Diskussion:Botanischer Sexismus

Der Artikel „Botanischer Sexismus“ wurde im Juni 2024 für die Präsentation auf der Wikipedia-Hauptseite in der Rubrik „Schon gewusst?vorgeschlagen. Die Diskussion wird voraussichtlich hier archiviert. Der Tag der Einbindung auf der Hauptseite ist noch nicht bekannt oder nicht eingetragen.

Ginkgo#Blütenstände,_Blüten_und_Samen

Gehört auch der Gingko hier mit erwähnt? In Europa werden ganz überwiegend männliche Exemplare verwendet, da die Früchte stark stinken. -- Aspiriniks (Diskussion) 18:17, 22. Jun. 2024 (CEST)Beantworten

Das findet sich auch in diesem Bericht. Ich würde es erwähnen. Viele Grüße --Itti 19:53, 22. Jun. 2024 (CEST)Beantworten
ich hab den Bericht auf moment.at mit in die Quellen getan. Er thematisiert auch, dass botanischer Sexismus in Österreich/Wien wahrscheinlich nicht so wie in den USA umgesetzt wurde. Tatsächlich hat mich der Bericht auf moment.at dazu angeregt, den englischen Artikel zu übersetzen, nachher fand ich es schwierig, den Bericht unterzubringen, da der englische Artikel, der auch mehr Primärquellen hat.
Zum Thema Ginko: ich denke, der englische Artikel hat ihn verwendet, weil ziemlich bekannt ist, dass bei dieser Baumart eher männliche Exemplare empfohlen werden wegen den stinkigen Früchten. Ginkolsäuren können wohl Allergien auslösen, die einzige seriöse Quelle die ich gefunden habe ist die Verbraucherzentrale --Zabinetta (Diskussion) 21:10, 22. Jun. 2024 (CEST)Beantworten

Einwände

Es fängt schon an bei "männliche Pflanzen" im allerersten Satz. Man kann bei Pflanzen unterscheiden: "echt" zwittrige Pflanzen, in deren Blüten männliche und weibliche Organe zusammen sind; einhäusige Pflanzen, bei denen männliche und weibliche Blüten zwar getrennt sind, aber auf demselben Individuum wachsen; zweihäusige Pflanzen, bei denen weibliche und männliche Blüten auf getrennten Individuen wachsen. Diese Geschichte bezieht sich zunächst mal nur auf zweihäusige Pflanzen, denn nur dort kann man von "männlichen" und "weiblichen" Pflanzen überhaupt sprechen.

"Vom botanischen Sexismus sind auch zweihäusige Arten betroffen, bei denen gezielt nur männliche Exemplare aus den ursprünglich zwittrigen Pflanzen herangezüchtet und dann geklont wurden. Zu diesen zählen Weiden, Pappeln, Espen, Eschen, Silberahorne, Pistazien, Maulbeeren, Pfefferbäume und andere Gehölze wie Wacholder, Eiben, Farnkiefern, Wachsmyrten, Alpenjohannisbeeren, Pflaumen-Eiben und Eiben." Das ist falsch. Weiden, Pappeln usw. sind nicht "ursprünglich zwittrig", sondern zweihäusig (was übrigens in der Quelle völlig richtig steht).

Was Klonen bedeutet, scheint im Artikel nicht recht verstanden zu sein. --Mautpreller (Diskussion) 20:04, 22. Jun. 2024 (CEST)Beantworten

hm so wie ich die Quelle verstanden habe geht es zum einen um zweihäusige Pflanzen, von denen gezielt männliche Exemplare zur Anpflanzung in der Stadt ausgewählt wurden, zum anderen um zweihäusige Pflanzen, die bei der Vermehrung gezielt so verändert wurden, dass sie nur noch männliche Blütenorgane tragen.
Ich würde das nachher nochmal anpassen, so dass das klarer wird, ja? --2001:A62:6DD:7701:ADC3:C2D2:C143:14A8 20:43, 22. Jun. 2024 (CEST)Beantworten


