„Marienburg (Mosel)“ – Versionsunterschied

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Geschichte ausführlich erweitert; Quellen: eigene Forschungen des Autors & "Springiersbach", von Karl-Josef Gilles und Erwin Schaaf, Trier, 2002; siehe auch Literaturliste
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[[Bild:Mosel_Marienburg_Umgebung.JPG|thumb|Die Marienburg und ihre Umgebung (Oktober 2004)]]
[[Bild:Mosel_Marienburg_Umgebung.JPG|thumb|Die Marienburg und ihre Umgebung (Oktober 2004)]]
Die '''Marienburg''' bei [[Pünderich]], [[Alf (Mosel)|Alf]] und [[Bullay]] an der [[Mosel]] ist ein ehemaliges [[Augustiner]]innenkloster und dient heute als Jugendbildungszentrum und Tagungshaus des [[Bistum]]s [[Trier]].
Die '''Marienburg''' bei [[Pünderich]], [[Alf (Mosel)|Alf]] und [[Bullay]] an der [[Mosel]] ist ein ehemaliges [[Augustiner]]innenkloster und dient heute als [[Jugendbildungsstätte]] des [[Bistum]]s [[Trier]].



==Lage==
==Lage==
Die Marienburg liegt auf dem Petersberg, einer Anhöhe in der Moselschleife von [[Zell (Mosel)|Zell]] und [[Kaimt]]. Auf zwei Seiten fließt zu Füßen des Petersberges die Mosel. Die umgebenden Hänge werden für den [[Weinbau]] genutzt.
Die Marienburg liegt auf dem Petersberg, einer Anhöhe in der Moselschleife von [[Zell (Mosel)|Zell]] und Kaimt. Auf zwei Seiten fließt zu Füßen des Petersberges die Mosel. Die umgebenden Hänge werden für den [[Weinbau]] genutzt.



==Geschichte==
Die älteste erhaltene Erwähnung der Marienburg ist von [[1157]]. Es gibt jedoch Hinweise auf eine noch ältere Bebauung des Geländes. Zusätzlich lässt alleine schon die strategisch günstige Lage dies vermuten. [[1515]] wurde das Kloster geschlossen und an seiner statt eine Festung errichtet, welche [[1650]] zerstört wurde. Die Kirche blieb jedoch erhalten. Ca. [[1700]] erfolgten [[Restaurierung]]en von Burg und Kirche im [[Barock]]stil. Unter französischer Herrschaft verfiel die Kirche wieder und war seit dem Anfang des [[19. Jahrhundert]]s eine [[Ruine]], wurde jedoch von [[1952]] bis [[1957]] zum Teil wieder restauriert.
[[Bild:Mosel_Marienburg_Panorama.jpg|thumb|800px|center|360° Panorama von einem nahegelegenen Aussichtsturm. Die Marienburg ist ganz links. (Oktober 2004)]]
[[Bild:Mosel_Marienburg_Panorama.jpg|thumb|800px|center|360° Panorama von einem nahegelegenen Aussichtsturm. Die Marienburg ist ganz links. (Oktober 2004)]]


==Geschichte==
===Die Anfänge===

'''Vom römischen Lager bis zur Pfarrkirche des Hamm: 300 - 1000'''

* 293-395: [[Trier]] ist Hauptstadt des Weströmischen Reiches; aus dieser Zeit stammt die [[Porta Nigra]]
* Um 300: Die Metropolis erwähnt, dass die Römer auf dem Petersberg ein befestigtes Lager („Castrum“) errichten und im 12. Jh. davon noch eingefallene Mauern sichtbar sind
* Um 600: Wahrscheinlich erster Bau einer Bergkirche auf dem Petersberg (mons s. Petri) wahrscheinlich unter Bischof [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Nicetius]] (525 – 566) oder Bischof [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Magnerich]] (566 – nach 586)
* 920: Erstmalige Erwähnung der dem Apostel Petrus geweihten Bergkirche von Kaimt, die als Pfarrkirche des gesamten Hamm und zwar unter Erzbischof [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Ruotger]] (915 – 931)


===Hohes Mittelalter===

'''Von der Gründung bis zur Schließung des Klosters: 1100 – 1500'''

