Schiller als Arzt

Schiller als Arzt: ein Beitrag zur Geschichte der psychosomatischen Forschung ist eine medizingeschichtliche Schrift aus dem Jahr 1955 von Hans Martin Sutermeister. Sie untersucht, wie Friedrich Schiller die Entwicklung der Psychosomatik beeinflusst hat. Die Schrift markiert Sutermeisters dritten und letzten Habilitationsversuch an der Universität Bern.

Form

1953 verfasste Sutermeister einen Entwurf zu Schiller als Arzt.[1] Die komplette Schrift erschien 1955 im Paul Haupt Verlag als Nr. 13 der Berner Beiträge zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Ihr Druck wurde von der Stiftung Dr. Joachim de Giacomi der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft subventioniert. Sie ist dem Schweizer Psychiater Jakob Klaesi zum 70. Geburtstag gewidmet.

Das Buch ist wie folgt gegliedert:

Vorwort
I: Einleitung
II: Schillers medizinischer Werdegang
III: Erste Dissertation: «Philosophie der Physiologie»
IV: Zweite Dissertation: «Über den Unterschied zwischen entzündlichen und fauligen Fiebern»
V: Dritte Dissertation: «Über den Zusammenhang der tierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen»
VI: Krankenrapporte: Der Fall Grammont
VII: Schiller als Regimentsarzt
VIII: Schillers Krankheit und Tod
IX: Schillers Beitrag zur psychosomatischen Forschung

Inhalt

Gemäß Robert Bossard gibt Sutermeister in Schiller als Arzt „einen nüchternen, ziemlich vollständigen Überblick von Schillers Verhältnis zur Medizin, die er in Stuttgart an der von Herzog Karl Eugen errichteten Schule studierte. Der Analyse seiner Arbeiten folgt eine Schilderung der tragikomischen Tätigkeit als Regimentsarzt und eine Darstellung von Schillers langwieriger Krankheit, der er schliesslich erliegen sollte.“[2] Schiller starb an Tuberkulose, einer Krankheit, mit der sich Sutermeister schon in seiner Dissertation beschäftigt hatte.[3]

Sutermeister sieht in Schiller einen frühen Theoretiker der Psychosomatik. Für Schiller besteht ein Organ allgemein „aus seinem «Bau» (dem anatomischen Substrat) und der «Mittelkraft» (dem Inbegriff der physiologischen Funktion)“. Diese «Mittelkraft» beschreibt gemäß Sutermeister „im Grunde nichts anderes als das, was wir heute «vegetatives System» nennen würden“.[4] Für diese „gewagte These“ wurde Sutermeister kritisiert.[5]

Henry E. Sigerist nannte Schiller als Arzt in einem Brief an Erich Hintzsche „eine sehr hübsche Arbeit … die auch für Literarhistoriker interessant ist.“[6]

Der Begutachter Jakob Klaesi empfahl dem Dekan der Fakultät Bernhard Walthard, Sutermeister zur Habilitation zuzulassen, damit die Regierung Sutermeister einen Lehrauftrag für „Geschichte der Medizin“ und für „Psychosomatik“ erteilen könne.[7] Hintzsche, der mitentschied, lehnte seine Habilitation ab;[6] Gründe dafür werden in Klaesis Gutachten angedeutet: hauptsächlich eigenwillige Theoriefindung und methodologische Mängel.[7]

Literatur

Textausgabe

Rezensionen (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. H. M. Sutermeister: Schiller als Arzt, sein Beitrag zur psychosomatischen Medizin. In: Praxis: schweizerische Rundschau für Medizin. Jg. 42, Nr. 33, 13. August 1953, ISSN 0369-8394, OCLC 103123918, S. 685–689.; Rezension dazu in: Zentralblatt für die gesamte Neurologie und Psychiatrie. Band 126, 1954, S. 143.
  2. Robert Bossard: Schweizerische Zeitschrift für Psychologie und ihre Anwendungen. Band 15/16. Huber, Bern 1956, S. 75.
  3. Hans Martin Sutermeister: Das schweizerische Tuberkulosegesetz: Geschichte, Inhalt, Ausführung und Erfolg bis zur Gegenwart. Schwabe, Basel 1941, DNB 571283322.
  4. Hans Martin Sutermeister: Schiller als Arzt. Bern: Haupt, 1955, S. 14.
  5. Siehe z. B.: Arbeiten zur Wissenschaftstheorie, Literaturwissenschaft, Fremdsprachendidaktik und Religionsgeschichte. Friedrich-Schiller-Universität Jena, 1988, S. 55.
  6. a b Marcel H. Bickel: Henry E. Sigerist: Vier ausgewählte Briefwechsel mit Medizinhistorikern der Schweiz. (Briefwechsel mit Arnold C. Klebs, Bernhard Milt, Hans Fischer und Erich Hintzsche.) Peter Lang, Bern 2008, ISBN 978-3-03911-499-3, S. 378 und 572–574.
  7. a b Betrifft Habilitationsgesuch des Dr. med. H. M. Sutermeister. Brief von Jakob Klaesi an Bernhard Walthard, 6. September 1954. Dossier „Habilitation“ in Sutermeisters Nachlass. in der Burgerbibliothek Bern.