(BK) Es stimmt im Artikel immer noch nicht. Ogren unterscheidet (völlig zutreffend) zwischen zweihäusigen Pflanzen (dioecious tree species), von denen nur die männlichen Individuen gepflanzt werden (oft durch das altehrwürdige Mittel des Klonens erzeugt, zu dem Pflanzen übrigens auch in der Natur schon imstande sind und das in der Pflanzenzucht und Gärtnerei seit Jahrhunderten genutzt wird), und einhäusigen Pflanzen (trees that were monoecious), denen die weiblichen Blüten weggezüchtet wurden. Zu den ersteren gehören Weiden, Pappeln usw., zu den letzteren Zypressen und Gleditschien. Dass sterile Formen genutzt werden, ist übrigens sehr häufig (die Dessertbanane ist steril, sonst hätte sie Samen = Kerne), auch gärtnerisch (gefüllte Blumen), sie lassen sich eben z.B. durch Teilen (Klonen) vermehren. Es gibt auch von Natur sterile Pflanzen, die sich selbst nur ungeschlechtlich vermehren.
Dies alles beiseite: Ja, man kann sich fragen, ob "botanischer Sexismus" beim Pflanzen von Stadtbäumen eine gute Idee ist. Die Frage ist, ob es ihn wirklich gibt. Das scheint schon empirisch fraglich zu sein. Beim Ginkgo liegt es nahe, wegen der stinkenden Früchte. Aber sonst? Pappeln, Weiden und Gleditschien jedenfalls sind hier in Augsburg keineswegs frucht- und samenlos. --Mautpreller (Diskussion) 21:11, 22. Jun. 2024 (CEST)Beantworten
Noch zu den Pollen: Es geht hier um windblütige Arten, denn die sind es, die einen gewaltigen Überschuss an Pollen produzieren. Produzieren MÜSSEN, denn der Wind ist natürlich ein recht wenig zielgenaues Bestäubungsmittel. Es erreicht nur ein ganz kleiner Anteil der erzeugten Pollen die Narbe einer weiblichen Blüte. Man könnte argumentieren, dass mehr männliche Exemplare mehr Pollen produzieren, das ist bestimmt richtig. Aber kaum, dass weibliche Bäume diesen Überschuss nennenswert reduzieren würden. --Mautpreller (Diskussion) 21:30, 22. Jun. 2024 (CEST)Beantworten
Das Hauptproblem des Artikels ist in meinen Augen, dass der botanische Teil nicht stimmt, nicht nur in Details, sondern grundsätzlich schief ist. --Mautpreller (Diskussion) 23:50, 22. Jun. 2024 (CEST)Beantworten
Ich habe das mal mit einer weiteren Quelle angepasst. @Mautpreller, du kannst aber auch gerne umseitig ändern, was nicht richtig ist. Viele Grüße --Itti 12:38, 23. Jun. 2024 (CEST)Beantworten

These

Ich versuche mal Ogrens These auf Deutsch wiederzugeben, nach seinem Artikel im Scientific American.

Ogren stellt die These auf, dass zur Verbreitung von Pollenallergien eine Tendenz von Stadtplanern beigetragen habe, vorzugsweise oder ausschließlich „männliche Bäume“ zu pflanzen, also Baumindividuen, die keine weiblichen Fortpflanzungsorgane aufweisen und daher keine Früchte produzieren. Dies sei damit begründet worden, dass die abfallenden Früchte zusätzliche Arbeit für die Stadtreinigung brächten. Durch die Bevorzugung von Bäumen, die nur männliche Blüten aufweisen und damit Pollen produzieren, werde in den Städten eine erhöhte Pollenbelastung erzeugt, die zum Anstieg von Pollenallergien geführt habe.

Eine Charakterisierung von Pflanzenindividuen als „männlich“ oder „weiblich“ ist zunächst nur möglich bei zweihäusigen Pflanzen, also Pflanzen, bei denen weibliche und männliche Blüten auf verschiedenen Individuen wachsen. Ogren gibt an, dass das USDA Yearbook of Agriculture von 1949 empfohlen habe, als Straßenbäume nur männliche Exemplare zweihäusiger Bäume zu pflanzen, um den Aufwand der Beseitigung von Früchten und Samen zu vermeiden. In der Folge habe die USDA zunächst zahlreiche neue Ahornsorten (Cultivare) auf den Markt gebracht, die durch ungeschlechtliche Vermehrung (Klonen) erzeugt worden seien und nur männliche Blüten aufgewiesen hätten. Dies hätten Baumschulen dann auch bei weiteren zweihäusigen Gattungen und Arten praktiziert, wie Weiden, Pappeln, Eschen, Pistazien, Maulbeerbäumen und Pfefferbäumen. Schließlich sei es auch gelungen, bei einhäusigen Gattungen und Arten durch Zucht und ausgewähltes Klonen bzw. Veredeln sterile Sorten (Cultivare) ohne weibliche Blüten und damit Früchte zu erzeugen, etwa bei Zypressen und Gleditschien. Immer mehr rein männliche Gehölzsorten seien auf den Markt gekommen, auch bei Sträuchern: bei Wacholder, Steineiben, Myrica, Alpen-Johannisbeere, Kopfeiben, Eiben, selbst Begonien.

