Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung

Flagge der Europäischen Union

Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141

Titel:Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 der Kommission vom 13. Juli 2016 zur Annahme einer Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung gemäß der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates
Geltungsbereich:EU
Rechtsmaterie:Umweltrecht
Grundlage:AEUV
Verordnung (EU) Nr. 1143/2014, insbesondere Artikel 4 Absatz 1
Datum des Rechtsakts:13. Juli 2016
Veröffentlichungsdatum:14. Juli 2016
Inkrafttreten:3. August 2016
Anzuwenden ab:3. August 2016
Fundstelle:ABl. L 189 vom 14. Juli 2016, S. 4–8
VolltextKonsolidierte Fassung (nicht amtlich)
Grundfassung
Regelung ist in Kraft getreten und anwendbar.
Hinweis zur geltenden Fassung von Rechtsakten der Europäischen Union

Die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung, im entsprechenden Kontext auch kurz Unionsliste genannt, wurde von der Europäischen Kommission am 13. Juli 2016 zum ersten Mal veröffentlicht. Sie enthielt in dieser Fassung 37 Tier- und Pflanzenarten, die aus anderen Kontinenten absichtlich oder unabsichtlich in das damalige Gebiet der EU eingeführt wurden und sich mit erheblich nachteiligen Auswirkungen für die Umwelt in der freien Natur verbreitet haben (Schwarze Liste). Es können auch Arten in die Liste aufgenommen werden, die bislang noch nicht in der Europäischen Union vorkommen oder sich in einer frühen Phase der Ansiedlung befinden und höchstwahrscheinlich durch ihre Ausbreitung stark negative Folgen haben würden. Sie gelten als Bedrohung für die Erhaltung der europäischen Ökosysteme und für die Artenvielfalt.[1] Die Liste wurde 2017 um zwölf,[2] 2019 um 17 Arten,[3] sowie 2022 um 22 Arten[4] erweitert, sodass die Unionsliste 88 invasive Arten umfasst.

Grundlagen

Die Nutria stammt aus Pelztierzuchten und siedelte sich in der Natur an Flüssen und Seen an.
Auch der Waschbär entkam aus Pelztierfarmen oder wurde angesiedelt, um „die heimische Fauna zu bereichern“.
Die Schwarzkopf-Ruderente ist ein Gefangenschaftsflüchtling. Alle in Kontinentaleuropa verbreiteten Exemplare stammen von wenigen Pärchen ab.
Der Marmorkrebs ist eine sich ungeschlechtlich vermehrende Form von Procambarus fallax. Der Krebs breitet sich weltweit aus, gilt als Überträger der Krebspest und verdrängt heimische Arten.

In Europa kommen rund 12.000 gebietsfremde Arten vor (Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen), nur rund 10 bis 15 Prozent davon werden als invasiv angesehen. Als invasiv werden Arten bezeichnet, die sich rasch und unkontrolliert ausbreiten und nachteilige Folgen für die Ökosysteme und die mit diesen verbundene biologische Vielfalt sowie andere soziale, gesundheitliche oder wirtschaftliche Auswirkungen haben.[5]

Publiziert wurde die Liste als Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 der Kommission vom 13. Juli 2016, die Liste basiert auf der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014[5] des Europäischen Parlaments und des Rates der Europäischen Union vom 22. Oktober 2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten. Dabei folgt die Liste dem Artikel 4 dieser Verordnung, in dem die Erstellung einer gemeinsamen Liste („Unionsliste“) durch die Europäische Kommission gefordert worden war (Abs. 1). Auf die Liste kommen nur solche gebietsfremde invasive Arten, die unionsweite Bedeutung haben. Die Unionsliste soll im Abstand von höchstens sechs Jahren überprüft und regelmäßig aktualisiert werden (Art. 4 Abs. 2 Verordnung (EU) 1143/2014).[5]

Entscheidungen über die Aufnahme einer Art in die Liste werden auf der Grundlage von nachweisgestützten Risikobewertungen gefällt. Die Bewertungen müssen gemäß einheitlich vereinbarter Kriterien durchgeführt werden, so dass eine einmalige Bewertung für die gesamte Europäische Union ausreicht. Die Entscheidung fällt dann ein Ausschuss bestehend aus Experten der Mitgliedsstaaten und der Kommission.

