„Katia Krafft“ – Versionsunterschied

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'''Katia Krafft'''; gebürtige ''Conrad'' (* [[17. April]] [[1942]] in [[Soultz-Haut-Rhin]] im [[Arrondissement Guebwiller]]; † [[3. Juni]] [[1991]] in [[Japan]]) war eine bedeutende [[Vulkanologie|Vulkanologin]].
'''Katia Krafft''' (* [[17. April]] [[1942]] in [[Soultz-Haut-Rhin]] als ''Katia Conrad''; † [[3. Juni]] [[1991]] am [[Unzen (Vulkan)|Unzen]]) war eine [[Frankreich|französische]] [[Vulkanologie|Vulkanologin]], [[Geologie|Geologin]] sowie [[Fotografie|Naturfotografin]] und -filmerin.


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Sie interessierte sich bereits in jungen Jahren für Vulkane, die sie aber zunächst nur aus Büchern und filmischen Dokumentationen kannte. Später reiste sie mit ihren Eltern nach [[Sizilien]] und erlebte dort erstmals vulkanische Aktivität in der Realität. Ihr Wunsch, Vulkanologin zu werden, festigte sich durch dieses Erlebnis und sie begann an der [[Universität Straßburg]] ein Studium der [[Geochemie]]. Dort lernte sie [[Maurice Krafft]] kennen. Noch in den 1960er Jahren reisten die beiden zum [[Vulcano]] sowie ins [[Zentralmassiv]] und 1968 nach [[Island]]. Im August 1970 heiratete das Paar.

Sie reisten mit einem kleinen finanziellen Budget zum [[Stromboli]] nach Italien und fotografierten dessen stetige kleine Eruptionen. Beim Verkauf der Bilder bemerkten sie bald, dass eine große Nachfrage nach so gearteter Vulkandokumentation bestand. Noch im gleichen Jahr 1970 unternahmen sie eine mehrmonatige Reise zu den Vulkanen [[Indonesien]]s, der Forschungsaufenthalte in Afrika, Japan, Mittel- und Südamerika, auf [[Réunion]], [[Hawaii]] sowie in [[Alaska]] folgten. Die Kraffts waren zeit ihres Lebens ungebunden, hatten keine Kinder und besaßen keine akademischen Verpflichtungen wie beispielsweise Lehrtätigkeiten an Universitäten. Ihr Ziel war es, „nach dem Rhythmus der Erde“ zu leben und jederzeit überall hin aufbrechen zu können. Ihre ländliche Herkunft bestimmte auch ihr späteres Leben dahingehend, dass sie ihrer Heimat stets treu blieben und Großstädte möglichst mieden. Diese sahen sie lediglich als notwendige Zwischenstationen oder Orte beruflicher Kontakte. Innerhalb von 20 Jahren erlebten sie mehr als 140 vulkanische Eruptionen – ein bis heute unerreichter Rekord. Ihre bekanntesten Forschungsreisen führten die Kraffts 1973 nach [[Heimaey]] zum Ausbruch des [[Eldfell]], wo sie nach der Evakuierung der Insel die einzigen Filmer vor Ort waren, 1986 zum [[Mount St. Augustine]] und zwei Jahre später zum [[Ol Doinyo Lengai]]. Katia und Maurice Krafft verfolgten sowohl wissenschaftliche als auch dokumentatorische Ziele und wollten mit populärwissenschaftlichen Präsentationen die Bevölkerung für ihre Arbeit und die Schönheit der Vulkane begeistern, was ihnen unter anderem durch zahlreiche Fernsehauftritte, ihre persönliche Ausstrahlung und offensichtiche Freude am Beruf auch gelang. Zur Finanzierung seiner Unternehmungen hielt das Paar unzählige Vorträge, veröffentlichte zahlreiche Bücher und produzierte fünf Filme mit eigenen Filmaufnahmen. Gleichzeitig engagierten sich beide jedoch auch für den Schutz der Menschen, die im Schatten von Vulkanen leben und drehten im Auftrag der [[UNESCO]] und der [[International Association of Volcanology and Chemistry of the Earth’s Interior|IAVCEI]] aufklärende Filme, die über die von Vulkanen ausgehenden Gefahren und im Notfall zu ergreifende Sicherheitsmaßnahmen informierten. Ab den späten 1980er Jahren verfolgten sie vermehrt das Ziel, einen vernichtenden [[Pyroklastischer Strom|pyroklastischen Strom]] während seines Abbgangs zu filmen – eine Dokumentation, für die sich nur äußerst seltene Gelegenheiten ergeben.

