Künste insbesondere dem zeitgenössischen Tanz. 2008 erhielt er Rufe an die [[Universität Zürich]] (Professur am Forschungsschwerpunkt Asien und Europa), [[Universität Innsbruck]] (Professur für Philosophie) und [[Stiftung Universität Hildesheim|Universität Hildesheim]] (Professur für Kulturphilosophie). Von 2009 bis 2024 war er Leiter des Herder-Kollegs. Zentrum für transdisziplinäre Kulturforschung, in dessen Rahmen er den Forschungsschwerpunkt Ästhetische Praxis an der [[Stiftung Universität Hildesheim|Universität Hildesheim]] mit aufbaute. Seit dieser Zeit entwickelte er körperbasierte Lehrformen in der Sommerakademie für asiatischen Philosophie und [[Ästhetik]]. Im WiSe 2015/16 hielt er erstmalig eine Einführungsvorlesung zur [[Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive]], woraus ein Forschungsschwerpunkt zur [[Geschichte der Philosophie]] entstand. Von 2019 bis 2024 leitete er ein [[Reinhart Koselleck|Reinhart-Koselleck]]-Projekt der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]] zum Thema ''[[Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive|Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive]]''. Seit April 2024 gehört er dem [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]] Fachkollegium [[Philosophie]] wo für den Bereich [[Geschichte der Philosophie]] zuständig ist. Am 1. Oktober 2024 wird er für vier Jahre Sprecher der DFG Kolleg-Forschungsgruppe Philosophieren in einer globalisierten Welt. Historische und systematische Perspektiven sein. Seit 2009 ist er Deligierter der [[Deutsche Gesellschaft für Philosophie|Deutschen Gesellschaft für Philosophie]] auf den Weltkongressen für Philosophie (Soul 2009, Athen 2014, Peking 2018, Rom 2024) in den Versammlungen der philosophischen Gesellschaften weltweit unter dem Dach der [[Fédération Internationale des Sociétés de Philosophie|FISP]].  
Er studierte [[Theologie]], [[Philosophie]], [[Japanologie]], [[Sinologie]] und [[Religionsgeschichte]] an der Universität Würzburg und schloss sein Magisterstudium 1989 mit einer Arbeit über das [[Daodejing]] ab. Im gleichen Jahr erhielt er ein Forschungsstipendium des japanischen Erziehungsministeriums, um für zwei Jahre an der staatlichen Universität [[Kyōto]] in Japan sein Studium der Philosophie zu vertiefen. Von 1992 bis 1997 war er zunächst Promotions- (1992-95) und später Habilitationsstipendiat im Graduiertenkolleg „Interkulturelle religiöse- bzw. religionsgeschichtliche Studien“ an der Universität Bonn. Dort lernte er den lateinamerikanischen Philosophen [[Enrique Dussel]] kennen und seine Interpretation zum Zusammenhang von Philosophie und [[Kolonialismus]]. Während dieser Zeit erhielt er erste Lehraufträgen in den Fächern [[Religionsgeschichte]] und [[Philosophie]] an der [[Julius-Maximilians-Universität Würzburg|Universität Würzburg]]. 1995 erfolgte die Promotion im Fach Philosophie bei [[Heinrich Rombach]] und [[Ryōsuke Ōhashi|Ryosuke Ohasi]], bei dem er in Japan studiert hatte. Die Dissertation behandelte den modernen japanischen Philosophen [[Kitarō Nishida]] im Zusammenhang mit der der Frage nach der [[Interkulturalität]] und im Horizont der [[Europäische Expansion|europäischen Expansion]]. 1997–2003 war er Wissenschaftlicher Assistent von [[Günter Wohlfart]] im Fach Philosophie an der [[Bergische Universität Wuppertal|Universität Wuppertal.]] Die Habilitationsschrift (2001) beschäftigte sich mit dem Thema einer [[Phänomenologie]] der Zeit im [[Buddhismus]] ausgehend von indischen, chinesischen und japanischen Texten. Für diese Arbeit erhielt er den Straniak-Philosophie-Preis. 2002 erhielt er den [[Karl-Jaspers-Preis|Karl-Jaspers-Förderpreis]] für Philosophie der Stiftung Niedersachsen. Es folgten Lehraufträge an verschiedene Universitäten und eine intensive Beschäftigung mit der Praxis verschiedener Künste insbesondere dem zeitgenössischen Tanz. 2008 erhielt er Rufe an die [[Universität Zürich]] (Professur am Forschungsschwerpunkt Asien und Europa), [[Universität Innsbruck]] (Professur für Philosophie) und [[Stiftung Universität Hildesheim|Universität Hildesheim]] (Professur für Kulturphilosophie). Von 2009 bis 2024 war er Leiter des Herder-Kollegs. Zentrum für transdisziplinäre Kulturforschung, in dessen Rahmen er den Forschungsschwerpunkt Ästhetische Praxis an der [[Stiftung Universität Hildesheim|Universität Hildesheim]] mit aufbaute. Seit dieser Zeit entwickelte er körperbasierte Lehrformen in der Sommerakademie für asiatischen Philosophie und [[Ästhetik]]. Im WiSe 2015/16 hielt er erstmalig eine Einführungsvorlesung zur [[Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive]], woraus ein Forschungsschwerpunkt zur [[Geschichte der Philosophie]] entstand. Von 2019 bis 2024 leitete er ein [[Reinhart Koselleck|Reinhart-Koselleck]]-Projekt der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]] zum Thema ''[[Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive|Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive]]''. Seit April 2024 gehört er dem [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]] Fachkollegium [[Philosophie]] wo für den Bereich [[Geschichte der Philosophie]] zuständig ist. Am 1. Oktober 2024 wird er für vier Jahre Sprecher der DFG Kolleg-Forschungsgruppe Philosophieren in einer globalisierten Welt. Historische und systematische Perspektiven sein. Seit 2009 ist er Deligierter der [[Deutsche Gesellschaft für Philosophie|Deutschen Gesellschaft für Philosophie]] auf den Weltkongressen für Philosophie (Soul 2009, Athen 2014, Peking 2018, Rom 2024) in den Versammlungen der philosophischen Gesellschaften weltweit unter dem Dach der [[Fédération Internationale des Sociétés de Philosophie|FISP]].


== 2. Forschungsschwerpunkte ==
== Forschungsschwerpunkte ==


=== '''2.1 Moderne japanische Philosophie''' ===
=== Moderne japanische Philosophie ===
In Elberfelds Interpretation des modernen japanischen Philosophen [[Kitarō Nishida|Kitarō Nishidas]] (1870-1945) steht die Frage noch der Praxis [[Interkulturelle Philosophie|interkulturellen Philosophierens]] im Mittelpunkt. Nishidas Denken wird als paradigmatisches Beispiel für eine produktive Rezeption europäischer Philosophie in Japan interpretiert, die bei Nishida dazu führt, unter dem Stichtwort der „welthaften Welten“ (sekaiteki sekai) selbst eine [[Philosophie]] der [[Interkulturalität]] zu entwickeln. Nishidas Ansatz führt ihn jedoch auch zu einer Analyse der weltgeschichtlichen Situation, durch die er sich in die damaligen politischen Diskussionen während des pazifischen Krieges verstrickt. Elberfeld analysiert in diesem Zusammenhang die weitergehenden politischen Verstrickungen der Denker der [[Kyōto-Schule]] im Kontext der Debatten zur „Überwindung der Moderne“ (kindai no chōkoku) während des Pazifischen Krieges. Aus seinen Interpretationen gewinnt er den Ansatz einer möglichen Vielfalt der Modernen, die er am Beispiel verschiedener Modernen reflektiert. Weitere Arbeiten zur modernen japanischen Philosophie erforschen die „Logik des Ortes“ (basho no ronri) bei Nishida,<ref>{{Literatur |Autor=Kitarō Nishida |Titel=Logik des Ortes. Der Anfang der modernen Philosophie in Japan |Hrsg=Rolf Elberfeld |Verlag=Wissenschaftliche Buchgesellschaft |Ort=Darmstadt |Datum=1999}}</ref> japanische Interpretationen zu Europa,<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Japanische Perspektiven auf Europa |Hrsg=Ralf Elm |Sammelwerk=Europäische Identität: Paradigmen und Methodenfragen |Ort=Baden-Baden |Datum=2002 |Seiten=291-308}}</ref> Geschichten der japanischen Philosophie<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Philosophie in Japan – Japanische Philosophie. Perspektiven der Philosophiegeschichtsschreibung im 20. Jahrhundert |Sammelwerk=Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren |Nummer=10 |Auflage=11 |Datum=2004 |Seiten=51-66}}</ref> <ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Japanese Philosophy Abroad |Hrsg=J. W. Heisig |Ort=Nagoya |Datum=2004 |Seiten=155-171}}</ref> und die Konstellation der Ästhetik und ästhetischen Praktiken in Japan.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Einteilung der Künste in interkultureller Perspektive |Sammelwerk=Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren |Nummer=9 |Datum=2003 |Seiten=57-64}}</ref> <ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Handelnde Anschauung (kōiteki chokkan). Nishida und die Praxis der Künste |Sammelwerk=Allgemeine Zeitschrift für Philosophie |Band=36 |Nummer=3 |Datum=2011 |Seiten=313-343}}</ref> <ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Buddhistische Betrachtungen aus der Stille – Yoshida Kenkōs Tsurezuregusa |Hrsg=Toni Tholen et al. |Sammelwerk=Literatur und Religion |Verlag=Hildesheimer Universitätsschriften |Ort=Hildesheim |Datum=2012 |Seiten=274-292}}</ref> <ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Wenn die Reise zum Wohnort wird – Matsuo Bashō Auf schmalen Pfaden durchs Hinter-land |Hrsg=Burkhard Moennighoff, Wibke von Bernstorff und Toni Tholen |Sammelwerk=Literatur und Reise |Ort=Hildesheim |Datum=2013 |Seiten=228-239}}</ref>
In Elberfelds Interpretation des modernen japanischen Philosophen [[Kitarō Nishida|Kitarō Nishidas]] (1870-1945) steht die Frage noch der Praxis [[Interkulturelle Philosophie|interkulturellen Philosophierens]] im Mittelpunkt. Nishidas Denken wird als paradigmatisches Beispiel für eine produktive Rezeption europäischer Philosophie in Japan interpretiert, die bei Nishida dazu führt, unter dem Stichtwort der „welthaften Welten“ (sekaiteki sekai) selbst eine [[Philosophie]] der [[Interkulturalität]] zu entwickeln. Nishidas Ansatz führt ihn jedoch auch zu einer Analyse der weltgeschichtlichen Situation, durch die er sich in die damaligen politischen Diskussionen während des pazifischen Krieges verstrickt. Elberfeld analysiert in diesem Zusammenhang die weitergehenden politischen Verstrickungen der Denker der [[Kyōto-Schule]] im Kontext der Debatten zur „Überwindung der Moderne“ (kindai no chōkoku) während des Pazifischen Krieges. Aus seinen Interpretationen gewinnt er den Ansatz einer möglichen Vielfalt der Modernen, die er am Beispiel verschiedener Modernen reflektiert. Weitere Arbeiten zur modernen japanischen Philosophie erforschen die „Logik des Ortes“ (basho no ronri) bei Nishida,<ref>{{Literatur |Autor=Kitarō Nishida |Titel=Logik des Ortes. Der Anfang der modernen Philosophie in Japan |Hrsg=Rolf Elberfeld |Verlag=Wissenschaftliche Buchgesellschaft |Ort=Darmstadt |Datum=1999}}</ref> japanische Interpretationen zu Europa,<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Japanische Perspektiven auf Europa |Hrsg=Ralf Elm |Sammelwerk=Europäische Identität: Paradigmen und Methodenfragen |Ort=Baden-Baden |Datum=2002 |Seiten=291-308}}</ref> Geschichten der japanischen Philosophie<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Philosophie in Japan – Japanische Philosophie. Perspektiven der Philosophiegeschichtsschreibung im 20. Jahrhundert |Sammelwerk=Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren |Nummer=10 |Auflage=11 |Datum=2004 |Seiten=51-66}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Japanese Philosophy Abroad |Hrsg=J. W. Heisig |Ort=Nagoya |Datum=2004 |Seiten=155-171}}</ref> und die Konstellation der Ästhetik und ästhetischen Praktiken in Japan.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Einteilung der Künste in interkultureller Perspektive |Sammelwerk=Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren |Nummer=9 |Datum=2003 |Seiten=57-64}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Handelnde Anschauung (kōiteki chokkan). Nishida und die Praxis der Künste |Sammelwerk=Allgemeine Zeitschrift für Philosophie |Band=36 |Nummer=3 |Datum=2011 |Seiten=313-343}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Buddhistische Betrachtungen aus der Stille – Yoshida Kenkōs Tsurezuregusa |Hrsg=Toni Tholen et al. |Sammelwerk=Literatur und Religion |Verlag=Hildesheimer Universitätsschriften |Ort=Hildesheim |Datum=2012 |Seiten=274-292}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Wenn die Reise zum Wohnort wird – Matsuo Bashō Auf schmalen Pfaden durchs Hinter-land |Hrsg=Burkhard Moennighoff, Wibke von Bernstorff und Toni Tholen |Sammelwerk=Literatur und Reise |Ort=Hildesheim |Datum=2013 |Seiten=228-239}}</ref>