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union verpflichten sich, zu verhindern, dass die auf der Liste genannten Arten in die EU eingeführt, dort gehandelt, gehalten, gezüchtet oder freigelassen werden.[6] Insbesondere betrifft das auch Zoos, denen die Haltung etwa von Waschbären weiterhin gestattet ist, die sie aber ausbruchssicher unterbringen und ihre Fortpflanzung verhindern müssen.[7]

Die eigentliche Liste findet sich als Anhang der Durchführungsverordnung vom 13. Juli 2016 und enthält auch KN-Codes (harmonisierte Warensystematik der EU), um die Überprüfung bezüglich Import und Verbreitung zu erleichtern.[8]

In die Liste aufgenommen werden nur Arten, bei denen eine Erfolgsprognose ergeben hat, dass durch die Aufnahme in die Unionsliste die nachteiligen Auswirkungen tatsächlich verhindert, minimiert oder abgeschwächt werden können. Die betreffende Art muss in mindestens zwei Mitgliedsstaaten in der Lage sein, lebensfähige Populationen aufzubauen. Die erwarteten Schäden oder Nachteile müssen wissenschaftlich nachgewiesen worden sein. Nicht in die Liste aufgenommen werden außerdem etwa Arten, die in einigen Teilen der EU invasive Neobiota sind, aber andernorts auch natürlich vorkommen, wie zum Beispiel Schwarzmund-Grundel und andere pontokaspische Grundelarten mit natürlichen Vorkommen in Rumänien.[9]

Liste

Tiere

23 invasive Tierarten (Neozoen) wurden 2016 auf die Liste der Europäischen Kommission gesetzt, davon neun Säugetierarten wie das Pallashörnchen, das Grauhörnchen, das Fuchshörnchen, das Gestreifte Backenhörnchen (Burunduk), der Waschbär, der Südamerikanische Nasenbär, die Nutria, der Kleine Mungo und der Chinesische Muntjak. Relativ hoch ist auch der Anteil der Krebstiere mit sechs Arten, außerdem drei Vogelarten, zwei Fischarten, eine Schildkrötenart, eine Froschart und eine Insektenart.[8] Die Liste wurde in den Jahren 2017, 2019 und 2022[4] ergänzt. Zwischenzeitlich stehen zwei Amphibienarten, neun Fischarten, fünf Insektenarten, sieben Krebsarten, zwei Reptilienarten, 13 Säugetiere, sechs Vogelarten, eine Muschel und ein Plattwurm auf der Liste.

