Demografie Grönlands

Nuuk (2010) – Die Hauptstadt ist immer mehr das Ziel von Binnenmigration.

Die Demografie Grönlands betrachtet Aufbau und Wandel der demografischen Strukturen von Grönland.

Siedlungsgeschichte

Ethnische Zusammensetzung nach Ort

Grönland wurde erstmals im 3. Jahrtausend v. Chr. von Inuit bevölkert. Verschiedene Inuit-Kulturen folgten dabei aufeinander. Um das 10. Jahrhundert wurde Grönland erstmals von Wikingern gesichtet. Die erste Betretung erfolgte durch Snæbjǫrn galti. Erik der Rote führte im Jahr 985 die erstmalige Besiedelung Grönlands durch Europäer an. Im 15. Jahrhundert starben die germanischen Grönländer aus.[1]

Ab 1721 wurde Grönland von Hans Egede kolonisiert, was die wichtigste Wende der grönländischen Siedlungsgeschichte darstellt. Es wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts zahlreiche Kolonien an den Wohnplätzen der Inuit gegründet und viele dänische und norwegische Kolonialisten zeugten Nachkommen mit grönländischen Frauen.[2] Dadurch haben heute 80 % der Grönländer europäische Vorfahren, wobei der Durchschnittsanteil europäischer Gene bei 25 % liegt. Lediglich in Tasiilaq, Qaanaaq und der jeweiligen Umgebung sowie in kleineren Dörfern an der Südküste ist der Anteil europäischer Gene unterdurchschnittlich gering. Im Distrikt Ammassalik liegt der Anteil an genetisch reinen Inuit bei etwa 90 %.[3]

Nationale Bevölkerungsentwicklung

JahrEinwohner-
zahl
Jährlicher
Zuwachs[4]
18056.046
18407.8770,87 %
18609.6481,12 %
18809.7200,04 %
190111.8931,06 %
191113.4591,32 %
192114.3550,67 %
193016.9011,97 %
194621.4121,67 %
195123.6422,08 %
195627.1012,93 %
196133.1404,46 %
196234.3123,54 %
196335.4993,46 %
196436.9674,14 %
196537.8155,00 %
196639.6152,06 %
196742.1026,28 %
196843.7924,91 %
196945.6394,22 %
197046.3311,52 %
197146.5320,43 %
197247.9353,02 %
197348.5811,35 %
197449.4681,83 %
197549.5020,07 %
197649.6660,33 %
197749.7170,10 %
197849.147−1,15 %
197949.3370,39 %
198049.7730,88 %
198150.6431,75 %
198251.4351,56 %
198351.9030,91 %
198452.3470,86 %
198552.9401,13 %
198653.4060,88 %
198753.7330,61 %
198854.5241,47 %
198955.1701,18 %
199055.5570,70 %
199155.6160,11 %
199255.381−0,42 %
199355.113−0,48 %
199455.4150,55 %
199555.7280,56 %
199655.8590,24 %
199755.9670,19 %
199856.0720,19 %
199956.0840,02 %
200056.1210,07 %
200156.2420,22 %
200256.5120,48 %
200356.6750,29 %
200456.8250,26 %
200556.9690,25 %
200656.899−0,12 %
200756.645−0,45 %
200856.458−0,33 %
200956.193−0,47 %
201056.4520,46 %
201156.6150,29 %
201256.7490,24 %
201356.370−0,67 %
201456.282−0,16 %
201555.983−0,53 %
201655.847−0,24 %
201755.8600,02 %
201855.8770,03 %
201955.9920,21 %
202056.0810,16 %
202156.4210,61 %
202256.5620,25 %
202356.6090,08 %
202456.6990,16 %

