„Friedrich Clemens Gerke“ – Versionsunterschied

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== Leben ==
== Leben ==
[[Datei: Gerke.jpg | thumb | right | Friedrich Clemens Gerke, 1840 <br> Lithographie A. Lill ]]
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Gerke wurde in einfachen Verhältnissen geboren. Mit 16 Jahren geht er in Hamburg in Stellung. Zunächst ist er Diener und Schreiber des Privatgelehrten Arnold Schuback. 1818 wechselt er als Kontorist zum Senator Brunnemann und erhält erstmals ein festes Gehalt. Am 10. Juli 1820 heiratet er die junge, hübsche aber ebenso mittellose französische Emigrantin Sophie Marianne Ducalais. Nach dem Versuch, sich mit einem Hutmachergeschäft selbständig zu machen, stehen sie nach kurzer Zeit mittellos da. Sie entschließen sich auszuwandern und lassen sich von der britischen Armee anwerben. Über Twielenfleth und Helgoland reisen sie nach Kanada. Gerke diente von 1821 bis 1823 in der britischen Armee beim Rifle Battalion, 60th Regiment als Musiker. Der Militärdienst gefällt Gerke nicht und es gelingt ihm, einen Ersatzmann zu stellen, der die Restdienstzeit ableistet. Nach seiner Rückkehr 1823 nach Hamburg nutzte er die neuen Sprachkenntnisse zum Übersetzen von Büchern über Telegraphentechnik.
Gerke wurde in einfachen Verhältnissen geboren. Mit 16 Jahren geht er in Hamburg in Stellung. Zunächst ist er Diener und Schreiber des Privatgelehrten Arnold Schuback. 1818 wechselt er als Kontorist zum Senator Brunnemann und erhält erstmals ein festes Gehalt. Am 10. Juli 1820 heiratet er die junge, hübsche aber ebenso mittellose französische Emigrantin Sophie Marianne Ducalais. Nach dem Versuch, sich mit einem Hutmachergeschäft selbständig zu machen, stehen sie nach kurzer Zeit mittellos da. Sie entschließen sich auszuwandern und lassen sich von der britischen Armee anwerben. Über Twielenfleth und Helgoland reisen sie nach Kanada. Gerke diente von 1821 bis 1823 in der britischen Armee beim Rifle Battalion, 60th Regiment als Musiker. Der Militärdienst gefällt Gerke nicht und es gelingt ihm, einen Ersatzmann zu stellen, der die Restdienstzeit ableistet. Nach seiner Rückkehr 1823 nach Hamburg nutzte er die neuen Sprachkenntnisse zum Übersetzen von Büchern über Telegraphentechnik.


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Auf Veranlassung des Senator Möring stellen die Amerikaner William und Charles Robinson 1847 den elektrischen Morsetelegraphen in Hamburg vor. Die Vorteile der neuen Technik erkennend, wechselte Gerke zur ''Elektro-Magnetischen Telegraphen-Compagnie'', die am 15. Oktober 1848 eine Verbindung von [[Hamburg]] nach [[Cuxhaven]] in Betrieb nahm. Gerke wurde 1847 Inspektor dieses Unternehmens, das als erstes in Europa das [[Morsecode|Morsealphabet]] benutzte.
Auf Veranlassung des Senator Möring stellen die Amerikaner William und Charles Robinson 1847 den elektrischen Morsetelegraphen in Hamburg vor. Die Vorteile der neuen Technik erkennend, wechselte Gerke zur ''Elektro-Magnetischen Telegraphen-Compagnie'', die am 15. Oktober 1848 eine Verbindung von [[Hamburg]] nach [[Cuxhaven]] in Betrieb nahm. Gerke wurde 1847 Inspektor dieses Unternehmens, das als erstes in Europa das [[Morsecode|Morsealphabet]] benutzte.


