„Michael Wildt“ – Versionsunterschied

[ungesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Kontroversen
Änderung 245029017 von 77.11.9.165 rückgängig gemacht; WP:NPOV; WP: Belege
Markierungen: Rückgängigmachung Mobile Bearbeitung Bearbeitung von einer mobilen Anwendung Bearbeitung mit Android-App
Zeile 37: Zeile 37:


Von 2013 bis 2021 war Wildt Vorsitzender der [[Historische Kommission zu Berlin|Historischen Kommission zu Berlin e.&nbsp;V.]] Er ist Kuratoriumsmitglied der [[Stiftung Ernst-Reuter-Archiv]]. Für 2022 wurde ihm der [[Preis des Historischen Kollegs]] zugesprochen, der als renommiertester Preis für Historikerinnen und Historiker gilt.<ref>[[Börsenblatt]]: [https://www.boersenblatt.net/news/preise-und-auszeichnungen/michael-wildt-fuer-literarische-qualitaet-geehrt-263391 ''Michael Wildt für „literarische Qualität“ geehrt''], Artikel vom 11. November 2022, aufgerufen am 13. April 2024.</ref>
Von 2013 bis 2021 war Wildt Vorsitzender der [[Historische Kommission zu Berlin|Historischen Kommission zu Berlin e.&nbsp;V.]] Er ist Kuratoriumsmitglied der [[Stiftung Ernst-Reuter-Archiv]]. Für 2022 wurde ihm der [[Preis des Historischen Kollegs]] zugesprochen, der als renommiertester Preis für Historikerinnen und Historiker gilt.<ref>[[Börsenblatt]]: [https://www.boersenblatt.net/news/preise-und-auszeichnungen/michael-wildt-fuer-literarische-qualitaet-geehrt-263391 ''Michael Wildt für „literarische Qualität“ geehrt''], Artikel vom 11. November 2022, aufgerufen am 13. April 2024.</ref>

== Kontroversen ==
Im Jahr 2017 wurde ein [https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Downloads/DE/Anhaenge/Gutachten-Dienstvilla-Berlin-Dahlem.pdf?__blob=publicationFile Gutachten], das Prof. Wildt im Auftrag des [[Bundespräsidialamt]]s erstellte, um die Vergangenheit der Dienstvilla des Bundespräsidenten in der [[Pücklerstraße]] 14 aufzuarbeiten, öffentlich kritisiert, da es unvollständig ausgearbeitet worden sei.<ref>{{Literatur |Titel=Warum erinnert die Bundespräsidenten-Villa nicht an ihre Nazi-Zeit? |Online=https://www.bz-berlin.de/berlin/steglitz-zehlendorf/warum-erinnert-die-bundespraesidenten-villa-nicht-an-ihre-nazi-vergangenheit |Abruf=2018-01-23}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Dienstvilla Bundespräsident - WerteInitiative. jüdisch-deutsche Positionen |Sammelwerk=WerteInitiative. jüdisch-deutsche Positionen |Online=https://werteinitiative.de/dienstvilla-bundespraesident/ |Abruf=2018-01-23}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.jungewelt.de/m/artikel/316460.die-pr%C3%A4sidentenvilla-und-ihre-vergangenheit.html |titel=Die Präsidentenvilla und ihre Vergangenheit (junge Welt) |zugriff=2018-01-23 |sprache=de}}</ref> Im Fokus der Kritik stand dabei, dass einige Quellen, trotz Zugänglichkeit, nicht in die Erstellung des Gutachtens aufgenommen wurden.<ref>{{Literatur |Autor=Sven Felix Kellerhoff |Titel=Präsidentenwohnsitz: Wie geht Steinmeier mit dem Erbe seiner Dienstvilla um? |Sammelwerk=DIE WELT |Datum=2017-08-23 |Online=https://www.welt.de/politik/deutschland/article167905286/Wie-geht-Steinmeier-mit-dem-Erbe-seiner-Dienstvilla-um.html |Abruf=2018-01-23}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Ansgar Siemens |Titel=Bundespräsident: Steinmeier zieht in Dienstvilla - und löst Versprechen im Gedenkstreit ein |Sammelwerk=Spiegel Online |Datum=2017-11-16 |Online=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/frank-walter-steinmeier-zieht-in-dienstvilla-und-loest-versprechen-ein-a-1178381.html |Abruf=2018-01-23}}</ref>
In dem Gutachten wird empfohlen, die Initiative des Historikers [[Julius Reitzenstein]] aufzugreifen und einen Stolperstein vor der Dienstvilla zu verlegen.

