Lois Hechenblaikner

Lois Hechenblaikner (* 1958 in Reith im Alpbachtal) ist ein österreichischer Fotograf.

Nach einer Ausbildung zum Kfz-Elektriker machte er verschiedene Fernreisen und begann auf diesen zu fotografieren. Aus den Ergebnissen seiner Fotoexpeditionen erstellte er Dia-Multivisionsschauen und ging damit auf Tournee. Anfangs lag der Schwerpunkt auf Ostasien (1985 Philippinen, 1987 Neuguinea, 1988 und 1989 Indonesien, 1989 Vietnam), danach kamen weitere Länder und Regionen hinzu (1990 Israel, 1992 und 1993 Rajasthan, 1993 Burma, 1994 Bhutan, 1995 Oman, 1998 Costa Rica, 1999 Spiti und Kinnaur, 2000 Kambodscha). 1995/96 erhielt er den Kodarama Award.[1]

Seit Mitte der 1990er Jahre widmet er sich Motiven des Tiroler Fremdenverkehrs sowie der volkstümlichen Unterhaltung und polarisiert durch einen ungeschönten Blick hinter die Kulissen von Massentourismus und Großveranstaltungen. Als künstlerisches Medium nutzte er dabei vermehrt Fotografien mit Kleinbild- und Großformatkameras[2] und erstellt dabei „Werkserien mit Tiefengrammatik“[3] über Zeiträume von mehreren Jahren. Eine Ausstellung in Mayrhofen mit Bildern von Fans der Zillertaler Schürzenjäger wurde 1997 vom örtlichen Bürgermeister verboten, eine Verleumdungsklage der Schürzenjäger wegen der Fotos, die betrunkene und wildpinkelnde Konzertbesucher zeigen, war nicht erfolgreich.[4] Im Jahr 2000 wurde seine Multivision Wo ist Tirol? auf dem Frankfurter Weitsicht-Festival, Europas größtem Dia-Event, vom Publikum zur besten Produktion gewählt und in Österreich gemeinsam mit seiner Edition Direttissima mit dem Journalisten- und Publizistenpreis ausgezeichnet. In Bad Hofgastein dagegen ließ der Vorsitzende des Tourismusverbandes die Plakate für die Veranstaltung heimlich entfernen.

Zum 2003 erschienenen Reise- und Rezeptbuch Tirol kocht! steuerte er die Fotografien bei.

In der Serie Gipfeltreffen stellt er Schwarzweißbilder aus dem Archiv des Agraringenieurs Armin Kniely eigenen, motivähnlichen Aufnahmen der Gegenwart gegenüber.[5][6] Für die Ausstellung Intensivstationen im Alpinen Museum Bern ergänzte er die Fotografien um eine Installation aus geschredderten Ski, die er über Jahre gesammelt hatte.[7]

Hechenblaikner, selbst in einem Tourismusbetrieb aufgewachsen, äußert sich auch in Interviews kritisch zur Disneylandisierung seiner Heimat,[8] zur „schrankenlosen Industrialisierung“[9] der Berge und zu Auswirkungen des Tourismus auf die „Seelenlandschaft“ der Einheimischen.[10] Er prangerte die „Unsensibilität beim Bauen“ von touristischer Architektur an,[11] die zur „alpinen Metastasen“ geführt habe.[3] Analog zur Künstlichkeit der touristischen „Gemütlichkeit“ seien auch Sendungen wie der Musikantenstadl eine „Bewirtschaftung der Sehnsüchte und emotionaler Defizite der Menschen“.[12]

Werke

Einzelausstellungen (Auswahl)

Auszeichnungen

Commons: Lois Hechenblaikner – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Über Buddha, Indien, viele hohe Berge und flache Hirne in Tirol, Werkstattgespräch am 25. Juli 2002 im Atelier Beinert in München, abgerufen am 27. Juni 2013.
  2. Jürg Steiner: Hinterbühne des touristischen Wahnsinns, Tagesanzeiger vom 1. Oktober 2012, abgerufen am 27. Juni 2013.
  3. a b „Die Herrschaft der Mittelmäßigkeit“, taz-Interview mit Markus Völker vom 3. Februar 2013, abgerufen am 27. Juni 2013. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „taz“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  4. Thomas Seifert: Das demontierte Idyll, Eisenach Online vom 2. September 2004, abgerufen am 27. Juni 2013.
  5. Joachim Schwitzler: Lois Hechenblaikner auf dem Wolfsberg, Südkurier vom 2. Juli 2009, abgerufen am 27. Juni 2013.
  6. Auswahl aus der Fotostrecke Gipfeltreffen auf Zeit online, 16. Dezember 2009, abgerufen am 27. Juni 2013.
  7. Urs Bloch: Jenseits der Schneekanone, Neue Zürcher Zeitung online vom 1. November 2012, abgerufen am 27. Januar 2013.
  8. „Der Gast nimmt uns etwas weg“, Interview mit Peer Teuwsen auf Zeit online vom 1. Dezember 2012, abgerufen am 27. Juni 2013.
  9. Kein Schluck bleibt übrig, Salzburger Nachrichten vom 5. Januar 2013.
  10. Lisa Röösli: Lois Hechenblaikner, das Schreckgespenst vieler Touristiker, srf.ch vom 18. Januar 2013, abgerufen am 27. Juni 2013.
  11. Heinz Bayer: Und täglich grüßt der Bergkristall, Salzburger Nachrichten vom 3. Oktober 2012, abgerufen am 27. Juni 2013.
  12. Susanne Binder, Gebhard Fartacek: Der Musikantenstadl: alpine Populärkultur im fremden Blick, LIT Verlag Münster, 2006, S. 208 f. (online bei Google Books.