Gerke erkannte die Nachteile <ref> Gerke: Der praktische Telegraphist ... Hoffmann & Campe, Hamburg 1851</ref>des ''American Morse Code''. Er lag im Wesentlichen in der unterschiedlichen Signalgebung von 'kürzeren' und 'längeren' langen Zeichen und unterschiedlichen Zeichenpausen auch innerhalb der einzelnen Zeichen. Im System nach Gerke gibt es nur kurze und lange Zeichen. Ein langes Zeichen hat die dreifache Länge eines Kurzzeichens. Er änderte rund die Hälfte der Zeichen, indem er 11 Buchstaben umstellte und deutsche Umlaute einführte (6 Buchstaben werden erst später in ihre heutige Form gebracht), die Kodierung der Zahlen behält er zunächst bei. Eine Sonderstellung nimmt die Ziffer Null ein, die durch einen überlangen Strich dargestellt wird. Gerkes System (auch Hamburger Alphabet genannt), wird vom Deutsch-Österreichischen Telegraphenverein, 1865 schließlich durch den ersten internationalen Telegraphenvertrag als allgemein geltender Telegraphie-Standard festgelegt. Sein entscheidend verändertes Morsealphabet ist bis auf geringe Änderungen das bis heute verwendete gültige Internationale Telegraphenalpabet in der [[Morsetelegrafie]].
Gerke erkannte die Nachteile <ref> Gerke: Der praktische Telegraphist ... Hoffmann & Campe, Hamburg 1851</ref>des ''American Morse Code'' des Amerikaners [[Alfred Vail]]. Er lag im Wesentlichen in der unterschiedlichen Signalgebung von 'kürzeren' und 'längeren' langen Zeichen und unterschiedlichen Zeichenpausen auch innerhalb der einzelnen Zeichen. Im System nach Gerke gibt es nur kurze und lange Zeichen. Ein langes Zeichen hat die dreifache Länge eines Kurzzeichens. Er änderte rund die Hälfte der Zeichen, indem er 11 Buchstaben umstellte und deutsche Umlaute einführte (6 Buchstaben werden erst später in ihre heutige Form gebracht), die Kodierung der Zahlen behält er zunächst bei. Eine Sonderstellung nimmt die Ziffer Null ein, die durch einen überlangen Strich dargestellt wird. Gerkes System (auch Hamburger Alphabet genannt), wird vom Deutsch-Österreichischen Telegraphenverein, 1865 schließlich durch den ersten internationalen Telegraphenvertrag als allgemein geltender Telegraphie-Standard festgelegt. Sein entscheidend verändertes Morsealphabet ist bis auf geringe Änderungen das bis heute verwendete gültige Internationale Telegraphenalpabet in der [[Morsetelegrafie]].


Gerke übersetzt ein Buch des Amerikaners Alfred Vail und verfaßt ein eigenes Werk zum Telegraphenwesen:
Gerke übersetzt ein Buch von Alfred Vail und verfaßt ein eigenes Werk zum Telegraphenwesen:


Der praktische Telegraphist oder die electro-magnetische Telegraphie
Der praktische Telegraphist oder die electro-magnetische Telegraphie
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== Literatur ==
== Literatur ==

* Hans Brecht: ''Friedrich Clemens Gerke, ein fast vergessener Hamburger Schriftsteller und Erfinder''. In: ''Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 86, 2000''.
* Hans Brecht: ''Friedrich Clemens Gerke, ein fast vergessener Hamburger Schriftsteller und Erfinder''. In: ''Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 86, 2000''.
* Detlev Kasten: ''100 Jahre Telegraphenamt Hamburg''. In: ''Postgeschichtliche Blätter Hamburg Ausgabe 1968''.


== Weblinks ==
* Detlev Kasten: ''100 Jahre Telegraphenamt Hamburg''. In: ''Postgeschichtliche Blätter Hamburg Ausgabe 1968''.
<references />
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Version vom 15. August 2010, 21:39 Uhr

Friedrich Clemens Gerke (* 22. Januar 1801 in Osnabrück; † 21. Mai 1888 in Hamburg) war ein deutscher Schriftsteller, Journalist, Musiker und ein Pionier der Telegrafie durch Weiterentwicklung des Morsecodes.

Ihm zu Ehren erhielt der 230 Meter hohe Fernmeldeturm in Cuxhaven den Namen Friedrich-Clemens-Gerke-Turm.

Leben

Friedrich Clemens Gerke, 1840
Lithographie A. Lill
F.C. Gerke, 1870

Gerke wurde in einfachen Verhältnissen geboren. Mit 16 Jahren geht er in Hamburg in Stellung. Zunächst ist er Diener und Schreiber des Privatgelehrten Arnold Schuback. 1818 wechselt er als Kontorist zum Senator Brunnemann und erhält erstmals ein festes Gehalt. Am 10. Juli 1820 heiratet er die junge, hübsche aber ebenso mittellose französische Emigrantin Sophie Marianne Ducalais. Nach dem Versuch, sich mit einem Hutmachergeschäft selbständig zu machen, stehen sie nach kurzer Zeit mittellos da. Sie entschließen sich auszuwandern und lassen sich von der britischen Armee anwerben. Über Twielenfleth und Helgoland reisen sie nach Kanada. Gerke diente von 1821 bis 1823 in der britischen Armee beim Rifle Battalion, 60th Regiment als Musiker. Der Militärdienst gefällt Gerke nicht und es gelingt ihm, einen Ersatzmann zu stellen, der die Restdienstzeit ableistet. Nach seiner Rückkehr 1823 nach Hamburg nutzte er die neuen Sprachkenntnisse zum Übersetzen von Büchern über Telegraphentechnik.