=== 2.2. Buddhistische Philosophie ===
=== Buddhistische Philosophie ===
Seit den 1990er Jahren beschäftigte sich Elberfeld mit Texten des [[Buddhismus]] aus [[Indien]], [[China]] und [[Japan]]. Ausgehend von dem Übersetzungsprozess indisch-buddhistischer Text ins Chinesische seit dem 2. Jahrhundert n. u. Z. erforschte er die Frage nach dem Zusammenhang von [[Philosophie]] und Übersetzung.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Übersetzung der Kultur - am Beispiel der Übertragung buddhistischer Texte vom Sanskrit ins Chinesische |Hrsg=R. Elberfeld et el. |Sammelwerk=Translation und Interpretation |Ort=München |Datum=1999 |Seiten=75-89}}</ref> In Kooperation mit Michael Leibold und Mathias Obert erwuchs eine Interpretation der Texte [[Sengzhao|Seng Zhaos]], Jizangs und [[Fazang|Fazangs]], die als wichtige Ergebnisse dieses Übersetzungsprozesses gelten können. Das in dieser Kooperation entstandene Buch radikalisiert die Reflexion zur Frage nach der Übersetzung durch jeweils zwei verschiedene deutsche Übersetzungen des gleichen chinesischen Textes.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld, Michael Leibold, Mathias Obert |Titel=Denkansätze zur buddhistischen Philosophie in China. Seng Zhao - Jizang - Fazang zwischen Interpretation und Übersetzung |Verlag=Edition Chora |Ort=Köln |Datum=2000}}</ref> Die Interpretationen zeigen, wie sich die [[buddhistische Philosophie]] durch die Übersetzung ins Chinesisch und die Entwicklung einer neuen chinesisch-buddhistischen Terminologie verändert hat.
Seit den 1990er Jahren beschäftigte sich Elberfeld mit Texten des [[Buddhismus]] aus [[Indien]], [[China]] und [[Japan]]. Ausgehend von dem Übersetzungsprozess indisch-buddhistischer Text ins Chinesische seit dem 2. Jahrhundert n. u. Z. erforschte er die Frage nach dem Zusammenhang von [[Philosophie]] und Übersetzung.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Übersetzung der Kultur - am Beispiel der Übertragung buddhistischer Texte vom Sanskrit ins Chinesische |Hrsg=R. Elberfeld et el. |Sammelwerk=Translation und Interpretation |Ort=München |Datum=1999 |Seiten=75-89}}</ref> In Kooperation mit Michael Leibold und Mathias Obert erwuchs eine Interpretation der Texte [[Sengzhao|Seng Zhaos]], Jizangs und [[Fazang|Fazangs]], die als wichtige Ergebnisse dieses Übersetzungsprozesses gelten können. Das in dieser Kooperation entstandene Buch radikalisiert die Reflexion zur Frage nach der Übersetzung durch jeweils zwei verschiedene deutsche Übersetzungen des gleichen chinesischen Textes.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld, Michael Leibold, Mathias Obert |Titel=Denkansätze zur buddhistischen Philosophie in China. Seng Zhao - Jizang - Fazang zwischen Interpretation und Übersetzung |Verlag=Edition Chora |Ort=Köln |Datum=2000}}</ref> Die Interpretationen zeigen, wie sich die [[buddhistische Philosophie]] durch die Übersetzung ins Chinesisch und die Entwicklung einer neuen chinesisch-buddhistischen Terminologie verändert hat.


In seiner Habilitationsschrift entwickelt Elberfeld eine Interpretation des Phänomens der Zeit ausgehend von einem indischen Text ([[Nagarjuna]]), zwei chinesischen Texten ([[Sengzhao|Seng Zhao]], [[Fazang]]) und einem japanischen Text ([[Dōgen]]).<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Phänomenologie der Zeit im Buddhismus. Methoden interkulturellen Philosophierens |Verlag=Frommann-Holzboog |Ort=Stuttgart-Bad Cannstatt |Datum=2004}}</ref> Insbesondere der Text „Uji“ von [[Dōgen]] steht im Zentrum einer Satz-für-Satz Analyse. Gerahmt von ausführlichen methodischen Reflexionen zum Philosophiebegriff, den literarischen Gattungen in der [[Philosophie]]<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Aspekte philosophischer Textpragmatik in Ostasien und die Idee einer „transformativen Phänomenologie“ |Sammelwerk=Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren |Nummer=15 |Datum=2006 |Seiten=19-45}}</ref> und der Frage nach der Übersetzung konfrontiert Elberfeld die Phänomenologie der Zeit bei den genannten Denkern mit der Philosophie der Zeit in Europa von Platon bis Heidegger. Aus seinen Analysen gewinnt er den Ansatz einer transformativen Phänomenologie. Als Abschluss dieser Arbeit legt er zusammen mit [[Ryōsuke Ōhashi]] die Übersetzung von acht Texten aus [[Dōgen]]<nowiki/>s Shōbōgenzō vor.<ref>{{Literatur |Autor=Dōgen |Titel=Shōbōgenzō. Ausgewählte Texte. Anders Philosophieren aus dem Zen (Zweisprachige Ausgabe) |Hrsg=R. Ōhashi und R. Elberfeld |Verlag=Keio-Verlag |Ort=Tōkyō |Datum=2006}}</ref> Das Buch bietet neben den deutschsprachigen Texten eine ausführliche Einführung in Dōgens Denken.
In seiner Habilitationsschrift entwickelt Elberfeld eine Interpretation des Phänomens der Zeit ausgehend von einem indischen Text ([[Nagarjuna]]), zwei chinesischen Texten ([[Sengzhao|Seng Zhao]], [[Fazang]]) und einem japanischen Text ([[Dōgen]]).<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Phänomenologie der Zeit im Buddhismus. Methoden interkulturellen Philosophierens |Verlag=Frommann-Holzboog |Ort=Stuttgart-Bad Cannstatt |Datum=2004}}</ref> Insbesondere der Text „Uji“ von [[Dōgen]] steht im Zentrum einer Satz-für-Satz Analyse. Gerahmt von ausführlichen methodischen Reflexionen zum Philosophiebegriff, den literarischen Gattungen in der [[Philosophie]]<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Aspekte philosophischer Textpragmatik in Ostasien und die Idee einer „transformativen Phänomenologie“ |Sammelwerk=Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren |Nummer=15 |Datum=2006 |Seiten=19-45}}</ref> und der Frage nach der Übersetzung konfrontiert Elberfeld die Phänomenologie der Zeit bei den genannten Denkern mit der Philosophie der Zeit in Europa von Platon bis Heidegger. Aus seinen Analysen gewinnt er den Ansatz einer transformativen Phänomenologie. Als Abschluss dieser Arbeit legt er zusammen mit [[Ryōsuke Ōhashi]] die Übersetzung von acht Texten aus [[Dōgen]]<nowiki/>s Shōbōgenzō vor.<ref>{{Literatur |Autor=Dōgen |Titel=Shōbōgenzō. Ausgewählte Texte. Anders Philosophieren aus dem Zen (Zweisprachige Ausgabe) |Hrsg=R. Ōhashi und R. Elberfeld |Verlag=Keio-Verlag |Ort=Tōkyō |Datum=2006}}</ref> Das Buch bietet neben den deutschsprachigen Texten eine ausführliche Einführung in Dōgens Denken.


=== 2.3. Philosophie und die Vielfalt der Sprachen ===
=== Philosophie und die Vielfalt der Sprachen ===
Seit den frühen 1980er Jahren hat sich Elberfeld ausgehend von [[Wilhelm von Humboldt]] mit der Frage nach der Bedeutung der Vielfalt der Sprachen für die Philosophie beschäftigt. Insbesondere durch das Studium des [[Japanische Sprache|Japanischen]] und [[Chinesische Sprachen|Chinesischen]] sowie verschiedener Übersetzungsprozesse hat er eine philosophische Position entwickelt, die sich weder als einfacher [[Relativismus]] noch als sprachunabhängiger [[Universalismus (Philosophie)|Universalismus]] versteht. Seine Forschungen gehen davon aus, dass die verschiedenen natürlichen Sprachen durch ihr Vokabular und ihre grammatische Strukturierung bestimmte gedankliche Positionen und Grundunterscheidungen ''nahelegen''. In diesem Sinne wird philosophisches Denken nicht durch die Sprache determiniert, aber teils in erheblicher Weise in bestimmte Bahnen gelenkt.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Philosophical Implications of the Japanese Language |Hrsg=Bret W. Davis |Sammelwerk=The Oxford Handbook of Japanese Philosophy |Verlag=Oxford University Press |Datum=2020 |Seiten=665-683}}</ref> Dieser Gedanke hat zur Konsequenz, dass es in philosophischer Hinsicht nicht nur gewinnbringend ist, möglichst Sprachen aus verschiedenen [[Sprachfamilien der Welt|Sprachfamilien]] zu lernen, sondern im Hinblick auf eine kritische [[Selbstreflexion]] auch notwendig.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Sprache und Sprachen |Verlag=Karl Alber |Datum=2016}}</ref>
Seit den frühen 1980er Jahren hat sich Elberfeld ausgehend von [[Wilhelm von Humboldt]] mit der Frage nach der Bedeutung der Vielfalt der Sprachen für die Philosophie beschäftigt. Insbesondere durch das Studium des [[Japanische Sprache|Japanischen]] und [[Chinesische Sprachen|Chinesischen]] sowie verschiedener Übersetzungsprozesse hat er eine philosophische Position entwickelt, die sich weder als einfacher [[Relativismus]] noch als sprachunabhängiger [[Universalismus (Philosophie)|Universalismus]] versteht. Seine Forschungen gehen davon aus, dass die verschiedenen natürlichen Sprachen durch ihr Vokabular und ihre grammatische Strukturierung bestimmte gedankliche Positionen und Grundunterscheidungen ''nahelegen''. In diesem Sinne wird philosophisches Denken nicht durch die Sprache determiniert, aber teils in erheblicher Weise in bestimmte Bahnen gelenkt.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Philosophical Implications of the Japanese Language |Hrsg=Bret W. Davis |Sammelwerk=The Oxford Handbook of Japanese Philosophy |Verlag=Oxford University Press |Datum=2020 |Seiten=665-683}}</ref> Dieser Gedanke hat zur Konsequenz, dass es in philosophischer Hinsicht nicht nur gewinnbringend ist, möglichst Sprachen aus verschiedenen [[Sprachfamilien der Welt|Sprachfamilien]] zu lernen, sondern im Hinblick auf eine kritische [[Selbstreflexion]] auch notwendig.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Sprache und Sprachen |Verlag=Karl Alber |Datum=2016}}</ref>


Einen Fokus seiner [[Sprachphilosophie|sprachenphilosophischen]] Forschungen bildet die grammatische Strukturierung von Handlungsformen und die dabei in den Blick tretende Frage nach dem Subjekt einer Handlung. Bereits im [[Altgriechische Sprache|Altgriechischen]] wird die im Deutschen und Englischen selbstverständliche Unterscheidung von aktiven und passiven Handlungsformen unterlaufen. Denn das Altgriechische unterscheidet neben diesen beiden Formen noch das grammatische Medium, in dem Subjekt und Objekt der Handlung identisch sind. Im [[Deutsche Sprache|Deutschen]] übernehmen reflexive Formen wie „ich wasche mich“ (gr. luomai) diese Funktion. Im Philosophieren kommen hier insbesondere Fragen der Selbstreflexion in den Blick wie z. B. in der Formel „Denken des Denkens“ (gr. noesis noesios). Neben dem Altgriechischen verfügt auch das [[Japanische Sprache|Japanische]] –neben vielen anderen Sprachen – seit alters über ein grammatisches Medium, das in seiner Bedeutung eng mit der in älteren ostasiatischen Philosophien beschriebenen Handlungsformen in Verbindung steht. Diese Verbindungen nutzt Elberfeld, um die Frage nach verschiedenen Handlungsformen und die damit verbundenen Subjektvorstellungen philosophisch zu reflektieren.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Sprache und Sprachen |Verlag=Karl Alber |Datum=2016 |Seiten=228-259 und 182-259}}</ref> <ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=The Middle Voice of Emptiness: Nishida and Nishitani |Hrsg=Bret W. Davis, Brian Schroeder und Jason M. Wirth |Sammelwerk=Japanese and Continental Philosophy. Conversations with the Kyoto School |Verlag=Indiana University Press |Datum=2011 |Seiten=269-285}}</ref> Daraus resultiert eine kritische Reflexion des Subjektbegriffs, die an zentrale Diskussionen der europäischen Philosophie zurückgebunden wird.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=„Impersonales“ im Subjekt und im Geschehen |Hrsg=Robert Lehmann |Sammelwerk=Philosophische Dimensionen des Impersonalen |Ort=Würzburg |Datum=2021 |Seiten=85-111}}</ref>
Einen Fokus seiner [[Sprachphilosophie|sprachenphilosophischen]] Forschungen bildet die grammatische Strukturierung von Handlungsformen und die dabei in den Blick tretende Frage nach dem Subjekt einer Handlung. Bereits im [[Altgriechische Sprache|Altgriechischen]] wird die im Deutschen und Englischen selbstverständliche Unterscheidung von aktiven und passiven Handlungsformen unterlaufen. Denn das Altgriechische unterscheidet neben diesen beiden Formen noch das grammatische Medium, in dem Subjekt und Objekt der Handlung identisch sind. Im [[Deutsche Sprache|Deutschen]] übernehmen reflexive Formen wie „ich wasche mich“ (gr. luomai) diese Funktion. Im Philosophieren kommen hier insbesondere Fragen der Selbstreflexion in den Blick wie z. B. in der Formel „Denken des Denkens“ (gr. noesis noesios). Neben dem Altgriechischen verfügt auch das [[Japanische Sprache|Japanische]] –neben vielen anderen Sprachen – seit alters über ein grammatisches Medium, das in seiner Bedeutung eng mit der in älteren ostasiatischen Philosophien beschriebenen Handlungsformen in Verbindung steht. Diese Verbindungen nutzt Elberfeld, um die Frage nach verschiedenen Handlungsformen und die damit verbundenen Subjektvorstellungen philosophisch zu reflektieren.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Sprache und Sprachen |Verlag=Karl Alber |Datum=2016 |Seiten=228-259 und 182-259}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=The Middle Voice of Emptiness: Nishida and Nishitani |Hrsg=Bret W. Davis, Brian Schroeder und Jason M. Wirth |Sammelwerk=Japanese and Continental Philosophy. Conversations with the Kyoto School |Verlag=Indiana University Press |Datum=2011 |Seiten=269-285}}</ref> Daraus resultiert eine kritische Reflexion des Subjektbegriffs, die an zentrale Diskussionen der europäischen Philosophie zurückgebunden wird.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=„Impersonales“ im Subjekt und im Geschehen |Hrsg=Robert Lehmann |Sammelwerk=Philosophische Dimensionen des Impersonalen |Ort=Würzburg |Datum=2021 |Seiten=85-111}}</ref>


