Nikolaus Schneider

Nikolaus Schneider

Nikolaus Schneider (* 3. September 1947 in Duisburg) ist ein deutscher evangelischer Theologe. Er ist seit 2003 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und Mitglied im Rat der EKD.[1] Am 28. Oktober wurde er zum stellvertretenden Ratsvorsitzenden des Rates der EKD gewählt. In Folge des Rücktritts von Margot Käßmann am 24. Februar 2010 übt er den Vorsitz des Rates kommissarisch aus.

Leben

Nikolaus Schneider machte 1966 sein Abitur am Steinbart-Gymnasium in Duisburg-Stadtmitte. Nach dem Studium der evangelischen Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und den Universitäten in Göttingen und Münster wurde der Sohn eines Stahlarbeiters aus Duisburg-Huckingen am 14. November 1976 ordiniert. Von 1977 bis 1984 war er Pfarrer in Rheinhausen, wo er sich für die Erhaltung von Arbeitsplätzen in der Kohle- und Stahlindustrie einsetzte. Von 1984 bis 1991 war Schneider Diakoniepfarrer des Kirchenkreises Moers. Zwischen 1987 und 1997 bekleidete er zudem das Amt des Superintendenten im Kirchenkreis Moers. 1997 wurde er Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland und am 9. Januar 2003 zum Nachfolger von Manfred Kock als Präses der rheinischen Landeskirche gewählt und am 27. April 2003 in der Friedhofskirche in Wuppertal-Elberfeld in sein Amt eingeführt. Die Landessynode bestätigte ihn im Januar 2005 mit 214 der 232 Stimmen für weitere acht Jahre in diesem Amt.

Nikolaus Schneider auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 in Köln

Nikolaus Schneider, der ein begeisterter Fußballer ist, ist seit 1970 verheiratet und Vater dreier Töchter. Seine jüngste Tochter Meike starb im Februar 2005 an Leukämie. Sie hinterließ ein Tagebuch, in dem sie ihren Gefühlswelten während ihres Kampfes gegen den Krebs und ihrer unbändigen Freude am Leben Ausdruck gibt. Über das Leiden und den Tod seiner Tochter schrieb Schneider zusammen mit seiner Frau Anne ein Buch.

2007 rief er die Muslime dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass Christen in der Türkei Kirchen bauen dürfen und dass überhaupt Land erworben werden darf und Vereinigungen gebildet werden dürfen.[2] Er hält das seiner Meinung nach rein taktische Verhältnis muslimischer Verbände gegenüber dem Grundgesetz und dem säkularen Staatswesen für problematisch. Den Plan für eine Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union Ditib in Köln-Ehrenfeld kritisierte er als imperial und anmaßend.[3] Der Entwurf solle mehr den integrierenden, dienenden Charakter von Religion zum Ausdruck bringen. Es müsse auch nicht sein, dass die Minaretttürme den Turm einer nahe gelegenen evangelischen Kirche überragten. Die Gestaltung solle sich danach ausrichten, was die Menschen in ihrer Mehrheit hinzunehmen bereit sind.[4]

Kurz vor Ostern 2009 beteiligte sich Schneider an der Debatte um die Bedeutung des Todes Jesu.[5][6][7] Eine Interpretation des Sterbens Jesu als Opfer für Gott lehnte er entschieden ab. Im September 2009 veröffentlichte der EPD eine Klarstellung Schneiders, dass Judenmission für Christen unsachgemäß sei. Evangelikale Christen sehen ihn darum im Widerspruch zur Bibel.[8]

Schneider, der nach dem Rücktritt von Margot Käßmann am 24. Februar 2010 den Vorsitz des Rates der EKD kommissarisch ausübt, hat angekündigt, dass er das politische Engagement Käßmanns fortführen wird. So will er sich nicht nur auf kirchliche Angelegenheiten beschränken, sondern auch zu politischen Fragen Stellung beziehen.[9]

Positionen

In einem Kirchenwort zu Afghanistan, das Schneider am 25. Januar 2010 mitveröffentlichte, warnt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) vor einem bloßen „Weiter so“ in der Afghanistanpolitik. Dies würde dem militärischen Einsatz die friedensethische Legitimation entziehen.[10]

Zitate

  • „Die Vorstellung, dass Steuern böse sind und immer nur gesenkt werden müssten, ist aberwitzig. Wer eine funktionierende Demokratie will, der muss den Staat auch mit entsprechendem Geld ausstatten.“
  • „Es ist ein Skandal, wenn auf dem Hochaltar der Aktienkurs-Steigerung tausende Arbeitsplätze geopfert werden, um die Götzen ‚Aktienkurs‘ und ‚Dividende‘ gnädig zu stimmen.“
  • „Gott braucht kein Sühneopfer, denn er muss nicht besänftigt werden.“

Schriften

  • als Herausgeber: „… weil ich gehalten werde“. Johannes Rau – Politiker und Christ, Hänssler, Holzgerlingen 2006
  • mit Anne Schneider: Wenn das Leid, das wir tragen, den Weg uns weist. Leben und Glauben mit dem Tod eines geliebten Menschen, Neukirchener Verlagsgesellschaft, Neukirchen-Vluyn 2006, ISBN 978-3-7975-0138-7

Einzelnachweise

  1. Wahlergebnisse – Zehnter, elfter und zwölfter Wahlgang, Startseite > Synode 2009 Ulm > Ratswahl > Wahlergebnisse auf www.ekd.de, 2009
  2. D: Muslime sollen Religionsfreiheit fördern, Radio Vatikan, 30. Mai 2007
  3. Joachim Frank: Kölner Moscheebau – „Die Architektur ist triumphierend angelegt“ (Interview mit Schneider), Kölner Stadtanzeiger, 30. August 2007
  4. D: Präses gegen hohe Minarette in Köln, Radio Vatikan, 31. August 2007 (im Internet-Archiv: [1])
  5. Theologiestreit – Warum starb Jesus Christus am Kreuz?, Die Welt, 23. März 2009, abgerufen am 19. September 2009
  6. Wolfgang Beiderwieden, Volker Göttsche: Gott braucht kein Sühneopfer, denn er muss nicht besänftigt werden, sagt Nikolaus Schneider, Präses der rheinischen Kirche (PDF-Datei, 278 kB; Interview mit Schneider), karfreitag, chrismon plus rheinland 04.2009, S. 44–47
  7. Präses Schneider: "Gott braucht keine Sühneopfer", ekir.de, 23. März 2009
  8. Präses Schneider: Judenmission ist der Kirche verboten, jesus.de, 18. September 2009
  9. Käßmann-Nachfolger will sich in die Politik einmischen, ZEIT-Online, vom 25.02.2010
  10. EKD warnt vor "Weiter so", FR-online.de, 26. Januar 2010

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