Curacaví

Lage von Curacavi innerhalb der Región Metropolitana.

Curacaví ist eine Kleinstadt in der Región Metropolitana in Chile. Sie hat 24.300 Einwohner, von denen fast 2/3 im Stadtbereich und etwa 1/3 in der ländlichen Umgebung wohnen (Stand: 2002).

Geographie und Klima

Curacaví liegt etwa 80 km westlich von Santiago an der Ruta 68, die ans Meer nach Valparaíso führt. Das Klima ist gemässigt, mit heissem Sommer im November bis Februar. Die Gemeindefläche beträgt ca. 693 km2.

Sehenswürdigkeiten

Der benachbarte Fluss Rio del Puangue, die Plaza de Armas, der Treffpunkt der Stadt, sowie die benachbarten Hügel laden zu einem ausgedehnten Spaziergang ein.

Dank der Nähe zu Santiago und zu Valparaíso auch ideal als Ausgangspunkt dorthin. Curacaví ist dank privaten Busunternehmen, die die Ruta 68 bedienen, ausgezeichnet erschlossen.

Geschichte

Präkolumbische Geschichte

Vor der spanischen Kolonisation (Conquista) gab es bereits eine Siedlung im heutigen Stadtgebiet, am Ufer des Puangue in der Nähe des vormals so genannten "Cerro de las Brujas" [1] (Hexenberg), der sich am westlichen Ortseingang befindet, zwischen der Autobahn und dem heutigen Friedhof. Von den Spaniern wurde die Siedlung "Tambo viejo de Puangue" genannt, was soviel bedeutet wie: alte inkaische Rast- und Lagerstätte am Puangue. Daher wird vermutet, dass schon zu Zeiten der Inkaherrschaft ein wichtiger Weg durch Curacaví führte. [2] Es ist bekannt, daß Mais und Melonen angebaut wurden[3] und ein Bewässerungssytem angelegt war [4]. Die örtliche indigene Bevölkerung besaß zusätzlich Felder in einem Gebiet genannt Pico, etliche Kilometer südlich in der Nähe des heutigen Melipilla am Fluß Maipo, auf die sie sich in trockenen Jahren zurückzogen [5].

Die Conquista

Gut dokumentiert ist die koloniale Inbesitznahme des Landes. So ist auch verständlich, dass sich ein wesentlicher Teil der Geschichtsschreibung damit beschäftigt, welche Personen Rechte an Grundstücken erhielten oder erwarben.

Mit dem ältesten bekannten Dokument, ausgestellt am 04.10.1550 [6], übergab Pedro de Valdivia die drei Kaziken Antequiles, Chamuvo und Catalangua mitsamt der zugehörigen indigenen Bevölkerung im Tal Poagui (heute Puangue) als Encomienda an Juan Bautista de Pastene[1]. Obwohl er damit nur das Recht erhalten hatte über die Bevölkerung zu verfügen, eignete er sich auch das Land an das den Einwohnern gehörte und von ihnen bewirtschaftet wurde [7]. Das Prinzip der Kolonisierung war, die indigene Bevölkerung aus den gut erschlossenen und leicht zu nutzenden Zonen zu verdrängen. Diejenigen, die nicht in der Landwirtschaft eingesetzt wurden siedelte man, bis etwa 1580 [8] in der Nähe von Minen an, wo sie als Arbeitskräfte gebraucht wurden. Juan Bautista de Pastene ließ Hanf und Flachs anbauen, mit denen Decken und Seile produziert wurden [1]. Im Jahr 1582, nach seinem Tod, das genaue Datum ist unbekannt, erbte der Sohn Tomás de Pastene Seixas die Encomienda Puangue in zweiter Generation.

Am 13 Februar 1583 erhielt er vom Governeur Martín Ruiz de Gamboa [9] die "Merced" über 105 Cuadras (eine Cuadra hat etwa 7.000 m²) in der Ansiedlung Puangue und 105 Cuadras in der Ansiedlung Curacaví. [10]. "Merced" bedeutet in dieser Epoche, daß das Land persönliches Eigentum des Rechteinhabers wurde. Während der Vater rechtlich gesehen das Land nur für den spanischen König verwaltete, war der Sohn also nach heutigen Rechtsvorstellungen der erste Eigentümer. Daraufhin vertrieb dieser die indigene Bevölkerung endgültig von ihrem Land und siedelte sie in Pomaire in der Nähe von Melipilla an, und zwar mit Genehmigung des Governeurs [11] und entgegen anderslautenden Anweisungen des Vizekönigs Toledo zum Schutz der Indios[12].

