Schweizer Rallyemeisterschaft

Jonathan Hirschi-Sarah Lattion, Schweizer Rallyemeister 2023

Die Schweizer Rallyemeisterschaft wird seit 1975 ausgetragen. Davor gab es während einiger Jahre einen Pokal, der allerdings keinen Meisterschaftsstatus besass.

Allgemein

Rallye ist eine Motorsport-Disziplin, die auf normalen Strassen, Feld- oder Waldwegen ausgetragen wird. Im Gegensatz zu Rundstreckenrennen, bei denen «im Kreis» gefahren wird, führt eine Rallye von einem Ausgangspunkt A zu einem Zielort B. Gestartet wird in einem zeitlich festgelegten Abstand, sodass sich die einzelnen Teilnehmer auf der Strecke nicht in die Quere kommen. Gefahren wird gegen die Stoppuhr. Es gewinnt, wer am Ende die gesamte Distanz am schnellsten zurückgelegt hat. Wie Bergrennen und Slaloms sind auch Rallyes in der Schweiz nicht vom Rundstreckenverbot, das seit 1955 gilt, betroffen.

Rallyes in der Schweiz

Die bekannteste Rallye der Schweiz ist die Rallye International du Valais. Die erste Ausgabe dieser Traditions-Veranstaltung wurde 1960 ausgetragen, trug damals noch den Namen «Rallye des Vins» und wurde im Rahmen des Comptoir de Martigny veranstaltet. 1985 bekam die Rallye ihren heutigen Namen «Rallye International du Valais». Traditionell bildet die «Valais» den Saisonschlusspunkt der Schweizer Meisterschaft. In der Vergangenheit hat der Lauf auch schon zur Intercontinental Rally Challenge (IRC) gehört. Die Rallye International du Valais ist mit annähernd 250 gewerteten Kilometern die längste Rallye im Kalender[1].

Neben der Rallye du Valais haben vor allem Rallyes im Tessin eine lange Tradition. Schon Anfang der 1960er-Jahre gab es die «Rally di Lugano». Diese zählte bis 1988 zum Schweizer Meisterschafts-Kalender. Widerstand der Behörden und Bevölkerung führten dazu, dass die Rallye für fast zehn Jahre nicht mehr ausgetragen wurde. 1997 lebte die «Lugano» als «Rally ASAT» (für Associazione Sport Auto Ticino) mit Sonderprüfungen von mehr als 100 Kilometern wieder auf. Heute hat die Rally Ronde del Ticino nur noch den Status einer Rallye Typ 4 (siehe unten)[2].

Zu den weiteren bekannten Rallyes in der Schweiz zählen auch das «Critérium Jurassien» (seit 1978 Bestandteil der Schweizer Meisterschaft)[3] sowie die «Rallye du Chablais», die aus der «Rallye des Alpes Vaudoises» hervorgegangen ist und seit 2004 unter ihrem jetzigen Namen ausgetragen wird[4]. Zu den weiteren Rallyes, die in der Schweiz bereits veranstaltet wurden, zählen auch: die Rallye Court (oder Court Franche Comté), das Critérium Neuchâtelois, die Rallye St-Cergue, die Rallye Uri (bzw. Gotthard), die Rallye Thun sowie die Ronde d’Ajoie (bzw. Ronde Jurassienne).

2020 wurde wegen der Corona-Pandemie keine Meisterschaft ausgetragen. 2021 bestand die Schweizer Rallye-Meisterschaft aus fünf Läufen.

Reglement

Die Schweizer Rallye-Meisterschaft sieht eine Gliederung nach drei Rallye-Typen vor. Die Rallyes vom Typ 1 sind nachstehender Reglementierung unterstellt: Gesamtdistanz unlimitiert; höchstens drei Etappen. Gesamtdistanz der SP: mehr als 140 km. Es gibt keine minimal oder maximal Länge für eine SP. Nach einer Dauer von 12 bis 14 Stunden ist eine Pause von eineinhalb bis zwei Stunden obligatorisch.