BildArtwissenschaftlicher NameArtengruppegelistet seit
PallashörnchenPallashörnchenCallosciurus erythraeus Pallas, 1779Säugetiere3. Aug. 2016
GlanzkräheGlanzkräheCorvus splendens Viellot, 1817Vögel3. Aug. 2016
Chinesische WollhandkrabbeChinesische WollhandkrabbeEriocheir sinensis H. Milne Edwards, 1854Krebse3. Aug. 2016
Kleiner MungoKleiner MungoHerpestes javanicus É. Geoffroy Saint-Hilaire, 1818Säugetiere3. Aug. 2016
Nordamerikanischer OchsenfroschNordamerikanischer OchsenfroschLithobates catesbeianus Shaw, 1802Amphibien3. Aug. 2016
Chinesischer MuntjakChinesischer MuntjakMuntiacus reevesi Ogilby, 1839Säugetiere3. Aug. 2016
NutriaNutriaMyocastor coypus Molina, 1782Säugetiere3. Aug. 2016
Südamerikanischer NasenbärSüdamerikanischer NasenbärNasua nasua Linnaeus, 1766Säugetiere3. Aug. 2016
KamberkrebsKamberkrebsOrconectes limosus Rafinesque, 1817Krebse3. Aug. 2016
Viril-FlusskrebsViril-FlusskrebsOrconectes virilis Hagen, 1870Krebse3. Aug. 2016
Schwarzkopf-RuderenteSchwarzkopf-RuderenteOxyura jamaicensis Gmelin, 1789Vögel3. Aug. 2016
SignalkrebsSignalkrebsPacifastacus leniusculus Dana, 1852Krebse3. Aug. 2016
Amur-SchläfergrundelAmur-SchläfergrundelPerccottus glenii Dybowski, 1877Fische3. Aug. 2016
Roter Amerikanischer SumpfkrebsRoter Amerikanischer SumpfkrebsProcambarus clarkii Girard, 1852Krebse3. Aug. 2016
MarmorkrebsMarmorkrebsProcambarus fallax (Hagen, 1870) forma virginalis (Martin et al., 2010)Krebse3. Aug. 2016
WaschbärWaschbärProcyon lotor Linnaeus, 1758Säugetiere3. Aug. 2016
BlaubandbärblingBlaubandbärblingPseudorasbora parva Temminck & Schlegel, 1846Fische3. Aug. 2016
GrauhörnchenGrauhörnchenSciurus carolinensis Gmelin, 1788Säugetiere3. Aug. 2016
FuchshörnchenFuchshörnchenSciurus niger Linnaeus, 1758Säugetiere3. Aug. 2016
BurundukBurundukTamias sibiricus Laxmann, 1769Säugetiere3. Aug. 2016
Heiliger IbisHeiliger IbisThreskiornis aethiopicus Latham, 1790Vögel3. Aug. 2016
Nordamerikanische Buchstaben-SchmuckschildkröteNordamerikanische Buchstaben-SchmuckschildkröteTrachemys scripta Schoepff, 1792Reptilien3. Aug. 2016
Asiatische Gelbfuß-HornisseAsiatische Gelbfuß-HornisseVespa velutina nigrithorax de Buysson, 1905Insekten3. Aug. 2016
NilgansNilgansAlopochen aegyptiaca Linnaeus, 1766Vögel2. Aug. 2017
MarderhundMarderhundNyctereutes procyonoides Gray, 1834Säugetiere2. Feb. 2019
BisamratteBisamratteOndatra zibethicus Linnaeus, 1766Säugetiere2. Aug. 2017
Neuseeland-PlattwurmNeuseeland-PlattwurmArthurdendyus triangulatus Dendy, 1894, Jones & Gerard, 1999Plattwürmer15. Aug. 2019
Gemeiner SonnenbarschGemeiner SonnenbarschLepomis gibbosus Linnaeus, 1758Fische15. Aug. 2019
Gestreifter KorallenwelsGestreifter KorallenwelsPlotosus lineatus Thunberg, 1787Fische15. Aug. 2019
HirtenmainaHirtenmaina / HirtenstarAcridotheres tristis Linnaeus, 1766Vögel15. Aug. 2019
Schwarzer ZwergwelsSchwarzer ZwergwelsAmeiurus melasFische2. Aug. 2022
AxishirschAxishirschAxis axisSäugetiere2. Aug. 2022
Finlayson-HörnchenFinlayson-HörnchenCallosciurus finlaysoniiSäugetiere2. Aug. 2022
Argus-SchlangenkopffischArgus-SchlangenkopffischChanna argusFische2. Aug. 2022
Amerikanischer RostkrebsAmerikanischer RostkrebsFaxonius rusticusKrebse2. Aug. 2022
Westlicher MosquitofischWestlicher MosquitofischGambusia affinisFische2. Aug. 2022
Östlicher MosquitofischÖstlicher MosquitofischGambusia holbrookiFische2. Aug. 2022
KettennatterKettennatterLampropeltis getulaReptilien2. Aug. 2022
Goldene MuschelGold-MuschelLimnoperna fortuneiMuscheln2. Aug. 2022
Amerikanischer StreifenbarschAmerikanischer StreifenbarschMorone americanaFische2. Aug. 2022
RußbülbülRußbülbülPycnonotus caferVögel2. Aug. 2022
FeuerameiseFeuerameiseSolenopsis geminataInsekten2. Aug. 2022
Rote FeuerameiseRote FeuerameiseSolenopsis invictaInsekten2. Aug. 2022
Schwarze FeuerameiseSchwarze FeuerameiseSolenopsis richteriInsekten2. Aug. 2022
Kleine FeuerameiseKleine FeuerameiseWasmannia auropunctataInsekten2. Aug. 2022
KrallenfroschKrallenfroschXenopus laevisAmphibien2. Aug. 2022

Pflanzen

Der Durchwachsene Knöterich (Persicaria perfoliata) ist an den nahezu dreieckigen Laubblättern zu erkennen.