=== 2.4. Transformative Phänomenologie ===
=== Transformative Phänomenologie ===
Seit der Habilitation entwickelt Elberfeld den Ansatz einer „transformativen [[Phänomenologie]]“ “ im engen Zusammenhang mit der Frage nach der Vielfalt der Sprachen im Philosophieren. Dieser Ansatz ist im Rahmen der phänomenologischen Begegnung mit der ostasiatischen Welt entstanden. Im Unterschied zur „deskriptiven Phänomenologie“ ([[Edmund Husserl|Husserl]]) und „hermeneutischen Phänomenologie“ ([[Martin Heidegger|Heidegger]], [[Hans-Georg Gadamer|Gadamer]]) stellt die transformative Phänomenologie ausgehend von ostasiatischen Denkwegen den transformativen Übungscharakter phänomenologischen Vorgehens ins Zentrum des Erfahrens, Denkens und Sprechens. Demgemäß ist die phänomenologische Übung selbst der Ort, an dem und in dem die Phänomene ein reflexives Leben gewinnen und sich die Philosophierenden selbst immer wieder im interkulturellen Kontext kritisch befragen und neu auslegen.  Die Phänomene werden zu Übungswegen, die auf schlechthin keine Weise von einem überzeitlichen Ziel bestimmt werden. Die Forschung wird nach Elberfeld durch diesen Ansatz nicht beliebt, sondern hat Formen offener Präzision bzw. präziser Offenheit zu entwickeln.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Bilder und Bedeutung zwischen Sinnlichkeit und Denken – Vexierbilder und chinesische Schrift |Hrsg=W. Schweidler |Sammelwerk=Weltbild – Bildwelt |Verlag=St. Augustin |Datum=2007 |Seiten=337-346}}</ref> Die phänomenologische Arbeit bleibt dabei angewiesen auf die Auseinandersetzung mit verschiedenen Sprachen und verschiedenen Formen des Erfahrens, so dass Erfahren und sprachliche Reflexion sich fortlaufend einander herausfordern.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Hermeneutik und Phänomenologie |Hrsg=Eva Schürmann, Sebastian Spanknebel u. Héctor Wittwer |Sammelwerk=Formen und Felder des Philosophierens. Konzepte, Methoden, Disziplinen |Ort=Freiburg i. B. |Datum=2017 |Seiten=19-40}}</ref> Um die eigenen blinden Flecken kritisch thematisieren zu können, besteht die Notwendigkeit einer interkulturellen Blicköffnung. In diesem Sinne ist nach Elberfeld die Selbstkritik unumgänglich durch eine Fremdkritik zu erweitern, die methodisch in einem Polylog (Franz Wimmer) zu realisieren ist. Dabei sind nicht nur diskursive Praktiken des Philosophierens, sondern auch körperliche Praktiken wie beispielsweise verschiedenen Formen der [[Meditation]] einzubeziehen.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Philosophieren in einer globalisierten Welt. Wege zu einer transformativen Phänomenologie |Verlag=Karl Alber |Ort=Freiburg/München |Datum=2017}}</ref>
Seit der Habilitation entwickelt Elberfeld den Ansatz einer „transformativen [[Phänomenologie]]“ “ im engen Zusammenhang mit der Frage nach der Vielfalt der Sprachen im Philosophieren. Dieser Ansatz ist im Rahmen der phänomenologischen Begegnung mit der ostasiatischen Welt entstanden. Im Unterschied zur „deskriptiven Phänomenologie“ ([[Edmund Husserl|Husserl]]) und „hermeneutischen Phänomenologie“ ([[Martin Heidegger|Heidegger]], [[Hans-Georg Gadamer|Gadamer]]) stellt die transformative Phänomenologie ausgehend von ostasiatischen Denkwegen den transformativen Übungscharakter phänomenologischen Vorgehens ins Zentrum des Erfahrens, Denkens und Sprechens. Demgemäß ist die phänomenologische Übung selbst der Ort, an dem und in dem die Phänomene ein reflexives Leben gewinnen und sich die Philosophierenden selbst immer wieder im interkulturellen Kontext kritisch befragen und neu auslegen. Die Phänomene werden zu Übungswegen, die auf schlechthin keine Weise von einem überzeitlichen Ziel bestimmt werden. Die Forschung wird nach Elberfeld durch diesen Ansatz nicht beliebt, sondern hat Formen offener Präzision bzw. präziser Offenheit zu entwickeln.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Bilder und Bedeutung zwischen Sinnlichkeit und Denken – Vexierbilder und chinesische Schrift |Hrsg=W. Schweidler |Sammelwerk=Weltbild – Bildwelt |Verlag=St. Augustin |Datum=2007 |Seiten=337-346}}</ref> Die phänomenologische Arbeit bleibt dabei angewiesen auf die Auseinandersetzung mit verschiedenen Sprachen und verschiedenen Formen des Erfahrens, so dass Erfahren und sprachliche Reflexion sich fortlaufend einander herausfordern.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Hermeneutik und Phänomenologie |Hrsg=Eva Schürmann, Sebastian Spanknebel u. Héctor Wittwer |Sammelwerk=Formen und Felder des Philosophierens. Konzepte, Methoden, Disziplinen |Ort=Freiburg i. B. |Datum=2017 |Seiten=19-40}}</ref> Um die eigenen blinden Flecken kritisch thematisieren zu können, besteht die Notwendigkeit einer interkulturellen Blicköffnung. In diesem Sinne ist nach Elberfeld die Selbstkritik unumgänglich durch eine Fremdkritik zu erweitern, die methodisch in einem Polylog (Franz Wimmer) zu realisieren ist. Dabei sind nicht nur diskursive Praktiken des Philosophierens, sondern auch körperliche Praktiken wie beispielsweise verschiedenen Formen der [[Meditation]] einzubeziehen.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Philosophieren in einer globalisierten Welt. Wege zu einer transformativen Phänomenologie |Verlag=Karl Alber |Ort=Freiburg/München |Datum=2017}}</ref>


=== 2.5. Ästhetische Praxis und Phänomenologie der Sinnlichkeit ===
=== Ästhetische Praxis und Phänomenologie der Sinnlichkeit ===
Für eine fruchtbare und methodisch geleitete Bereicherung des eigenen Erfahrens bietet sich insbesondere die Einbeziehung [[Ästhetik|ästhetischer]] Praktiken an. Aus diesem Grund experimentiert Elberfeld seit den frühen 2000er Jahren mit dem Einsatz ästhetischer Praktiken in der [[Phänomenologie|phänomenologischen]] Forschung und der Praxis des Philosophierens. Anregungen dazu hat er vor allem aus der Zusammenarbeit mit Tänzerinnen, Architektinnen, Komponistinnen und Literatinnen, dem Praktizieren ostasiatischer Bewegungskünste und verschiedener Wahrnehmungsschulungen wie der [[Feldenkrais-Methode]] oder der [[Alexander-Technik]] erhalten. Seine Lehre in den Philosophiestudiengängen „Philosophie – Künste – Medien“ (BA) und „Philosophie und Künste interkulturell“ (MA) am Institut für Philosophie der [[Stiftung Universität Hildesheim|Universität Hildesheim]] bot ihm die Möglichkeit, philosophische Tanzprojekte sowie Projekte zum performativen Philosophieren<ref>{{Internetquelle |url=http://www.soundcheckphilosophie.de/kontakt/performer-2013/ |titel=Beitragende des Festivals |sprache=de-DE |abruf=2024-07-11}}</ref> durchzuführen und methodisch zu erproben. Zudem entwickelte er seit 2009 in verschiedenen Kooperationen die Zusammenführung ästhetischer Praxis und Philosophie in der „Sommerakademie für asiatische Philosophie und Ästhetik“<ref>{{Internetquelle |autor=Dr Jörg Diederich Pressestelle |url=https://www.uni-hildesheim.de/fb2/institute/philosophie/besonderheiten-des-instituts/sommerakademie-fuer-asiatische-philosophie-und-aesthetik/ |titel=Sommerakademie für asiatische Philosophie und Ästhetik |datum=2012-11-29 |sprache=no |abruf=2024-07-11}}</ref> weiter.  
Für eine fruchtbare und methodisch geleitete Bereicherung des eigenen Erfahrens bietet sich insbesondere die Einbeziehung [[Ästhetik|ästhetischer]] Praktiken an. Aus diesem Grund experimentiert Elberfeld seit den frühen 2000er Jahren mit dem Einsatz ästhetischer Praktiken in der [[Phänomenologie|phänomenologischen]] Forschung und der Praxis des Philosophierens. Anregungen dazu hat er vor allem aus der Zusammenarbeit mit Tänzerinnen, Architektinnen, Komponistinnen und Literatinnen, dem Praktizieren ostasiatischer Bewegungskünste und verschiedener Wahrnehmungsschulungen wie der [[Feldenkrais-Methode]] oder der [[Alexander-Technik]] erhalten. Seine Lehre in den Philosophiestudiengängen „Philosophie – Künste – Medien“ (BA) und „Philosophie und Künste interkulturell“ (MA) am Institut für Philosophie der [[Stiftung Universität Hildesheim|Universität Hildesheim]] bot ihm die Möglichkeit, philosophische Tanzprojekte sowie Projekte zum performativen Philosophieren<ref>{{Internetquelle |url=http://www.soundcheckphilosophie.de/kontakt/performer-2013/ |titel=Beitragende des Festivals |sprache=de-DE |abruf=2024-07-11}}</ref> durchzuführen und methodisch zu erproben. Zudem entwickelte er seit 2009 in verschiedenen Kooperationen die Zusammenführung ästhetischer Praxis und Philosophie in der „Sommerakademie für asiatische Philosophie und Ästhetik“<ref>{{Internetquelle |autor=Dr Jörg Diederich Pressestelle |url=https://www.uni-hildesheim.de/fb2/institute/philosophie/besonderheiten-des-instituts/sommerakademie-fuer-asiatische-philosophie-und-aesthetik/ |titel=Sommerakademie für asiatische Philosophie und Ästhetik |datum=2012-11-29 |sprache=no |abruf=2024-07-11}}</ref> weiter.