In den Jahren vor seiner Tätigkeit für den optischen und später elektrischen Telegrafen arbeitete er als Musiker in Vergnügungslokalen im dänischen Altona auf St. Pauli. In diese Zeit fällt auch seine beginnende Tätigkeit als Schriftsteller und Journalist. Nach einigen Jahren kann er seine Musikerlaufbahn beenden und ist nur noch literarisch tätig. Ab 1841 arbeitete er für Johann Ludwig Schmidt, der die optische Telegrafenlinie Hamburg-Cuxhaven betrieb, und behob die Probleme dieser Verbindung. Diese Telegrafenlinie diente einem Schiffsmeldedienst auf der Elbe. Im Jahre 1842, beim großen Hamburger Brand, forderte er via optischen Telegraphen Hilfe aus dem Hamburger Umland an.

Auf Veranlassung des Senator Möring stellen die Amerikaner William und Charles Robinson 1847 den elektrischen Morsetelegraphen in Hamburg vor. Die Vorteile der neuen Technik erkennend, wechselte Gerke zur Elektro-Magnetischen Telegraphen-Compagnie, die am 15. Oktober 1848 eine Verbindung von Hamburg nach Cuxhaven in Betrieb nahm. Gerke wurde 1847 Inspektor dieses Unternehmens, das als erstes in Europa das Morsealphabet benutzte.

Gerke erkannte die Nachteile [1]des American Morse Code des Amerikaners Alfred Vail. Er lag im Wesentlichen in der unterschiedlichen Signalgebung von 'kürzeren' und 'längeren' langen Zeichen und unterschiedlichen Zeichenpausen auch innerhalb der einzelnen Zeichen. Im System nach Gerke gibt es nur kurze und lange Zeichen. Ein langes Zeichen hat die dreifache Länge eines Kurzzeichens. Er änderte rund die Hälfte der Zeichen, indem er 11 Buchstaben umstellte und deutsche Umlaute einführte (6 Buchstaben werden erst später in ihre heutige Form gebracht), die Kodierung der Zahlen behält er zunächst bei. Eine Sonderstellung nimmt die Ziffer Null ein, die durch einen überlangen Strich dargestellt wird. Gerkes System (auch Hamburger Alphabet genannt), wird vom Deutsch-Österreichischen Telegraphenverein, 1865 schließlich durch den ersten internationalen Telegraphenvertrag als allgemein geltender Telegraphie-Standard festgelegt. Sein entscheidend verändertes Morsealphabet ist bis auf geringe Änderungen das bis heute verwendete gültige Internationale Telegraphenalpabet in der Morsetelegrafie.

Gerke übersetzt ein Buch von Alfred Vail und verfaßt ein eigenes Werk zum Telegraphenwesen:

Der praktische Telegraphist oder die electro-magnetische Telegraphie
nach dem Morse'schen System zunächst auch als Handbuch für angehende
Telegraphisten vollständig und umfassend aus eigener praktischer Erfahrung
dargestellt von Friedrich Clemens Gerke, Hamburg, Hoffmann und Campe, 1851

In diesem 144 seitigen Buch beschreibt Gerke alle Aspekte der Telegraphie von der Stromquelle, der Weiterleitung, den Geräten und der Signalisierung mit dem umgestellten Morsecode.

Im Jahre 1850 starb seine Frau Marianne, die Ehe war kinderlos geblieben. Kurze Zeit später heiratete Gerke eine wesentlich jüngere Frau, mit ihr hatte er fünf Kinder.

Ab 1868 arbeitete Gerke für das neu gegründete Telegraphenamt in Hamburg und übernahm 1869 die Leitung.

Am 21. Mai 1888 starb Gerke und wurde auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf beigesetzt. Das Grab wurde in den 1930er Jahren von den Angehörigen aufgegeben.

Von seinem literarischen Lebenswerk ist einiges erhalten geblieben.

Morse Code in Gerke coding
Morse Code in Gerke coding

Literatur

  • Hans Brecht: Friedrich Clemens Gerke, ein fast vergessener Hamburger Schriftsteller und Erfinder. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 86, 2000.
  • Detlev Kasten: 100 Jahre Telegraphenamt Hamburg. In: Postgeschichtliche Blätter Hamburg Ausgabe 1968.
  1. Gerke: Der praktische Telegraphist ... Hoffmann & Campe, Hamburg 1851