Esra Küçük

Esra Küçük 2018
Esra Küçük 2018

Esra Küçük (* 1983 in Hamburg) ist eine deutsch-türkische[1] Sozialwissenschaftlerin, die seit Sommer 2018 als Geschäftsführerin die Allianz Kulturstiftung leitet. Das Manager Magazin zählt sie zu den „führenden jungen Intellektuellen“ in Deutschland.[2][3]

Werdegang

Esra Küçük wurde 1983 als Tochter einer mazedonischen Mutter und eines türkischen Vaters geboren, die im Rahmen der Arbeitsmigration bzw. schon als deren zweite Generation nach Deutschland gekommen waren, und wuchs in Hamburg-Fischbek auf.[4][5] Nach dem Abitur studierte sie in Münster und am Institut d'Études Politiques in Lille[6] sowie an der Universität Stanford[2] Politikwissenschaften. Ihren Masterabschluss in European Studies erwarb sie an der Universität Twente in den Niederlanden.[7]

Nach dem Studium war sie bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik[8] tätig und absolvierte bei der Mercator-Stiftung in Essen ein zweijähriges Management-Traineeprogramm.[7] 2012 war sie persönliche Referentin der Geschäftsführung beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration. Außerdem war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaften der Berliner Humboldt-Universität.[7]

2010/2011 initiierte Küçük die Gründung des bundesweiten Dialogforums Junge Islam Konferenz, womit sie auf das Buch Deutschland schafft sich ab von Thilo Sarrazin reagierte. In Ergänzung zu einer Mehrheitsgesellschaft, die verstärkt über Menschen muslimischen Glaubens spricht, wollte sie religiösen und nicht-religiösen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund eine Austauschmöglichkeit und eine Stimme zum Thema Identität, Islam oder Rassismus geben.[3][2]

Seit 2016 war sie Mitglied im Direktorium des Berliner Maxim-Gorki-Theaters, wo sie das Gorki-Forum als „Ort öffentlicher Debatten zwischen Kultur, Wissenschaft und Politik“[9] aufbaute und leitete.[10] Für die Leipziger Buchmesse kuratierte sie 2017 das Debattenformat „Europa 21“.[11]

Seit 2020 ist sie Mitglied des Stiftungsrates von Pro Helvetia.[12]

Seit 2018 leitet sie die Allianz Kulturstiftung als Geschäftsführendes Mitglied des Stiftungsrates;[13] im Juni 2020 übernahm sie – kommissarisch – zusätzlich die operative Verantwortung im Vorstand der Allianz Umweltstiftung.[14]

Das Wirtschaftsmagazin Capital kürte Küçük 2016 zur „Jungen Elite 2016“ in der jährlichen Auswahl „TOP 40 unter 40“ im Bereich Regierung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in Deutschland.[15]

„Ich möchte einen Raum schaffen, in dem Gesprächspartner aufeinander eingehen und sozusagen live denken, anstatt nur Positionen auszutauschen.“[11]

Publikationen (Auswahl)

  • Vom Paradigmenwechsel – Ein langes Ringen um einen unvermeidlichen Wandel. Oder, warum wir uns so schwer tun gesellschaftliche Veränderungen zu akzeptieren? In: Micha Brumlik, Marina Chernivsky, Max Czollek, Hannah Peaceman, Anna Schapiro, Lea Wohl von Haselberg (Hrsg.): Desintegration (= Jalta. Positionen zur jüdischen Gegenwart. Nr. 02). Neofelis, Berlin 2017, S. 52–60.
  • Warum die vermeintlich Fremden uns selbst herausfordern. In: Alexander Carius, Harald Welzer, Andre Wilkens (Hrsg.): Die offene Gesellschaft und ihre Freunde. Fischer, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-596-29771-9.
  • Migrantinnen in der ethnischen Ökonomie: Die Verortung affektiver und reproduktiver Arbeit. In: IFADE (Hrsg.): Insider – Outsider : Bilder, ethnisierte Räume und Partizipation im Migrationsprozess. transcript Verlag, Bielefeld 2005, ISBN 978-3-89942-382-2.

Weblinks

Commons: Esra Küçük – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Silvia Süess: Europa und die Türkei: «Du, liebe Esra, gehörst nun doch nicht ganz zu uns». In: woz.ch. 25. April 2017, abgerufen am 7. Dezember 2019.
  2. a b c Carina Kontio: Esra Küçük im Mindshift-Podcast. In: app.handelsblatt.com. 4. Dezember 2019, abgerufen am 7. Dezember 2019.
  3. a b Christoph Neßhöver: Allianz: Esra Küçük wird neue Chefin der Allianz-Kulturstiftung. In: manager-magazin.de. 12. April 2018, abgerufen am 6. Dezember 2019.
  4. chr: Esra Küçük geht vom Gorki zur Allianz Kulturstiftung. In: nachtkritik.de. 12. April 2018, abgerufen am 6. Dezember 2019.
  5. »Was heißt hier eigentlich Einheit?« Esra Kücük von der Jungen Islam Konferenz und die Netzaktivistin Anne Wizorek über Herkunft und Zukunft. In: Markus Decker (Hrsg.): Was ich dir immer schon mal sagen wollte: Ost-West-Gespräche. Ch. Links Verlag, 2015, ISBN 978-3-86284-314-5, S. 24: „Meine Oma war aus Mazedonien zunächst in die Türkei geflüchtet und 1968 eine der ersten Gastarbeiterinnen in Deutschland. Sie […] hat meine Mutter, die in Istanbul zur Schule ging, zwei Jahre später nachgeholt. Meine Mutter ist Jahrgang 1954 und war 16, als sie hierher kam. Mein Vater ist ebenfalls mit 16 nach Hamburg gekommen […]. [Er] ist in Griechenland groß geworden, kommt aber ursprünglich aus der Nähe von Istanbul.“
  6. Jens Schneider: Esra Küçük. In: sueddeutsche.de. 4. November 2015, abgerufen am 6. Dezember 2019.
  7. a b c Assoziierte Teammitglieder — JUNITED. In: projekte.hu-berlin.de. Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  8. Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (Hrsg.): Integration im föderalen System: Bund, Länder und die Rolle der Kommunen Jahresgutachten 2012 mit Integrationsbarometer. Berlin 2012, S. 196.
  9. Esra Küçük: Von Umwegen lernen. In: Capital.de. 7. Dezember 2016, abgerufen am 7. Dezember 2019.
  10. Drei Minuten mit Esra Kücük. In: archiv.ruhrtriennale.de. 31. August 2016, abgerufen am 7. Dezember 2019.
  11. a b Dr Stefan Lüddemann: Buchmesse Leipzig: „Europa 21“: Esra Küçük fragt: Was hält Europa noch zusammen? 10. März 2017, abgerufen am 7. Dezember 2019.
  12. Stiftungsrat. In: Pro Helvetia. Abgerufen am 24. Februar 2020 (deutsch).
  13. Team. In: kulturstiftung.allianz.de. Allianz Kulturstiftung, abgerufen am 7. Dezember 2019.
  14. Führungswechsel bei der Allianz Umweltstiftung. In: stiftungen.org. Bundesverband Deutscher Stiftungen, abgerufen am 3. Juni 2020.
  15. Top 40 unter 40 – Staat und Gesellschaft. In: Capital.de. 21. November 2016, abgerufen am 7. Dezember 2019.