* Im 12. Jh.: Lehnsherr der St. Peterskirche ist der [[Pfalzgraf]] Wilhelm vom Rhein
* Um 1100: Gründung der [[Augustiner Chorherren]]; der hl. [[Augustinus]] hat selbst keinen Orden gegründet, aber auf Grund der von ihm für ein gemeinschaftliches Leben aufgestellten Regeln haben sich Ordensgemeinschaften gegründet; dazu kann man zählen die Augustiner-Chorherren, die [[Kreuzherren]] und die [[Prämonstratenser]]
* 1127: Der Überlieferung nach wird ein [[Frauenkloster]] gegründet; Da in der Schenkungsurkunde von Erzbischof [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Albero von Monsterol]] (heute Montreuil bei [[Luneville]]) darüber aber nichts berichtet ist, lässt sich dieses Datum nicht aufrecht erhalten
* 19. April 1131: Albero von Monstreuil wird Erzbischof von Trier ( bis 1152)
* 13. Februar 1140: Mit dem Tod des Pfalzgrafen Wilhelm, der keine Erben hat, fällt die Kirche an den Erzbischof von Trier zurück
* 1142: Erzbischof Albert verleiht Abt Richard I. zu [[Kloster Springiersbach|Springiersbach]] und dessen [[Konvent (Kirche)|Konvent]] das [[Investitur|Investiturrecht]] der Bergkirche zu Kaimt dazu schenkt er ihm die Ortschaften [[Pünderich]], Kaimt, [[Zell]], Merl und Korray
* 22. April 1143: Papst [[Innozenz II.]] (Pp. Februar 1130-September 1143) bestätigt der Abtei Springiersbach die [[Pfarrkirche]] auf dem St. Petersberg mit den fünf dazu gehörigen Filialkirchen
* 1146: Abt Richard I. beginnt mit der Gründung eines Frauenklosters nach der Regel des hl. Augustinus; die inzwischen baufällig gewordene Peterskirche lässt er abreißen
* 18. Oktober 1156: Erzbischof [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Hillin von Falmagne]] (1152 – 1169) nimmt die feierliche Einweihung der neuen Klosterpfarrkirche von Marienburg auf dem Namen „der reinen und makellosen Jungfrau [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]]“ vor
* Zw. 1193-1196: Die Fastenregeln für alle dem Stift Springiersbach unterstellten Klöster werden verschärft, also auch für die Marienburg; es darf kein Fleisch mehr gegessen werden, in der Fastenzeit darf nicht einmal mehr Milch und Butter genossen werden
* 13. Jahrhundert: Die junge Klostergründung blüht durch reiche Stiftungen auf
* Um 1218: Der Titel „Pfarrkirche“ wird nach Zell in die 1218 erbaute Kirche auf dem Friedhof neben dem runden Turm übertragen unter Erzbischof [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Theoderich II. von Wied]] (1212 – 1242)
* Um 1280: Kurerzbischof [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Heinrich II. von Finstingen]] lässt zur Verteidigung des Erzstiftes und zum Schutz der Marienburger Chorfrauen die Befestigungen verstärken; das Kloster wird durch ständige kriegerische Auseinandersetzungen belästigt; die Einkünfte erschöpfen sich; die Klosterfrauen müssen oft jahrelang in benachbarten Klöstern Unterschlupf suchen
* Um 1325: Der Adel übt auf das Klosterleben bestimmenden Einfluss aus, was unweigerlich zu einem Absinken der Klosterzucht führen musste
* 1352: Abt Matheus von Merl zu Springiersbach (1339-1374) unternimmt mit Unterstützung des Kurerzbischofs [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Balduin von Luxemburg]] den Versuch, das Klosterleben zu reformieren und den Einfluss des Adels zu beschneiden; mehrere Erzbischöfe danach denken an die Aufhebung des Klosters
* Um 1513: Der Kurerzbischof [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Richard von Greiffenklau zu Vollraths]](1511-1531) wendet sich an Papst [[Leo X.]] (1513-1521) mit der Bitte, ihn zu ermächtigen, das Kloster Marienburg aufzuheben
* 20. Januar 1514 und 28. Dezember 1515: Papst Leo X. (Pp. von März 1513 – Dezember 1521), jener Renaissance-Papst, der [[Martin Luther]] später 1520 exkommunizierte, geht auf die Bitten des Erzbischofs ein und ermächtigt ihn zur Schließung des Klosters; die [[Bulle (Urkunde)]] verfügt zudem die Verlegung des Konvents in das Schwesternkonvent zum hl. Nikolaus auf der Halbinsel Stuben bei [[Bremm]], legt die Versorgung der Chorfrauen fest und räumt dem Erzbischof von Trier und dessen Nachfolgern das Recht ein, das Kloster Marienburg zu ihrem Gebrauch und Bewohnen zu verwerten
* Anfang 1515: Die Chorfrauen unter der Leitung von [[Äbtissin]] Ottilia von Kesselstadt und [[Prior|Priorin]] Eva von Metternich weigern sich die Marienburg zu verlassen oder gar nach Stuben zu wechseln
* 6. Oktober 1515: Unter der Leitung der kurfürstlichen Räte, Dr. Heinrich Duyngin (Kanzler), Dr. Johann von der Ecken ([[Offizial]]), Mattheus von Schoneck (Siegler), dem [[Propst]] von St. Simeon zu Trier und Michael Waldecker von Kaimt ([[Hofmeister]]) kommt es mit den Chorfrauen zu einem Vergleich: jede Schwester erhält jährlich 25 [[Gulden]], ein halbes [[Fuder]] Wein und drei [[Malter]] Korn und darf wohnen wo immer sie will
* 13. November 1515: Der Erzbischof bestimmt für Äbtissin Ottilia eine jährliche Pension von 40 Goldgulden, einem Fuder Wein und drei Malter Korn
* 21. Juni 1516: Der Erzbischof befiehlt allen zum Kloster Marienburg gehörigen Hofleuten vor seinem Bevollmächtigten das Geding zu halten; die Einkünfte des Klosters werden der kurfürstlichen Kammer einverleibt
* 22. Oktober 1516: Die Chorfrauen müssen die Marienburg endgültig räumen und verrichten das letzte [[Chorgebet]]; nach der Chronik von Springiersbach bleiben die Schwestern unter Beibehaltung der Ordensregel zusammen und ziehen auf das Hofgut Molun (jetzt: Mulay, bei [[Reil|Reil (Mosel)]]; heute nicht mehr zu sehen)
* Zw. 1515 und 1529: Abt Johann Print von Horchheim, genannt Brole (1493-1529) erblickt in der Aufhebung des Klosters Marienburg eine Verletzung der dem [[Kloster Springiersbach]] erteilten kaiserlichen und päpstlichen [[Privilegien]] und leistet Widerstand; in einer persönlichen Aussprache mit dem Erzbischof fallen die Worte: „Entweder Marienburg, oder nichts!“; es kommt zu keiner Einigung


===Spätmittelalter und Umbruch===

'''Die Marienburg als Wallfahrtskirche bis zu ihrer Zerstörung: 1500 - 1800'''