Rallyes Typ 2: Die Rallyes des Typs 2 sind der für die Rallyes des Typs 1 anwendbaren Grundreglementierung unterstellt unter Vorbehalt der folgenden Anordnungen: Gesamtdistanz gleich oder mehr als 200 km; höchstens drei Etappen. Gesamtdistanz der SP: von 80 bis 139 km. Maximale Länge der SP limitiert auf 30 km (+10 %). Nach einer Dauer von 12 bis 14 Stunden ist eine Pause von eineinhalb bis zwei Stunden obligatorisch.

Rallyes Typ 3: Die Rallyes des Typs 3 sind der für die Rallyes des Typs 2 anwendbaren Grundreglementierung unterstellt unter Vorbehalt der folgenden Anordnungen: Max. 24 Stunden zwischen dem ersten Start des ersten Fahrzeugs und dem letzten Ziel des ersten Fahrzeugs. Gesamtdistanz gleich oder mehr als zweimal die SP Distanz. Gesamtdistanz der SP: von 51 bis790 km; mindestens vier SP, wovon zwei verschiedene. Keine Anwendung der Regel «SuperRally» für Rallyes des Typs 3.

Für das Schlussklassement der Schweizer Rallye Meisterschaft wird die maximale Anzahl der zu berücksichtigenden Veranstaltungen folgendermassen festgelegt: Bei bis sechs effektiv organisierten Veranstaltungen gibt es ein Streichresultat. Bei sieben und mehr effektiv organisierten Veranstaltungen sind zwei Streichresultate vorgesehen.

Sind weniger als zwölf Schweizer Teilnehmer zum Rallye gestartet, werden die Punkte in der Gesamtwertung der SRM halbiert. Sind weniger als fünf Teilnehmer pro Klasse gestartet, wird in der Klassenwertung nur die halbe Punktzahl verteilt.

Im ersten Jahr der Schweizer Rallye-Meisterschaft gab es für die Beifahrer auch SM-Punkte. Das führte dazu, dass Pierre Schaer (bei den meisten Rallyes Beifahrer von Meister Jean-Marie Carron) Zweiter in der Meisterschaft wurde.

Teilnahmeberechtigt an der Schweizer Rallye-Meisterschaft sind alle Fahrzeuge, die den Vorschriften des Anhang «J» der FIA und den Bestimmungen der NSK (Nationale Sport Kommission) sowie denjenigen von ASS (Auto Sport Schweiz) entsprechen.

Seit 2012 gibt es im Rahmen der Schweizer Rallye-Meisterschaft eine separat geführte Juniorenwertung.

