Wilhelm Walther (Architekt)

Julius Wilhelm Walther (geboren am 25. März 1857 in Köln;[1] gestorben am 6. Februar 1917 in Grunewald[2]) war ein deutscher Architekt. Er gilt als ein Hauptvertreter des Eklektizismus.[3]:107

Leben

Walther wurde als Sohn der aus Prüm gebürtigen Eheleute,[4] des Zivil-Ingenieurs und späteren Fabrikdirektors Wilhelm Heinrich Walther und der Augusta Alwina te Kloot in Köln geboren.[1] Wilhelm Heinrich Walther begründete 1872 gemeinsam mit dem Kaufmann Bernhard Harperath, einem Sohn des ehemaligen Kölner Stadtbaumeisters Wilhelm Harperath, die Dampfkesselfabrik Walther & Cie. in Kalk, später Köln-Dellbrück.

Nach dem Besuch des Städtischen Gymnasiums und Realgymnasiums in der Kreuzgasse, das Walther zu Ostern 1876 mit Ablegung der Reifeprüfung verließ,[5] absolvierte er sein Bau-Elevenjahr vermutlich bei dem Kollegen und Nachfolger von Wilhelm Harperath als Kölner Stadtbaumeister, Julius Carl Raschdorff. Im Anschluss wechselt er an die Technische Hochschule in Berlin-Charlottenburg, an der ab 1878 auch Raschdorff lehrte und dessen Student Walther wurde. 1879 unternahm er eine Studienreise nach Italien, während der er auch Rom besuchte.[6] In Berlin legte er auch im Dezember 1880 die Bauführer-Prüfung für das Hochbaufach[7] ab, zu der er einen Entwurf zu einem Jagdschloss ausarbeitete.[8] Das zweite Staatsexamen legte Walther im November 1885 mit anschließender Ernennung zum Königlichen Regierungsbaumeister ab.[9] Seiner Militärpflicht nachkommend, bekleidete Walther zuletzt den Rang eines Majors.[10]

Wilhelm Walther zählte zu den vielbeschäftigten Berliner Architekten der Wilhelminischen Zeit. Neben seinen Entwürfen zu Berliner Versicherungspalästen, Industriebauten und Mietvillen, trat er auch im Grunewalder Baugeschäft hervor.[3]:107 Kurz vor dem Ersten Weltkrieg begann er mit der Errichtung seiner „gigantomanen“[3]:107 Privatvilla an der Koenigsallee in Grunewald, einem „Lehrstück seiner Architekturauffassung“.[3]:107

Familie

Am 23. Oktober 1886 heiratete Julius Wilhelm Walther in Charlottenburg Elisabeth Wilhelmine Oppermann (geboren am 28. Juli 1862 in Charlottenburg; gestorben am 27. August 1938 in Berlin-Wilmersdorf[11]), eine Tochter des Ingenieurs Wilhelm Carl Eduard Oppermann und dessen Ehefrau Auguste Wilhelmine geborene Löschenkohl.[12] Aus der Ehe gingen mehrere Kinder hervor. So fiel sein Sohn Reinhard Wilhelm Walther (geboren am 10. April 1897 in Grunewald, Wissmannstr. 13[13]) während des Ersten Weltkriegs als Unterleutnant der 1. Reserve der Pionier Kompagnie des Garde Korps am 12. Februar 1916 an der Aisne (Pasly) in Frankreich, er wohnte zuletzt in Berlin, Köpenickerstr. 12–14.[10]

Walther starb am 6. Februar 1917 um 23 Uhr in seinem Haus in Grunewald, Wissmannstr. 22.[14]