* Um 1520: Der Erzbischof befielt den Umbau des Klostergebäudes mit der Absicht, auf der Marienburg eine Befestigung anzulegen; die Ausbaupläne kommen nie zur vollen Verwirklichung
* 1528: Die letzte Äbtissin Ottilia von Kesselstadt stirbt und findet ihre Ruhestätte in der Abteikirche zu Springiersbach; der Ort der Grablege ist nicht mehr bekannt
* 1639: Der Zeller Amtsverwalter und Amtskellner, Nikolaus Maas, lässt in der Kirche einen Steinaltar errichten; Beschriftung: „Der ehrenwerte Nikolaus Maas kur-/ trierischer Kellner und Schöffe zu/ Zell, der adlige Gotteshäuser Sprin-/ giersbach und Stuben Sekretär/ und Dorothea Kaiserin Eheleute/ haben der hl. Dreifaltigkeit/ Maria Muttergottes, St. Sebas-/ tian und Rochus und anderen Heili-/ gen zu Ehren, der Kirche zur/ Zierde und verstorbenen Kindern/ zum Troste diesen Altar aufrichten/ lassen Anno 1639“
* 1650: Einfall der Franzosen in das Amt Zell; es werden 50 Landleute erschlagen; die Marienburg bleibt auch nach der Aufhebung des Klosters Wallfahrtsstätte; der [[Gottesdienst]] wurde einem Rektor anvertraut
* Um 1700: Unter Erzbischof [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Johann Hugo von Orsbeck]] (1676-1711) wird die durch Brand sehr beschädigte Kirche wiederhergestellt; im Querbau werden Wohnräume für den Rektor errichtet, da das hintere Rektoratsgebäude baufällig geworden war
* 25. Juli 1700: Eine unter Erzbischof Johann Hugo v. Orsbeck (1676 – 1711) angelegte Inventarliste bezeugt, dass für die Feier des Gottesdienstes nur das Notdürftigste vorhanden war
* 1742: Die [[Minoriten]] zu Merl werden durch Kurerzbischof [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Franz Georg von Schönborn]] (1729 – 1756) mit der Ausübung der Seelsorge betraut
* 9. Mai und 8. August 1753: Die Berichte des kurfürstlichen Kellners (Vermögensverwalters), P. F. Coenen von Zell geben Aufschluss über den trostlosen Zustand des Kircheninneren; der Erzbischof befiehlt darauf die Abstellung der Mängel
* 1760: Jährlich werden etwa 1.100 Messen auf der Marienburg gelesen
* 1762: Erzbischof [[Liste der Erzbischöfe von Trier|Johann Philipp von Waldersdorff]] weist der Marienburg zwei [[Augustinereremiten]] zur besseren Besorgung der Küsterei und der Betreuung der [[Pilger]] zu
* 1773: Auf Grund einer Bulle des Papstes [[Clemens XIV.]] (Pp. Mai 1769 – September 1774) wird Kaplan Nikolaus Justen das Rektorat von Marienburg ohne Investitur übertragen
* 1776: Die gefürstete Äbtissin zu Essen, Maria Kunigunde Dorothea von Sachsen, verrichtet vor dem Gnadenbild ihre Andacht
* 15. Juni 1784: Papst [[Pius VI.]] (Pp. Februar 1775 – August 1799) erteilt dem Altar zu Ehren der unbefleckten Jungfrau Mariä in der Kirche der Marienburg ein [[Ablass|Ablassprivilegium]]; es war jener Oberhirte, der von [[Napoleon]] später abgesetzt und nach [[Valencia (Spanien)|Valencia]] ins [[Exil]] gezwungen wurde
* 1787: Nach einer Beschreibung ist die Kirche auf der Marienburg in gutem Zustand und besitzt drei Altäre: der Hochaltar (aus Lindenholz) im Ostchor zu Ehren der hl. drei Könige, ein Muttergottesaltar zur Südseite (bei dem wohl auch eine erhöhte Kanzel war) und ein steinerner Nebenaltar an der Nordseite, der 1639 vom Zeller Amtsverwalter Maas gestiftet worden war
* 1792: Die [[Französische Revolution]] wirft ihre ersten Schatten auch auf die Marienburg; Rektor Justus wird im gleichen Jahr Pfarrer in Merl
* Januar 1797: Nachfolger von Rektor Justus auf der Marienburg wird Matthias Clar aus Zell; er kann den Betrieb auf der Marienburg wohl noch bis Januar 1797 aufrechterhalten; danach nahmen französische Soldaten alles Brauchbare (Metall, Glocken, Orgelpfeifen, Fensterblei) mit und zerstörten die Bedachung; ein Klausner rettet das verehrte Marienbild nach Kaimt; eine Abordnung Pündericher Bürger war zur Erhaltung des Turmes nach [[Koblenz]] gereist, um dort beim franz. Präfekten vorstellig zu werden; ihre Bitte wurde gewährt, doch als sie zurückkamen, war das Zerstörungswerk bereits vollbracht


===Der Umbruch in die Neuzeit===

'''Die Marienburg in Privatbesitz – Zerfall und zaghafter Aufbau: 1800 – 1925'''

* 08.09.1803: die Marienburg mit ihrem ganzen Besitz wird als französisches Nationaleigentum erklärt und versteigert; Wundarzt Jodokus Crossius aus Zell ersteigert die Marienburg samt dabei liegendem Garten für 1.075 Francs (= 286 Thlr.). Von diesem kaufte sie Stephan Kallfelz aus Merl
* 1838: Von dem Sohn des Stephan Kallfelz erwerben Landrath Moritz von Zell, Kaufmann Clemens von Alf und Hüttenbesitzer Ferdinant Remy zu Alfereisenwerk die Ruine Marienburg nebst Klostergarten und Anwesen
* 13. Dezember 1840: Die beiden Miteigentümer Moritz und Clemens treten ihre Anteile an der Marienburg an Ferdinant Remy ab; dadurch wird dieser Alleineigentümer und lässt einen Pavillon und ein kleines Wohnhaus im Innern des Kirchenraumes erbauen
* Um 1841: Der Bewohner des Wohnhauses eröffnet eine Wirtschaft
* 1849: Nach dem Tode Ferdinant Remys geht die Burg an seine Witwe Frau Bertha Remy, geb. Hoffmann und bald darauf auf deren Kinder Emma und Amelie über, d.h. auf die Familien H. Reuleaur in Remagen und H. Schulze in Straßburg
* 1874: Die Wohnung nebst Wirtschaft brennt ab
* 1875: Ein Flügel des Schlosshauses wird ausgebaut und zur Wirtschaft eingerichtet
* 19. Juni 1897: Anlegung des Grundbuches in [[Cochem]]; das Grundstück wird eingetragen auf die Ehefrau des Rentners Heinrich Releaux, Emma Releaux, geb. Remy in Remagen
* 16. Oktober 1914: Die Flurstücke der Marienburg werden auf Herman Josef Enkirch, Gemeindeförster in Waldfrieden bei Alf, übertragen
* 24. Oktober 1924: Es erfolgt die Übertragung an die Ehefrau von Wilhelm Weinbach, Gertrud Weinbach, geb. Enkirch, aus Köln-Nippes