Meister

Meister seit 1975

JahrFahrer/BeifahrerFahrzeug
2023Jonathan Hirschi/Sarah LattionSkoda Fabia Rally2 evo
2022Jonathan Hirschi/Michaël VolluzVW Polo GTI Rally2
2021Mike Coppens/Christophe RouxSkoda Fabia R5
2020--
2019Ivan Ballinari/Giusva PaganiSkoda Fabia R5
2018Ivan Ballinari/Paolo PiancaSkoda Fabia R5
2017Sébastien Carron/Lucien RevazFord Fiesta R5
2016Sébastien Carron/Lucien RevazFord Fiesta R5
2015Grégoire Hotz/Pietro RavasiPeugeot 207 S2000
2014Sébastien Carron/Lucien RevazPeugeot 207 S2000
2013Grégoire Hotz/Pietro RavasiPeugeot 207 S2000
2012Nicolas Althaus/Alain IosetPeugeot 207 S2000
2011Laurent Reuche/Jean DeriazPeugeot 207 S2000
2010Grégoire Hotz/Pietro RavasiPeugeot 207 S2000
2009Florian Gonon/Sanra ArlettazSubaru Impreza STi
2008Grégoire Hotz/Pietro RavasiPeugeot 207 S2000
2007Grégoire Hotz/Pietro RavasiRenault Clio S1600
2006Hervé Taverney/Yvan TaverneyRenault Clio RS
2005Olivier Gillet/Frédéric HelferRenault Clio S1600
2004Patrick Heintz/Roland ScherrerSubaru Impreza WRX STi
2003Christian Jacquillard/Christiane JacquillardToyota Corolla WRC
2002Christian Jacquillard/Christiane JacquillardToyota Corolla WRC
2001Grégoire Hotz/Etienne CalameCitroën Saxo KitCar
2000Grégoire Hotz/Etienne CalameRenault Maxi Mégane
1999Grégoire Hotz/Etienne CalameRenault Maxi Mégane
1998Cyril Henny/Aurore BrandPeugeot 306 Maxi
1997Cyril Henny/Aurore BrandPeugeot 306 16S
1996Georges Darbellay/Sandra SchmidlyOpel Astra GSi
1995Olivier Burri/Christophe HofmannFord Escort RS Cosworth
1994Christian Jacquillard/Christiane JacquillardFord Escort RS Cosworth
1993Olivier Burri/Christophe HofmannFord Sierra Cosworth 4x4
1992Olivier Burri/Christophe HofmannToyota Celica 4WD Turbo
1991Olivier Burri/Christophe HofmannFord Sierra Cosworth/Toyota Celica 4WD
1990Philippe Camandona/Pierre PériatFord Sierra Cosworth
1989Christian Jacquillard/Christiane JacquillardFord Sierra Cosworth
1988Christian Jacquillard/Christiane JacquillardFord Sierra Cosworth
1987Eric Ferreux/Serge AudemarsRenault 11 Turbo
1986Jean-Pierre Balmer/Denis IndermühleLancia Rally 037
1985Eric Ferreux/Serge AudemarsRenault 5 Turbo
1984Eric Ferreux/Serge AudemarsRenault 5 Turbo
1983Eric Ferreux/Serge AudemarsPorsche 911 SC
1982Jean-Pierre Balmer/Fabio CavalliOpel Ascona 400
1981Jean-Marie Carron/Ugo RattazziPorsche 911
1980Jean-Pierre Balmer/Willy FreiburghausPorsche Carrera
1979Claude Haldi/Bernard SandozPorsche Turbo
1978Philippe Carron/Daniel SiggenFiat 131 Abarth
1977Eric Chapuis/Edy BernasconiPorsche Carrera
1976André Savary/Jean-Robert CorthayPorsche Carrera
1975Jean-Marie Carron/Pierre SchaerPorsche Carrera

Junioren-Meister seit 2012

JahrFahrer/BeifahrerFahrzeug
2023Jérémy Michellod/Grégory MaîtreCitroën C2 R2
2022Guillaume Girolamo/Benjamin BétriseyRenault Clio RSR Rally5
2021Jérémie Toedtli/Julie FaureRenault Clio RSR Rally5
2020--
2019Jonathan Michellod/Stéphane FellayPeugeot 208 R2
2018Thomas Schmid/Quentin Marchand & Cornel FrigoliPeugeot 208 R2
2017Nicolas Lathion/Gaëtan LathionPeugeot 208 R2
2016Aurélien Devanthéry/Michael VolluzPeugeot 208 R2
2015Cédric Althaus/Jessica BayardPeugeot 208 R2
2014Simon Rossel/Thibaud RosselRenault Twingo R1
2013Kim Daldini/Giorgia GaspariRenault Twingo R1
2012Thomas Joris/Stéphane FellayRenault Twingo R1

Literatur

  • Jahrbuch Automobilsport von Auto Sport Schweiz (2004–2022)
  • Jahrbuch Automobilsport von ACS (1970–2003)
  • Rennsport Schweiz aus dem Aktiv Verlag, diverse Autoren (1984–2022)
  • Rallyes, Championnat de Suisse, Michel Busset (1981–2012)
  • Rallye du Valais, L'épopée du demi-siècle, Michel Busset (1960–2009)

Einzelnachweise

  1. https://riv.ch/
  2. http://www.rallyticino.com/it/
  3. http://www.criterium-jurassien.ch/
  4. https://www.rdch.ch