Auf der Liste von 2016 befanden sich auch 14 Arten von in Europa invasiven Gefäßpflanzen (Neophyten).[8] Die Liste wurde 2017 um neun Arten, 2019 um 13 und 2022 um drei weitere Arten erweitert:

BildArtwissenschaftlicher NameFamiliegelistet seit
KreuzstrauchKreuzstrauchBaccharis halimifolia L.Korbblütler3. Aug. 2016
Karolina-HaarnixeKarolina-HaarnixeCabomba caroliniana GrayHaarnixengewächse3. Aug. 2016
Dickstielige WasserhyazintheDickstielige WasserhyazintheEichhornia crassipes (Martius) SolmsWasserhyazinthengewächse3. Aug. 2016
GolparGolparHeracleum persicum FischerDoldenblütler3. Aug. 2016
Sosnowsky-BärenklauSosnowsky-BärenklauHeracleum sosnowskyi MandenovaDoldenblütler3. Aug. 2016
Hahnenfußähnlicher WassernabelHahnenfußähnlicher WassernabelHydrocotyle ranunculoides L.Araliengewächse3. Aug. 2016
Wechselblatt-WasserpestWechselblatt-WasserpestLagarosiphon major (Ridley) MossFroschbissgewächse3. Aug. 2016
Großblütiges HeusenkrautGroßblütiges HeusenkrautLudwigia grandiflora (Michx.) Greuter & BurdetNachtkerzengewächse3. Aug. 2016
Flutendes HeusenkrautFlutendes HeusenkrautLudwigia peploides (Kunth) P. H. RavenNachtkerzengewächse3. Aug. 2016
Gelbe ScheinkallaGelbe ScheinkallaLysichiton americanus Hultén & St. JohnAronstabgewächse3. Aug. 2016
Brasilianisches TausendblattBrasilianisches TausendblattMyriophyllum aquaticum (Vell.) Verdc.Tausendblattgewächse3. Aug. 2016
KarottenkrautKarottenkrautParthenium hysterophorus L.Korbblütler3. Aug. 2016
Durchwachsener KnöterichDurchwachsener KnöterichPersicaria perfoliata (L.) H. Gross (Synonym Polygonum perfoliatum (L.))Knöterichgewächse3. Aug. 2016
KudzuKudzuPueraria montana (Lour.) Merr. var. lobata (Willd.) (Synonym Pueraria lobata (Willd.) Ohwi)Schmetterlingsblütler3. Aug. 2016
AlligatorkrautAlligatorkrautAlternanthera philoxeroides (Mart.) Griseb.Fuchsschwanzgewächse2. Aug. 2017
Gewöhnliche SeidenpflanzeGewöhnliche SeidenpflanzeAsclepias syriaca L.Hundsgiftgewächse2. Aug. 2017
Schmalblättrige WasserpestSchmalblättrige WasserpestElodea nuttallii (Planch.) H. St. JohnFroschbissgewächse2. Aug. 2017
MammutblattMammutblattGunnera tinctoria (Molina) MirbelMammutblattgewächse2. Aug. 2017
RiesenbärenklauRiesenbärenklauHeracleum mantegazzianum Sommier & LevierDoldenblütler2. Aug. 2017
Drüsiges SpringkrautDrüsiges SpringkrautImpatiens glandulifera RoyleBalsaminengewächse2. Aug. 2017
Japanisches StelzengrasJapanisches StelzengrasMicrostegium vimineum (Trin.) A. CamusSüßgräser2. Aug. 2017
Verschiedenblättriges TausendblattVerschiedenblättriges TausendblattMyriophyllum heterophyllum Michx.Tausendblattgewächse2. Aug. 2017
Afrikanisches LampenputzergrasAfrikanisches LampenputzergrasPennisetum setaceum (Forssk.) Chiov.Süßgräser2. Aug. 2017
Weidenblatt-AkazieWeidenblatt-AkazieAcacia saligna (Labill.) H. L. Wendl.Schmetterlingsblütler15. Aug. 2019
GötterbaumGötterbaumAilanthus altissima (Mill.) SwingleBittereschengewächse15. Aug. 2019
Blaustängelige BesenseggeBlaustängelige BesenseggeAndropogon virginicus L.Süßgräser15. Aug. 2019
BallonrebeBallonrebe / HerzerbseCardiospermum grandiflorum Sw.Seifenbaumgewächse15. Aug. 2019
Purpur-PampasgrasPurpur-Pampasgras / AndenpampasgrasCortaderia jubata (Lemoine ex Carrière) StapfSüßgräser15. Aug. 2019
Ausdauerndes VeldtgrasAusdauerndes Veldtgras / Purpur-VeldtgrasEhrharta calycina Sm.Süßgräser15. Aug. 2019
Falscher WasserfreundFalscher WasserfreundGymnocoronis spilanthoides (D.Don ex Hook. & Arn.) DC.Korbblütler15. Aug. 2019
Japanischer KleeJapanischer HopfenHumulus scandens (Lour.) Merr.Hanfgewächse15. Aug. 2019
Japanischer KleeJapanischer Klee / Chinesischer BuschkleeLespedeza cuneata (Dum.Cours.) G. Don (Lespedeza juncea var. sericea (Thunb.) Lace & Hauech)Schmetterlingsblütler15. Aug. 2019
Japanischer KletterfarnJapanischer KletterfarnLygodium japonicum (Thunb.) Sw.Kletterfarngewächse15. Aug. 2019
Mesquite-StrauchMesquite-StrauchProsopis juliflora (Sw.) DC.Schmetterlingsblütler15. Aug. 2019
Riesen-SchwimmfarnRiesen-SchwimmfarnSalvinia molesta D. S. Mitch. (Salvinia adnata Desv.)Schwimmfarngewächse15. Aug. 2019
Chinesischer TalgbaumChinesischer TalgbaumTriadica sebifera (L.) Small (Sapium sebiferum (L.) Roxb.)Wolfsmilchgewächse15. Aug. 2019
Rundblättriger BaumwürgerRundblättriger BaumwürgerCelastrus orbiculatusSpindelbaumgewächse2. Aug. 2022
Nadelblättriges NadelkissenNadelblättriges NadelkissenHakea sericeaSilberbaumgewächse2. Aug. 2022
Flieder-KnöterichFlieder-KnöterichKoenigia polystachyaKnöterichgewächse2. Aug. 2022
MuschelblumeMuschelblumePistia stratiotesAronstabgewächse2. Aug. 2022
Rugulopteryx okamuraeRugulopteryx okamuraeBraunalgen2. Aug. 2022