Es ist weitestgehend unbekannt, wie viele Menschen Grönland vor der Kolonialisierung bewohnten. Früher vermutete man etwa 10.000 bis 30.000 Einwohner in präkolonialer Zeit, allerdings zählte man 1805, also etwa 80 Jahre nach der Bevölkerungszuwanderung aus Europa nur 6046 Personen. 1721 sollen es wohl etwa 8.000 gewesen sein, aber eine importierte Epidemienwelle dezimierte die Bevölkerung stark. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts blieb die Bevölkerungszahl noch vierstellig.[5] Ab 1901 führte man zehnjährliche Zensus durch, später fünfjährliche, seit 1961 wird die Bevölkerung jährlich gezählt, seit 2011 halbjährlich und seit 2017 vierteljährlich. In diesen ist zu erkennen, wie die Bevölkerungszahl erst mit durchschnittlichen Werten von 1 % pro Jahr stieg, bevor es nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem rasanten Bevölkerungswachstum kam, das mit einem Bevölkerungszuwachs von 6,28 % von 1966 bis 1967 seinen Höhepunkt fand. Anschließend ging das Wachstum nach dieser etwa zwanzigjährigen Hochphase wieder massiv zurück. Für das Jahr 1978 kam es erstmals zu einer Bevölkerungsabnahme. Nach einer weiteren langsamen Zunahme begann die Einwohnerzahl ab den 1990er Jahren zu stagnieren. Das Jahr mit der höchsten gemessenen Einwohnerzahl des Landes war 2005, als 56.969 Personen in Grönland lebten. Seitdem hat sich die Bevölkerungszahl bei etwa 56.000 Personen eingependelt.[6]

Als Quelle für die Werte der nebenstehenden Tabelle dienen:

  • 1805–1880: [5]
  • 1901–2024: [6]

Geburten und Tode

JahrGeburtenTodeÜberschuss
19501129539590
1951999550449
19521034475559
19531109398711
19541136388748
19551234375859
19561293351942
195713613371024
195814102901120
195914912851206
196015862561330
196116442921352
196216103611249
196316712791392
196417973291468
196517383371401
196617813291452
196716853141371
196815763331243
19691310311999
19701144283861
19711028289739
1972948295653
1973940339601
1974866332534
1975815313502
1976859348511
1977918373545
1978870309561
1979900393507
19801034380654
19811056381675
19821052408644
1983994433561
19841054439615
19851152435717
19861055445610
19871104445659
19881213432781
19891210455755
19901258467791
19911192458734
19921237441796
19931180432748
19941139445694
19951101480621
19961051444607
19971095492603
1998980457523
1999945479466
2000879450429
2001942466476
2002954446508
2003879411468
2004892479413
2005886465421
2006842440402
2007853452401
2008834428406
2009895437458
2010869510359
2011821476345
2012786453333
2013820444376
2014805461344
2015854472382
2016830487343
2017853499354
2018819487332
2019849548301
2020835520315
2021761531230
2022746525221

Geburten- und Todeszahlen werden seit 1950 erfasst.[7] 1951 lag die Geburtenrate bei 42,3 Geburten pro 1000 Einwohnern. 1964 war diese auf 48,6 gestiegen. Im Folgenden ging sie stark zurück und betrug 2022 13,2 Geburten pro 1000 Einwohner. Im selben Zeitraum bewegte sich die Sterberate von 23,3 Todesfällen pro 1000 Einwohnern im Jahr 1951 über 6,1 im Jahr 1970 hin zu 9,3 Todesfällen pro 1000 Einwohnern im Jahr 2022. Diese Zahlen bedeuten einen bis heute vorhandenen Geburtenüberschuss, der nach einem extremen Höhepunkt 1961 mit 40,8 mehr Geburten als Todesfällen mit leicht sinkender Tendenz im Jahr 2022 bei 3,9 lag.

Fertilität

Die Fertilitätsrate grönländischer Frauen hatte seit Beginn der Datenerfassung 1948 ihren Höhepunkt im Jahr 1961, als eine Frau durchschnittlich 7,3 Kinder gebar. Anschließend ging die Zahl stark zurück. Bereits 1974 war die Fertilitätsrate auf 2,3 Kinder pro Frau gesunken. Seither hat sie relativ konstant zwischen 1,8 (2023) und 2,7 (1997) Kindern pro Frau gelegen.[8][9][10] Mit solchen Werten bewegt sich Grönland im internationalen Vergleich am oberen Ende der Staaten Europas und Kanadas sowie der USA (vgl. Liste der Länder nach Geburtenrate). Ursache für den starken Rückgang der Fertilität in den 1960er und 1970er Jahren ist die von Dänemark angeordnete Zwangseinsetzung von Verhütungsspiralen für rund die Hälfte der grönländischen Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter.[11]