===Neuzeit===

'''Auferstanden aus Ruinen - Auf dem Weg in die Zukunft: 1950 - heute'''

* 25. Februar 1950: Die letzte Besitzerin, Frau Gertrud Weinbach, verkauft das ganze Anwesen mit der Kirchenruine an das [[Bistum Trier]], um die Marienburg wieder einem sakralen Zweck zuzuführen
* 8. Juni 1952: Bischof Dr. [[Matthias Wehr]] nimmt die Einweihung der Jugendburg unter Leitung von Frau Rosa Roths (Leiterin bis 1954) vor; Diözesanjugendseelsorger ist Pfr. Waßmuth bis 1954 (+ 1982)
* Zw. 1953-1966: Die Kirche wird neu aufgebaut, der Speisesaal angebaut und ein Neubau als zweites Bildungshaus errichtet
* 1954: Neue Leiterin wird Frau Schäfer; sie bestimmt die Geschicke der [[Jugendbildungsstätte]] bis 1958
* 8. September 1957: Bischof Dr. Matthias Wehr gibt dem Gotteshaus die kirchliche Weihe; unter den vier ehemaligen Glocken der Marienburg, die während der französischen Revolution in den Besitz anderer Pfarrkirchen gelangen, wird jene aus Bad Bertrich zurückgeführt; sie hängt heute im Foyer der Bildungsstätte; als Jugendseelsorger kümmert sich Pfr. Prof. Dr. Loduchowski von 1954-1957 um die Marienburg
* 1958: Einweihung des Berghotels Marienburg; Pächterin wird die ehemalige Leiterin Rosa Roths; Prof. Dr. Heinrich Feilzer leitet als Jugendseelsorger die Geschicke der Jugend im Bistum Trier von * 1957-1966; im selben Jahr wird neue Leiterin Frau Wöll, geb. Espenkott (bis 1965)
* 1964: Der Neubau wird unter der Leitung von Annemarie Busch, geb. Falkenberg eingeweiht
* 1965: Neue Leiterin wird Frau Annemarie Busch, geb. Falkenberg; sie bestimmt die Geschicke der Jugendbildungsstätte bis 1966
* 1966: Neue Leiterin wird Frau Mathilde Heinemann-Wandel, geb. Wandel; sie bestimmt die Geschicke der Jugendbildungsstätte bis 1973
* 1967-1968: Der Speisesaal wird erweitert und eingeweiht; Jugendseelsorger ist von 1966-1972 Pfr. Karl-Josef Kratz
* Februar 1972: Familie Stadtfeld pachtet das Bergcafe auf der Marienburg und betreibt eine Wirtschaft für Touristen; neue Leiterin der Jugendbildungsstätte wird Frau Wöll, geb. Espenkott
* 1973: Neue Leiterin wird Frau Irmgard Köhl; sie bestimmt die Geschicke der Jugendbildungsstätte bis 1996
* 1976-1978: Der Künstler Ernst Alt gestaltet den Innenbereich der Kirche neu; es entstehen u.a. „Christus auf der Rast“, „Christus ohne Arme“, „Der brennende Dornbusch“ und „Der Lebensbaum“ mit den sieben Ampeln, die die sieben Moselgemeinden symbolisieren
* 19. Mai 1982: Unter Anwesenheit von Bischof [[Hermann Josef Spital]] und Staatssekretärin Dr. Herr-Beck wird das 30jährige Bestehen der Jugendbildungsstätte gefeiert
* 1986: Das Berg-Hotel wird aufgelöst und in das Bergcafe Marienburg umgewandelt
* 1992: Bischof Hermann Spital weiht die neu renovierte Kirche beim 40jährigen Bestehen der Jugendbildungsstätte ein; Gast ist die Frau des ehemaligen Bundespräsidenten, Frau von Weizäcker
* 1996: Nach über 200 Jahren zieht zum ersten mal wieder ein Priester auf die Marienburg, Regionaljugendpfarrer Joachim Keil; er wird Rector Ecclesiae und später Geistlicher Beirat des Jugendbildungszentrums
* 01. April 1998: Das gesamte Anwesen wird der TBT (Trägergesellschaft Bistum Trier) verpachtet, welche die Marienburg in Zukunft bewirtschaftet; es wird eine grundlegende Renovierung der Bildungsstätte vorgenommen; nach 25 Jahren als Leiterin der Jugendbildungsstätte verlässt Frau Irmgard Köhl die Marienburg. Nachfolgerinnen sind Frau Heike Maxmini und später Frau Sonja Wächter
* 01. Oktober 2000: Das Bistum errichtet auf der Marienburg unter der Leitung von Dipl.-Theol. [[Johannes Maria Schatz]] ein [[Jugendbildungsstätte|Jugendbildungszentrum]] mit der Aufgabe, eigene Maßnahmen in den Bereichen politischer, sozialer, religiöser und musisch-kultureller Jugendbildung anzubieten (internationale Großprojekte werden durchgeführt wie "Painted black? WIR bilden", "Global Spirit" und "[[Rachel - Das Musical]]")
* 24. Mai 2001: Das Jugendbildungszentrum Marienburg wird unter Anwesenheit von Weihbischof Dr. Alfred Kleinermeilert feierlich eröffnet; Jugendpfarrer Olaf Harig wird neuer Geistlicher Beirat
* 01. Juni 2003: Das Bergcafé geht ebenfalls an die TBT mbH über und wird nach einer gründlichen Renovierung neu eröffnet
* 31.03.2006: Im Rahmen einer grundlegenden Umstrukturierung der Kinder- und Jugendpastoral des Bistums Trier werden alle drei Jugendbildungszentren geschlossen, also auch das auf der Marienburg. Damit endet eine erfolgreiche internationale Bildungsarbeit vor allem im musisch-kulturellen Bereich
* 01.04.2006: Eine Fachstelle plus für kirchliche Kinder- und Jugendarbeit wird unter der Leitung von Pfr. Patrik Altmeyer auf der Marienburg errichtet.