Parallel zu der Verbindung von Philosophie und ästhetischer Praxis arbeitet Elberfeld seit 1998 an einer [[Phänomenologie]] der [[Sinnlichkeit]], die nicht auf den klassischen Rahmen der fünf Sinne beschränkt bleibt.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elbefeld |Titel=Sinnlichkeit unterscheiden |Sammelwerk=Painomena XXIV |Datum=Juni 2015 |Seiten=185-216}}</ref> Ausgehend von den Erweiterungen des Sinnesspektrums in der [[Sinnesphysiologie]] seit dem 19. Jahrhundert und ostasiatischen Terminologien für ästhetische Praktiken, strebt Elberfeld eine Neubeschreibung leiblich-sinnlicher Verwobenheiten an, die sich nicht nur auf den Menschen beschränken.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Phänomenologie sinnlicher Erfahrung in interkultureller Perspektive. Zur Bedeutung des „Bewegungssinns" |Hrsg=R. Schulz |Sammelwerk=Zukunft ermöglichen. Denkanstöße aus fünfzehn Jahren Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit |Verlag=2008 |Ort=Würzburg |Seiten=357-376}}</ref> Insbesondere die Einbeziehung bewegungssinnlicher, gleichgewichtssinnlicher, schmerzsinnlicher sowie die radikal [[Synästhesie|synästhetische]] Verwobenheit sinnlicher Welterschließung führen ihn über die Ansätze von [[Erwin W. Straus|Erwin Strauss]], [[Maurice Merleau-Ponty]], [[Gernot Böhme]] und [[Rudolf zur Lippe]] hinaus, denen er zugleich viel verdankt.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Die Kraft der Bilder im Horizont intersensorischer Seherfahrungen in Europa und Ost-asien |Hrsg=Sergej Seitz, Anke Graneß u. Georg Stenger |Sammelwerk=Facetten gegenwärtiger Bildtheorie. Interkulturelle und interdisziplinäre Perspektiven |Ort=Wiesbaden |Datum=2018 |Seiten=91-102}}</ref> <ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Hören im Spektrum der Sinne |Hrsg=Netzwerk Neue Musik |Sammelwerk=Sounding D. Neue Musik in Deutschland erfahren |Datum=2011 |Seiten=3-5}}</ref> Aus seinem Ansatz gewinnt er die Möglichkeit, ästhetische Praktiken in neuer Weise zu beschreiben,<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Der Körper im japanischen Nō-Theater |Hrsg=Arno Böhler, Krassimira Kruschkova, Susanne Valerie |Sammelwerk=Wissen wir, was ein Körper vermag? Rhizomatische Körper in Religion, Kunst, Philosophie |Verlag=transcript |Ort=Bielefeld |Datum=2014 |Seiten=103-117}}</ref> <ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Ästhetik des Atmens |Sammelwerk=Studi di estetica, anno XLVI, IV |Datum=2018 |Seiten=181-193}}</ref> <ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Kann Architektur „Wahrheit“ erschließen? Überlegungen im Anschluss an Heideggers Gedanken zum Bauwerk |Sammelwerk=Allgemeine Zeitschrift für Philosophie |Nummer=2 |Auflage=3 |Datum=2015 |Seiten=253-266}}</ref> um sie methodisch gezielt für die phänomenologische Arbeit einsetzen zu können.
Parallel zu der Verbindung von Philosophie und ästhetischer Praxis arbeitet Elberfeld seit 1998 an einer [[Phänomenologie]] der [[Sinnlichkeit]], die nicht auf den klassischen Rahmen der fünf Sinne beschränkt bleibt.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elbefeld |Titel=Sinnlichkeit unterscheiden |Sammelwerk=Painomena XXIV |Datum=Juni 2015 |Seiten=185-216}}</ref> Ausgehend von den Erweiterungen des Sinnesspektrums in der [[Sinnesphysiologie]] seit dem 19. Jahrhundert und ostasiatischen Terminologien für ästhetische Praktiken, strebt Elberfeld eine Neubeschreibung leiblich-sinnlicher Verwobenheiten an, die sich nicht nur auf den Menschen beschränken.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Phänomenologie sinnlicher Erfahrung in interkultureller Perspektive. Zur Bedeutung des „Bewegungssinns" |Hrsg=R. Schulz |Sammelwerk=Zukunft ermöglichen. Denkanstöße aus fünfzehn Jahren Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit |Verlag=2008 |Ort=Würzburg |Seiten=357-376}}</ref> Insbesondere die Einbeziehung bewegungssinnlicher, gleichgewichtssinnlicher, schmerzsinnlicher sowie die radikal [[Synästhesie|synästhetische]] Verwobenheit sinnlicher Welterschließung führen ihn über die Ansätze von [[Erwin W. Straus|Erwin Strauss]], [[Maurice Merleau-Ponty]], [[Gernot Böhme]] und [[Rudolf zur Lippe]] hinaus, denen er zugleich viel verdankt.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Die Kraft der Bilder im Horizont intersensorischer Seherfahrungen in Europa und Ost-asien |Hrsg=Sergej Seitz, Anke Graneß u. Georg Stenger |Sammelwerk=Facetten gegenwärtiger Bildtheorie. Interkulturelle und interdisziplinäre Perspektiven |Ort=Wiesbaden |Datum=2018 |Seiten=91-102}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Hören im Spektrum der Sinne |Hrsg=Netzwerk Neue Musik |Sammelwerk=Sounding D. Neue Musik in Deutschland erfahren |Datum=2011 |Seiten=3-5}}</ref> Aus seinem Ansatz gewinnt er die Möglichkeit, ästhetische Praktiken in neuer Weise zu beschreiben,<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Der Körper im japanischen Nō-Theater |Hrsg=Arno Böhler, Krassimira Kruschkova, Susanne Valerie |Sammelwerk=Wissen wir, was ein Körper vermag? Rhizomatische Körper in Religion, Kunst, Philosophie |Verlag=transcript |Ort=Bielefeld |Datum=2014 |Seiten=103-117}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Ästhetik des Atmens |Sammelwerk=Studi di estetica, anno XLVI, IV |Datum=2018 |Seiten=181-193}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Kann Architektur „Wahrheit“ erschließen? Überlegungen im Anschluss an Heideggers Gedanken zum Bauwerk |Sammelwerk=Allgemeine Zeitschrift für Philosophie |Nummer=2 |Auflage=3 |Datum=2015 |Seiten=253-266}}</ref> um sie methodisch gezielt für die phänomenologische Arbeit einsetzen zu können.


=== 2.6. Begriff der Kultur und Kulturen ===
=== Begriff der Kultur und Kulturen ===
Seit den frühen 1990er Jahren erforscht Elberfeld die [[Semantik|Semantiken]] des Kulturellen, die zunächst seit [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]] im [[Latein|Lateinischen]] und dann ab dem 18. Jahrhundert vor allem in der deutschen Sprache ausdifferenziert wurden. Die lange Tradition, die durch Ciceros Definition der Philosophie als „cultura animi“ (Pflege bzw. Kultivierung der Seele) ausgelöst wurde, verfolgt er bis hin zur Philosophie [[Immanuel Kant|Kants]], der den eigentlichen Zweck des Menschseins in seiner Kultivierung verortet.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Kultur und Bildung. Von Cicero zu Nishida |Hrsg=Teruaki Takahashi u. Tilman Borsche |Sammelwerk=Bildung nach Humboldt. Erfolg, Krise und Zukunft einer Idee in Ungarn, Finnland und Japan. Zum 50-jährigen Jubiläum der Dokkyo Universität zu Soka |Ort=Freiburg i. B. |Datum=2018 |Seiten=100-117}}</ref> Bleibt das lateinische Wort ''cultura'' vor allem mit der Tätigkeit der Kultivierung verbunden, so zeigt Elberfeld in seinen Analysen, dass das deutsche Wort [[Kultur]] ab Mitte des 18. Jahrhunderts als ein [[Singularetantum]] verstanden wurde, um die gesamte Menschheit eine Kulturgemeinschaft zu verstehen. Diese Bedeutung prägte sich vor allem bei [[Johann Christoph Adelung|Adelung]] und [[Johann Gottfried Herder|Herder]] in der neu entstehenden Kulturgeschichte aus. Elberfeld zeigt in seinen Analysen, dass sich im Rahmen des Singularetantums Kultur verschiedene theoretische Ansätze gebildet haben wie [[Kulturwissenschaft]], [[Kulturanthropologie]], [[Kulturtheorie]], [[Kulturphilosophie]], [[Kultursoziologie]] usw. In diesen theoretischen Ansätzen steht nicht der Plural Kulturen im Zentrum, sondern der Mensch als ein Wesen, das sich immer und überall kulturell auslegt.    
Seit den frühen 1990er Jahren erforscht Elberfeld die [[Semantik|Semantiken]] des Kulturellen, die zunächst seit [[Marcus Tullius Cicero|Cicero]] im [[Latein|Lateinischen]] und dann ab dem 18. Jahrhundert vor allem in der deutschen Sprache ausdifferenziert wurden. Die lange Tradition, die durch Ciceros Definition der Philosophie als „cultura animi“ (Pflege bzw. Kultivierung der Seele) ausgelöst wurde, verfolgt er bis hin zur Philosophie [[Immanuel Kant|Kants]], der den eigentlichen Zweck des Menschseins in seiner Kultivierung verortet.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Kultur und Bildung. Von Cicero zu Nishida |Hrsg=Teruaki Takahashi u. Tilman Borsche |Sammelwerk=Bildung nach Humboldt. Erfolg, Krise und Zukunft einer Idee in Ungarn, Finnland und Japan. Zum 50-jährigen Jubiläum der Dokkyo Universität zu Soka |Ort=Freiburg i. B. |Datum=2018 |Seiten=100-117}}</ref> Bleibt das lateinische Wort ''cultura'' vor allem mit der Tätigkeit der Kultivierung verbunden, so zeigt Elberfeld in seinen Analysen, dass das deutsche Wort [[Kultur]] ab Mitte des 18. Jahrhunderts als ein [[Singularetantum]] verstanden wurde, um die gesamte Menschheit eine Kulturgemeinschaft zu verstehen. Diese Bedeutung prägte sich vor allem bei [[Johann Christoph Adelung|Adelung]] und [[Johann Gottfried Herder|Herder]] in der neu entstehenden Kulturgeschichte aus. Elberfeld zeigt in seinen Analysen, dass sich im Rahmen des Singularetantums Kultur verschiedene theoretische Ansätze gebildet haben wie [[Kulturwissenschaft]], [[Kulturanthropologie]], [[Kulturtheorie]], [[Kulturphilosophie]], [[Kultursoziologie]] usw. In diesen theoretischen Ansätzen steht nicht der Plural Kulturen im Zentrum, sondern der Mensch als ein Wesen, das sich immer und überall kulturell auslegt.


Elberfeld zeigt in seinen Forschungen, dass der Plural Kulturen erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in den deutschsprachigen Diskurs eingeführt wird.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Durchbruch zum Plural. Der Begriff der „Kulturen“ bei Nietzsche |Sammelwerk=Nietzsche-Studien |Nummer=38 |Datum=2008 |Seiten=115-142}}</ref> Mit dem Aufkommen des Plurals Kulturen wird zum einen die Kulturgeschichte in eine Geschichte der Kulturen (z.B. bei [[Oswald Spengler|Spengler]]) umgeschrieben und zudem entsteht Ende des 19. Jahrhundert die Ethnologie als eine Wissenschaft von den verschiedenen Kulturen. In der Analyse wird klar, dass die Diskurse, die von dem Singularetantum Kultur ausgehend und die, die vom Plural Kulturen ihren Ausgang nehmen, sich nur wenig berühren und jeweils andere Auslegungsstrategien verfolgen.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Kultur – Kulturen – Interkulturalität. Zur Zukunft europäischer Kultur(en) in der Welt |Hrsg=Detlef Horster |Sammelwerk=Untergang des Abendlandes? Die Zukunft der europäischen Kultur in der Welt |Band=Hannah Arendt-Lectures |Ort=Weilerswist |Datum=2012 |Seiten=13-28}}</ref>
Elberfeld zeigt in seinen Forschungen, dass der Plural Kulturen erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in den deutschsprachigen Diskurs eingeführt wird.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Durchbruch zum Plural. Der Begriff der „Kulturen“ bei Nietzsche |Sammelwerk=Nietzsche-Studien |Nummer=38 |Datum=2008 |Seiten=115-142}}</ref> Mit dem Aufkommen des Plurals Kulturen wird zum einen die Kulturgeschichte in eine Geschichte der Kulturen (z.B. bei [[Oswald Spengler|Spengler]]) umgeschrieben und zudem entsteht Ende des 19. Jahrhundert die Ethnologie als eine Wissenschaft von den verschiedenen Kulturen. In der Analyse wird klar, dass die Diskurse, die von dem Singularetantum Kultur ausgehend und die, die vom Plural Kulturen ihren Ausgang nehmen, sich nur wenig berühren und jeweils andere Auslegungsstrategien verfolgen.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Kultur – Kulturen – Interkulturalität. Zur Zukunft europäischer Kultur(en) in der Welt |Hrsg=Detlef Horster |Sammelwerk=Untergang des Abendlandes? Die Zukunft der europäischen Kultur in der Welt |Band=Hannah Arendt-Lectures |Ort=Weilerswist |Datum=2012 |Seiten=13-28}}</ref>