Im Frühsommer 1991 befanden sich die Kraffts gerade an der [[Montagne Pelée]] auf der französischen Karibikinsel [[Martinique]], als sie von ihrem Kollegen [[Harry Glicken]] die Nachricht erhielten, dass der [[Unzen (Vulkan)|Unzen]] auf [[Kyushu]] in Japan verstärkte Aktivität mit zahlreichen pyroklastischen Strömen zeige. Daraufhin reisten sie umgehend via Paris nach Japan zu eben diesem Vulkan. Am 3. Juni brach Katia zusammen mit ihrem Mann sowie Glicken und 40 weiteren Forschern und Journalisten von ihrem Lager in ein höher gelegenes Tal auf. Zu diesem Zeitpunkt kollabierte ein Lavadom und der entstandene pyroklastische Strom überrolte das Tal binnen weniger Sekunden. Alle 43 Personen starben.

Der wissenschaftliche Nachlass des Paares besteht aus einer weltweit nahezu einzigartigen und mit großer Akribie zusammengetragenen Sammlung von Dokumenten, Unterlagen, Gemälden, [[Stich und Schnitt|Stichen]] und Zeichnungen zu den unterschiedlichen Vulkanen. Er ist heute im [[Muséum national d'histoire naturelle]] in [[Paris]] hinterlegt. Das umfangreiche Filmmaterial sowie die weit über 450.000 archivierten Fotografien werden von der Association Images & Volcans verwaltet. Die Wanderausstellung „Elements“ des [[Vulcania]] in [[Saint-Ours-les-Roches]] mit 68 ausgewählten Fotografien der Kraffts wurde vom 6. März bis zum 27. Mai 2008 im Geologischen Dienst NRW in [[Krefeld]] erstmals in Deutschland gezeigt.

== Filmographie ==
* ''Volcans d‘Europe''
* ''Volcans d‘Asie''
* ''Volcans d‘Afrique''
* ''Les plus beaux volcans du monde''
* ''L‘Homme face aux Volcans''

== Publikationen (Auswahl)==
* Katia und Maurice Krafft: ''À l’assaut des volcans, Islande, Indonésie''. Presses de la Cité, Paris, 1975, ISBN 2261001908
* Katia und Maurice Krafft: ''Les Volcans''. Draeger-Vilo, Paris, 1975
* Katia und Maurice Krafft: ''La Fournaise, volcan actif de l’île de la Réunion''. Éditions Roland Benard, Saint-Denis, 1977
* Katia und Maurice Krafft: ''Volcans, le réveil de la Terre''. Hachette-Réalités, Paris, 1979, ISBN 201005430X


* Katia und Maurice Krafft: ''Dans l’antre du Diable : volcans d’Afrique, Canaries et Réunion'', Paris, Presses de la Cité, 1981, 124 p.
* Katia und Maurice Krafft: ''Volcans et tremblements de terre'', Paris, Les Deux Coqs d’Or, 1982, 78 p.
* Katia und Maurice Krafft: ''Volcans et dérives des continents'', Paris, Hachette, 1984, 157 p.
* Katia und Maurice Krafft: ''Les plus beaux volcans, d’Alaska en Antarctique et Hawaï'', Paris, Solar, 1985, 88 p.
* Katia und Maurice Krafft: ''Volcans et éruptions'', Paris, Hachette-Jeunesse, 1985, 90 p.
* Katia und Maurice Krafft: ''Les Volcans du monde'', Vevey-Lausanne, Éditions Mondo, 1986, 152 p.
* Katia und Maurice Krafft: ''Objectif volcans'', Paris, Nathan Image, 1986, 154 p.
* Katia und Maurice Krafft: ''Führer zu den Virunga Vulkanen'', Stuttgart, F. Enke, 1990, 187.


Zusammen mit ihrem Mann [[Maurice Krafft|Maurice]] fotografierte und dokumentierte die studierte Geochemikerin weit über 100 Vulkanausbrüche in der ganzen Welt. Ihr Bildarchiv umfasste über 450.000 Fotografien. Außerdem hielt das Paar Vorträge und veröffentlichte mehrere Filme und Bücher.


Im Sommer 1991 kamen die Kraffts bei einem Ausbruch des Vulkans [[Unzen (Vulkan)|Unzen]] auf der [[japan]]ischen Insel [[Kyushu]] ums Leben. Ihr wissenschaftlicher Nachlass ist im [[Muséum national d'histoire naturelle]] (Naturwissenschaftliches Museum) in [[Paris]] hinterlegt.