Mortalität

Die Sterberate Grönlands ist in der Liste der Länder nach Todesrate im europäischen Mittelfeld zu finden. Der Wert wird durch zwei Faktoren beeinflusst: Bedingt durch eine Verbesserung der medizinischen Lage, vor allem in Bezug auf die Bekämpfung von Tuberkulose, fand in den 1960er Jahren ein Babyboom statt.[12] Der Anteil an Alten ist dementsprechend gering, wenngleich steigend: 1977 machten die über 64-Jährigen 3,2 % der Bevölkerung aus, 2000 waren es 5,0 % und 2024 10,1 %.[13] Dieser Wert liegt weit unter dem europäischen Mittelwert. Die Republik Moldau hatte 2016 in der Liste der Länder nach Altersstruktur mit 10,4 % den geringsten Seniorenanteil Europas. Die geringe Zahl an Alten wird teilweise durch die geringe Lebenserwartung relativiert. Diese wurde für Neugeborene für 2022 mit 69,6 Jahren für Männer und 73,2 Jahren für Frauen berechnet.[14] Dazu trägt auch eine große Zahl an jungen Toten bei: 1977 waren 34 % der Toten unter 30 Jahre alt, 2000 waren es 14 % und 2023 7 %.[15] Während früher vor allem die hohe Säuglingssterblichkeit eine Rolle spielte, ist es heute mehr die grönländische Suizidrate, die die aller unabhängigen Staaten der Welt um mindestens das doppelte überschreitet.

Saarloq (2009) – Ein überalterndes Dorf

Lokale Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur

Bevölkerungspyramide 2024
MännerAlterstufeFrauen
95+
16 
90–94
29 
60 
85–89
97 
214 
80–84
248 
506 
75–79
396 
827 
70–74
693 
1491 
65–69
1150 
2180 
60–64
1829 
2567 
55–59
2184 
1740 
50–54
1435 
1627 
45–49
1296 
1998 
40–44
1733 
2284 
35–39
2051 
2571 
30–34
2395 
2264 
25–29
2175 
1859 
20–24
1798 
1758 
15–19
1660 
1973 
10–14
1806 
2061 
5–9
1909 
1923 
0–4
1891 

Die Bevölkerungspyramide Grönlands ist am besten mit der Zwiebel- oder Tannenbaumform zu beschreiben. Einer durch die geringe Lebenserwartung eher kleinen Zahl an Alten folgt eine hohe Zahl mittelalter Personen. Mit erkennbaren Peaks der um 1990 und 2020 geborenen Kinder- und Enkelgeneration geht die Personenzahl der nachfolgenden Altersstufen aber zurück.[16]

Das Erreichen eines Alters über 90 stellt bereits eine Seltenheit dar. Insgesamt sind nur drei Grönländerinnen und zwei Grönländer mit einem erreichten Alter von über 100 Jahren dokumentiert, erstmals von Henrik Lunds Ehefrau Malene Lund (1877–1979). Die älteste Grönländerin jemals ist aktuell Agnethe Fencker (1910–2013). Ältester grönländischer Mann ist Anthon Geisler (1919–2021) vor Jørgen Kleemann (1923–2023), Kasper Brandt (1924–2022), Christian Berthelsen (1916–2015) und Henriks und Malenes Sohn Adolf „Dolfe“ Lund (1912–2010). Jonathan Petersens Tochter Charlotte Petersen (1907–2008) erreichte ebenfalls ihren 100. Geburtstag.[17]

Auffällig ist zudem die geschlechtliche Ungleichverteilung: 52,8 % der Bevölkerung sind männlich.[18]

Regionale Verteilung

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die regionale Verteilung der Bevölkerung im Vergleich zwischen 1977 und 2021. Angegeben ist für jeden grönländischen Distrikt der Anteil an urbaner und ruraler Bevölkerung und deren Altersstruktur.[19]