Ausgehend von der Pluralbildung Kulturen entstehen nach Elberfeld zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue [[Semantik|Semantiken]] des Kulturellen, die die Auseinandersetzungen, Vermischungen, Überlagerungen, Rezeptionsprozesse usw. verschiedener Kulturen thematisieren. In diesem Rahmen analysiert Elberfeld drei zentrale Semantiken in ihrem historischen Entstehungsprozess: [[Interkulturalität]],<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Interkulturalität |Hrsg=Ralf Konersmann |Sammelwerk=Handbuch Kulturphilosophie |Ort=Stuttgart |Datum=2012 |Seiten=39-45}}</ref> [[Multikulturalismus|Multikulturalität]] und [[Transkulturalität]].<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Forschungsperspektive „Interkulturalität“. Transformation der Wissensordnungen in Europa |Sammelwerk=Zeitschrift für Kulturphilosophie |Datum=2008 |Seiten=7-36}}</ref> Die erste Semantik entsteht bereits in den 1920er Jahren, die zweite in den 1940er und die dritte in den 1950er Jahren. Die jeweiligen Semantiken fokussieren unterschiedliche kulturelle Prozesse, setzen aber alle den Plural Kulturen voraus. Elberfeld verfolgt in seinen Analysen die Frage nach der Semantik des Kulturellen bis hin zu der Frage, ob überhaupt noch von Kultur und Kulturen gesprochen werden sollte, da die verschiedenen Semantiken nicht nur hoffnungslos mehrdeutig sind, sondern auch im Laufe ihrer geschichtlichen Entwicklung mit [[Rassismus|rassistischen]], [[Antisemitismus|antisemitischen]] und [[Sexismus|sexistischen]] Komponenten durchsetzt wurden. Ohne eine Reflexion auf diese Verstrickungen können nach Elberfeld die Semantiken des Kulturellen kaum noch verwendet werden.
Ausgehend von der Pluralbildung Kulturen entstehen nach Elberfeld zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue [[Semantik|Semantiken]] des Kulturellen, die die Auseinandersetzungen, Vermischungen, Überlagerungen, Rezeptionsprozesse usw. verschiedener Kulturen thematisieren. In diesem Rahmen analysiert Elberfeld drei zentrale Semantiken in ihrem historischen Entstehungsprozess: [[Interkulturalität]],<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Interkulturalität |Hrsg=Ralf Konersmann |Sammelwerk=Handbuch Kulturphilosophie |Ort=Stuttgart |Datum=2012 |Seiten=39-45}}</ref> [[Multikulturalismus|Multikulturalität]] und [[Transkulturalität]].<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Forschungsperspektive „Interkulturalität“. Transformation der Wissensordnungen in Europa |Sammelwerk=Zeitschrift für Kulturphilosophie |Datum=2008 |Seiten=7-36}}</ref> Die erste Semantik entsteht bereits in den 1920er Jahren, die zweite in den 1940er und die dritte in den 1950er Jahren. Die jeweiligen Semantiken fokussieren unterschiedliche kulturelle Prozesse, setzen aber alle den Plural Kulturen voraus. Elberfeld verfolgt in seinen Analysen die Frage nach der Semantik des Kulturellen bis hin zu der Frage, ob überhaupt noch von Kultur und Kulturen gesprochen werden sollte, da die verschiedenen Semantiken nicht nur hoffnungslos mehrdeutig sind, sondern auch im Laufe ihrer geschichtlichen Entwicklung mit [[Rassismus|rassistischen]], [[Antisemitismus|antisemitischen]] und [[Sexismus|sexistischen]] Komponenten durchsetzt wurden. Ohne eine Reflexion auf diese Verstrickungen können nach Elberfeld die Semantiken des Kulturellen kaum noch verwendet werden.


=== 2.7. Dekoloniales Philosophieren ===
===Dekoloniales Philosophieren ===
Nachdem Elberfeld 1992 den lateinamerikanischen Philosophen [[Enrique Dussel]] im Rahmen einer Tagung zum Gedenken an den Beginn der [[Europäische Expansion|Europäischen Expansion]] persönlich kennenlernte, begleitet dieses Motiv sein Denken. Bereits die Interpretation der Philosophie [[Kitarō Nishida|Nishidas]] in seiner Dissertation stellte er in den historischen Horizont der Europäischen Expansion. In den 2010er Jahren nahm er die damit verbundenen Fragen nach den politischen Verstrickungen der europäischen Philosophie während der Europäischen Expansion wieder auf. Zentraler Ansatzpunkt seiner Analysen ist die von ihm so benannte verstrickungsgeschichtliche Aufklärung.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Dekoloniales Philosophieren. Versuch über philosophische Verantwortung und Kritik im Horizont der europäischen Expansion |Verlag=Olms |Ort=Hildesheim |Datum=2021}}</ref> Während der übliche Gebrauch des Wortes Aufklärung nur die positiven Seiten im Namen der Vernunft betont, versucht Elberfeld eine andere Bedeutung des Wortes hervorzuheben. Da [[Aufklärung]] – anders als das Englische enlightenment – auch die Aufklärung eines Mordfalles oder anderer Vergehen bedeuten kann, thematisiert er in einer verstrickungsgeschichtlichen Aufklärung die [[epistemische Gewalt]], Diskriminierungsstrukturen wie [[Rassismus]],<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Rasse und Rassismus in der klassischen Deutschen Philosophie |Sammelwerk=Deutsche Zeitschrift für Philosophie |Nummer=69 |Auflage=1 |Seiten=126-129}}</ref> [[Sexismus]] und [[Antisemitismus]] sowie das Überlegenheitsbewusstsein der europäischen [[Philosophie]].<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Anmerkungen zu einer Phänomenologie des Gefühls philosophischer Überlegenheit |Sammelwerk=Journal Phänomenologie, Themenheft „Perspektiven post- und dekolonialer Kritik“ |Nummer=59 |Datum=2023 |Seiten=45-55}}</ref> Dabei bezieht er verschiedene post- und [[Dekolonisation|dekoloniale]] Studien ein, um selbst als Philosoph in Europa Verantwortung für die philosophischen Verstrickungen zu übernehmen. Ihm geht es nicht darum, alle europäischen Philosophen, die sich rassistisch, sexistisch oder antisemitisch geäußert haben, pauschal zu verwerfen, sondern aus den Analysen nachhaltige Konsequenzen für ein zukünftiges global und interkulturell orientiertes Philosophieren zu ziehen.
Nachdem Elberfeld 1992 den lateinamerikanischen Philosophen [[Enrique Dussel]] im Rahmen einer Tagung zum Gedenken an den Beginn der [[Europäische Expansion|Europäischen Expansion]] persönlich kennenlernte, begleitet dieses Motiv sein Denken. Bereits die Interpretation der Philosophie [[Kitarō Nishida|Nishidas]] in seiner Dissertation stellte er in den historischen Horizont der Europäischen Expansion. In den 2010er Jahren nahm er die damit verbundenen Fragen nach den politischen Verstrickungen der europäischen Philosophie während der Europäischen Expansion wieder auf. Zentraler Ansatzpunkt seiner Analysen ist die von ihm so benannte verstrickungsgeschichtliche Aufklärung.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Dekoloniales Philosophieren. Versuch über philosophische Verantwortung und Kritik im Horizont der europäischen Expansion |Verlag=Olms |Ort=Hildesheim |Datum=2021}}</ref> Während der übliche Gebrauch des Wortes Aufklärung nur die positiven Seiten im Namen der Vernunft betont, versucht Elberfeld eine andere Bedeutung des Wortes hervorzuheben. Da [[Aufklärung]] – anders als das Englische enlightenment – auch die Aufklärung eines Mordfalles oder anderer Vergehen bedeuten kann, thematisiert er in einer verstrickungsgeschichtlichen Aufklärung die [[epistemische Gewalt]], Diskriminierungsstrukturen wie [[Rassismus]],<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Rasse und Rassismus in der klassischen Deutschen Philosophie |Sammelwerk=Deutsche Zeitschrift für Philosophie |Nummer=69 |Auflage=1 |Seiten=126-129}}</ref> [[Sexismus]] und [[Antisemitismus]] sowie das Überlegenheitsbewusstsein der europäischen [[Philosophie]].<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Anmerkungen zu einer Phänomenologie des Gefühls philosophischer Überlegenheit |Sammelwerk=Journal Phänomenologie, Themenheft „Perspektiven post- und dekolonialer Kritik“ |Nummer=59 |Datum=2023 |Seiten=45-55}}</ref> Dabei bezieht er verschiedene post- und [[Dekolonisation|dekoloniale]] Studien ein, um selbst als Philosoph in Europa Verantwortung für die philosophischen Verstrickungen zu übernehmen. Ihm geht es nicht darum, alle europäischen Philosophen, die sich rassistisch, sexistisch oder antisemitisch geäußert haben, pauschal zu verwerfen, sondern aus den Analysen nachhaltige Konsequenzen für ein zukünftiges global und interkulturell orientiertes Philosophieren zu ziehen.


=== 2.8. Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive ===
=== Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive ===
Von 2019 bis 2024 leitete Elberfeld ein Reinhart-Koselleck Projekt der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]] mit dem Thema „[[Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive|Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive]]“. Das Projekt sondierte und reflektierte Materialien für eine [[Weltgeschichte|globale Geschichte]] der Philosophiegeschichtsschreibung.
Von 2019 bis 2024 leitete Elberfeld ein Reinhart-Koselleck Projekt der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]] mit dem Thema „[[Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive|Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive]]“. Das Projekt sondierte und reflektierte Materialien für eine [[Weltgeschichte|globale Geschichte]] der Philosophiegeschichtsschreibung.


Ausgangspunkt für das Projekt war die erstmals im WS 2015/16 von Elberfeld gehaltene Einführungsvorlesung „Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive“ für Studierende der Philosophie an der [[Stiftung Universität Hildesheim|Universität Hildesheim]]. Die Vorlesung wird seit dieser Zeit alle zwei Jahre an der Universität Hildesheim angeboten und in Kooperation auch mit anderen Universitäten systematisch ausgebaut. Schon in der ersten Vorlesung spielte die Frage nach einer Erweiterung des Curriculums in globaler Perspektive vor allem für den Anfang des Philosophiestudiums eine wichtige Rolle.
Ausgangspunkt für das Projekt war die erstmals im WS 2015/16 von Elberfeld gehaltene Einführungsvorlesung „Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive“ für Studierende der Philosophie an der [[Stiftung Universität Hildesheim|Universität Hildesheim]]. Die Vorlesung wird seit dieser Zeit alle zwei Jahre an der Universität Hildesheim angeboten und in Kooperation auch mit anderen Universitäten systematisch ausgebaut. Schon in der ersten Vorlesung spielte die Frage nach einer Erweiterung des Curriculums in globaler Perspektive vor allem für den Anfang des Philosophiestudiums eine wichtige Rolle.


Ein weiterer wichtiger Ausgangspunkt war die Tagung „Philosophiegeschichtsschreibung in globaler Perspektive“, die im Oktober 2016 an der [[Stiftung Universität Hildesheim|Universität Hildesheim]] veranstaltet wurde. Die Vorträge der Tagung erschienen 2017 unter dem gleichen Titel als 9. Band des „Deutschen Jahrbuchs Philosophie der [[Deutsche Gesellschaft für Philosophie|Deutschen Gesellschaft für Philosophie]]“ im [[Felix Meiner Verlag|Meiner-Verlag]]. Auf der Tagung wurden Vorträge zu Philosophiegeschichtsschreibungen in verschiedenen Sprachen wie Chinesisch, Arabisch, Hebräisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Latein und Japanisch gehalten. Dabei erwies sich der Ansatz, die verschiedenen Sprachen – und nicht „Nationalphilosophien“ – in den Mittelpunkt der Forschungen zu stellen, als besonders fruchtbar. Für die Publikation wurde eine erste Materialsammlung erstellt zu unterschiedlichen Geschichten der Philosophie in verschiedenen Sprachen, die zum Ausgangspunkt für das ein Jahr später bewilligte Koselleck-Projekt wurde.
Ein weiterer wichtiger Ausgangspunkt war die Tagung „Philosophiegeschichtsschreibung in globaler Perspektive“, die im Oktober 2016 an der [[Stiftung Universität Hildesheim|Universität Hildesheim]] veranstaltet wurde. Die Vorträge der Tagung erschienen 2017 unter dem gleichen Titel als 9. Band des „Deutschen Jahrbuchs Philosophie der [[Deutsche Gesellschaft für Philosophie|Deutschen Gesellschaft für Philosophie]]“ im [[Felix Meiner Verlag|Meiner-Verlag]]. Auf der Tagung wurden Vorträge zu Philosophiegeschichtsschreibungen in verschiedenen Sprachen wie Chinesisch, Arabisch, Hebräisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Latein und Japanisch gehalten. Dabei erwies sich der Ansatz, die verschiedenen Sprachen – und nicht „Nationalphilosophien“ – in den Mittelpunkt der Forschungen zu stellen, als besonders fruchtbar. Für die Publikation wurde eine erste Materialsammlung erstellt zu unterschiedlichen Geschichten der Philosophie in verschiedenen Sprachen, die zum Ausgangspunkt für das ein Jahr später bewilligte Koselleck-Projekt wurde.