== Werke ==
* Pierre Kohler, Katia Krafft (Fotos): ''Vulkane''. Kraft aus der Erde. In: ''Wissen entdecken'' (Originaltitel: Volcans, übersetzt von Traudl Lessing). Gonrom, Bindlach 1987, ISBN 3-8112-0947-7 (deutsche Erstausgabe bei Breitschopf, Wien / Stuttgart 1987, ISBN 3-7004-0431-X).
* Pierre Kohler, Katia Krafft (Fotos): ''Vulkane''. Kraft aus der Erde. In: ''Wissen entdecken'' (Originaltitel: Volcans, übersetzt von Traudl Lessing). Gonrom, Bindlach 1987, ISBN 3-8112-0947-7 (deutsche Erstausgabe bei Breitschopf, Wien / Stuttgart 1987, ISBN 3-7004-0431-X).
* Katia Krafft, [[Maurice Krafft]]: ''Die Vulkane der Welt'' (Aus dem französischen Original ''Les Volcans du monde'' übersetzt von Robert Schnieper), [[Mondo Verlag]], Lausanne 1986 (ohne [[ISBN]])
* Katia Krafft, [[Maurice Krafft]]: ''Die Vulkane der Welt'' (Aus dem französischen Original ''Les Volcans du monde'' übersetzt von Robert Schnieper), [[Mondo Verlag]], Lausanne 1986 (ohne [[ISBN]])
















== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 2. April 2010, 22:30 Uhr

Katia Krafft (* 17. April 1942 in Soultz-Haut-Rhin als Katia Conrad; † 3. Juni 1991 am Unzen) war eine französische Vulkanologin, Geologin sowie Naturfotografin und -filmerin.


Sie interessierte sich bereits in jungen Jahren für Vulkane, die sie aber zunächst nur aus Büchern und filmischen Dokumentationen kannte. Später reiste sie mit ihren Eltern nach Sizilien und erlebte dort erstmals vulkanische Aktivität in der Realität. Ihr Wunsch, Vulkanologin zu werden, festigte sich durch dieses Erlebnis und sie begann an der Universität Straßburg ein Studium der Geochemie. Dort lernte sie Maurice Krafft kennen. Noch in den 1960er Jahren reisten die beiden zum Vulcano sowie ins Zentralmassiv und 1968 nach Island. Im August 1970 heiratete das Paar.

Sie reisten mit einem kleinen finanziellen Budget zum Stromboli nach Italien und fotografierten dessen stetige kleine Eruptionen. Beim Verkauf der Bilder bemerkten sie bald, dass eine große Nachfrage nach so gearteter Vulkandokumentation bestand. Noch im gleichen Jahr 1970 unternahmen sie eine mehrmonatige Reise zu den Vulkanen Indonesiens, der Forschungsaufenthalte in Afrika, Japan, Mittel- und Südamerika, auf Réunion, Hawaii sowie in Alaska folgten. Die Kraffts waren zeit ihres Lebens ungebunden, hatten keine Kinder und besaßen keine akademischen Verpflichtungen wie beispielsweise Lehrtätigkeiten an Universitäten. Ihr Ziel war es, „nach dem Rhythmus der Erde“ zu leben und jederzeit überall hin aufbrechen zu können. Ihre ländliche Herkunft bestimmte auch ihr späteres Leben dahingehend, dass sie ihrer Heimat stets treu blieben und Großstädte möglichst mieden. Diese sahen sie lediglich als notwendige Zwischenstationen oder Orte beruflicher Kontakte. Innerhalb von 20 Jahren erlebten sie mehr als 140 vulkanische Eruptionen – ein bis heute unerreichter Rekord. Ihre bekanntesten Forschungsreisen führten die Kraffts 1973 nach Heimaey zum Ausbruch des Eldfell, wo sie nach der Evakuierung der Insel die einzigen Filmer vor Ort waren, 1986 zum Mount St. Augustine und zwei Jahre später zum Ol Doinyo Lengai. Katia und Maurice Krafft verfolgten sowohl wissenschaftliche als auch dokumentatorische Ziele und wollten mit populärwissenschaftlichen Präsentationen die Bevölkerung für ihre Arbeit und die Schönheit der Vulkane begeistern, was ihnen unter anderem durch zahlreiche Fernsehauftritte, ihre persönliche Ausstrahlung und offensichtiche Freude am Beruf auch gelang. Zur Finanzierung seiner Unternehmungen hielt das Paar unzählige Vorträge, veröffentlichte zahlreiche Bücher und produzierte fünf Filme mit eigenen Filmaufnahmen. Gleichzeitig engagierten sich beide jedoch auch für den Schutz der Menschen, die im Schatten von Vulkanen leben und drehten im Auftrag der UNESCO und der IAVCEI aufklärende Filme, die über die von Vulkanen ausgehenden Gefahren und im Notfall zu ergreifende Sicherheitsmaßnahmen informierten. Ab den späten 1980er Jahren verfolgten sie vermehrt das Ziel, einen vernichtenden pyroklastischen Strom während seines Abbgangs zu filmen – eine Dokumentation, für die sich nur äußerst seltene Gelegenheiten ergeben.

