„Rüstungsindustrie“ – Versionsunterschied

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== Waffenexport ==
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Die größten Waffenlieferanten der Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika, gefolgt von Russland, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. All diese Länder besitzen hochentwickelte Rüstungsbetriebe und stehen im gegenseitigen Konkurrenzkampf um die neuesten und wirkungsvollsten Waffensysteme. Die Zahlen der folgenden Tabelle entstammen der [[Stockholm International Peace Research Institute|SIPRI]] Datenbank 2009 und sind gerundet in [[US-Dollar]] basierend auf den Preisen von 1990 angegeben. <ref name="SIPRI Database Waffenexporte">[http://armstrade.sipri.org/arms_trade/toplist.php]"SIPRI Database Waffenexporte" </ref>.<ref name="SIPRI">Stockholm International Peace Research Institute: ''Yearbook 2008''. ISBN 978-0199548958</ref>
Die größten Waffenlieferanten der Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika, gefolgt von Russland, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. All diese Länder besitzen hochentwickelte Rüstungsbetriebe und stehen im gegenseitigen Konkurrenzkampf um die neuesten und wirkungsvollsten Waffensysteme. Die Zahlen der folgenden Tabelle entstammen der [[Stockholm International Peace Research Institute|SIPRI]] Datenbank 2009 und sind gerundet in [[US-Dollar]] basierend auf den Preisen von 1990 angegeben. <ref name="SIPRI Database Waffenexporte">[http://armstrade.sipri.org/arms_trade/toplist.php]"SIPRI Database Waffenexporte" </ref>.<ref name="SIPRI">Stockholm International Peace Research Institute: ''Yearbook 2008''. ISBN 978-0199548958</ref>

Der Export und auch Import von Waffen ist von Land zu Land sehr unterschiedlich und lässt sich teils durch eine Verlagerung der Produktion ins Ausland umgehen. In Deutschland wird der Export durch das [[Außenwirtschaftsgesetz]] und [[Kriegswaffenkontrollgesetz]] reglementiert. Allerdings hat im Bundestag nur der unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagende [[Bundessicherheitsrat]] eine Kontrollfunktion, während das restliche Parlament nur nachträglich über Exporte informiert wird. Vorallem der Export von Kleinwaffen ist für die deutsche Rüstungsindustrie von Bedeutung, allerdings sind diese Waffen für 60%, nach manchen Studien sogar 90%, der gewaltsamen Todesfällen bei Konflikten verantwortlich.


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Version vom 2. September 2009, 23:41 Uhr

Die Rüstungsindustrie ist ein Wirtschaftszweig, deren Produkte für die Gewaltanwendung, überwiegend durch politische Akteure, vorgesehen sind oder diese unmittelbar ermöglichen sollen. Ausgangspunkt für die Entwicklung der Rüstungsindustrie, die sich in Europa und den Vereinigten Staaten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer eigenständigen Industrie entwickelte, waren Kanonengießereien und Büchsenmacher.

Geschichte

Die Rüstungsindustrie entwickelte sich im Laufe der Industrialisierung in Westeuropa im 19. Jahrhundert stetig weiter. Am Anfang standen einzelne Betriebe wie Kanonengießereien oder Büchsenmacher, daraus entwickelten sich im Laufe der Jahre große und sehr vielseitige Großbetriebe wie zum Beispiel Rheinmetall oder Krupp. Neben der Produktion von Handfeuerwaffen gewann die Herstellung von Großgeräten für die Infanterie immer mehr an Bedeutung.

Die Aufstellung einer kaiserlichen Marine vor dem Ersten Weltkrieg sicherte in Deutschland den aufstrebenden Firmen Aufträge und Ausbau ihrer Kapazitäten. 1898 beschloss der Reichstag ein neues Flottengesetz, welches den weiteren Ausbau festlegte.

Herstellung von Panzerfahrzeugen im Dritten Reich

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden der Rüstungsindustrie Deutschlands im Versailler Vertrag enge Grenzen gesetzt, da die Waffenproduktion international überwacht und der Waffenexport vollständig verboten wurde. Der Nationalsozialismus bescherte ihr mit seiner Aufrüstungs- und Kriegspolitik ein enormes Wachstum. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Rüstungsindustrie 1945 im Rahmen der Demilitarisierung Deutschlands aufgelöst. In der Bundesrepublik Deutschland erlebte sie im Rahmen von Westintegration und Wiederbewaffnung in der Mitte der 1950er Jahre eine neue Blüte.

In der Vergangenheit nahmen Rüstungsindustrielle mehrfach Einfluss auf das politische Geschehen, um die Bedingungen für ihr Gewerbe zu verbessern. Dabei kam es auch zu illegalen Schmiergeldzahlungen von Rüstungslobbyisten, wie in den Fällen des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber, des ehemaligen Staatssekretärs und Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz Ludwig-Holger Pfahls und weiteren Politikern.

In den Reihen der Friedensbewegung, der Friedensforschung aber auch der Gewerkschaften werden seit den 1980er Jahren Konzepte der Rüstungskonversion entwickelt, wie der Übergang von militärischer zu ziviler Produktion gestaltet werden kann. Diese Konzepte werden zur Zeit nicht umgesetzt, es ist eher der gegenläufige Trend zu beobachten. Durch die Aufrüstung im Zuge des Krieg gegen den Terror expandiert die Rüstungsindustrie. Unternehmen, die militärische und zivile Produkte herstellen, versuchen teilweise den zivilen Anteil zu verkaufen (z. B. BAE Systems will seinen Airbusanteil verkaufen) um den militärischen Anteil zu erhöhen.