Kritik

Die Liste wurde sowohl vom Europäischen Parlament wie auch von den Naturschutzverbänden im Vorfeld der Beschlussfassung heftig kritisiert. Sie sei mit initial 37 Arten viel zu kurz, zahlreiche wichtige Arten seien nicht aufgenommen. Für das Gebiet der EU schätzten die Kritiker die Existenz von ungefähr 1500 invasiven Neobiota. Aufgrund der Kritik des Parlaments wurde die Entscheidung über die Liste verzögert,[10] sie wurde aber schließlich in der ursprünglich vorgesehenen Fassung beschlossen. Auch eine vom zuständigen, gemäß Artikel 27 der EU-Verordnung gebildeten Fachausschuss von Experten der Mitgliedsstaaten verabschiedete Ergänzungsliste mit weiteren 20 Arten wurde zunächst nicht aufgenommen.[11]

Informationen über invasive Tierarten im Zoologischen Garten Heidelberg.

Gegen eine Aufnahme von Arten in die Liste wurde auch durch von Einschränkungen gegebenenfalls betroffene Nutzergruppen opponiert. So protestierte der Verband der Deutschen Binnenfischerei und Aquakultur gegen die Aufnahme von Flusskrebsarten wie Signalkrebs und Kamberkrebs in die Liste,[12] obschon diese bekanntermaßen die Krebspest eingeschleppt haben und auch sonst die heimischen Krebsarten vollständig verdrängen. Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) wehrte sich bereits frühzeitig gegen die Ausweitung der EU-Verordnung auf die Zootierhaltung:[13] Zum einen seien Zoos keine maßgeblichen Verursacher der Invasivarten-Problematik in Europa und zum anderen unterstützen Zoos die EU in ihrem Bestreben, die Bevölkerung über gebietsfremde invasive Arten aufzuklären. Das belege auch der 2012 verabschiedete European Code of Conduct on Zoological Gardens and Aquaria and Invasive Alien Species.[14] Auch der Zentralverband Gartenbau, der damals nicht unmittelbar betroffen war, kritisierte die Liste, weil möglicherweise in der Zukunft Einschränkungen wirksam werden könnten.[15]

