Tötung von Giulia Cecchettin

Der Mordfall Giulia Cecchettin ereignete sich im November 2023 in Italien und landesweit sowie international für Empörung. Die Tat gilt als Femizid, weil der Täter seine ehemalige Freundin daran hindern wollte, ihn endgültig zu verlassen. In ganz Italien kam es in der Folge zu Demonstrationen, auf denen gegen Gewalt gegen Frauen protestiert wurde.

Die Tat

In der Basilica Santa Giustina in Padua fand die Trauerfeier für Giulia Cecchettin statt

Die 22jährige Giulia Cecchettin war eine Studentin der Biomedizin an der Universität Padua. Seit etwa 2021 war sie mit Filippo Turetta liiert, der wie sie aus Vigonovo stammte. Im Sommer 2023 trennte sich das Paar; Filippo sei der jungen Frau, die kurz vor ihren Abschlussprüfungen stand, zu besitzergreifend geworden. Nach Erkenntnissen der Polizei waren die Beiden am 11. November 2023 in einem Einkaufszentrum am 11. November 2023 unweit des Wohnortes zu einem Gespräch verabredet. Zeugen berichteten später, sie hätten einen Streit beobachtet.[1] Anschließend waren die beiden unauffindbar und wurden als vermisst gemeldet. Anstehende Prüfungen von Cecchettin an der Uni Padua ruhten zwischenzeitlich.[2] Polizei und Feuerwehr begannen eine umfangreiche Suchaktion in Kanälen, Flüssen und Seen zwischen Venetien und Friaul. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass das Paar, das mutmaßlich in einem schwarzen Fiat Punto unterwegs war, einen Unfall hatte, wie etwa ein Sturz mit dem Auto in den Lago di Barcis.[3]

Mutmaßlich tötete Turetta seine Ex-Freundin mit mehreren Messerstichen in einem Industriegebiet in Fossò. Gegen 23.15 soll Giulia Cecchettin Zeugenberichten zufolge um Hilfe geschrien haben; es soll ein Notruf abgesetzt worden sein, auf dass die Polizei aber nicht reagiert habe.[4] Auf einem später gesichteten Überwachungsvideo war zu sehen, wie Filippo Turetta seine Ex-Freundin zuerst im Auto und dann auf dem Parkplatz brutal schlägt, ehe sie blutend zu Boden geht.[5] Auf dem Parkplatz wurde ein etwa 21 Zentimeter langes Küchenmesser, die mutmaßliche Tatwaffe, sichergestellt.[6] Giulia Cecchettin verblutete an über 20 Standwunden.[7] Nach der Sichtung des Videos wurde ein internationaler Haftbefehl gegen Franco Turetta gegen Mordes erwirkt.

Am 18. November wurde die Leiche von Giulia Cecchettin in einer Schlucht zwischen der Umgebung des Lago di Barcis und Piancavallo in der friaulischen Provinz Pordenone entdeckt; der Körper war 50 Meter in die Tiefe gestürzt.

Zwei Tage später wurde Filippo Turetta, der sich auf der Flucht befand, in Deutschland, in der Nähe von Leipzig festgenommen. Laut ersten Angaben wurde er in seinem Auto auf der Autobahn A9 bei Bad Dürrenberg aufgegriffen, nachdem ihm Benzin und Geld ausgegangen waren. Am 25. November wurde er nach Italien ausgeliefert. Er habe die Tat gestanden und vor Staatsanwaltschaft ausgesagt, dass er etwas Schreckliches getan habe, aber dass Giulia niemand anderem hätte gehören können. Es gibt Hinweise darauf, dass Turetta die Tat geplant hatte.[8][7]

Trauerfeier

Am 5. Dezember 2023 fand ein Abschiedsgottesdienst für Giulia Cecchettin in der Basilika Santa Giustina in Padua statt, zu der rund 10.000 Trauergäste kamen. Die Feier wurde zudem auf Großleinwände nach außen übertragen sowie auf den Fernsehkanälen Rai 1 und Canale 5 . Anschließend soll der Leichnam soll neben der der Mutter, die im Jahr zuvor gestorben war, in Saonara bestattet werden. Die Straßen im Zentrum von Padua mussten wegen des Ansturms gesperrt werden. Mehrere hochrangige Amtsträger hatten Kränze gespendet, darunter auch Staatspräsident Sergio Mattarella.[9]

Proteste und Gedenken

Laut dem italienischen sind im Jahr 2023 bisher 102 Frauenmorde begangen worden; das entspricht einem Drittel aller registrierten Morde in Italien. Am Tag gegen Gewalt an Frauen, dem 25. November, wurde in Italien und international demonstriert. In Südtirol riefen Organisationen und Institutionen dazu auf, um 12 Uhr eine zweiminütige Schweigeminute abzuhalten. Zahlreiche Menschen versammelten sich in verschiedensten Städten Italien zu Protestaktionen.[6] Die Universität Padua stellte zur Erinnerung an ihre Studentin eine rote Bank auf.[10]

Einzelnachweise

  1. Giulia Cecchettin: Was über den Fall der getöteten Studentin aus Italien bekannt ist. In: hna.de. 22. November 2023, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  2. Balzaimo redattore: Giulia e Filippo non si trovano, ma la fuga si starebbe per concludere. In: lavocedivenezia.it. 16. November 2023, abgerufen am 5. Dezember 2023 (italienisch).
  3. Vermisstes junges Paar schockt Italien: Freund nach Leichenfund in Deutschland gefasst. In: hna.de. 20. November 2023, abgerufen am 5. Dezember 2023.
  4. Italien: Vater von getöteter Studentin mit beklemmenden Details – Erster Notruf wurde wohl ignoriert. In: merkur.de. 27. November 2023, abgerufen am 5. Dezember 2023.
  5. Giulia Cecchettin: Was über den Fall der getöteten Studentin aus Italien bekannt ist. In: hna.de. 22. November 2023, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  6. a b Julia Stenton: Femizid an Studentin in Italien: Kameras filmten die Tat - erschütternde Details durchgesickert. In: fr.de. 24. November 2023, abgerufen am 3. Dezember 2023.
  7. a b Redazione Ansa: Giulia's funeral in Padua Tuesday - English. In: ansa.it. 2. Dezember 2023, abgerufen am 3. Dezember 2023 (englisch).
  8. Filippo Turetta an Italien ausgeliefert. rainews.it, 25. November 2023, abgerufen am 5. Dezember 2023.
  9. Fast 10.000 Menschen bei Trauerfeier für Giulia Cecchettin. In: Südtirol News. 5. Dezember 2023, abgerufen am 5. Dezember 2023.
  10. 25. November: Gewalt gegen Frauen – Italienweite Initiativen. In: rainews.it. 25. November 2023, abgerufen am 5. Dezember 2023.