In einem zweiten Gutachten kam Wildt zu dem Ergebniss, dass eine Gedenktafel angemessener sei, weil sie größeren Raum biete, um an die Verfolgungsgeschichte von Hugo Heymann zu erinnern. Eine Gedenktafel wurde am 4. Juni 2018 für das Ehepaar [[Hugo Heymann|Heymann]] vor der Pücklerstraße 14 errichtet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2018/06/180604-Gedenktafel-Puecklerstrasse.html |titel=Einweihung einer Gedenktafel zur Erinnerung an Hugo und Maria Heymann vor der Dienstvilla des Bundespräsidenten in Berlin-Dahlem |zugriff=2018-11-07}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://michael-wildt.de/hugo-heymann-und-die-dienstvilla-des-bundespraesidenten/|titel=Hugo Heymann und die Dienstvilla des Bundespräsidenten}}</ref>

2024 gehörte Wildt zu den Erstunterzeichnern eines offenen Briefes, der Berliner Universitätsleitungen aufrief "von Polizeieinsätzen gegen ihre eigenen Studierenden ebenso wie von weiterer strafrechtlicher Verfolgung abzusehen". Hintergrund waren strafrechlich relevante Äußerungen von Demonstranten, die im Universitätsumfeld u.a. den verbotenen <ref>[https://taz.de/Umstrittene-Palaestinenserparole/!5969471/„From the river to the sea, Palestine will be free!“ taz: Umstrittene Palästinenserparole: „From the River …“ ist verboten]</ref> Slogen "From the river to the sea, Palestine will be free" skandiert hatten. Dass dies von Seiten der Universitätsleitungen mit Auflösung von Protestcamps auf Unigeländen beantwortet worden war, lehnte Wildt mit Hinweis auf das Grundrecht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit ab.<ref>[https://michael-wildt.de/statement-von-lehrenden-an-berliner-hochschulen-zum-polizeieinsatz-an-der-fu-am-3-5-2024/ »Statement von Lehrenden an Berliner Universitäten«, auf der Webseite von Prof. Wildt, einem Mitunterzeichner]</ref><ref>[https://michael-wildt.de/meine-beschwerde-beim-deutschen-presserat-gegen-die-verleumderische-hetze-von-bild/ Meine Beschwerde beim Deutschen Presserat gegen die verleumderische Hetze von BILD]</ref>


== Schriften ==
== Schriften ==

Version vom 16. Mai 2024, 14:33 Uhr

Michael Wildt (* 13. April 1954 in Essen) ist ein deutscher Historiker. Er ist Professor an der Humboldt-Universität in Berlin.

Leben

Wildt wuchs im Essener Stadtteil Rüttenscheid[1] und Bad Pyrmont auf, machte 1972 das Abitur und absolvierte anschließend den Grundwehrdienst. Nach einer Ausbildung zum Buchhändler war er von 1976 bis 1979 Mitarbeiter des Rowohlt-Verlages in Reinbek bei Hamburg. Anschließend studierte er von 1979 bis 1985 Geschichte, Soziologie, Jura, Kulturwissenschaften und Evangelische Theologie an der Universität Hamburg. Er wurde 1991 am Historischen Seminar bei Arnold Sywottek mit der Studie Auf dem Weg in die „Konsumgesellschaft“. Studien über Konsum und Essen in Westdeutschland 1949–1963 promoviert.

Von 1991 bis 1997 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg. Ab 1997 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS) im Arbeitsbereich „Theorie und Geschichte der Gewalt“.

Mit einer vielbeachteten Studie[2] über das Führerkorps des Reichssicherheitshauptamtes habilitierte sich Wildt 2001 für das Fach Neuere Geschichte an der Universität Hannover, wo er Lehrbeauftragter sowie 2005 und 2006 außerordentlicher Professor war. Im Wintersemester 2001/2002 war er Forschungsmitarbeiter am International Institute for Holocaust Research (Yad Vashem) in Jerusalem. Vom Wintersemester 2006/2007 an lehrte er am Historischen Seminar der Universität Hamburg. Hier wurde er im Februar 2007 zum Professor ernannt. Zum Sommersemester 2009 folgte der Wechsel an die Humboldt-Universität Berlin (Nachfolge von Ludolf Herbst) in das Arbeitsgebiet Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt Zeit des Nationalsozialismus. Am 17. Februar 2022 hielt er dort seine Abschiedsvorlesung zur Frage Singularität des Holocaust?[3]

Michael Wildt ist Mitherausgeber der Fachzeitschriften WerkstattGeschichte und Historische Anthropologie.[4]

Wissenschaftliches Wirken

Der Forschungsbereich von Michael Wildt liegt in der Geschichte des 20. Jahrhunderts mit den Schwerpunkten Nationalsozialismus und Antisemitismus, den Ordnungskonzepten und Weltanschauungen.