Auszeichnungen

Bauten und Entwürfe

BaujahrOrtAdresseBildObjektMaßnahmeAnmerkungen
1889–1890Berlin-MitteUnter den Linden 69Wohn- und Geschäftshaus Dr. phil. G. A. Freund[18]:III. 126[19]Neubauitalienische Frührenaissance
1890Berlin-NeuköllnHasenheide 22–31Saalbau der Berliner Union Brauerei[18]:II. 528Neubau
1891–1892Berlin-GrunewaldWissmannstraße 11 aVilla Wilhelm Walther[3]:154NeubauDenkmalschutz
1892–1896Berlin-GrunewaldGeorg-Wilhelm-Straße 7–11Landhaus Dr. G. A. Freund[18]:III. 154–156Neubauschlossartige Anlage Großen Maßstabs[18]:III. 154–156
1893–1894Berlin-TiergartenRauchstraße 22Wohnhaus Bankier Koppel[18]:III. 144 fNeubau
1893–1894Berlin-WilmersdorfDurlacher Straße 14Altelierhaus Bieber[18]:III. 262–264Neubau
1893–1913Berlin-KreuzbergLindenstraße 20–25Verwaltungsgebäude der Victoria-Versicherung[20][18]:III. 89, 91–92Neubau1987 u. a. Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz[20]
1894Berlin-GrunewaldHubertusallee 13–15Villa Holmgren[21]Neubau
1895Berlin-GrunewaldWernerstraße 10/12Villa Kemmann[3]:120[22]NeubauDenkmalschutz; französische Landhausarchitektur (Neobarock)
1895–1896Berlin-MitteFriedrichstraße 143–149Restaurant „Zum Heidelberger“ im Central-Hôtel am Bahnhof Friedrichstraße[18]:II. 12Ausbau
1895–1896Berlin-WestendLindenallee 16Landhaus[23]NeubauDenkmalschutz
1896 (vor)Berlin-GrunewaldKunz-Buntschuh-Straße 6Landhaus[18]:III. 160Neubau
1896 (vor)Berlin-HansaviertelHolsteiner Ufer 27/28Café Gärtner[18]:III. 13NeubauHalle
1896–1897Berlin-GrunewaldWissmannstraße 21, 22 / Winkler Straße 1Mietvillen[3]:153NeubauDenkmalschutz
1898Berlin-LichtenradeSteinstraße 37–41Mälzereigebäude[20]NeubauDenkmalschutz
1900–1901Berlin-WilmersdorfBundesallee / Prinzregenstraße 15–17Villa Tietz[20]Neubauabgerissen[20]
1902–1903Berlin-GrunewaldTrabener Straße 21/23 und 25Mietvillenensemble[3]:140NeubauDenkmalschutz
1903–1904Berlin-TiergartenPotsdamer Straße 10–11Haus Alt-Bayern[24]Neubauspäter Kaufhaus W. Wertheim[20]; 1926 wiedereröffnet als Bayernhof; teilzerstört im Zweiten Weltkrieg, 1973 gesprengt
1903–1904Berlin-Tiergartenursprünglich: Potsdamer Straße 10–11

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St.-Georg-BrunnenNeubauursprünglich im Löwenhof von „Alt-Bayern“ / „Bayernhof“; 1973 zerlegt und eingelagert, 1980 zum Hindemithplatz an der Wilmersdorfer Straße in Berlin-Charlottenburg transloziert; die zentrale Statue des heiligen Georg ist seit 1945 verschollen
1906Berlin-FriedrichshainEhrenbergstraße 19–23 / Naglerstraße 48 / Rotherstraße 20–23Fabrikgebäude[25]Neubau
1912 ff.Berlin-GrunewaldKoenigsallee 20/20a / Delbrückstraße 2

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Villa Wilhelm Walther[20][3]:107 ff.NeubauDenkmalschutz; Rumänisches Kulturinstitut Titu Maiorescu
1917 (vor)Berlin-TiergartenAm Karlsbad 23 / Schöneberger Ufer 13Bürogebäude der Wohlfahrt GmbH[26]NeubauDas Gebäude wurde zur Nutzung durch das Zentralkomitee des Roten Kreuzes errichtet.

