Andreas Molau

Andreas Molau (in der Mitte) mit seinen Kindern bei einer Demonstration der NPD am 18. Juni 2005 in Braunschweig

Andreas Molau (* 23. Februar 1968 in Braunschweig) ist ein deutscher Publizist und war Funktionär der vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Nationaldemokratischen Partei Deutschlands. Er ist seit 2005 Vorsitzender der rechtsextremen Gesellschaft für Freie Publizistik und von 2006 – bis zu seinem Rücktritt im Oktober 2008 – Mitglied im Bundesvorstand der NPD, zuständig für Bildung. Er ist Stellvertreter im Landesvorstand Niedersachsen der NPD und wissenschaftlicher Berater des NPD-Bundesvorsitzenden Voigt. 2009 trat er zusätzlich in die Deutsche Volksunion (DVU) ein, deren Bundespressesprecher er seitdem ist. Seine NPD-Mitgliedschaft wurde daraufhin von seiner alten Partei für erloschen erklärt.

Leben

Molau studierte Deutsch und Geschichte auf Lehramt in Göttingen und schloss sein Studium mit einer Staatsexamensarbeit über Alfred Rosenberg. Der Ideologe des Nationalsozialismus ab. Diese Arbeit wurde 1993 bei dem extrem rechten Verlag Siegfried Bublies veröffentlicht.

Schon während seines Studiums arbeitete Molau als verantwortlicher Kulturredakteur bei der Jungen Freiheit und schrieb seit Anfang der 1990er Jahre als Mitglied der Deutschen Hochschulgilde Trutzburg-Jena zu Göttingen auch für den Göttinger Zirkel, ein Organ schlagender Burschenschafter, und rechtsextreme Blätter wie Nation und Europa. Aufgrund fehlender Distanz zu Positionen von Holocaustleugnern in einem Beitrag aus seinem Ressort und wegen eines Richtungsstreits in der Redaktion musste er 1994 die Junge Freiheit verlassen und arbeitete daraufhin als verantwortlicher Redakteur bei der Zeitschrift Deutsche Geschichte des mehrfach wegen Volksverhetzung verurteilten Verlegers Gert Sudholt. Ende 1996 beendete Molau die Autorenschaft für diese Blätter, zumindest unter seinem eigenen Namen.

1995 hatte Molau den bei der Verlagsgesellschaft Berg erschienenen geschichtsrevisionistischen Sammelband Opposition für Deutschland herausgegeben und damit wohl den Grundstein für seine weitere Karriere gelegt. Neben Molau selbst sind in dem Band unter anderem auch sein späterer Kollege im sächsischen Landtag Karl Richter sowie Huwald Fröhlich, Hartmut Hesse, Ansgar Hofacker, Winfried Knörzer, Hans-Ulrich Kopp, Klaus Kunze, Carl Meyerson, Harald Neubauer, Germar Rudolf, Hans B. von Sothen, Franz Uhle-Wettler und Claus-M. Wolfschlag mit Beiträgen vertreten. Hier äußerte er auch die Grunddevise seines politischen Handelns, „alle Rechten, Konservativen, Nationalen, Nationalkonservativen usw. gedanklich an einen Tisch zu bringen“.

Von 1996 bis 2004 war Molau als Lehrer für Deutsch und Geschichte an der Waldorfschule in Braunschweig angestellt, ohne dass seine politische Einstellung der Schulleitung bekannt war. Nachdem er einen Antrag auf Beurlaubung eingereicht hatte, um seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter der kurz zuvor, am 19. September 2004, in den sächsischen Landtag eingezogenen Fraktion der NPD antreten zu können, wurde ihm von der Schulleitung die Lehrgenehmigung entzogen und ihm ein Hausverbot für das Schulgelände erteilt. Dabei wurde im November 2004 auch seiner elfjährigen Tochter und dem achtjährigen Sohn der Schulbesuch an der Braunschweiger Waldorfschule untersagt. Sowohl die Kündigung als auch die neue Anstellung Molaus, aber auch die Entlassung der beiden Kinder etwa zwei Wochen später sorgten für bundesweites Aufsehen. In rechtsextremen Medien wie der NPD-Zeitung Deutschen Stimme (DS), der National Zeitung (NZ) und in der nationalkonservativen Jungen Freiheit (JF) wurde übereinstimmend von „Sippenhaft“ gesprochen.

