„Cyanotypie“ – Versionsunterschied

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Beim ursprünglichen Verfahren von Herschel bestand die lichtempfindliche Papierschicht aus [[Kaliumferricyanid]] und [[Ferriammoniumcitrat]] ([[Ammoniumeisen(III)-citrat|Ammoniumeisencitrats]]), daher der Name "Cyanotypie".
Beim ursprünglichen Verfahren von Herschel bestand die lichtempfindliche Papierschicht aus [[Kaliumferricyanid]] und [[Ferriammoniumcitrat]] ([[Ammoniumeisen(III)-citrat|Ammoniumeisencitrats]]), daher der Name "Cyanotypie".
Von [[Mike Ware]] stammt eine modernere Variante der Cyanotypie. Er verwendet dazu [[Kaliumferricyanid]] und [[Ferriammoniumoxalat|Ammoniumeisenoxalat]] anstatt des [[Ammoniumeisen(III)-citrat|Ammoniumeisencitrats]]
Von [[Mike Ware]] stammt eine modernere Variante der Cyanotypie. Er verwendet dazu [[Kaliumferricyanid]] und [[Ferriammoniumoxalat|Ammoniumeisenoxalat]] anstatt des [[Ammoniumeisen(III)-citrat|Ammoniumeisencitrats]].
Gern verwechselt wird die Cyanotypie mit der [[Diazotypie]], die in Architekturbüros verwendet wurde.
Gern verwechselt wird die Cyanotypie mit der [[Diazotypie]], die in Architekturbüros verwendet wurde.



Version vom 17. November 2008, 01:18 Uhr

Cyanotypie von Anna Atkins
Sir John F.W. Herschel: Lady with a harp, 1842
Cyanotypie, Baum im Wendland

Die Cyanotypie, auch als Blaudruck, Eisenblaudruck bekannt, ist ein altes fotografisches Edeldruckverfahren mit typisch cyanblauen Farbtönen.

Geschichte

Im Jahr 1839 entdeckte der englische Naturwissenschaftler und Astronom Sir John Herschel dieses Verfahren. Die Cyanotypie war das dritte Verfahren nach der Daguerreotypie und Talbotypie/Kalotypie zur Herstellung von stabilen fotografischen Bildern. Es ist ein Verfahren, das auf Eisen und nicht auf Silber beruht, welches sonst bei der herkömmlichen Herstellung von Photoabzügen (und den zuvor erfundenen Verfahren) verwendet wird.

Anna Atkins, eine britische Naturwissenschaftlerin, machte diese fotografische Technik durch ihre Bücher bekannt, in denen sie Farne und andere Pflanzen mit Cyanotypien dokumentierte. Sie gilt durch diese frühe Anwendung als erste weibliche Fotografin. Künstlerisch stand diese Technik immer etwas im Abseits, sie wurde lange Zeit nicht zu den fotografischen Edeldruckverfahren gezählt.

Zur Vervielfältigung von Plänen war die Cyanotypie jedoch seit 1870 weit verbreitet. Die Vervielfältigung wurde selbst hergestellt, auch die Sensibilisierung des Papiers, bevor 1876 in Paris lichtempfindliche Papiere in den Handel kamen (Marion Cie.). Die Belichtung erfolgte mit Sonnenlicht. Um 1895 wurden elektrische Belichtungsapparate eingeführt. Erst in den 1920er Jahren standen Vollautomaten zur Verfügung, die einen kompletten Arbeitsgang (Belichten, Entwickeln, Trocknen) ausführten. Von der trocken arbeitenden Diazotypie (Ozalid®-Kopie) wurde die Cyanotypie dann als Methode der Zeichnungskopie vor dem Zweiten Weltkrieg abgelöst.

Varianten

Beim ursprünglichen Verfahren von Herschel bestand die lichtempfindliche Papierschicht aus Kaliumferricyanid und Ferriammoniumcitrat (Ammoniumeisencitrats), daher der Name "Cyanotypie". Von Mike Ware stammt eine modernere Variante der Cyanotypie. Er verwendet dazu Kaliumferricyanid und Ammoniumeisenoxalat anstatt des Ammoniumeisencitrats. Gern verwechselt wird die Cyanotypie mit der Diazotypie, die in Architekturbüros verwendet wurde.

Rezept

Man benötigt
100 g Ammoniumeisen(III)-citrat (Ferriammoniumcitrat) und
40 g Kaliumferricyanid ("Rotes Blutlaugensalz")
Diese beiden Chemikalien werden getrennt in jeweils 1/2 Liter Wasser aufgelöst und können so fast beliebig lange aufbewahrt werden. Zum Präparieren des Trägermaterials werden die Lösungen im Halbdunkel im Verhältnis 1:1 vermischt.

Auf ein damit beschichtetes Trägermaterial (üblicherweise wird Papier verwendet, aber auch andere Materialien sind möglich) kann im Kontaktkopierverfahren durch Belichten mit einer UV-Lichtquelle (Sonnenlicht ist dazu bestens geeignet) von einem Negativ ein Positivabzug hergestellt werden. Die Entwicklung des Bildes erfolgt durch Spülung mit fließendem Wasser. Dabei werden die wasserlöslichen Eisen(II)-Salze ausgewaschen, während die nicht wasserlöslichen Eisen(III)-Salzkristalle im Papier verbleiben. Diese geben dem Bild auch seine typische Blaufärbung. Wird mit einer Zitronensäurelösung nachbehandelt, ergeben sich tiefere Schatten und ein höherer Tonwertreichtum.

Anwendungsbeispiel

Das Verfahren ist einfach. Es lässt sich auch auf einem weißen T-Shirt anwenden: Das Gewebe wird mit einer Lösung aus Ammoniumeisenzitrat und Kaliumferricyanid getränkt und im Dunkeln getrocknet. Auf Pappe gespannt, können Gegenstände oder bedruckte Folien darauf platziert werden - anschließend wird im Sonnenlicht 2-15 Minuten belichtet (je nach Sonnenintensität). Beim Belichten mit UV-Licht entsteht Preußisch Blau, ein komplexer Farbstoff. Zum Entwickeln wird das Gewebe mit klarem Wasser ausgespült, bis das Wasser klar ist. Das Ergebnis wechselt dabei seine Farbe zu blau und weiß, daher auch der Name: Blaudruck. Gewebedrucke sollten nicht mit phosphathaltigen Waschmitteln gereinigt werden, sonst verblasst die Cyanotypie.

Literatur

  • Monochrom und weitere Kunst-Printing-Techniken von Tony Worobiec u. Ray Spence, Augustus Verlag, ISBN 3-8043-5140-9
  • Wolfgang Autenrieth: Techniken der Radierung und der Edeldruckverfahren - Vom "Hexenmehl und Drachenblut" zur Fotopolymerschicht - Tipps, Tricks, Rezepte und Anleitungen. Ein Werkstattbuch, Krauchenwies 2006, ISBN 3-00-016757-9

Siehe auch