Mit Ausnahme des Distrikts Upernavik ist der Anteil an ruraler Bevölkerung mehr oder weniger stark gesunken. Im Gegenzug ist in etwa der Hälfte der Distrikte der Anteil an urbaner Bevölkerung gestiegen, aber besonders die kleineren Distrikte haben auch in ihren Städten Einwohner verloren. Den größten Bevölkerungszuwachs verzeichnen Nuuk in Westgrönland und Tasiilaq in Ostgrönland, wo sich die Einwohnerzahl etwa verdoppelt hat. Den größten Bevölkerungsverlust unter den Städten hat Paamiut erlitten, wo knapp die Hälfte der Bevölkerung abgewandert ist. Neben rund 20 Dörfern, die seit 1977 aufgegeben worden sind, haben Qassimiut (−90,9 %), Kangerluk (−85,9 %), Arsuk (−79,6 %), Ammassivik (−78,4 %), Saarloq (−76,7 %), Isertoq (−75,5 %), Alluitsup Paa (−75,5 %) und Kapisillit (−75,0 %) mindestens drei Viertel ihrer Bevölkerung verloren. Nur wenige Dörfer konnten seither Einwohner dazugewinnen: Kullorsuaq (+ 161,3 %), Innaarsuit (+106,9 %), Ikerasaarsuk (+91,1 %), Tasiusaq (+ 51,7 %), Naajaat (+48,3 %), Upernavik Kujalleq (+ 42,8 %), Qeqertaq (+ 29,3 %), Sermiligaaq (+26,9 %), Nuussuaq (+23,1 %), Atammik (+13,9 %), Aappilattoq (+10,6 %), Iginniarfik (+ 3,0 %) und Narsarsuaq (+1,4 %). Mit Ausnahme von Ikerasaarsuk, Qeqertaq, Sermiligaaq, Atammik, Iginniarfik und Narsarsuaq liegen diese Dörfer alle im Distrikt Upernavik.[20]

DistriktRaum-
ordnung
AnzahlJahrEinwohnerAlter
ZahlAnteilÄnderung0–16%17–64%≥65%
Distrikt Qaanaaqurban1197735747,9 %+65,3 %15142,3 %19053,2 %164,5 %
1202459083,5 %16427,8 %37162,9 %559,3 %
rural5197738952,1 %−69,9 %19149,1 %17745,5 %215,4 %
3202411716,5 %3025,6 %7765,8 %108,6 %
Distrikt Upernavikurban1197785540,9 %+24,4 %38645,1 %43651,0 %333,9 %
12024106439,8 %23422,0 %70966,6 %12111,4 %
rural111977123859,1 %+29,8 %65552,9 %52942,7 %544,4 %
102024160760,2 %42026,1 %106866,5 %1197,4 %
Distrikt Uummannaqurban11977115548,4 %+19,7 %48341,2 %62854,4 %443,8 %
12024138363,8 %30922,3 %90765,6 %16712,1 %
rural81977122951,6 %−36,0 %52042,3 %63251,4 %776,3 %
5202478636,2 %17021,6 %52466,7 %9211,7 %
Distrikt Ilulissaturban11977357289,7 %+38,9 %152142,6 %193654,2 %1153,2 %
12024496393,7 %108821,9 %340768,7 %4689,4 %
rural4197741010,3 %−18,0 %20650,2 %18043,9 %245,9 %
420243366,3 %6820,2 %23369,4 %3510,4 %
Distrikt Qeqertarsuaqurban11977100394,0 %−16,5 %42742,6 %53253,0 %444,4 %
1202483898,9 %18321,8 %53363,6 %12214,6 %
rural11977646,0 %−85,9 %2539,1 %3453,1 %57,8 %
1202491,1 %111,1 %666,7 %222,2 %
Distrikt Qasigiannguiturban11977164793,8 %−38,4 %70943,0 %87152,9 %674,1 %
12024101592,9 %22121,8 %64163,2 %15315,1 %