Seine Studie über das Führerkorps des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) wurde 2002 unter dem Titel Generation des Unbedingten publiziert. Darin beschreibt er unter den Gesichtspunkten „Generation“, „Institution“ und „Krieg“ die intellektuelle Elite aus Reinhard Heydrichs „kämpfender Verwaltung“[5].

„Ein Amalgam aus konzeptioneller Radikalität, neuen Institutionen und einer auf keine Grenzen stoßenden Machtpraxis im Krieg konnte jenen Prozess der Radikalisierung freisetzen, der im Völkermord mündete.“

Michael Wildt: Generation des Unbedingten, S. 870 f.

Wildt untersucht die Täter sowohl übergreifend als auch mit biografischen Fallstudien wie etwa zu Hans Ehlich, Erwin Schulz oder Martin Sandberger. Das RSHA sei eine „Institution neuen Typs“ gewesen, eine „Institution der Bewegung“, aber vor allem eine „politische Institution“. Wichtig für die Auswahl des Personals war der praktizierte Terror, der sich als Einsatz in vielen Fällen im angeleiteten, aber auch im eigenhändigen Judenmord im Osten, in „völkischer Flurbereinigung“ manifestiert habe[6] – so dass eine Charakterisierung als Schreibtischtäter oder Bürokraten in die Irre führe.[7]

Das nächste Projekt Wildts[8] befasste sich mit der Volksgemeinschaftsideologie und dem Antisemitismus mit einem Schwerpunkt zur Gewalt gegen Juden in Deutschland zwischen 1930 und 1939. Es untersuchte die Transformation einer bürgerlichen Gesellschaft, die Herstellung der Volksgemeinschaft durch die Praxis der Gewalt. Hierbei stützte Wildt sich auf Berichte der lokalen Stellen des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (1893–1935), die Erinnerungsberichte deutscher Juden, auf Zeitungsberichte sowie auf Gestapo-Unterlagen. Das Projekt mündete in die Monografie Volksgemeinschaft als Selbstermächtigung, die 2007 erschien.

Wildts laufendes, auf drei Jahre angesetztes Forschungsprojekt untersucht die so genannten „Ethnischen Säuberungen“. Er untersucht die gewalttätigen Konflikte in Europa darauf, wo und in welcher Form sich ethnische Morde und Vertreibungen auffinden lassen. Dabei steht die Frage im Zentrum, wie ein „biopolitisches“ Konzept des „Volkes“ zur politischen Dominante im Europa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde.

Von 2013 bis 2021 war Wildt Vorsitzender der Historischen Kommission zu Berlin e. V. Er ist Kuratoriumsmitglied der Stiftung Ernst-Reuter-Archiv. Für 2022 wurde ihm der Preis des Historischen Kollegs zugesprochen, der als renommiertester Preis für Historikerinnen und Historiker gilt.[9]

Schriften

Bücher und Monografien

Artikel und Publikationen als Herausgeber

Einzelnachweise

  1. Frank Bajohr u. a. (Hrsg.): Mehr als eine Erzählung. Zeitgeschichtliche Perspektiven auf die Bundesrepublik. Göttingen 2016, S. 33.
  2. Generation des Unbedingten. In: hsozkult.de. 4. Februar 2003, abgerufen am 29. Juli 2019.
  3. Michsel Wildt: Was heißt: Singularität des Holocaust? In: zeithistorische-forschungen.de/. Abgerufen am 20. September 2022.
  4. Webseite mit allen biographischen Angaben.
  5. Die Elite des Terrors. In: zeit.de. 20. Juni 2002, abgerufen am 29. Juli 2019.
  6. Wildt: Generation des Unbedingten, S. 410–415.
  7. Wildt: Generation des Unbedingten, S. 861.
  8. Archivierte Kopie (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive).
  9. Börsenblatt: Michael Wildt für „literarische Qualität“ geehrt, Artikel vom 11. November 2022, aufgerufen am 13. April 2024.