Literatur

Commons: Wilhelm Walther (architect) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Personenstandsarchiv Rheinland, Zivilstandsregister, Landgerichtsbezirk Köln, Standesamt Köln, Geburten, 1857,1857 Band 2, 482.
  2. Landesarchiv Berlin, Sterberegister, Standesamt Grunewald, Urk. Nr. 13 v. 7. Februar 1917 (online auf Ancestry.com; kostenpflichtig)
  3. a b c d e f g h i Werner Hildebrandt, Peter Lemburg, Jörg Wewel (Bearb.): Bezirk Wilmersdorf, Ortsteil Grunewald.
  4. Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Personenstandsarchiv Rheinland, Zivilstandsregister, Landgerichtsbezirk Köln, Standesamt Köln, Heiraten, 1856, Band 1, S. 344.
  5. Städtisches Gymnasium und Realgymnasium in der Kreuzgasse 1828–1928. Festschrift zur Jahrhundertfeier der Anstalt. 13. bis 15. Oktober 1928, Köln 1928, S. 172, Nr. 412.
  6. Palazzo della Cancelleria, Rom (1879). abgerufen am 6. August 2013.
  7. Deutsche Bauzeitung, 14. Jahrgang 1880, Nr. 98 (vom 8. Dezember 1880), S. 530.
  8. Jagdschloss (1879). abgerufen am 6. August 2013.
  9. Centralblatt der Bauverwaltung. 5. Jahrgang 1885, Nr. 48 vom 28. November 1885, S. 485.
  10. a b Landesarchiv Berlin, Sterberegister, Standesamt Berlin V B, Urk. Nr. 211 v. 21. März 1918 (online auf Ancestry.com; kostenpflichtig)
  11. Landesarchiv Berlin, Sterberegister, Standesamt Wilmersdorf, Urk. Nr. 1360 v. 27. August 1938 (online auf Ancestry.com; kostenpflichtig)
  12. Landesarchiv Berlin, Heiratsregister, Standesamt Charlottenburg, Urk. Nr. 342 v. 12. Oktober 1886 (online auf Ancestry.com; kostenpflichtig)
  13. Landesarchiv Berlin, Geburtsregister, Standesamt Grunewald, Urk. Nr. 11 v. 12. April 1897 (online auf Ancestry.com; kostenpflichtig)
  14. Lt. Ribbe/Schäche starb Walther durch Selbsttötung, die Sterbeurkunde liefert hierzu keinen Beleg/Nachweis. Den Tod zeigte die in seinem haus lebende Stützte Luise Treder nach eigener Kenntnis an.
  15. Zentralblatt der Bauverwaltung. 28. Jahrgang 1908, Nr. 99 (vom 12. Dezember 1908), S. 657.
  16. Zentralblatt der Bauverwaltung. 30. Jahrgang 1910, Nr. 31 (vom 16. April 1910), S. 209.
  17. Zentralblatt der Bauverwaltung. 35. Jahrgang 1915, Nr. 65 (vom 14. August 1915), S. 425.
  18. a b c d e f g h i j Berlin und seine Bauten. Berlin 1896.
  19. Deutsche Bauzeitung, 27. Jahrgang 1893, Nr. 36 (vom 6. Mai 1893), S. 221 222.
  20. a b c d e f g Walther, Wilhelm. In: Wolfgang Ribbe, Wolfgang Schäche (Hrsg.): Baumeister. Architekten. Stadtplaner. Biographien zur baulichen Entwicklung Berlins. Historische Kommission zu Berlin 1987, S. 662.
  21. Villa Holmgreen, Berlin-Grunewald. (aus: Hermann Rückwardt, Villen-Neubauten der Umgebung von Berlin). abgerufen am 6. August 2013.
  22. Centralblatt der Bauverwaltung, 21. Jahrgang 1901, Nr. 77 (vom 28. September 1901), S. 471 f.
  23. Eintrag 09096317 in der Berliner Landesdenkmalliste
  24. Neue Architektur; eine Auswahl der beachtenswertesten Neubauten moderner Richtung, aus Deutschland und Österreich. III. Serie, Tafeln 28–30 (archive.org).
  25. Uwe Kieling: Berlin. Bauten und Baumeister. Von der Gotik bis 1945. Berlin Edition, Berlin 2003, ISBN 3-8148-0095-8, S. 160. (Kieling benennt als Architekten irrtümlich Wilhelm Walter.)
  26. Berliner Architekturwelt, Heft 2/3, Berlin 1917, S. 81 f.