rural119771096,2 %−29,4 %5853,2 %4339,4 %87,3 %
12024777,1 %2329,9 %4761,0 %79,1 %
Distrikt Aasiaaturban11977334791,3 %−9,1 %139641,7 %184055,0 %1113,3 %
12024304496,4 %65221,4 %203666,9 %35611,7 %
rural219773198,7 %−64,6 %13943,6 %15648,9 %247,5 %
220241133,6 %2017,7 %7364,6 %2017,7 %
Distrikt Kangaatsiaqurban1197739733,9 %+21,7 %19348,6 %18947,6 %153,8 %
1202448345,8 %13528,0 %30462,9 %449,1 %
rural6197777366,1 %−26,0 %39751,4 %36046,6 %162,1 %
4202457254,2 %14425,2 %37966,3 %498,6 %
Distrikt Sisimiuturban11977374080,5 %+44,7 %159442,7 %204254,6 %1042,8 %
12024541288,5 %130924,2 %351865,0 %58510,8 %
rural3197790419,5 %−22,6 %17118,9 %72580,2 %80,9 %
3202470011,5 %16623,7 %48369,0 %517,3 %
Distrikt Maniitsoqurban11977293775,1 %−14,3 %121741,4 %162855,4 %923,1 %
12024254781,3 %58723,1 %162563,8 %33513,2 %
rural3197797324,9 %−40,6 %45546,8 %49050,4 %282,9 %
3202454518,7 %13023,9 %33761,8 %7814,3 %
Distrikt Nuukurban11977854594,6 %+132,6 %297834,9 %535962,7 %2082,4 %
120241987298,9 %424621,4 %1412171,1 %15057,6 %
rural319774875,4 %−56,7 %19239,4 %27756,9 %183,7 %
220242111,1 %4420,9 %13061,6 %3717,5 %
Distrikt Paamiuturban11977227584,6 %−47,6 %88338,8 %131057,6 %823,6 %
12024119394,5 %26121,9 %74562,5 %18715,7 %
rural3197741315,4 %−83,3 %18344,3 %21451,8 %163,9 %
12024695,5 %1014,5 %4058,0 %1927,5 %
Distrikt Qaqortoqurban11977267285,2 %+14,0 %97436,5 %161660,5 %823,1 %
12024304796,5 %69022,7 %197764,9 %38012,5 %
rural3197746414,8 %−75,9 %19341,6 %23951,5 %326,9 %
320241123,5 %2017,9 %7062,5 %2219,6 %
Distrikt Narsaqurban11977189984,4 %−32,3 %70737,2 %113960,0 %532,8 %
12024127884,2 %26720,9 %78761,6 %22417,5 %
rural3197735215,6 %−32,1 %9125,9 %23967,9 %226,3 %
3202423915,8 %4619,3 %16569,0 %2811,7 %
Distrikt Nanortalikurban11977139650,1 %−21,6 %55539,8 %79456,9 %473,4 %
12024109575,2 %25923,7 %68162,2 %15514,2 %
rural61977139249,9 %−74,1 %56940,9 %74253,3 %815,8 %
5202436124,8 %5715,8 %23264,3 %7219,9 %
Distrikt Ammassalikurban11977102340,1 %+78,8 %41840,9 %59057,7 %151,5 %
12024182968,6 %54029,5 %115563,2 %1347,3 %
rural71977152959,9 %−45,3 %76249,8 %73748,2 %302,0 %
5202483631,4 %25530,5 %51461,5 %678,0 %
Distrikt Ittoqqortoormiiturban1197739774,3 %−8,6 %17443,8 %21353,7 %102,5 %
12024363100 %9927,3 %23765,3 %277,4 %
rural2197713725,7 %−100 %5238,0 %8461,3 %10,7 %
0202400,0 %00,0 %00,0 %00,0 %
Gesamturban1819773725976,9 %+34,0 %1477539,7 %2134657,3 %11383,1 %
1720244992388,2 %1122422,5 %3368167,5 %501810,1 %
rural7119771118223,1 %−40,2 %485943,5 %585852,4 %4654,2 %
552024669011,8 %160424,0 %437865,4 %70810,6 %