Dies habe sich jedoch erst massiv ausgewirkt infolge des Ulmensterbens. Zahlreiche Exemplare des beliebten Straßenbaums Ulmus americana seien tödlich geschädigt worden; dieser angeblich insektenblütige (?? s. u.) zwittrige Baum sei dann durch windblütige, rein männliche Cultivare anderer Arten ersetzt worden, wie sie zahlreich zur Verfügung gestanden hätten. Sobald diese in größerer Zahl geblüht und damit Pollen produziert hätten, sei der Anstieg der Pollenallergien erfolgt.

Wohlgemerkt: Das ist zunächst mal nur ein Versuch, Ogrens These zutreffend wiederzugeben. Nicht enthalten sind in diesem Entwurf die sehr grundlegenden kritischen Kommentare von Botanikerinnen und Botanikern und insbesondere die offensichtlichen Querverbindungen zu soziologischen und diskursiven Themen (prominent: Sexismus), die mit der Botanik erstmal wenig zu tun haben, aber in der diskursiven Verarbeitung (auch bei Ogren selbst) eine große Rolle gespielt haben. Ich denke aber, dass Ogrens Idee zumindest von der biologischen Seite her auf jeden Fall korrekt dargestellt werden sollte. Ich leg nicht für jede Formulierung die Hand ins Feuer (da sollte man Botaniker fragen), aber im Großen und Ganzen sollte es zumindest in etwa stimmen. --Mautpreller (Diskussion) 13:32, 23. Jun. 2024 (CEST)Beantworten

PS: Die Differenzierung zwischen Windblütigkeit und Insektenblütigkeit (Zoophilie) sollte ebenfalls an passender Stelle eingeführt werden, denn sie ist sehr wesentlich für das Argument Ogrens (und ebenso für die Gegenargumente). Pollenallergien sind eigentlich nur bei windblütigen Pflanzen bekannt und relevant, weil nur diese kleine und leichte Pollen in riesigen Massen produzieren.--Mautpreller (Diskussion) 13:39, 23. Jun. 2024 (CEST)Beantworten
PPS: Wenn ichs richtig sehe, ist Ulmus americana, ebenso wie die anderen Ulmus-Arten, windblütig, nicht insektenblütig, auch wenn Ogren das Gegenteil behauptet.--Mautpreller (Diskussion) 13:51, 23. Jun. 2024 (CEST)Beantworten

USDA Yearbook 1949

Hab mir das mal angeguckt, nach dem Hinweis in dem Slate-Aufsatz von Jane C. Hu. Man findet das Yearbook hier. Tatsächlich gibt es dort Empfehlungen zur Pflanzung männlicher oder weiblicher Exemplare zweihäusiger Bäume, die sich jedoch auf ganz bestimmte Arten beziehen. So wird beim Ginkgo seit jeher die vegetative Vermehrung männlicher Exemplare bevorzugt. Bei der Kanadischen Schwarzpappel (Plains Cottonwood) wird von der Pflanzung als Straßenbaum generell abgeraten (schwaches Holz, Standunsicherheit, Krankheiten u.v.m.), wenn man sie doch verwenden will, wird empfohlen, nur männliche Exemplare zu pflanzen, da die reichlich produzierte Samenwolle lästig ist. Ähnliches gilt für andere Pappelarten. Bei den Götterbäumen (Ailanthus) hingegen sollten nur weibliche Exemplare gepflanzt werden, weil die männlichen Blüten stinken und es heißt, die Pollen begünstigten Katarrhe. Beim Eschen-Ahorn (Acer negundo, boxelder) wiederum seien männliche Exemplare zu bevorzugen, weil Boisea trivittata seine Eier auf die Früchte ablegt und daher nur auf weiblichen Exemplaren vorkommt. --Mautpreller (Diskussion) 15:16, 23. Jun. 2024 (CEST)Beantworten

Sexismus

Interessant für die diskursgeschichtliche und kulturhistorische Seite könnte sein: en:Catriona Sandilands: Mulberry Intimacies and the Sweetness of Kin. In: Susanne Lettow, Sabine Nessel (Hrsg.): Ecologies of Gender. Contemporary Nature Relations and the Nonhuman Turn. Routledge, New York 2022, S. 15–33. Sicherlich nicht das Evangelium, aber ein kleiner Einblick. --Mautpreller (Diskussion) 16:15, 23. Jun. 2024 (CEST)Beantworten