Die Ausnahmen bezüglich Haltung, aber auch Transport und die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen sind geregelt in Artikel 8 der Verordnung (EU) 1143/2014. Dazu zählen insbesondere der Einsatz von qualifiziertem Personal, Überwachungssystemen und Krisenplänen.

Siehe auch

Rechtsquelle

Literatur

Einzelnachweise

  1. Schön, aber unerwünscht: 37 Tier- und Pflanzenarten bekommen EU-Verbot. Spiegel Online Wissenschaft vom 13. Juli 2016, abgerufen am 13. Juli 2016.
  2. Durchführungsverordnung (EU) 2017/1263 der Kommission vom 12. Juli 2017 zur Aktualisierung gemäß der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates der mit der Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 festgelegten Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung. In: Amtsblatt der Europäischen Union. L, Nr. 182, 13. Juli 2017, S. 37–39.
  3. Durchführungsverordnung (EU) 2019/1262 der Kommission vom 25. Juli 2019 zur Änderung der Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 zwecks Aktualisierung der Liste invasiver gebietsfremder Arten von EU-weiter Bedeutung. In: Amtsblatt der Europäischen Union. L, Nr. 199, 26. Juli 2019, S. 1–4.
  4. a b Durchführungsverordnung (EU) 2022/1203 der Kommission vom 12. Juli 2022 zur Änderung der Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 zwecks Aktualisierung der Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung. In: Amtsblatt der Europäischen Union. L, Nr. 186, 16. Juli 2022, S. 10 (deutsche Fassung).
  5. a b c Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten. In: Amtsblatt der Europäischen Union. L, Nr. 317, 4. November 2015, S. 35 (deutsche Fassung).
  6. Susanne Wegefelt und Myriam Dumortier (Koordinatorinnen der Kommission): Invasive gebietsfremde Arten – Was tut die Europäische Union? Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg 2014.
  7. EU-Kommission geht Waschbären an den Pelz. news.ORF.at, 13. Juli 2016.
  8. a b c Durchführungsverordnung (EU) 2016/1141 der Kommission vom 13. Juli 2016 zur Annahme einer Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung. In: Amtsblatt der Europäischen Union. L, Nr. 189, 14. Juli 2016, S. 4 (deutsche Fassung).
  9. Stefan Nehring: Die invasiven gebietsfremden Arten der ersten Unionsliste der EU-Verordnung Nr. 1143/2014. BfN-Skripten 438. Herausgegeben vom BfN Bundesamt für Naturschutz, Bonn, 2016. ISBN 978-3-89624-174-0. PDF
  10. Schwarze Liste invasiver Arten verschoben. DNR Deutscher Naturschutzring, EU News, Donnerstag, 21. April 2016
  11. Claus Mayr: Bericht aus Brüssel: Warten auf Neues zu FFH-Richtlinie und invasiven Arten. In: Naturschutz und Landschaftsplanung. Band 48, Nr. 5, 2016, ISSN 0940-6808, S. 138 (nul-online.de).
  12. Entgegnung zum offenen Brief des BVDA gegen die EU-Verordnung zum Schutz vor IAS, Forum Flusskrebse, Aktivitäten abgerufen am 29. Juli 2016.
  13. EU Verordnung zu Invasivarten tritt in Kraft – VdZ kritisiert das angestrebte Haltungsverbot für Zoologische Gärten – Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) e.V. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 19. August 2016.@1@2Vorlage:Toter Link/www.zoodirektoren.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  14. European Code of Conduct on Zoological Gardens and Aquaria and Invasive Alien Species. In: eaza.net. Abgerufen am 19. August 2016 (englisch).
  15. Erste EU-Verbotsliste zu invasiven Arten. ZVG kritisiert Vorgehensweise und Beschluss der EU-Kommission Meldung vom 14. Juli 2016