==Literatur==

* Springiersbach, Von der Augustiner-Chorherrenabtei zum Karmelitenkloster, Karl-Josef Gilles & Erwin Schaaf, Trier, 2002
* Eiflia Sacra, Studien zu einer Klosterlandschaft, Johannes Mötsch & Martin Schoebel (Hrsg.), Mainz, 1994
* Eiflia Sacra oder Geschichte der Klöster und geistlichen Stiftungen der Eifel, 2. Band, Carl Schorn (Bearb.), Osnabrück, 1966 (Neudruck der Ausgabe von 1889)
* Aus der Geschichte des Bistums Trier, mehere Bände, Prof. Dr. Alois Thomas (Hrsg.), Trier, 1996
* Reformidee und Reformpolitik im spätsalischen-frühstaufischen Reich, Stefan Weinfurter (Hrsg.), Mainz, 1992
* Die Geschichte der Stadt Zell-Mosel bis 1816, Karl-Josef Gilles, Trier, 1997
* Kunstdenkmäler des Kreises Zell an der Mosel, Hans Vogts (Bearb.), Düsseldorf, 1938
* Geschichte des Erzstiftes Trier, Abteilung 2, Band 2, Die Stifte und Klöster, Jakob Marx (Hrsg.), Aalen, 1970, (Neudruck des Ausgabe von 1862)



==Weblinks==
==Weblinks==

Version vom 19. August 2006, 16:53 Uhr

Datei:Mosel Marienburg Umgebung.JPG
Die Marienburg und ihre Umgebung (Oktober 2004)

Die Marienburg bei Pünderich, Alf und Bullay an der Mosel ist ein ehemaliges Augustinerinnenkloster und dient heute als Jugendbildungsstätte des Bistums Trier.


Lage

Die Marienburg liegt auf dem Petersberg, einer Anhöhe in der Moselschleife von Zell und Kaimt. Auf zwei Seiten fließt zu Füßen des Petersberges die Mosel. Die umgebenden Hänge werden für den Weinbau genutzt.


360° Panorama von einem nahegelegenen Aussichtsturm. Die Marienburg ist ganz links. (Oktober 2004)


Geschichte

Die Anfänge

Vom römischen Lager bis zur Pfarrkirche des Hamm: 300 - 1000

  • 293-395: Trier ist Hauptstadt des Weströmischen Reiches; aus dieser Zeit stammt die Porta Nigra
  • Um 300: Die Metropolis erwähnt, dass die Römer auf dem Petersberg ein befestigtes Lager („Castrum“) errichten und im 12. Jh. davon noch eingefallene Mauern sichtbar sind
  • Um 600: Wahrscheinlich erster Bau einer Bergkirche auf dem Petersberg (mons s. Petri) wahrscheinlich unter Bischof Nicetius (525 – 566) oder Bischof Magnerich (566 – nach 586)
  • 920: Erstmalige Erwähnung der dem Apostel Petrus geweihten Bergkirche von Kaimt, die als Pfarrkirche des gesamten Hamm und zwar unter Erzbischof Ruotger (915 – 931)