Die zentralen Ergebnisse des Koselleck-Projektes bündeln sich in zwei bibliographisch angelegten Sammlungen: 1. Eine global angelegte Übersicht über die Philosophiegeschichtsschreibung in gut 30 Sprachen mit einem Schwerpunkt auf dem 20. und 21. Jahrhundert. 2. Publizierte Globalgeschichten der Philosophie in derzeit 13 Sprachen.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld und Anke Graneß |Titel=Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive |Sammelwerk=Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren |Nummer=46 |Datum=2021}}</ref> <ref>{{Literatur |Autor=Yoko Arisaka und Anke Graneß |Titel=Histories of Philosophy in a Global Perspective |Hrsg=EAJP |Datum=Januar 2023}}</ref> Beide Sammlungen sind über die Homepage des Koselleck-Projektes zugänglich und werden zudem in einer neuen Reihe „Histories of Philosophies in Global Perspectives“ veröffentlicht.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld und Anke Graneß |Titel=Histories of Philosophies in Global Perspectives |Band= |Verlag=Olms |Ort=Hildesheim |Datum=2021}}</ref> Die bibliographischen Sammlungen liefern einen Einblick in unterschiedliche Ordnungen des Wissens und philosophische Forschungsschwerpunkte in einer Vielzahl europäischer und außereuropäischer Sprachen – einen Ein- und Überblick, den es bisher so noch nicht gegeben hat.
Die zentralen Ergebnisse des Koselleck-Projektes bündeln sich in zwei bibliographisch angelegten Sammlungen: 1. Eine global angelegte Übersicht über die Philosophiegeschichtsschreibung in gut 30 Sprachen mit einem Schwerpunkt auf dem 20. und 21. Jahrhundert. 2. Publizierte Globalgeschichten der Philosophie in derzeit 13 Sprachen.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld und Anke Graneß |Titel=Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive |Sammelwerk=Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren |Nummer=46 |Datum=2021}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Yoko Arisaka und Anke Graneß |Titel=Histories of Philosophy in a Global Perspective |Hrsg=EAJP |Datum=Januar 2023}}</ref> Beide Sammlungen sind über die Homepage des Koselleck-Projektes zugänglich und werden zudem in einer neuen Reihe „Histories of Philosophies in Global Perspectives“ veröffentlicht.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld und Anke Graneß |Titel=Histories of Philosophies in Global Perspectives |Band= |Verlag=Olms |Ort=Hildesheim |Datum=2021}}</ref> Die bibliographischen Sammlungen liefern einen Einblick in unterschiedliche Ordnungen des Wissens und philosophische Forschungsschwerpunkte in einer Vielzahl europäischer und außereuropäischer Sprachen – einen Ein- und Überblick, den es bisher so noch nicht gegeben hat.


Zu den bibliographischen Sammlungen wurden zahlreiche Forschungsgespräche geführt, die vor allem den Begriff der [[Philosophie]] ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt haben. Um den Kanon der Philosophie philosophisch reflektiert zu erweitern, ist es daher nach Elberfeld notwendig, zum einen die verschiedenen europäischen Begriffe der Philosophie vergleichend zu erforschen.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Was ist Philosophie? Programmatische Texte von Platon bis Derrida |Verlag=Reclam |Ort=Stuttgart |Datum=2006}}</ref> Zum anderen ist es unumgänglich, die Praktiken, Sprachen und Begriffe der Philosophie in [[Polylog|Polylogen]] mit Menschen weltweit zu reflektieren. Diese Forschungen setzt Elberfeld seit Oktober 2024 im Team und im Rahmen einer Kollegforschungsgruppe der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]] fort.
Zu den bibliographischen Sammlungen wurden zahlreiche Forschungsgespräche geführt, die vor allem den Begriff der [[Philosophie]] ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt haben. Um den Kanon der Philosophie philosophisch reflektiert zu erweitern, ist es daher nach Elberfeld notwendig, zum einen die verschiedenen europäischen Begriffe der Philosophie vergleichend zu erforschen.<ref>{{Literatur |Autor=Rolf Elberfeld |Titel=Was ist Philosophie? Programmatische Texte von Platon bis Derrida |Verlag=Reclam |Ort=Stuttgart |Datum=2006}}</ref> Zum anderen ist es unumgänglich, die Praktiken, Sprachen und Begriffe der Philosophie in [[Polylog|Polylogen]] mit Menschen weltweit zu reflektieren. Diese Forschungen setzt Elberfeld seit Oktober 2024 im Team und im Rahmen einer Kollegforschungsgruppe der [[Deutsche Forschungsgemeinschaft|DFG]] fort.


== Schriften ==
== Schriften ==

Version vom 11. Juli 2024, 23:05 Uhr

Rolf Elberfeld (* 28. April 1964 in Billerbeck) ist ein deutscher Philosoph und Übersetzer, dessen Arbeit durch interkulturelle Philosophie (insbesondere Japan und China), interdisziplinäre (u.a. Kulturwissenschaften, Philologien und Sinnesphysiologie) und transdisziplinäre Perspektiven (u.a. durch methodische Einbeziehung ästhetischer Praktiken und Meditation) geprägt ist.

1. Wissenschaftlicher Lebenslauf

Er studierte Theologie, Philosophie, Japanologie, Sinologie und Religionsgeschichte an der Universität Würzburg und schloss sein Magisterstudium 1989 mit einer Arbeit über das Daodejing ab. Im gleichen Jahr erhielt er ein Forschungsstipendium des japanischen Erziehungsministeriums, um für zwei Jahre an der staatlichen Universität Kyōto in Japan sein Studium der Philosophie zu vertiefen. Von 1992 bis 1997 war er zunächst Promotions- (1992-95) und später Habilitationsstipendiat im Graduiertenkolleg „Interkulturelle religiöse- bzw. religionsgeschichtliche Studien“ an der Universität Bonn. Dort lernte er den lateinamerikanischen Philosophen Enrique Dussel kennen und seine Interpretation zum Zusammenhang von Philosophie und Kolonialismus. Während dieser Zeit erhielt er erste Lehraufträgen in den Fächern Religionsgeschichte und Philosophie an der Universität Würzburg. 1995 erfolgte die Promotion im Fach Philosophie bei Heinrich Rombach und Ryosuke Ohasi, bei dem er in Japan studiert hatte. Die Dissertation behandelte den modernen japanischen Philosophen Kitarō Nishida im Zusammenhang mit der der Frage nach der Interkulturalität und im Horizont der europäischen Expansion. 1997–2003 war er Wissenschaftlicher Assistent von Günter Wohlfart im Fach Philosophie an der Universität Wuppertal. Die Habilitationsschrift (2001) beschäftigte sich mit dem Thema einer Phänomenologie der Zeit im Buddhismus ausgehend von indischen, chinesischen und japanischen Texten. Für diese Arbeit erhielt er den Straniak-Philosophie-Preis. 2002 erhielt er den Karl-Jaspers-Förderpreis für Philosophie der Stiftung Niedersachsen. Es folgten Lehraufträge an verschiedene Universitäten und eine intensive Beschäftigung mit der Praxis verschiedener Künste insbesondere dem zeitgenössischen Tanz. 2008 erhielt er Rufe an die Universität Zürich (Professur am Forschungsschwerpunkt Asien und Europa), Universität Innsbruck (Professur für Philosophie) und Universität Hildesheim (Professur für Kulturphilosophie). Von 2009 bis 2024 war er Leiter des Herder-Kollegs. Zentrum für transdisziplinäre Kulturforschung, in dessen Rahmen er den Forschungsschwerpunkt Ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim mit aufbaute. Seit dieser Zeit entwickelte er körperbasierte Lehrformen in der Sommerakademie für asiatischen Philosophie und Ästhetik. Im WiSe 2015/16 hielt er erstmalig eine Einführungsvorlesung zur Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive, woraus ein Forschungsschwerpunkt zur Geschichte der Philosophie entstand. Von 2019 bis 2024 leitete er ein Reinhart-Koselleck-Projekt der DFG zum Thema Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive. Seit April 2024 gehört er dem DFG Fachkollegium Philosophie wo für den Bereich Geschichte der Philosophie zuständig ist. Am 1. Oktober 2024 wird er für vier Jahre Sprecher der DFG Kolleg-Forschungsgruppe Philosophieren in einer globalisierten Welt. Historische und systematische Perspektiven sein. Seit 2009 ist er Deligierter der Deutschen Gesellschaft für Philosophie auf den Weltkongressen für Philosophie (Soul 2009, Athen 2014, Peking 2018, Rom 2024) in den Versammlungen der philosophischen Gesellschaften weltweit unter dem Dach der FISP.

Forschungsschwerpunkte

Moderne japanische Philosophie

In Elberfelds Interpretation des modernen japanischen Philosophen Kitarō Nishidas (1870-1945) steht die Frage noch der Praxis interkulturellen Philosophierens im Mittelpunkt. Nishidas Denken wird als paradigmatisches Beispiel für eine produktive Rezeption europäischer Philosophie in Japan interpretiert, die bei Nishida dazu führt, unter dem Stichtwort der „welthaften Welten“ (sekaiteki sekai) selbst eine Philosophie der Interkulturalität zu entwickeln. Nishidas Ansatz führt ihn jedoch auch zu einer Analyse der weltgeschichtlichen Situation, durch die er sich in die damaligen politischen Diskussionen während des pazifischen Krieges verstrickt. Elberfeld analysiert in diesem Zusammenhang die weitergehenden politischen Verstrickungen der Denker der Kyōto-Schule im Kontext der Debatten zur „Überwindung der Moderne“ (kindai no chōkoku) während des Pazifischen Krieges. Aus seinen Interpretationen gewinnt er den Ansatz einer möglichen Vielfalt der Modernen, die er am Beispiel verschiedener Modernen reflektiert. Weitere Arbeiten zur modernen japanischen Philosophie erforschen die „Logik des Ortes“ (basho no ronri) bei Nishida,[1] japanische Interpretationen zu Europa,[2] Geschichten der japanischen Philosophie[3][4] und die Konstellation der Ästhetik und ästhetischen Praktiken in Japan.[5][6][7][8]

Buddhistische Philosophie

Seit den 1990er Jahren beschäftigte sich Elberfeld mit Texten des Buddhismus aus Indien, China und Japan. Ausgehend von dem Übersetzungsprozess indisch-buddhistischer Text ins Chinesische seit dem 2. Jahrhundert n. u. Z. erforschte er die Frage nach dem Zusammenhang von Philosophie und Übersetzung.[9] In Kooperation mit Michael Leibold und Mathias Obert erwuchs eine Interpretation der Texte Seng Zhaos, Jizangs und Fazangs, die als wichtige Ergebnisse dieses Übersetzungsprozesses gelten können. Das in dieser Kooperation entstandene Buch radikalisiert die Reflexion zur Frage nach der Übersetzung durch jeweils zwei verschiedene deutsche Übersetzungen des gleichen chinesischen Textes.[10] Die Interpretationen zeigen, wie sich die buddhistische Philosophie durch die Übersetzung ins Chinesisch und die Entwicklung einer neuen chinesisch-buddhistischen Terminologie verändert hat.

In seiner Habilitationsschrift entwickelt Elberfeld eine Interpretation des Phänomens der Zeit ausgehend von einem indischen Text (Nagarjuna), zwei chinesischen Texten (Seng Zhao, Fazang) und einem japanischen Text (Dōgen).[11] Insbesondere der Text „Uji“ von Dōgen steht im Zentrum einer Satz-für-Satz Analyse. Gerahmt von ausführlichen methodischen Reflexionen zum Philosophiebegriff, den literarischen Gattungen in der Philosophie[12] und der Frage nach der Übersetzung konfrontiert Elberfeld die Phänomenologie der Zeit bei den genannten Denkern mit der Philosophie der Zeit in Europa von Platon bis Heidegger. Aus seinen Analysen gewinnt er den Ansatz einer transformativen Phänomenologie. Als Abschluss dieser Arbeit legt er zusammen mit Ryōsuke Ōhashi die Übersetzung von acht Texten aus Dōgens Shōbōgenzō vor.[13] Das Buch bietet neben den deutschsprachigen Texten eine ausführliche Einführung in Dōgens Denken.