Migration

Im- und Emigration

JahrImmigrationEmigrationDifferenz
199320912618−527
199421192473−354
199522362702−466
199624142897−483
199725792980−401
199824192934−515
199924882804−316
200027942888−94
200124612708−247
200221262414−288
200323882733−345
200424822718−236
200525142962−448
200624043048−644
200724172983−566
200825363175−639
200925512740−189
201024912651−160
201122832442−159
201221912900−709
201320662513−447
201421482733−585
201521862691−505
201624512763−312
201722872736−449
201823162514−198
201923102609−299
202019111953−42
202119622184−222
202220402389−349
202321922473−281

Ein durch die deutlich höhere Geburten- als Sterberate erwartbarer Bevölkerungszuwachs findet in Grönland nicht statt. Das Land hat eine tendenzielle Bevölkerungsverminderung. Diese ist auf die hohen Emigrationszahlen zurückzuführen.[21] 54 % der Immigranten zogen 2021 nach Nuuk, während 53 % der Emigranten aus Nuuk wegzogen.[22]

Kinder, die in den Dörfern geboren wurden, müssen in die Städte ziehen, wenn sie eine über die Mittlere Reife hinausgehende Bildung erfahren wollen. Lediglich (wenige) Städte bieten die Möglichkeit Tertiäre Bildung wahrzunehmen, sowie ein breiteres Berufsangebot, das über das traditionelle Fischen und Jagen sowie die südgrönländische Schafzucht in den Siedlungen hinausgeht. Junge Grönländer verlassen daher häufig das Land in Richtung Dänemark, um dort zu studieren. Die so entstehende grönländische akademische Schicht kehrt zu einem großen Teil jedoch nicht mehr nach Grönland zurück. Durch den so entstehenden Brain Drain entsteht ein Mangel an Akademikern in Grönland, welcher zu wirtschaftlichen Problemen im Land führt.[23] Gründe für die Abwanderung sind vor allem ein schlechtes Bildungssystem, Arbeitslosigkeit, Armut und Wohnraummangel, die auch zu sozialen Problemen wie Alkoholabhängigkeit, sexuellem Missbrauch, einer hohen Zahl an Gewalttaten und Selbstmorden führen. Die große Zerstreutheit der Siedlungen und der Platzmangel aufgrund der gebirgigen und eisigen Geografie des Landes verursachen hohe Lebenshaltungskosten aufgrund der hohen Transportkosten bei geringen Löhnen.[24]

Binnenmigration

Sisimiut (2016) – Zweitgrößte Stadt und ein weiteres Ziel der Binnenmigration

Grönland besteht aus etwa 80 Siedlungen, welche in 18 Distrikte eingeteilt sind (einer davon ist mittlerweile verlassen), welche wiederum zu fünf Kommunen zusammengefasst werden. Dazu kommen zwei gemeindefreie Gebiete. 1977 waren noch etwa 120 Siedlungen bewohnt. Lediglich 13 Orte hatten am 1. Januar 2024 über Tausend Einwohner, 40 überschritten eine Bevölkerungszahl von Hundert Personen. Im Jahr 1977 verfügten 13 Orte über eine vierstellige Einwohnerzahl und 62 über eine mindestens dreistellige.[20]

In den 1960er Jahren fasste man den Plan, kleine Siedlungen zu entvölkern, da sie wirtschaftlich nicht rentabel waren. Die infrastrukturelle Aufrechterhaltung lohnte sich kaum, vor allem in Anbetracht dessen, dass es teils Dutzende bis Hunderte Kilometer Seeweg bis zum nächsten Ort sind. Beispielsweise sind es heute 780 km von Ittoqqortoormiit bis zum nächsten grönländischen Ort, Sermiligaaq. Zum Auffang der Dorfbevölkerung wurden große Wohnblocks wie Blok P und Neubaugebiete errichtet, vor allem in der Hauptstadt Nuuk, wo sie heute noch das Stadtbild entscheidend prägen. Durch die Urbanisierung wollte man den Menschen zudem die Möglichkeit für mehr Arbeitsplätze und höhere Bildung bieten, da die Dörfer nahezu ausnahmslos von Fischfang und Jagd lebten und leben. Es wurden in der folgenden Zeit Siedlungen teils mit Zwanganwendung zu Geisterorten gemacht. Davon gibt es heute schätzungsweise über Hundert. Heute ist es nicht mehr das Ziel, die Urbanisierung weiter voranzutreiben, was jedoch ein laufender Prozess ist. Jedes Dorf hat zwar eine Schule, aber für eine höhere Schulbildung oder ein Studium müssen junge Bewohner das Dorf verlassen, um ein Gymnasium in einer Stadt zu besuchen oder ein Studium in Nuuk oder Dänemark aufzunehmen. Selten kehren diese dann in die Siedlungen zurück, sodass es neben genereller Abwanderung zu einem Anstieg des Durchschnittsalters in den Dörfern kommt.[25] Das Dorf Qeqertat im Distrikt Qaanaaq gehört heute zu den kleinsten Dörfern Grönlands. Ab 1988 sollte es wie Moriusaq oder Qeqertarsuaq entvölkert werden, was jedoch nicht vollständig geschah. Die 30 Einwohner wohnen 1300 km nördlich des Polarkreises unter anderem ohne Strom. Im März 2018 wurde beschlossen, dass Qeqertat wieder finanziell und infrastrukturell gefördert werden soll, was als Zeichen einer gewünschten Desurbanisierung gewertet werden kann.[26]

Migrationstendenzen erfolgen üblicherweise von den Dörfern in die Städte, von dort nach Nuuk und von dort nach Dänemark. Dies zeigt sich auch darin, dass lediglich der Distrikt Nuuk jährlich eine positive Binnennettomigrationszahl aufweist.[27]