Hohes Mittelalter

Von der Gründung bis zur Schließung des Klosters: 1100 – 1500

  • Im 12. Jh.: Lehnsherr der St. Peterskirche ist der Pfalzgraf Wilhelm vom Rhein
  • Um 1100: Gründung der Augustiner Chorherren; der hl. Augustinus hat selbst keinen Orden gegründet, aber auf Grund der von ihm für ein gemeinschaftliches Leben aufgestellten Regeln haben sich Ordensgemeinschaften gegründet; dazu kann man zählen die Augustiner-Chorherren, die Kreuzherren und die Prämonstratenser
  • 1127: Der Überlieferung nach wird ein Frauenkloster gegründet; Da in der Schenkungsurkunde von Erzbischof Albero von Monsterol (heute Montreuil bei Luneville) darüber aber nichts berichtet ist, lässt sich dieses Datum nicht aufrecht erhalten
  • 19. April 1131: Albero von Monstreuil wird Erzbischof von Trier ( bis 1152)
  • 13. Februar 1140: Mit dem Tod des Pfalzgrafen Wilhelm, der keine Erben hat, fällt die Kirche an den Erzbischof von Trier zurück
  • 1142: Erzbischof Albert verleiht Abt Richard I. zu Springiersbach und dessen Konvent das Investiturrecht der Bergkirche zu Kaimt dazu schenkt er ihm die Ortschaften Pünderich, Kaimt, Zell, Merl und Korray
  • 22. April 1143: Papst Innozenz II. (Pp. Februar 1130-September 1143) bestätigt der Abtei Springiersbach die Pfarrkirche auf dem St. Petersberg mit den fünf dazu gehörigen Filialkirchen
  • 1146: Abt Richard I. beginnt mit der Gründung eines Frauenklosters nach der Regel des hl. Augustinus; die inzwischen baufällig gewordene Peterskirche lässt er abreißen
  • 18. Oktober 1156: Erzbischof Hillin von Falmagne (1152 – 1169) nimmt die feierliche Einweihung der neuen Klosterpfarrkirche von Marienburg auf dem Namen „der reinen und makellosen Jungfrau Maria“ vor
  • Zw. 1193-1196: Die Fastenregeln für alle dem Stift Springiersbach unterstellten Klöster werden verschärft, also auch für die Marienburg; es darf kein Fleisch mehr gegessen werden, in der Fastenzeit darf nicht einmal mehr Milch und Butter genossen werden
  • 13. Jahrhundert: Die junge Klostergründung blüht durch reiche Stiftungen auf
  • Um 1218: Der Titel „Pfarrkirche“ wird nach Zell in die 1218 erbaute Kirche auf dem Friedhof neben dem runden Turm übertragen unter Erzbischof Theoderich II. von Wied (1212 – 1242)
  • Um 1280: Kurerzbischof Heinrich II. von Finstingen lässt zur Verteidigung des Erzstiftes und zum Schutz der Marienburger Chorfrauen die Befestigungen verstärken; das Kloster wird durch ständige kriegerische Auseinandersetzungen belästigt; die Einkünfte erschöpfen sich; die Klosterfrauen müssen oft jahrelang in benachbarten Klöstern Unterschlupf suchen
  • Um 1325: Der Adel übt auf das Klosterleben bestimmenden Einfluss aus, was unweigerlich zu einem Absinken der Klosterzucht führen musste
  • 1352: Abt Matheus von Merl zu Springiersbach (1339-1374) unternimmt mit Unterstützung des Kurerzbischofs Balduin von Luxemburg den Versuch, das Klosterleben zu reformieren und den Einfluss des Adels zu beschneiden; mehrere Erzbischöfe danach denken an die Aufhebung des Klosters
  • Um 1513: Der Kurerzbischof Richard von Greiffenklau zu Vollraths(1511-1531) wendet sich an Papst Leo X. (1513-1521) mit der Bitte, ihn zu ermächtigen, das Kloster Marienburg aufzuheben
  • 20. Januar 1514 und 28. Dezember 1515: Papst Leo X. (Pp. von März 1513 – Dezember 1521), jener Renaissance-Papst, der Martin Luther später 1520 exkommunizierte, geht auf die Bitten des Erzbischofs ein und ermächtigt ihn zur Schließung des Klosters; die Bulle (Urkunde) verfügt zudem die Verlegung des Konvents in das Schwesternkonvent zum hl. Nikolaus auf der Halbinsel Stuben bei Bremm, legt die Versorgung der Chorfrauen fest und räumt dem Erzbischof von Trier und dessen Nachfolgern das Recht ein, das Kloster Marienburg zu ihrem Gebrauch und Bewohnen zu verwerten
  • Anfang 1515: Die Chorfrauen unter der Leitung von Äbtissin Ottilia von Kesselstadt und Priorin Eva von Metternich weigern sich die Marienburg zu verlassen oder gar nach Stuben zu wechseln
  • 6. Oktober 1515: Unter der Leitung der kurfürstlichen Räte, Dr. Heinrich Duyngin (Kanzler), Dr. Johann von der Ecken (Offizial), Mattheus von Schoneck (Siegler), dem Propst von St. Simeon zu Trier und Michael Waldecker von Kaimt (Hofmeister) kommt es mit den Chorfrauen zu einem Vergleich: jede Schwester erhält jährlich 25 Gulden, ein halbes Fuder Wein und drei Malter Korn und darf wohnen wo immer sie will
  • 13. November 1515: Der Erzbischof bestimmt für Äbtissin Ottilia eine jährliche Pension von 40 Goldgulden, einem Fuder Wein und drei Malter Korn
  • 21. Juni 1516: Der Erzbischof befiehlt allen zum Kloster Marienburg gehörigen Hofleuten vor seinem Bevollmächtigten das Geding zu halten; die Einkünfte des Klosters werden der kurfürstlichen Kammer einverleibt
  • 22. Oktober 1516: Die Chorfrauen müssen die Marienburg endgültig räumen und verrichten das letzte Chorgebet; nach der Chronik von Springiersbach bleiben die Schwestern unter Beibehaltung der Ordensregel zusammen und ziehen auf das Hofgut Molun (jetzt: Mulay, bei Reil (Mosel); heute nicht mehr zu sehen)
  • Zw. 1515 und 1529: Abt Johann Print von Horchheim, genannt Brole (1493-1529) erblickt in der Aufhebung des Klosters Marienburg eine Verletzung der dem Kloster Springiersbach erteilten kaiserlichen und päpstlichen Privilegien und leistet Widerstand; in einer persönlichen Aussprache mit dem Erzbischof fallen die Worte: „Entweder Marienburg, oder nichts!“; es kommt zu keiner Einigung