Philosophie und die Vielfalt der Sprachen

Seit den frühen 1980er Jahren hat sich Elberfeld ausgehend von Wilhelm von Humboldt mit der Frage nach der Bedeutung der Vielfalt der Sprachen für die Philosophie beschäftigt. Insbesondere durch das Studium des Japanischen und Chinesischen sowie verschiedener Übersetzungsprozesse hat er eine philosophische Position entwickelt, die sich weder als einfacher Relativismus noch als sprachunabhängiger Universalismus versteht. Seine Forschungen gehen davon aus, dass die verschiedenen natürlichen Sprachen durch ihr Vokabular und ihre grammatische Strukturierung bestimmte gedankliche Positionen und Grundunterscheidungen nahelegen. In diesem Sinne wird philosophisches Denken nicht durch die Sprache determiniert, aber teils in erheblicher Weise in bestimmte Bahnen gelenkt.[14] Dieser Gedanke hat zur Konsequenz, dass es in philosophischer Hinsicht nicht nur gewinnbringend ist, möglichst Sprachen aus verschiedenen Sprachfamilien zu lernen, sondern im Hinblick auf eine kritische Selbstreflexion auch notwendig.[15]

Einen Fokus seiner sprachenphilosophischen Forschungen bildet die grammatische Strukturierung von Handlungsformen und die dabei in den Blick tretende Frage nach dem Subjekt einer Handlung. Bereits im Altgriechischen wird die im Deutschen und Englischen selbstverständliche Unterscheidung von aktiven und passiven Handlungsformen unterlaufen. Denn das Altgriechische unterscheidet neben diesen beiden Formen noch das grammatische Medium, in dem Subjekt und Objekt der Handlung identisch sind. Im Deutschen übernehmen reflexive Formen wie „ich wasche mich“ (gr. luomai) diese Funktion. Im Philosophieren kommen hier insbesondere Fragen der Selbstreflexion in den Blick wie z. B. in der Formel „Denken des Denkens“ (gr. noesis noesios). Neben dem Altgriechischen verfügt auch das Japanische –neben vielen anderen Sprachen – seit alters über ein grammatisches Medium, das in seiner Bedeutung eng mit der in älteren ostasiatischen Philosophien beschriebenen Handlungsformen in Verbindung steht. Diese Verbindungen nutzt Elberfeld, um die Frage nach verschiedenen Handlungsformen und die damit verbundenen Subjektvorstellungen philosophisch zu reflektieren.[16][17] Daraus resultiert eine kritische Reflexion des Subjektbegriffs, die an zentrale Diskussionen der europäischen Philosophie zurückgebunden wird.[18]

Transformative Phänomenologie

Seit der Habilitation entwickelt Elberfeld den Ansatz einer „transformativen Phänomenologie“ “ im engen Zusammenhang mit der Frage nach der Vielfalt der Sprachen im Philosophieren. Dieser Ansatz ist im Rahmen der phänomenologischen Begegnung mit der ostasiatischen Welt entstanden. Im Unterschied zur „deskriptiven Phänomenologie“ (Husserl) und „hermeneutischen Phänomenologie“ (Heidegger, Gadamer) stellt die transformative Phänomenologie ausgehend von ostasiatischen Denkwegen den transformativen Übungscharakter phänomenologischen Vorgehens ins Zentrum des Erfahrens, Denkens und Sprechens. Demgemäß ist die phänomenologische Übung selbst der Ort, an dem und in dem die Phänomene ein reflexives Leben gewinnen und sich die Philosophierenden selbst immer wieder im interkulturellen Kontext kritisch befragen und neu auslegen. Die Phänomene werden zu Übungswegen, die auf schlechthin keine Weise von einem überzeitlichen Ziel bestimmt werden. Die Forschung wird nach Elberfeld durch diesen Ansatz nicht beliebt, sondern hat Formen offener Präzision bzw. präziser Offenheit zu entwickeln.[19] Die phänomenologische Arbeit bleibt dabei angewiesen auf die Auseinandersetzung mit verschiedenen Sprachen und verschiedenen Formen des Erfahrens, so dass Erfahren und sprachliche Reflexion sich fortlaufend einander herausfordern.[20] Um die eigenen blinden Flecken kritisch thematisieren zu können, besteht die Notwendigkeit einer interkulturellen Blicköffnung. In diesem Sinne ist nach Elberfeld die Selbstkritik unumgänglich durch eine Fremdkritik zu erweitern, die methodisch in einem Polylog (Franz Wimmer) zu realisieren ist. Dabei sind nicht nur diskursive Praktiken des Philosophierens, sondern auch körperliche Praktiken wie beispielsweise verschiedenen Formen der Meditation einzubeziehen.[21]

Ästhetische Praxis und Phänomenologie der Sinnlichkeit

Für eine fruchtbare und methodisch geleitete Bereicherung des eigenen Erfahrens bietet sich insbesondere die Einbeziehung ästhetischer Praktiken an. Aus diesem Grund experimentiert Elberfeld seit den frühen 2000er Jahren mit dem Einsatz ästhetischer Praktiken in der phänomenologischen Forschung und der Praxis des Philosophierens. Anregungen dazu hat er vor allem aus der Zusammenarbeit mit Tänzerinnen, Architektinnen, Komponistinnen und Literatinnen, dem Praktizieren ostasiatischer Bewegungskünste und verschiedener Wahrnehmungsschulungen wie der Feldenkrais-Methode oder der Alexander-Technik erhalten. Seine Lehre in den Philosophiestudiengängen „Philosophie – Künste – Medien“ (BA) und „Philosophie und Künste interkulturell“ (MA) am Institut für Philosophie der Universität Hildesheim bot ihm die Möglichkeit, philosophische Tanzprojekte sowie Projekte zum performativen Philosophieren[22] durchzuführen und methodisch zu erproben. Zudem entwickelte er seit 2009 in verschiedenen Kooperationen die Zusammenführung ästhetischer Praxis und Philosophie in der „Sommerakademie für asiatische Philosophie und Ästhetik“[23] weiter.

Parallel zu der Verbindung von Philosophie und ästhetischer Praxis arbeitet Elberfeld seit 1998 an einer Phänomenologie der Sinnlichkeit, die nicht auf den klassischen Rahmen der fünf Sinne beschränkt bleibt.[24] Ausgehend von den Erweiterungen des Sinnesspektrums in der Sinnesphysiologie seit dem 19. Jahrhundert und ostasiatischen Terminologien für ästhetische Praktiken, strebt Elberfeld eine Neubeschreibung leiblich-sinnlicher Verwobenheiten an, die sich nicht nur auf den Menschen beschränken.[25] Insbesondere die Einbeziehung bewegungssinnlicher, gleichgewichtssinnlicher, schmerzsinnlicher sowie die radikal synästhetische Verwobenheit sinnlicher Welterschließung führen ihn über die Ansätze von Erwin Strauss, Maurice Merleau-Ponty, Gernot Böhme und Rudolf zur Lippe hinaus, denen er zugleich viel verdankt.[26][27] Aus seinem Ansatz gewinnt er die Möglichkeit, ästhetische Praktiken in neuer Weise zu beschreiben,[28][29][30] um sie methodisch gezielt für die phänomenologische Arbeit einsetzen zu können.

Begriff der Kultur und Kulturen

Seit den frühen 1990er Jahren erforscht Elberfeld die Semantiken des Kulturellen, die zunächst seit Cicero im Lateinischen und dann ab dem 18. Jahrhundert vor allem in der deutschen Sprache ausdifferenziert wurden. Die lange Tradition, die durch Ciceros Definition der Philosophie als „cultura animi“ (Pflege bzw. Kultivierung der Seele) ausgelöst wurde, verfolgt er bis hin zur Philosophie Kants, der den eigentlichen Zweck des Menschseins in seiner Kultivierung verortet.[31] Bleibt das lateinische Wort cultura vor allem mit der Tätigkeit der Kultivierung verbunden, so zeigt Elberfeld in seinen Analysen, dass das deutsche Wort Kultur ab Mitte des 18. Jahrhunderts als ein Singularetantum verstanden wurde, um die gesamte Menschheit eine Kulturgemeinschaft zu verstehen. Diese Bedeutung prägte sich vor allem bei Adelung und Herder in der neu entstehenden Kulturgeschichte aus. Elberfeld zeigt in seinen Analysen, dass sich im Rahmen des Singularetantums Kultur verschiedene theoretische Ansätze gebildet haben wie Kulturwissenschaft, Kulturanthropologie, Kulturtheorie, Kulturphilosophie, Kultursoziologie usw. In diesen theoretischen Ansätzen steht nicht der Plural Kulturen im Zentrum, sondern der Mensch als ein Wesen, das sich immer und überall kulturell auslegt.

Elberfeld zeigt in seinen Forschungen, dass der Plural Kulturen erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in den deutschsprachigen Diskurs eingeführt wird.[32] Mit dem Aufkommen des Plurals Kulturen wird zum einen die Kulturgeschichte in eine Geschichte der Kulturen (z.B. bei Spengler) umgeschrieben und zudem entsteht Ende des 19. Jahrhundert die Ethnologie als eine Wissenschaft von den verschiedenen Kulturen. In der Analyse wird klar, dass die Diskurse, die von dem Singularetantum Kultur ausgehend und die, die vom Plural Kulturen ihren Ausgang nehmen, sich nur wenig berühren und jeweils andere Auslegungsstrategien verfolgen.[33]

Ausgehend von der Pluralbildung Kulturen entstehen nach Elberfeld zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue Semantiken des Kulturellen, die die Auseinandersetzungen, Vermischungen, Überlagerungen, Rezeptionsprozesse usw. verschiedener Kulturen thematisieren. In diesem Rahmen analysiert Elberfeld drei zentrale Semantiken in ihrem historischen Entstehungsprozess: Interkulturalität,[34] Multikulturalität und Transkulturalität.[35] Die erste Semantik entsteht bereits in den 1920er Jahren, die zweite in den 1940er und die dritte in den 1950er Jahren. Die jeweiligen Semantiken fokussieren unterschiedliche kulturelle Prozesse, setzen aber alle den Plural Kulturen voraus. Elberfeld verfolgt in seinen Analysen die Frage nach der Semantik des Kulturellen bis hin zu der Frage, ob überhaupt noch von Kultur und Kulturen gesprochen werden sollte, da die verschiedenen Semantiken nicht nur hoffnungslos mehrdeutig sind, sondern auch im Laufe ihrer geschichtlichen Entwicklung mit rassistischen, antisemitischen und sexistischen Komponenten durchsetzt wurden. Ohne eine Reflexion auf diese Verstrickungen können nach Elberfeld die Semantiken des Kulturellen kaum noch verwendet werden.

Dekoloniales Philosophieren

Nachdem Elberfeld 1992 den lateinamerikanischen Philosophen Enrique Dussel im Rahmen einer Tagung zum Gedenken an den Beginn der Europäischen Expansion persönlich kennenlernte, begleitet dieses Motiv sein Denken. Bereits die Interpretation der Philosophie Nishidas in seiner Dissertation stellte er in den historischen Horizont der Europäischen Expansion. In den 2010er Jahren nahm er die damit verbundenen Fragen nach den politischen Verstrickungen der europäischen Philosophie während der Europäischen Expansion wieder auf. Zentraler Ansatzpunkt seiner Analysen ist die von ihm so benannte verstrickungsgeschichtliche Aufklärung.[36] Während der übliche Gebrauch des Wortes Aufklärung nur die positiven Seiten im Namen der Vernunft betont, versucht Elberfeld eine andere Bedeutung des Wortes hervorzuheben. Da Aufklärung – anders als das Englische enlightenment – auch die Aufklärung eines Mordfalles oder anderer Vergehen bedeuten kann, thematisiert er in einer verstrickungsgeschichtlichen Aufklärung die epistemische Gewalt, Diskriminierungsstrukturen wie Rassismus,[37] Sexismus und Antisemitismus sowie das Überlegenheitsbewusstsein der europäischen Philosophie.[38] Dabei bezieht er verschiedene post- und dekoloniale Studien ein, um selbst als Philosoph in Europa Verantwortung für die philosophischen Verstrickungen zu übernehmen. Ihm geht es nicht darum, alle europäischen Philosophen, die sich rassistisch, sexistisch oder antisemitisch geäußert haben, pauschal zu verwerfen, sondern aus den Analysen nachhaltige Konsequenzen für ein zukünftiges global und interkulturell orientiertes Philosophieren zu ziehen.

Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive

Von 2019 bis 2024 leitete Elberfeld ein Reinhart-Koselleck Projekt der DFG mit dem Thema „Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive“. Das Projekt sondierte und reflektierte Materialien für eine globale Geschichte der Philosophiegeschichtsschreibung.

Ausgangspunkt für das Projekt war die erstmals im WS 2015/16 von Elberfeld gehaltene Einführungsvorlesung „Geschichte der Philosophie in globaler Perspektive“ für Studierende der Philosophie an der Universität Hildesheim. Die Vorlesung wird seit dieser Zeit alle zwei Jahre an der Universität Hildesheim angeboten und in Kooperation auch mit anderen Universitäten systematisch ausgebaut. Schon in der ersten Vorlesung spielte die Frage nach einer Erweiterung des Curriculums in globaler Perspektive vor allem für den Anfang des Philosophiestudiums eine wichtige Rolle.

Ein weiterer wichtiger Ausgangspunkt war die Tagung „Philosophiegeschichtsschreibung in globaler Perspektive“, die im Oktober 2016 an der Universität Hildesheim veranstaltet wurde. Die Vorträge der Tagung erschienen 2017 unter dem gleichen Titel als 9. Band des „Deutschen Jahrbuchs Philosophie der Deutschen Gesellschaft für Philosophie“ im Meiner-Verlag. Auf der Tagung wurden Vorträge zu Philosophiegeschichtsschreibungen in verschiedenen Sprachen wie Chinesisch, Arabisch, Hebräisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Latein und Japanisch gehalten. Dabei erwies sich der Ansatz, die verschiedenen Sprachen – und nicht „Nationalphilosophien“ – in den Mittelpunkt der Forschungen zu stellen, als besonders fruchtbar. Für die Publikation wurde eine erste Materialsammlung erstellt zu unterschiedlichen Geschichten der Philosophie in verschiedenen Sprachen, die zum Ausgangspunkt für das ein Jahr später bewilligte Koselleck-Projekt wurde.

Die zentralen Ergebnisse des Koselleck-Projektes bündeln sich in zwei bibliographisch angelegten Sammlungen: 1. Eine global angelegte Übersicht über die Philosophiegeschichtsschreibung in gut 30 Sprachen mit einem Schwerpunkt auf dem 20. und 21. Jahrhundert. 2. Publizierte Globalgeschichten der Philosophie in derzeit 13 Sprachen.[39][40] Beide Sammlungen sind über die Homepage des Koselleck-Projektes zugänglich und werden zudem in einer neuen Reihe „Histories of Philosophies in Global Perspectives“ veröffentlicht.[41] Die bibliographischen Sammlungen liefern einen Einblick in unterschiedliche Ordnungen des Wissens und philosophische Forschungsschwerpunkte in einer Vielzahl europäischer und außereuropäischer Sprachen – einen Ein- und Überblick, den es bisher so noch nicht gegeben hat.