Nationalitäten

Da Grönländer ebenfalls die dänische Staatsbürgerschaft besitzen, werden Dänen statistisch nicht als Ausländer aufgefasst. Grönland hatte 2024 einen Ausländeranteil von 4,1 %. Allein 54,3 % der Ausländer in Grönland stammen von den Philippinen oder aus Thailand.[28] Die meisten der Ausländer leben in Nuuk, wo sie 7,1 % der Bevölkerung ausmachen, darunter 2,9 % Philippiner und 1,0 % Thailänder.[29] Asiaten in Grönland sind vor allem als Arbeitsmigranten tätig, werden aber häufig Opfer von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.[30]

Der Anteil der Bevölkerung, der außerhalb Grönlands geboren wurde, war lange rückläufig, steigt seit etwa 2018 aber wieder an, was vor allem dem Zuzug durch asiatische Arbeitsmigranten geschuldet ist. 2024 lag der Anteil bei 11,9 %.[31]

Die folgende Tabelle enthält alle Staatsbürgerschaften, die in den untersuchten Jahren mindestens einmal zehn Vertreter hatten.

Staatsbürgerschaft197719871997200720172024
Danemark Dänemark493575326255571561465484454361
Philippinen Philippinen00814202921
Thailand Thailand112575161349
Polen Polen0122241138
Island Island13407350162122
Sri Lanka Sri Lanka00041121
Schweden Schweden10217684769578
China Volksrepublik Volksrepublik China00081065
Norwegen Norwegen14110980556663
Deutschland Deutschland142115424754
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten123119193639
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich03318141428
Frankreich Frankreich91012141326
Litauen Litauen0003526
Kanada Kanada777111419
Spanien Spanien5041619
Vietnam Vietnam0000018
Niederlande Niederlande0373717
Italien Italien1145717
Russland Russland0025615
Finnland Finnland812872014
Portugal Portugal0110013
Rumänien Rumänien00181312
Bulgarien Bulgarien00151410
Übriges Europa12712242532
Übriges Amerika03771539
Übriges Asien386221648
Australien und Ozeanien011333
Afrika01221427
Unbekannt3251333

Prognosen

In der neuesten Prognose von 2020 geht man davon aus, dass die Bevölkerungszahl bis 2050 auf 48.394 Einwohner sinken wird. Einen großen Einfluss wird hier die wachsende Sterberate haben, wenn die Jahrgänge des Babybooms der 1960er Jahre ihr Lebensende erreichen. Diese führt jedoch vorher noch zu einer Senkung des Anteils der Personen im erwerbsfähigen Alter auf etwa 62 % Mitte der 2030er Jahre. Im Vergleich dazu wird für Deutschland 2040 ein Wert von circa 55 % erwartet. Es wird zudem davon ausgegangen, dass der Ausländeranteil auf etwa 9 % sinken wird und ab Ende der 2030er Jahre konstant bleiben wird.[32]