Spätmittelalter und Umbruch

Die Marienburg als Wallfahrtskirche bis zu ihrer Zerstörung: 1500 - 1800

  • Um 1520: Der Erzbischof befielt den Umbau des Klostergebäudes mit der Absicht, auf der Marienburg eine Befestigung anzulegen; die Ausbaupläne kommen nie zur vollen Verwirklichung
  • 1528: Die letzte Äbtissin Ottilia von Kesselstadt stirbt und findet ihre Ruhestätte in der Abteikirche zu Springiersbach; der Ort der Grablege ist nicht mehr bekannt
  • 1639: Der Zeller Amtsverwalter und Amtskellner, Nikolaus Maas, lässt in der Kirche einen Steinaltar errichten; Beschriftung: „Der ehrenwerte Nikolaus Maas kur-/ trierischer Kellner und Schöffe zu/ Zell, der adlige Gotteshäuser Sprin-/ giersbach und Stuben Sekretär/ und Dorothea Kaiserin Eheleute/ haben der hl. Dreifaltigkeit/ Maria Muttergottes, St. Sebas-/ tian und Rochus und anderen Heili-/ gen zu Ehren, der Kirche zur/ Zierde und verstorbenen Kindern/ zum Troste diesen Altar aufrichten/ lassen Anno 1639“
  • 1650: Einfall der Franzosen in das Amt Zell; es werden 50 Landleute erschlagen; die Marienburg bleibt auch nach der Aufhebung des Klosters Wallfahrtsstätte; der Gottesdienst wurde einem Rektor anvertraut
  • Um 1700: Unter Erzbischof Johann Hugo von Orsbeck (1676-1711) wird die durch Brand sehr beschädigte Kirche wiederhergestellt; im Querbau werden Wohnräume für den Rektor errichtet, da das hintere Rektoratsgebäude baufällig geworden war
  • 25. Juli 1700: Eine unter Erzbischof Johann Hugo v. Orsbeck (1676 – 1711) angelegte Inventarliste bezeugt, dass für die Feier des Gottesdienstes nur das Notdürftigste vorhanden war
  • 1742: Die Minoriten zu Merl werden durch Kurerzbischof Franz Georg von Schönborn (1729 – 1756) mit der Ausübung der Seelsorge betraut
  • 9. Mai und 8. August 1753: Die Berichte des kurfürstlichen Kellners (Vermögensverwalters), P. F. Coenen von Zell geben Aufschluss über den trostlosen Zustand des Kircheninneren; der Erzbischof befiehlt darauf die Abstellung der Mängel
  • 1760: Jährlich werden etwa 1.100 Messen auf der Marienburg gelesen
  • 1762: Erzbischof Johann Philipp von Waldersdorff weist der Marienburg zwei Augustinereremiten zur besseren Besorgung der Küsterei und der Betreuung der Pilger zu
  • 1773: Auf Grund einer Bulle des Papstes Clemens XIV. (Pp. Mai 1769 – September 1774) wird Kaplan Nikolaus Justen das Rektorat von Marienburg ohne Investitur übertragen
  • 1776: Die gefürstete Äbtissin zu Essen, Maria Kunigunde Dorothea von Sachsen, verrichtet vor dem Gnadenbild ihre Andacht
  • 15. Juni 1784: Papst Pius VI. (Pp. Februar 1775 – August 1799) erteilt dem Altar zu Ehren der unbefleckten Jungfrau Mariä in der Kirche der Marienburg ein Ablassprivilegium; es war jener Oberhirte, der von Napoleon später abgesetzt und nach Valencia ins Exil gezwungen wurde
  • 1787: Nach einer Beschreibung ist die Kirche auf der Marienburg in gutem Zustand und besitzt drei Altäre: der Hochaltar (aus Lindenholz) im Ostchor zu Ehren der hl. drei Könige, ein Muttergottesaltar zur Südseite (bei dem wohl auch eine erhöhte Kanzel war) und ein steinerner Nebenaltar an der Nordseite, der 1639 vom Zeller Amtsverwalter Maas gestiftet worden war
  • 1792: Die Französische Revolution wirft ihre ersten Schatten auch auf die Marienburg; Rektor Justus wird im gleichen Jahr Pfarrer in Merl
  • Januar 1797: Nachfolger von Rektor Justus auf der Marienburg wird Matthias Clar aus Zell; er kann den Betrieb auf der Marienburg wohl noch bis Januar 1797 aufrechterhalten; danach nahmen französische Soldaten alles Brauchbare (Metall, Glocken, Orgelpfeifen, Fensterblei) mit und zerstörten die Bedachung; ein Klausner rettet das verehrte Marienbild nach Kaimt; eine Abordnung Pündericher Bürger war zur Erhaltung des Turmes nach Koblenz gereist, um dort beim franz. Präfekten vorstellig zu werden; ihre Bitte wurde gewährt, doch als sie zurückkamen, war das Zerstörungswerk bereits vollbracht


Der Umbruch in die Neuzeit

Die Marienburg in Privatbesitz – Zerfall und zaghafter Aufbau: 1800 – 1925

  • 08.09.1803: die Marienburg mit ihrem ganzen Besitz wird als französisches Nationaleigentum erklärt und versteigert; Wundarzt Jodokus Crossius aus Zell ersteigert die Marienburg samt dabei liegendem Garten für 1.075 Francs (= 286 Thlr.). Von diesem kaufte sie Stephan Kallfelz aus Merl
  • 1838: Von dem Sohn des Stephan Kallfelz erwerben Landrath Moritz von Zell, Kaufmann Clemens von Alf und Hüttenbesitzer Ferdinant Remy zu Alfereisenwerk die Ruine Marienburg nebst Klostergarten und Anwesen
  • 13. Dezember 1840: Die beiden Miteigentümer Moritz und Clemens treten ihre Anteile an der Marienburg an Ferdinant Remy ab; dadurch wird dieser Alleineigentümer und lässt einen Pavillon und ein kleines Wohnhaus im Innern des Kirchenraumes erbauen
  • Um 1841: Der Bewohner des Wohnhauses eröffnet eine Wirtschaft
  • 1849: Nach dem Tode Ferdinant Remys geht die Burg an seine Witwe Frau Bertha Remy, geb. Hoffmann und bald darauf auf deren Kinder Emma und Amelie über, d.h. auf die Familien H. Reuleaur in Remagen und H. Schulze in Straßburg
  • 1874: Die Wohnung nebst Wirtschaft brennt ab
  • 1875: Ein Flügel des Schlosshauses wird ausgebaut und zur Wirtschaft eingerichtet
  • 19. Juni 1897: Anlegung des Grundbuches in Cochem; das Grundstück wird eingetragen auf die Ehefrau des Rentners Heinrich Releaux, Emma Releaux, geb. Remy in Remagen
  • 16. Oktober 1914: Die Flurstücke der Marienburg werden auf Herman Josef Enkirch, Gemeindeförster in Waldfrieden bei Alf, übertragen
  • 24. Oktober 1924: Es erfolgt die Übertragung an die Ehefrau von Wilhelm Weinbach, Gertrud Weinbach, geb. Enkirch, aus Köln-Nippes


