Albaner in Deutschland

Der Begriff Albaner in Deutschland (albanisch Shqiptarët në Gjermani) ist nicht eindeutig definiert. Teilweise werden damit diejenigen Einwohner Deutschlands gemeint, die sich als ethnische Albaner aus Albanien, dem Kosovo, Nordmazedonien, Serbien oder auch aus Griechenland verstehen.

Sie können Staatsbürger Deutschlands, Albaniens, einer der Nachfolgerepubliken Jugoslawiens oder eines weiteren Staates sein.

In einem anderen, auf Staatsangehörigkeiten fokussiertem Verständnis handelt es sich nur um Staatsbürger Albaniens, unabhängig von der Ethnie, der sie sich zurechnen, womit in Albanien lebende Roma, Slawen, Griechen oder Walachen miteinbezogen werden.

Geschichte

Die ersten ethnischen albanischen Migranten kamen als jugoslawische Arbeitsmigranten aus dem Anwerbestaat Jugoslawien nach Deutschland.

1990 flohen mehr als 3.000 albanische Staatsbürger vor dem kommunistischen Regime Albaniens in die Deutsche Botschaft Tirana und durften wenig später als Botschaftsflüchtlinge über Italien nach Deutschland weiterreisen.[1]

Während des Kosovokrieges 1999 kamen relativ viele Kosovo-Albaner als Asylbewerber nach Deutschland. In Berlin lebten 1999 etwa 23.000 Albaner.[2] Im Jahr 2015 kam es zu einer weiteren albanischen Einwanderungswelle, als Zehntausende Menschen aus dem Westbalkan nach Deutschland reisten und Asylanträge stellten. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2015 ersuchten 31.400 Personen aus dem Kosovo und 22.209 Personen aus Albanien in Deutschland um Asyl, obwohl kaum eine Chance auf Erfolg bestand.[3] Bis Ende Jahr erhöhten sich die Zahlen auf 54.762 Personen aus Albanien und 37.095 Personen aus Kosovo.[4] Neben der hohen Arbeitslosigkeit und Perspektivenlosigkeit wird auch gezielte Desinformation durch Reiseveranstalter und Menschenschmuggler als Ursache für die Masseneinwanderung gesehen.[5] Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge versuchte durch Anzeigen und Medienkampagnen, weitere Albaner von der Ausreise nach Deutschland abzuhalten.[6] Viele verließen Deutschland Monate später wieder freiwillig, während andere abgeschoben wurden und mit einem Einreiseverbot für den Schengen-Raum belegt wurden.[7] Ende Oktober 2015 wurden Albanien, Kosovo und Montenegro zu Sicheren Herkunftsländern erklärt; Mazedonien und Serbien hatten diesen Status schon länger.

Migrationssituation

Regionale Verteilung der kosovarischen Staatsbürger 2022
Regionale Verteilung der albanischen Staatsbürger 2022

In Deutschland lebten Ende 2016 202.905 Staatsangehörige des Kosovo und 51.550 Staatsangehörige Albaniens,[8] die überwiegend ethnische Albaner sein dürften. Hinzu kommt ein nicht geringer Teil der 95.976 Staatsangehörigen Nordmazedoniens, wo Albaner 25 % der Bevölkerung ausmachen (siehe auch Mazedonier in Deutschland), sowie eine größere Zahl eingebürgerter Albaner.[9] Heute ist die Zahl wegen Rückkehrern in ihre Heimat gesunken.

Im Jahr 2015 stellten 54.762 Personen aus Albanien und 37.095 Personen aus dem Kosovo Antrag auf Asyl in Deutschland (siehe Text oben).[4]

Religion

Die in Deutschland lebenden Albaner sind überwiegend Muslime. Daneben gibt es auch Christen, vornehmlich albanisch-orthodoxe und katholische. 1993 gründeten die albanischen Muslime in Hamburg die Union der Islamisch-Albanischen Zentren in Deutschland (UIAZD).

Bekannte Albaner in Deutschland

Siehe auch

Literatur

  • Karolina Novinšćak Kölker: Migrationsnetzwerke zwischen Deutschland und den Herkunftsstaaten Republik Albanien und Republik Kosovo. Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. Eschborn Dezember 2016 (academia.edu [abgerufen am 29. Januar 2018] ; im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).
  • Stefan Alscher, Johannes Obergfell, Stefanie Ricarda Roos: Migrationsprofil Westbalkan: Ursachen, Herausforderungen und Lösungsansätze. Hrsg.: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Working Paper 63, Mai 2015, ISSN 1865-4770 (bamf.de [PDF; abgerufen am 24. Januar 2018]).
  • Gejsu Plaku, Ujbien Shehu: (Kosovo-)Albanische Migration und Diaspora. Migrationsprofil und Stellenwert der Diaspora für die Reformprozesse in Albanien und Kosovo unter Berücksichtigung der albanischen Migration in Griechenland und Italien und der kosovo-albanischen Migration in Deutschland und der Schweiz. Dissertation. Wien Mai 2015, 6.2 Deutschland, S. 220 ff. (univie.ac.at [PDF; abgerufen am 29. Januar 2018]).
  • Holger Lemmel: Kosovo-Albaner in Deutschland: Eine Bedrohung für die innere Sicherheit? Schmidt-Römhild, Lübeck 1997, ISBN 3-7950-3805-7.

Einzelnachweise

  1. Fred Abrahams: Albanien: Erstürmung der Botschaften in Tirana 1990. In: Spiegel Online. 12. Juli 2015, abgerufen am 9. Februar 2016.
  2. Silke Edler, Katja Füchsel: Fluchtpunkt Berlin: Stadt erwartet Tausende Kosovaren. In: Der Tagesspiegel. 29. März 1999, abgerufen am 24. Februar 2015.
  3. Marcel Leubecher: Die Hälfte der Asylsuchenden kommt vom Balkan. In: Die Welt. 13. Juli 2015, abgerufen am 6. Februar 2016.
  4. a b 476.649 Asylanträge im Jahr 2015. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, 6. Januar 2016, abgerufen am 6. Februar 2016.
  5. Adelheid Wölfli: Asylsuchende vom Balkan: Die nahen Fremden aus dem Kosovo. In: Tagesspiegel. 12. August 2015, abgerufen am 6. Februar 2016.
  6. BAMF schaltet Anzeigen in Albanien und Serbien. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, 11. August 2015, abgerufen am 6. Februar 2016.
  7. Um Verbot zuvorzukommen: Hunderte Albaner verlassen derzeit Deutschland. In: Focus Online. 6. Februar 2016, abgerufen am 6. Februar 2016.
  8. Ausländische Bevölkerung – Ergebnisse des Ausländerzentralregisters (Stand: 31. Dezember 2016). (PDF) In: Statistisches Bundesamt (Destatis). 30. Juni 2017, S. 39, abgerufen am 23. Januar 2018.
  9. Anzahl der Einbürgerungen in Deutschland nach ausgewählten bisherigen Staatsangehörigkeiten im Jahr 2012. In: Statista. Abgerufen am 16. März 2014.