Zu den bibliographischen Sammlungen wurden zahlreiche Forschungsgespräche geführt, die vor allem den Begriff der Philosophie ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt haben. Um den Kanon der Philosophie philosophisch reflektiert zu erweitern, ist es daher nach Elberfeld notwendig, zum einen die verschiedenen europäischen Begriffe der Philosophie vergleichend zu erforschen.[42] Zum anderen ist es unumgänglich, die Praktiken, Sprachen und Begriffe der Philosophie in Polylogen mit Menschen weltweit zu reflektieren. Diese Forschungen setzt Elberfeld seit Oktober 2024 im Team und im Rahmen einer Kollegforschungsgruppe der DFG fort.

Schriften

Monografien
  1. Kitarō Nishida (1870–1945). Das Verstehen der Kulturen. Moderne japanische Philosophie und die Frage nach der Interkulturalität (Rodopi: Amsterdam 1999)
  2. Denkansätze zur buddhistischen Philosophie in China. Seng ZhaoJizangFazang zwischen Interpretation und Übersetzung (Günter Wohlfart, Rolf Elberfeld, Michael Leibold, Mathias Obert; Mandarin-Ausgabe, hg. von Dirk Müller u. Dirk Strohmann; Edition Chora: Köln 2000)
  3. Phänomenologie der Zeit im Buddhismus. Methoden interkulturellen Philosophierens (Frommann-Holzboog: Stuttgart-Bad Cannstatt 2004)
  4. Sprache und Sprachen. Eine philosophische Grundorientierung (Karl Alber: Freiburg i. Br. / München 2012)
  5. Philosophieren in einer globalisierten Welt. Wege zu einer transformativen Phänomenologie (Karl Alber: Freiburg i. Br / München 2017)
  6. Zen (Reclam: Stuttgart 2017)
  7. Dekoloniales Philosophieren. Versuch über philosophische Verantwortung und Kritik im Horizont der europäischen Expansion (Olms: Hildesheim 2021)
Editionen
  1. Komparative Philosophie. Begegnungen zwischen östlichen und westlichen Denkwegen, hg. v. R. Elberfeld, J. Kreuzer, J. Minford, G. Wohlfart (Fink-Verlag: München 1998)
  2. Translation und Interpretation, hg. v. R. Elberfeld, J. Kreuzer, J. Minford, G. Wohlfart (Fink-Verlag: München 1999.)
  3. Kitarō Nishida: Logik des Ortes. Der Anfang der modernen Philosophie in Japan, hg., übers. u. eingel. v. R. Elberfeld (Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1999)
  4. Komparative Ästhetik. Künste und ästhetische Erfahrungen in Asien und Europa, hg. v. R. Elberfeld und G. Wohlfart (Edition Chora: Köln 2000)
  5. Komparative Ethik. Das „Gute Leben“ in Asien und Europa, hg. v. R. Elberfeld u. G. Wohlfart (Edition Chora: Köln 2002)
  6. Dōgen: Shōbōgenzō. Ausgewählte Texte. Anders Philosophieren aus dem Zen (Zweisprachige Ausgabe), übers. u. hg. v. R. Ōhashi u. R. Elberfeld (Keio-Verlag: Tōkyō 2006 / Frommann-Holzboog: Stuttgart-Bad Cannstatt 2006)
  7. Was ist Philosophie? Programmatische Texte von Platon bis Derrida (Reclam: Stuttgart 2006)
  8. Kitarō Nishida in der Philosophie des 20. Jahrhunderts. Mit Texten Nishidas in deutscher Übersetzung, hg. v. R. Elberfeld u. Y. Arisaka (Karl-Alber: Freiburg i. Br. / München 2014)
  9. Philosophiegeschichtsschreibung in globaler Perspektive, hg. v. R. Elberfeld (Meiner: Hamburg 2017)

Einzelnachweise

  1. Kitarō Nishida: Logik des Ortes. Der Anfang der modernen Philosophie in Japan. Hrsg.: Rolf Elberfeld. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999.
  2. Rolf Elberfeld: Japanische Perspektiven auf Europa. In: Ralf Elm (Hrsg.): Europäische Identität: Paradigmen und Methodenfragen. Baden-Baden 2002, S. 291–308.
  3. Rolf Elberfeld: Philosophie in Japan – Japanische Philosophie. Perspektiven der Philosophiegeschichtsschreibung im 20. Jahrhundert. In: Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren. 11. Auflage. Nr. 10, 2004, S. 51–66.
  4. Rolf Elberfeld: Japanese Philosophy Abroad. Hrsg.: J. W. Heisig. Nagoya 2004, S. 155–171.
  5. Rolf Elberfeld: Einteilung der Künste in interkultureller Perspektive. In: Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren. Nr. 9, 2003, S. 57–64.
  6. Rolf Elberfeld: Handelnde Anschauung (kōiteki chokkan). Nishida und die Praxis der Künste. In: Allgemeine Zeitschrift für Philosophie. Band 36, Nr. 3, 2011, S. 313–343.
  7. Rolf Elberfeld: Buddhistische Betrachtungen aus der Stille – Yoshida Kenkōs Tsurezuregusa. In: Toni Tholen et al. (Hrsg.): Literatur und Religion. Hildesheimer Universitätsschriften, Hildesheim 2012, S. 274–292.
  8. Rolf Elberfeld: Wenn die Reise zum Wohnort wird – Matsuo Bashō Auf schmalen Pfaden durchs Hinter-land. In: Burkhard Moennighoff, Wibke von Bernstorff und Toni Tholen (Hrsg.): Literatur und Reise. Hildesheim 2013, S. 228–239.
  9. Rolf Elberfeld: Übersetzung der Kultur - am Beispiel der Übertragung buddhistischer Texte vom Sanskrit ins Chinesische. In: R. Elberfeld et el. (Hrsg.): Translation und Interpretation. München 1999, S. 75–89.
  10. Rolf Elberfeld, Michael Leibold, Mathias Obert: Denkansätze zur buddhistischen Philosophie in China. Seng Zhao - Jizang - Fazang zwischen Interpretation und Übersetzung. Edition Chora, Köln 2000.
  11. Rolf Elberfeld: Phänomenologie der Zeit im Buddhismus. Methoden interkulturellen Philosophierens. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2004.
  12. Rolf Elberfeld: Aspekte philosophischer Textpragmatik in Ostasien und die Idee einer „transformativen Phänomenologie“. In: Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren. Nr. 15, 2006, S. 19–45.
  13. Dōgen: Shōbōgenzō. Ausgewählte Texte. Anders Philosophieren aus dem Zen (Zweisprachige Ausgabe). Hrsg.: R. Ōhashi und R. Elberfeld. Keio-Verlag, Tōkyō 2006.
  14. Rolf Elberfeld: Philosophical Implications of the Japanese Language. In: Bret W. Davis (Hrsg.): The Oxford Handbook of Japanese Philosophy. Oxford University Press, 2020, S. 665–683.
  15. Rolf Elberfeld: Sprache und Sprachen. Karl Alber, 2016.
  16. Rolf Elberfeld: Sprache und Sprachen. Karl Alber, 2016, S. 228–259 und 182–259.
  17. Rolf Elberfeld: The Middle Voice of Emptiness: Nishida and Nishitani. In: Bret W. Davis, Brian Schroeder und Jason M. Wirth (Hrsg.): Japanese and Continental Philosophy. Conversations with the Kyoto School. Indiana University Press, 2011, S. 269–285.
  18. Rolf Elberfeld: „Impersonales“ im Subjekt und im Geschehen. In: Robert Lehmann (Hrsg.): Philosophische Dimensionen des Impersonalen. Würzburg 2021, S. 85–111.
  19. Rolf Elberfeld: Bilder und Bedeutung zwischen Sinnlichkeit und Denken – Vexierbilder und chinesische Schrift. In: W. Schweidler (Hrsg.): Weltbild – Bildwelt. St. Augustin, 2007, S. 337–346.
  20. Rolf Elberfeld: Hermeneutik und Phänomenologie. In: Eva Schürmann, Sebastian Spanknebel u. Héctor Wittwer (Hrsg.): Formen und Felder des Philosophierens. Konzepte, Methoden, Disziplinen. Freiburg i. B. 2017, S. 19–40.
  21. Rolf Elberfeld: Philosophieren in einer globalisierten Welt. Wege zu einer transformativen Phänomenologie. Karl Alber, Freiburg/München 2017.
  22. Beitragende des Festivals. Abgerufen am 11. Juli 2024 (deutsch).
  23. Dr Jörg Diederich Pressestelle: Sommerakademie für asiatische Philosophie und Ästhetik. 29. November 2012, abgerufen am 11. Juli 2024 (norwegisch).
  24. Rolf Elbefeld: Sinnlichkeit unterscheiden. In: Painomena XXIV. Juni 2015, S. 185–216.
  25. Rolf Elberfeld: Phänomenologie sinnlicher Erfahrung in interkultureller Perspektive. Zur Bedeutung des „Bewegungssinns". In: R. Schulz (Hrsg.): Zukunft ermöglichen. Denkanstöße aus fünfzehn Jahren Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit. 2008, Würzburg, S. 357–376.
  26. Rolf Elberfeld: Die Kraft der Bilder im Horizont intersensorischer Seherfahrungen in Europa und Ost-asien. In: Sergej Seitz, Anke Graneß u. Georg Stenger (Hrsg.): Facetten gegenwärtiger Bildtheorie. Interkulturelle und interdisziplinäre Perspektiven. Wiesbaden 2018, S. 91–102.
  27. Rolf Elberfeld: Hören im Spektrum der Sinne. In: Netzwerk Neue Musik (Hrsg.): Sounding D. Neue Musik in Deutschland erfahren. 2011, S. 3–5.
  28. Rolf Elberfeld: Der Körper im japanischen Nō-Theater. In: Arno Böhler, Krassimira Kruschkova, Susanne Valerie (Hrsg.): Wissen wir, was ein Körper vermag? Rhizomatische Körper in Religion, Kunst, Philosophie. transcript, Bielefeld 2014, S. 103–117.
  29. Rolf Elberfeld: Ästhetik des Atmens. In: Studi di estetica, anno XLVI, IV. 2018, S. 181–193.
  30. Rolf Elberfeld: Kann Architektur „Wahrheit“ erschließen? Überlegungen im Anschluss an Heideggers Gedanken zum Bauwerk. In: Allgemeine Zeitschrift für Philosophie. 3. Auflage. Nr. 2, 2015, S. 253–266.
  31. Rolf Elberfeld: Kultur und Bildung. Von Cicero zu Nishida. In: Teruaki Takahashi u. Tilman Borsche (Hrsg.): Bildung nach Humboldt. Erfolg, Krise und Zukunft einer Idee in Ungarn, Finnland und Japan. Zum 50-jährigen Jubiläum der Dokkyo Universität zu Soka. Freiburg i. B. 2018, S. 100–117.
  32. Rolf Elberfeld: Durchbruch zum Plural. Der Begriff der „Kulturen“ bei Nietzsche. In: Nietzsche-Studien. Nr. 38, 2008, S. 115–142.
  33. Rolf Elberfeld: Kultur – Kulturen – Interkulturalität. Zur Zukunft europäischer Kultur(en) in der Welt. In: Detlef Horster (Hrsg.): Untergang des Abendlandes? Die Zukunft der europäischen Kultur in der Welt. Hannah Arendt-Lectures. Weilerswist 2012, S. 13–28.
  34. Rolf Elberfeld: Interkulturalität. In: Ralf Konersmann (Hrsg.): Handbuch Kulturphilosophie. Stuttgart 2012, S. 39–45.
  35. Rolf Elberfeld: Forschungsperspektive „Interkulturalität“. Transformation der Wissensordnungen in Europa. In: Zeitschrift für Kulturphilosophie. 2008, S. 7–36.
  36. Rolf Elberfeld: Dekoloniales Philosophieren. Versuch über philosophische Verantwortung und Kritik im Horizont der europäischen Expansion. Olms, Hildesheim 2021.
  37. Rolf Elberfeld: Rasse und Rassismus in der klassischen Deutschen Philosophie. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie. 1. Auflage. Nr. 69, S. 126–129.
  38. Rolf Elberfeld: Anmerkungen zu einer Phänomenologie des Gefühls philosophischer Überlegenheit. In: Journal Phänomenologie, Themenheft „Perspektiven post- und dekolonialer Kritik“. Nr. 59, 2023, S. 45–55.
  39. Rolf Elberfeld und Anke Graneß: Geschichten der Philosophie in globaler Perspektive. In: Polylog. Zeitschrift für interkulturelles Philosophieren. Nr. 46, 2021.
  40. Yoko Arisaka und Anke Graneß: Histories of Philosophy in a Global Perspective. Hrsg.: EAJP. Januar 2023.
  41. Rolf Elberfeld und Anke Graneß: Histories of Philosophies in Global Perspectives. Olms, Hildesheim 2021.
  42. Rolf Elberfeld: Was ist Philosophie? Programmatische Texte von Platon bis Derrida. Reclam, Stuttgart 2006.