Im Frühsommer 1991 befanden sich die Kraffts gerade an der Montagne Pelée auf der französischen Karibikinsel Martinique, als sie von ihrem Kollegen Harry Glicken die Nachricht erhielten, dass der Unzen auf Kyushu in Japan verstärkte Aktivität mit zahlreichen pyroklastischen Strömen zeige. Daraufhin reisten sie umgehend via Paris nach Japan zu eben diesem Vulkan. Am 3. Juni brach Katia zusammen mit ihrem Mann sowie Glicken und 40 weiteren Forschern und Journalisten von ihrem Lager in ein höher gelegenes Tal auf. Zu diesem Zeitpunkt kollabierte ein Lavadom und der entstandene pyroklastische Strom überrolte das Tal binnen weniger Sekunden. Alle 43 Personen starben.

Der wissenschaftliche Nachlass des Paares besteht aus einer weltweit nahezu einzigartigen und mit großer Akribie zusammengetragenen Sammlung von Dokumenten, Unterlagen, Gemälden, Stichen und Zeichnungen zu den unterschiedlichen Vulkanen. Er ist heute im Muséum national d'histoire naturelle in Paris hinterlegt. Das umfangreiche Filmmaterial sowie die weit über 450.000 archivierten Fotografien werden von der Association Images & Volcans verwaltet. Die Wanderausstellung „Elements“ des Vulcania in Saint-Ours-les-Roches mit 68 ausgewählten Fotografien der Kraffts wurde vom 6. März bis zum 27. Mai 2008 im Geologischen Dienst NRW in Krefeld erstmals in Deutschland gezeigt.

Filmographie

  • Volcans d‘Europe
  • Volcans d‘Asie
  • Volcans d‘Afrique
  • Les plus beaux volcans du monde
  • L‘Homme face aux Volcans

Publikationen (Auswahl)

  • Katia und Maurice Krafft: À l’assaut des volcans, Islande, Indonésie. Presses de la Cité, Paris, 1975, ISBN 2261001908
  • Katia und Maurice Krafft: Les Volcans. Draeger-Vilo, Paris, 1975
  • Katia und Maurice Krafft: La Fournaise, volcan actif de l’île de la Réunion. Éditions Roland Benard, Saint-Denis, 1977
  • Katia und Maurice Krafft: Volcans, le réveil de la Terre. Hachette-Réalités, Paris, 1979, ISBN 201005430X


  • Katia und Maurice Krafft: Dans l’antre du Diable : volcans d’Afrique, Canaries et Réunion, Paris, Presses de la Cité, 1981, 124 p.
  • Katia und Maurice Krafft: Volcans et tremblements de terre, Paris, Les Deux Coqs d’Or, 1982, 78 p.
  • Katia und Maurice Krafft: Volcans et dérives des continents, Paris, Hachette, 1984, 157 p.
  • Katia und Maurice Krafft: Les plus beaux volcans, d’Alaska en Antarctique et Hawaï, Paris, Solar, 1985, 88 p.
  • Katia und Maurice Krafft: Volcans et éruptions, Paris, Hachette-Jeunesse, 1985, 90 p.
  • Katia und Maurice Krafft: Les Volcans du monde, Vevey-Lausanne, Éditions Mondo, 1986, 152 p.
  • Katia und Maurice Krafft: Objectif volcans, Paris, Nathan Image, 1986, 154 p.
  • Katia und Maurice Krafft: Führer zu den Virunga Vulkanen, Stuttgart, F. Enke, 1990, 187.


  • Pierre Kohler, Katia Krafft (Fotos): Vulkane. Kraft aus der Erde. In: Wissen entdecken (Originaltitel: Volcans, übersetzt von Traudl Lessing). Gonrom, Bindlach 1987, ISBN 3-8112-0947-7 (deutsche Erstausgabe bei Breitschopf, Wien / Stuttgart 1987, ISBN 3-7004-0431-X).
  • Katia Krafft, Maurice Krafft: Die Vulkane der Welt (Aus dem französischen Original Les Volcans du monde übersetzt von Robert Schnieper), Mondo Verlag, Lausanne 1986 (ohne ISBN)








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