Neuzeit

Auferstanden aus Ruinen - Auf dem Weg in die Zukunft: 1950 - heute

  • 25. Februar 1950: Die letzte Besitzerin, Frau Gertrud Weinbach, verkauft das ganze Anwesen mit der Kirchenruine an das Bistum Trier, um die Marienburg wieder einem sakralen Zweck zuzuführen
  • 8. Juni 1952: Bischof Dr. Matthias Wehr nimmt die Einweihung der Jugendburg unter Leitung von Frau Rosa Roths (Leiterin bis 1954) vor; Diözesanjugendseelsorger ist Pfr. Waßmuth bis 1954 (+ 1982)
  • Zw. 1953-1966: Die Kirche wird neu aufgebaut, der Speisesaal angebaut und ein Neubau als zweites Bildungshaus errichtet
  • 1954: Neue Leiterin wird Frau Schäfer; sie bestimmt die Geschicke der Jugendbildungsstätte bis 1958
  • 8. September 1957: Bischof Dr. Matthias Wehr gibt dem Gotteshaus die kirchliche Weihe; unter den vier ehemaligen Glocken der Marienburg, die während der französischen Revolution in den Besitz anderer Pfarrkirchen gelangen, wird jene aus Bad Bertrich zurückgeführt; sie hängt heute im Foyer der Bildungsstätte; als Jugendseelsorger kümmert sich Pfr. Prof. Dr. Loduchowski von 1954-1957 um die Marienburg
  • 1958: Einweihung des Berghotels Marienburg; Pächterin wird die ehemalige Leiterin Rosa Roths; Prof. Dr. Heinrich Feilzer leitet als Jugendseelsorger die Geschicke der Jugend im Bistum Trier von * 1957-1966; im selben Jahr wird neue Leiterin Frau Wöll, geb. Espenkott (bis 1965)
  • 1964: Der Neubau wird unter der Leitung von Annemarie Busch, geb. Falkenberg eingeweiht
  • 1965: Neue Leiterin wird Frau Annemarie Busch, geb. Falkenberg; sie bestimmt die Geschicke der Jugendbildungsstätte bis 1966
  • 1966: Neue Leiterin wird Frau Mathilde Heinemann-Wandel, geb. Wandel; sie bestimmt die Geschicke der Jugendbildungsstätte bis 1973
  • 1967-1968: Der Speisesaal wird erweitert und eingeweiht; Jugendseelsorger ist von 1966-1972 Pfr. Karl-Josef Kratz
  • Februar 1972: Familie Stadtfeld pachtet das Bergcafe auf der Marienburg und betreibt eine Wirtschaft für Touristen; neue Leiterin der Jugendbildungsstätte wird Frau Wöll, geb. Espenkott
  • 1973: Neue Leiterin wird Frau Irmgard Köhl; sie bestimmt die Geschicke der Jugendbildungsstätte bis 1996
  • 1976-1978: Der Künstler Ernst Alt gestaltet den Innenbereich der Kirche neu; es entstehen u.a. „Christus auf der Rast“, „Christus ohne Arme“, „Der brennende Dornbusch“ und „Der Lebensbaum“ mit den sieben Ampeln, die die sieben Moselgemeinden symbolisieren
  • 19. Mai 1982: Unter Anwesenheit von Bischof Hermann Josef Spital und Staatssekretärin Dr. Herr-Beck wird das 30jährige Bestehen der Jugendbildungsstätte gefeiert
  • 1986: Das Berg-Hotel wird aufgelöst und in das Bergcafe Marienburg umgewandelt
  • 1992: Bischof Hermann Spital weiht die neu renovierte Kirche beim 40jährigen Bestehen der Jugendbildungsstätte ein; Gast ist die Frau des ehemaligen Bundespräsidenten, Frau von Weizäcker
  • 1996: Nach über 200 Jahren zieht zum ersten mal wieder ein Priester auf die Marienburg, Regionaljugendpfarrer Joachim Keil; er wird Rector Ecclesiae und später Geistlicher Beirat des Jugendbildungszentrums
  • 01. April 1998: Das gesamte Anwesen wird der TBT (Trägergesellschaft Bistum Trier) verpachtet, welche die Marienburg in Zukunft bewirtschaftet; es wird eine grundlegende Renovierung der Bildungsstätte vorgenommen; nach 25 Jahren als Leiterin der Jugendbildungsstätte verlässt Frau Irmgard Köhl die Marienburg. Nachfolgerinnen sind Frau Heike Maxmini und später Frau Sonja Wächter
  • 01. Oktober 2000: Das Bistum errichtet auf der Marienburg unter der Leitung von Dipl.-Theol. Johannes Maria Schatz ein Jugendbildungszentrum mit der Aufgabe, eigene Maßnahmen in den Bereichen politischer, sozialer, religiöser und musisch-kultureller Jugendbildung anzubieten (internationale Großprojekte werden durchgeführt wie "Painted black? WIR bilden", "Global Spirit" und "Rachel - Das Musical")
  • 24. Mai 2001: Das Jugendbildungszentrum Marienburg wird unter Anwesenheit von Weihbischof Dr. Alfred Kleinermeilert feierlich eröffnet; Jugendpfarrer Olaf Harig wird neuer Geistlicher Beirat
  • 01. Juni 2003: Das Bergcafé geht ebenfalls an die TBT mbH über und wird nach einer gründlichen Renovierung neu eröffnet
  • 31.03.2006: Im Rahmen einer grundlegenden Umstrukturierung der Kinder- und Jugendpastoral des Bistums Trier werden alle drei Jugendbildungszentren geschlossen, also auch das auf der Marienburg. Damit endet eine erfolgreiche internationale Bildungsarbeit vor allem im musisch-kulturellen Bereich
  • 01.04.2006: Eine Fachstelle plus für kirchliche Kinder- und Jugendarbeit wird unter der Leitung von Pfr. Patrik Altmeyer auf der Marienburg errichtet.


Literatur

  • Springiersbach, Von der Augustiner-Chorherrenabtei zum Karmelitenkloster, Karl-Josef Gilles & Erwin Schaaf, Trier, 2002
  • Eiflia Sacra, Studien zu einer Klosterlandschaft, Johannes Mötsch & Martin Schoebel (Hrsg.), Mainz, 1994
  • Eiflia Sacra oder Geschichte der Klöster und geistlichen Stiftungen der Eifel, 2. Band, Carl Schorn (Bearb.), Osnabrück, 1966 (Neudruck der Ausgabe von 1889)
  • Aus der Geschichte des Bistums Trier, mehere Bände, Prof. Dr. Alois Thomas (Hrsg.), Trier, 1996
  • Reformidee und Reformpolitik im spätsalischen-frühstaufischen Reich, Stefan Weinfurter (Hrsg.), Mainz, 1992
  • Die Geschichte der Stadt Zell-Mosel bis 1816, Karl-Josef Gilles, Trier, 1997
  • Kunstdenkmäler des Kreises Zell an der Mosel, Hans Vogts (Bearb.), Düsseldorf, 1938
  • Geschichte des Erzstiftes Trier, Abteilung 2, Band 2, Die Stifte und Klöster, Jakob Marx (Hrsg.), Aalen, 1970, (Neudruck des Ausgabe von 1862)


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