JahrEinwohnerzahlPersonen im
Erwerbsfähigen
Alter (17–64)
%davon in
Grönland
geboren
%
202555.57136.60065,9 %49.92389,8 %
202655.39336.20165,4 %49.81989,9 %
202755.18535.81764,9 %49.69690,0 %
202854.95835.44964,5 %49.55790,2 %
202954.71335.00764,0 %49.40290,3 %
203054.45234.52263,4 %49.23290,4 %
203154.16634.09162,9 %49.03290,5 %
203253.86933.68662,5 %48.82290,6 %
203353.55933.38162,3 %48.59290,7 %
203453.25033.15762,3 %48.35490,8 %
203552.93633.04462,4 %48.10190,9 %
203652.62532.96762,6 %47.84690,9 %
203752.31432.92862,9 %47.58291,0 %
203852.00532.90363,3 %47.31091,0 %
203951.69732.89163,6 %47.03291,0 %
204051.39332.87064,0 %46.75291,0 %
204151.09332.82064,2 %46.47491,0 %
204250,79332.74564,5 %46.19490,9 %
204350.49532.64564,6 %45.91490,9 %
204450.19732.51764,8 %45.63490,9 %
204549.89632.34064,8 %45.35290,9 %
204649.59732.13464,8 %45.07590,9 %
204749.29931.91764,7 %44.80190,9 %
204848.99631.69064,7 %44.52490,9 %
204948.69531.45964,6 %44.25290,9 %
205048.39431.19964,5 %43.98590,9 %
Commons: Demografie Grönlands – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jette Arneborg: Grønland – historie. Den Store Danske.
  2. Inge Seiding: Colonial Categories of Rule – Mixed Marriages and Families in Greenland around 1800. In: Kontur. Band 22, 2011, S. 56–65 (Online [PDF]).
  3. Ida Moltke, Matteo Fumagalli, Thorfinn S. Korneliussen, Jacob E. Crawford, Peter Bjerregaard, Marit E. Jørgensen, Niels Grarup, Hans Christian Gulløv, Allan Linneberg, Oluf Pedersen, Torben Hansen, Rasmus Nielsen, Anders Albrechtsen: Uncovering the Genetic History of the Present-Day Greenlandic Population. In: American Society of Human Genetics ASHG (Hrsg.): The American Journal of Human Genetics. Band 96, Nr. 1, Januar 2015, S. 54–69, doi:10.1016/j.ajhg.2014.11.012, PMID 25557782, PMC 4289681 (freier Volltext) – (elsevier.com).
  4. Bis einschließlich 1961 ist hier der Quotient aus Zuwachs und vergangenen Jahren angegeben.
  5. a b Ole Marquardt: Greenland’s demography, 1700-2000: The interplay of economic activities and religion. In: Études/Inuit/Studies. Band 26, Nr. 2, 2002, S. 47–69, doi:10.7202/007645ar.
  6. a b Einwohnerzahlen seit 1901. Grønlands Statistik.
  7. Geburten und Todesfälle seit 1950. Grønlands Statistik.
  8. Fertilität 1948–2015. Grønlands Statistik.
  9. Fertilität 1977–2020. Grønlands Statistik.
  10. Fertilität seit 1995. Grønlands Statistik.
  11. Helena Vinther Nielsen: Spiralkampagnen. DR (8. Mai 2022).
  12. Amalie Jessen: The urbanization and industrialization of Greenland as part of development. In: Traditional occupations of indigenous and tribal peoples: Emerging trends. Internationale Arbeitsorganisation, Genf 2000, ISBN 978-92-2112258-6, S. 194 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Bevölkerung nach Altersgruppe seit 1977. Grønlands Statistik.
  14. Lebenserwartung seit 1999. Grønlands Statistik.
  15. Todesfälle nach Altersgruppe seit 1977. Grønlands Statistik.
  16. Einwohnerzahl nach Altersgruppe und Geschlecht 2024. Grønlands Statistik.
  17. List of oldest people from Greenland. Gerontology Wiki (Wikia).
  18. Einwohnerzahlen nach Geschlecht 2024. Grønlands Statistik.
  19. Einwohnerzahlen nach Distrikt, Altersgruppe und Siedlungstyp 1977 und 2024. Grønlands Statistik.
  20. a b Einwohnerzahlen nach Ort 1977 und 2024. Grønlands Statistik.
  21. Im- und Emigration seit 1993. Grønlands Statistik.
  22. Im- und Emigration nach und aus Nuuk 2023. Grønlands Statistik.
  23. Carsten Petersen, Signe Gredal Christensen, Kim Moesgaard Iburg, Anne Clausen: Brain Drain i en Grønlandsk kontekst. Departementet for Uddannelse og Forskning, Naalakkersuisut, Nuuk Dezember 2011 (Online [PDF]).
  24. Walter Turnowsky: Flyttet fra Nuuk og kommer helt sikkert aldrig hjem igen. Sermitsiaq.AG (25. Januar 2018).
  25. Mads Nordlund: Urbaniseringen i Grønland. Greenland Today (19. März 2015).
  26. Merete Lindstrøm: Qeqertat skal være bygd igen. Kalaallit Nunaata Radioa (6. März 2018).
  27. Binnenmigration nach Distrikt seit 1993. Grønlands Statistik.
  28. Staatsbürgerschaften 1977, 1987, 1997, 2007, 2017 und 2024. Grønlands Statistik.
  29. Staatsbürgerschaften in Nuuk 2024. Grønlands Statistik.
  30. Pipaluk Egede Nielsen: Thai'er og filipinere: Mange grønlændere ser ned på os. Sermitsiaq.AG (13. August 2014).
  31. Einwohnerzahl nach Geburtsland seit 1977. Grønlands Statistik.
  32. Bevölkerungsprognose von 2020 (ab 2025). Grønlands Statistik.