SARah

SARah ist ein Projekt der Bundeswehr zur Beschaffung von Aufklärungssatelliten für die abbildende Aufklärung. Es ist als Ersatz des Systems SAR-Lupe geplant.[1] Zur Bildgebung nutzen die SARah-Satelliten – wie das Vorläufersystem – Synthetic Aperture Radar (SAR). Projektziel ist der Betrieb von drei Satelliten und zwei Bodenstationen. Bislang sind ein Satellit und mindestens eine Bodenstation in Betrieb. Die anderen beiden Satelliten wurden gestartet, sind aber wegen eines Defekts nicht einsatzbereit.

Entwicklung und Technik

Mit der Entwicklung und der Fertigung des Systems zu einem Preis von 816 Millionen Euro wurde am 2. Juli 2013 die Bremer Firma OHB beauftragt. Das Projekt umfasst drei Satelliten. Es wäre technisch möglich, das System um zwei weitere Satelliten zu ergänzen[2], eine Umsetzung dieser Option ist jedoch nicht geplant. Alle drei Satelliten nutzen zur Bildgebung Synthetic Aperture Radar (SAR), was ermöglicht, unabhängig von Licht- und Wetterverhältnissen hochauflösende Radarbilder der Erdoberfläche zu fertigen. Zwei der SARah-Satelliten (SARah 2 und 3) stammen direkt von OHB als Hauptauftragnehmer und beruhen technisch auf einer Weiterentwicklung der Reflektortechnologie des Vorgängersystems SAR-Lupe, mit dem die Bundeswehr schon seit 2008 Radaraufklärung betreibt. Sie wiegen jeweils 1,8 Tonnen und umkreisen die Erde in rund 500 Kilometern Höhe. Der dritte SARah-Satellit (SARah 1) wurde von Airbus Defence and Space als Unterauftragnehmer gebaut. Er beruht auf Phased-Array-Radar-Technologie von Astrium, wiegt etwa vier Tonnen und fliegt in rund 750 Kilometern Höhe.[3][4] Im Vergleich zu SAR-Lupe soll mit dieser neuen Technik eine höhere Bildauflösung bei größerem Sichtfeld und durch mehr Speicher auch eine größere Bildanzahl pro Erdumlauf ermöglicht werden. Die mehrstündigen Lücken bei der Übertragung der Bilder, die entstehen, wenn ein Satellit sich nicht in Sichtweite der Bodenstation in Grafschaft befindet, sollen durch Aufbau einer zweiten Bodenstation im nordschwedischen Kiruna verkleinert werden.[5] Durch mehr Rechenkapazität sollen die Bilder auch schneller übertragen werden können.[2] Das System ist für mindestens zehn Jahre Betriebsdauer ausgelegt.[6]

Start und Betrieb

Nach ursprünglicher Planung hätten die SARah-Satelliten in den Jahren 2018 und 2019 ins All gebracht werden sollen.[7] Später hatten sich die Starttermine auf 2020–2021 verschoben,[8] dann auf 2022 und 2023.

SARah 1 wurde am 18. Juni 2022 mit einer Falcon-9-Rakete des US-amerikanischen Unternehmens SpaceX von der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien gestartet.[9][10][11] Nach einer Testphase und Abnahme durch die Bundeswehr ging der Satellit im Oktober 2023 in den Produktivbetrieb über, noch ohne die geplante zweite Bodenstation.[6]

SARah 2 und 3 wurden am 24. Dezember 2023 ebenfalls von SpaceX mit einer Falcon 9 gestartet.[12] Anfang April 2024 wurden erstmals Probleme bei der Inbetriebnahme der beiden Satelliten bekannt.[13][9] Mit Stand Juni 2024 ist nur der zuerst gestartete Airbus-Satellit in Betrieb. Die beiden OHB-Satelliten konnten bislang nicht in Betrieb genommen werden, da sich die Sensorarme nicht ausklappen ließen. Laut Medienberichten befinden sich die Satelliten vertragsgemäß bis zur Inbetriebnahme im Eigentum von OHB. Der Hersteller trägt daher das finanzielle Risiko und wäre in der Pflicht, Ersatzsysteme zu bauen und ins All zu befördern, falls sich die Satelliten weiterhin nicht in Betrieb nehmen lassen. Die satellitengestützte Aufklärungsfähigkeit der Bundeswehr kann trotzdem aufrechterhalten werden, solange die Satelliten des Vorläufersystems SAR-Lupe, die ihre ursprünglich geplante Lebensdauer bereits überschritten haben, weiterhin funktionieren.[14]

Vergleichbare Radarsatelliten

Einzelnachweise

  1. Bundeswehr startet Teilbetrieb des ersten SARah-Satelliten. Bundeswehr-Journal, 7. Oktober 2023.
  2. a b Otfried Nassauer: System "SARah": Bundeswehr plant Einsatz neuer Spionagesatelliten, Spiegel Online vom 26. Juni 2013; abgerufen am 8. Januar 2015.
  3. Robert Lehmann: Neues Satelliten-System für die Bundeswehr, bundeswehr.de; abgerufen am 8. Januar 2015.
  4. SARah 2, 3. Abgerufen am 22. Juli 2020.
  5. Gerhard Heiming: Satellitenaufklärungssysteme SARah komplett im All. In: esut.de. 26. Dezember 2023, abgerufen am 30. Juni 2024.
  6. a b Betriebsbeginn des SARah-Satelliten-Aufklärungssystems. Europäische Sicherheit und Technik, 9. Oktober 2023.
  7. SARah – Aufklärungs-Satellit der Bundeswehr. Reuss, abgerufen am 1. Dezember 2020.
  8. Neue Aufklärungssatelliten werden später gestartet. In: hartpunkt.de. 29. Januar 2019, abgerufen am 7. Februar 2019.
  9. a b Die neuen „SARah“-Aufklärungssatelliten der Bundeswehr funktionieren nicht. In: Redaktionsnetzwerk Deutschland. 29. Juni 2024, abgerufen am 29. Juni 2024.
  10. Tweet von SpaceX. Twitter, 16. Juni 2022, abgerufen am 4. Juni 2023 (englisch).
  11. SARah-1 Mission. Abgerufen am 18. Juni 2022.
  12. SpaceX launches twin radar satellites for German military from California. Spaceflight Now, 23./24. Dezember 2023.
  13. Fast blinde Spionage-Satelliten? Die nächste teure Panne der Bundeswehr. In: welt.de. 2. April 2024, abgerufen am 2. April 2024.
  14. Matthias Gebauer, Christoph Seidler: Pleite im Weltall. In: Der Spiegel (online). 28. Juni 2024, abgerufen am 30. Juni 2024.