Am 22. März 1590 verkauft Tomás de Pastene die Estancia Curacaví an Capitán Luis Monte de Sotomayor, der sie nach seinem Tod einem seiner acht Söhne hinterlässt. Im Jahre 1602 wird Ginés de Lillo vom Cabildo von Santiago mit einem Vermessungsprojekt beauftragt, einer Art Inventur in der Landbesitzer ihre Titel für eine Überprüfung vorlegen mussten und bei der das Land zumindest grob vermessen wurde.[13] Am 25 Mai 1604, wird die Estancia Puangue vermessen die sich zu diesem Zeitpunkt im Eigentum eines Erben des Schwiegervaters von Luis Monte de Sotomayor[14] befindet.

1621 ist Juan de la Guardia Eigentümer der beiden "Merced" von Curacaví mit je 105 Cuadras und weiteren Ländereien in Cuyuncaví[15] (Nördlich des heutigen Stadtzentrums) und nach Norden entlang des Río Puangue [16]. Das umfaßte vollständig das Gebiet der heutigen Stadt und noch deutlich mehr. Aufgrund der wirtschafltichen Bedeutung der Zentralregion Chiles sind die Landzuweisungen bis 1621 für das ganze Tal des Puangue abgeschlossen [17].

Wirtschaft

Curacaví wird vor allem durch Gastronomie, Landwirtschaft, Handwerk und Handel geprägt. Es gibt keine Industrie. Viele Einwohner pendeln zum Arbeiten ins benachbarte Santiago.

Gastronomie

Die zentrale Lage zwischen der Hauptstadt Santiago de Chile und der Hafenstadt Valparaíso prägte Curacaví seit der Kolonisation als Raststätte für Reisende. Der Weg zwischen diesen Städten ist eine wichtige Transitstrecke, die heute die Bezeichnung "Ruta 68" trägt. Er war seit Ende des 18. Jahrhunderts mit Fuhrwerken befahrbar und ist seit etwa dem Jahre 1992, als Autobahn ausgebaut. Daher gibt es in Curacaví traditionell viele Restaurants entlang der Strecke.

Landwirtschaft

In der Umgebung von Curacaví finden sich Betriebe, die Agrikultur (Äpfel, Orangen, Mais, Kopfsalat, Avocado, Nelken als Schnittblumen, Kaktusfeigen, Mandeln), Viehzucht (Rinder, Hühner) und Milchwirtschaft (Milch, Käse, Manjar) betreiben. Insbesondere das Obst ist eine wichtige Exportware, die auch nach Deutschland geliefert wird. Curacaví ist allgemein bekannt für seinen Federweißer ("Chicha de Curacaví"), dem ein Cueca-Lied gewidmet wurde, das in Chile sehr populär ist. Heute gibt es allerdings keinen einzigen Weinbaubetrieb mehr, aber einige kleine Hinterhofweingärten versorgen jeden, der vorbeikommt mit Chicha bis zum abwinken.

Handwerk

In zahlreichen Konditoreien wird ein weiteres wichtiges Produkt, die sogenannten "Dulces de Curacaví" hergestellt. Das ist süßes Gebäck in verschiedenen Formen mit viel Karamellcreme (Manjar), Puderzucker und Baiser. Im Vertrieb des Süßgebäcks hat sich noch ein wenig die alte Tradition bewahrt, das Produkt direkt am Wegesrand an den Kunden zu bringen, das heißt heute: mitten auf der Autobahn, im relativ langsam fließenden Verkehr an der Mautstelle im benachbarten Casablanca.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Ilustre Municipalidad de Curacaví: Historia - Homepage der Stadt
  2. Borde, Jean/Gongora, Mario: Evolución de la propiedad rural en el Valle de Puangue. Universitaria, Santiago de Chile 1956 (Memoria Chilena - Documentos). S. 42
  3. Borde 1956, S. 86
  4. Borde 1956, S. 188
  5. Greve Schlegel, Ernesto: La mensura general 1602-1605, Antecdentes históricos. En Colección de historiadores de Chile y de documentos relativos a la historia nacional,. Tomo 48 Mensuras de Ginés de Lillo,. Santiago 1941 (Memoria Chilena - Documentos). S. 84
  6. Greve 1941, S. 84
  7. Borde 1956, S. 43
  8. Borde 1956, S. 49
  9. Greve 1941, S. 25
  10. Borde 1956, S. 36
  11. Borde 1956, S. 43
  12. Borde 1956, S. 32
  13. Silva Vargas, Fernando: La Visita General de la tierra de Ginés de Lillo en Tierras y pueblos de indios en el Reino de Chile: esquema históico-jurídico. Univ. Católica de Chile, Fac. de Ciencias Jurídicas, Políticas y Sociales, Santiago 1962 (Memoria Chilena - Documentos)..
  14. Greve 1941
  15. Borde 1956, S. 222
  16. Borde 1956, S. 56
  17. Borde 1956, S. 47

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