Kategorisierung

französische Fregatte Courbet der La-Fayette-Klasse

Die Rüstungsindustrie kann in drei Hauptkategorien aufgeteilt werden.

  • Unternehmen zur Herstellung von schwerem Gerät

Diese Unternehmen stellen Panzer, Artillerie, Kriegsschiffe und sonstiges schweres Kriegsgerät her. Ihre Produkte sind fast ausschließlich zum militärischen Einsatz bestimmt.

  • Unternehmen zur Herstellung von leichtem Gerät

Diese Unternehmen stellen Gewehre, Pistolen, sonstige leichte Waffen, Feldausrüstung und Infanterieausrüstung her. Ihre Produkte finden teilweise auch eine zivile oder polizeiliche Verwendung.

Diese Unternehmen stellen atomare, biologische und chemische Waffen her. Sie befinden sich meist im staatlichen Besitz oder unter staatlicher Kontrolle.

Waffenexport

Die größten Waffenlieferanten der Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika, gefolgt von Russland, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. All diese Länder besitzen hochentwickelte Rüstungsbetriebe und stehen im gegenseitigen Konkurrenzkampf um die neuesten und wirkungsvollsten Waffensysteme. Die Zahlen der folgenden Tabelle entstammen der SIPRI Datenbank 2009 und sind gerundet in US-Dollar basierend auf den Preisen von 1990 angegeben. [1].[2]

Der Export und auch Import von Waffen ist von Land zu Land sehr unterschiedlich und lässt sich teils durch eine Verlagerung der Produktion ins Ausland umgehen. In Deutschland wird der Export durch das Außenwirtschaftsgesetz und Kriegswaffenkontrollgesetz reglementiert. Allerdings hat im Bundestag nur der unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagende Bundessicherheitsrat eine Kontrollfunktion, während das restliche Parlament nur nachträglich über Exporte informiert wird. Vorallem der Export von Kleinwaffen ist für die deutsche Rüstungsindustrie von Bedeutung, allerdings sind diese Waffen für 60%, nach manchen Studien sogar 90%, der gewaltsamen Todesfällen bei Konflikten verantwortlich.

Flagge Land 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
USA 15,3 Mrd. $ 11,4 Mrd. $ 7,5 Mrd. $ 5,8 Mrd. $ 4,9 Mrd. $ 5,5 Mrd. $ 6,6 Mrd. $ 6,8 Mrd. $ 7,4 Mrd. $ 7,9 Mrd. $ 6,2 Mrd. $
Russland 2,0 Mrd. $ 4,0 Mrd. $ 4,3 Mrd. $ 5,8 Mrd. $ 5,6 Mrd. $ 5,2 Mrd. $ 6,4 Mrd. $ 5,5 Mrd. $ 6,2 Mrd. $ 4,6 Mrd. $ 6,0 Mrd. $
Deutschland 1,8 Mrd. $ 1,7 Mrd. $ 1,6 Mrd. $ 0,8 Mrd. $ 0,9 Mrd. $ 1,7 Mrd. $ 1,0 Mrd. $ 1,9 Mrd. $ 2,4 Mrd. $ 3,3 Mrd. $ 2,8 Mrd. $
Frankreich 3,3 Mrd. $ 1,8 Mrd. $ 1,1 Mrd. $ 1,3 Mrd. $ 1,3 Mrd. $ 1,3 Mrd. $ 2,2 Mrd. $ 1,6 Mrd. $ 1,5 Mrd. $ 2,6 Mrd. $ 1,6 Mrd. $
Großbritannien 1,4 Mrd. $ 1,3 Mrd. $ 1,5 Mrd. $ 1,2 Mrd. $ 0,9 Mrd. $ 0,6 Mrd. $ 1,2 Mrd. $ 0,9 Mrd. $ 0,9 Mrd. $ 1,1 Mrd. $ 1,1 Mrd. $
Die Niederlande 0,6 Mrd. $ 0,3 Mrd. $ 0,3 Mrd. $ 0,2 Mrd. $ 0,2 Mrd. $ 0,3 Mrd. $ 0,2 Mrd. $ 0,6 Mrd. $ 1,2 Mrd. $ 1,2 Mrd. $ 0,6 Mrd. $

Zu beachten ist, dass es keine weltweit gültigen Standards zur Erfassung und Veröffentlichung von Rüstungsexporten gibt. Das Stockholmer SIPRI-Institut beschreibt z.B. Deutschland für den Zeitraum von 2003 - 2008 als drittgrößen Rüstungsexporteur der Welt, mit einem Marktanteil von 10 Prozent (nach den USA und Russland). Demgegenüber sieht eine Studie des International Institute for Strategic Studies (IISS) Deutschland für 2006 mit deutlichem Abstand hinter Großbritannien auf Platz 4. Der deutsche Weltmarktanteil lag nach dieser Studie für 2006 bei 3,7 Prozent (zum Vergleich: USA 51,9 Prozent, Russland 21,5 Prozent, Großbritannien 12,2 Prozent) [3].

Insbesondere die deutschen Ausfuhren an europäische Abnehmer stiegen an: Im Vergleich zum Fünfjahres-Zeitraum von 1998 bis 2003 nahmen sie laut SIPRI um 123 Prozent zu [4].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. [1]"SIPRI Database Waffenexporte"
  2. Stockholm International Peace Research Institute: Yearbook 2008. ISBN 978-0199548958
  3. [2] "Bericht der Bundesregierung über ihre Exportpolitik für konventionelle Rüstungsgüter im Jahre 2007" S. 43f
  4. [3] "Deutschland steigert Waffenverkäufe um 70 Prozent"