Danach arbeitete Molau als parlamentarischer Berater der sächsischen NPD-Fraktion (bis Anfang 2006) und stellvertretender Chefredakteur der NPD-Parteizeitung Deutsche Stimme (bis April 2007). Er ist Pressesprecher des Unterbezirks Braunschweig und verantwortlich als Sprecher in Wolfenbüttel. Zur Bundestagswahl 2005 trat er für die NPD als Direktkandidat im Wahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel an. In einem Artikel in der „Wolfenbütteler Zeitung“ vom 2. Februar 2006 teilt Molau als Sprecher der örtlichen NPD mit, dass eine flächendeckende Kandidatur bei den Kommunalwahlen in der Stadt und im Landkreis Wolfenbüttel vorgesehen sei (die allerdings mangels Kandidaten und Unterstützungsunterschriften nicht zustande kam) und er Vorträge organisieren wolle, „wie dies in Wolfenbüttel noch üblich war, als ich zu Abiturzeiten zur JN stieß“. Zu den Kommunalwahlen am 10. September 2006 kandidiert Andreas Molau auf der Liste der NPD für den Wolfenbütteler Kreistag im Wahlbereich IV (Samtgemeinden Asse, Oderwald, Schöppenstedt). Andreas Molau wurde bei der Wahl nicht in den Kreistag gewählt, die NPD erhielt aber einen Sitz. Nach dem Rückzug eines NPD Abgeordneten ist Molau am 16. Dezember 2007 in den Wolfenbüttler Kreistag nachgerückt.

2006 nahm er mit einer Zeichnung am Teheraner Holocaust-Karikaturen-Wettbewerb teil.[1]

Seit Mai 2007 ist Andreas Molau als Leiter des Amtes Bildung beim NPD-Parteivorstand und als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Parteivorsitzenden Udo Voigt tätig. Zu seinem Rang als vermeintlichem „Chefideologen“ der Partei bemerkt der Politikwissenschaftler Richard Stöss: „Doch um die Intellektualisierung der NPD ist es schlecht bestellt. Im Augenblick gilt ja Andreas Molau als Chefideologe der Partei. Bislang ist er aber nicht gerade durch seine theoretischen Abhandlungen aufgefallen - aber vielleicht kommt das ja noch.“[2]

Bei der Niedersächsischen Landtagswahl 2008 war er Spitzenkandidat seiner Partei und Direktkandidat im Wahlkreis Wolfenbüttel-Süd/Salzgitter, wo er zwei Prozent der Erststimmen erhielt.

Am 6. Oktober erklärte Molau seinen Rücktritt von allen Bundesämtern in der NPD, da er nach den "Ereignissen um die Veruntreuung von Geldern durch den ehemaligen NPD-Schatzmeister Erwin Kemna", die "Parteiführung nicht mehr uneingeschränkt unterstützen" könne, bleibt aber Mitglied der Partei. Am 12. März 2009 gibt die DVU bekannt, dass Molau die Verantwortung für die Pressearbeit dieser Partei übernommen habe und im Wege der Doppelmitgliedschaft auch der DVU beigetreten sei. Er wolle damit demonstrieren, "dass es ein Gegeneinander im nationalen Bereich nicht mehr geben darf". [3] Anfang August wurde Molau aus der NPD ausgeschlossen, so vermeldete es der Molau nahestehende blog Gesamtrechtsinfo (vormals Patriotisches Forum Süddeutschland). [4] Anfang Oktober trat Molau dann aus der NPD aus. [5]

Die Auslassungen im Rosenberg-Buch

Eine auffällige Auslassung nimmt Molau in seinem Buch über Alfred Rosenberg vor. Dieser hatte in einer Rede vor dem „Parteikongress“ auf dem ersten NSDAP-Parteitag nach der Machtübertragung, im September 1933, eine Grundsatzrede „Die rassische Bedingtheit der Außenpolitik“ [6] gehalten, die Molau im Abschnitt „Außenpolitische Vorstellungen Rosenbergs“ referiert. Die Rede ist unschwer als Bewerbung Rosenbergs um den Posten des Reichsaußenministers nach dem zu erwartenden Rauswurf der Deutschnationalen aus der Regierung Hitler zu lesen, sie liegt gedruckt vor. Entscheidende Passagen der Rede lässt Molau jedoch fort.

Rosenberg nennt hier die Judenverfolgungen der Jahre nach 1933 (Boykott der Geschäfte, Rauswurf der Beamten) eine „Wiederherstellung der elementarsten Gerechtigkeit dem deutschen Volke gegenüber“. Sie seien eine „Rache der Natur“ an jüdischen Machtpositionen, diese Natur würde am Ende immer siegen, „auch wenn sie Millionenopfer fordert, ja ganze Völker austilgt“. Molau ist diese Rede genau bekannt, er referiert aus dem Kontext harmlos klingende Passagen über eine organische Außenpolitik und die „naturgegebene Abgrenzung der Kulturseelen“. Molau zitiert Rosenberg so: „Das bedeutet aber, und das ist das Entscheidende, nicht die Predigt eines Rassenhasses, sondern, ganz im Gegenteil, die Voraussetzung für eine echte Rassenachtung.“ [7] Diese sehr unterschiedlichen Passagen liegen im Druck nur wenige Seiten auseinander, es ist nicht anzunehmen, dass Molau die künftigen „Millionenopfer“ übersehen hat.

Einen weiteren Text Rosenbergs vom 18. November 1941 zum Völkermord an den Juden Europas erwähnt Molau nicht. Rosenberg schrieb, der Osten (Europas) ist „berufen, eine Frage zu lösen, die den Völkern Europas gestellt ist: … die Judenfrage. Im Osten leben noch etwa sechs Millionen Juden, und diese Frage kann nur gelöst werden in einer biologischen Ausmerzung des gesamten Judentums in Europa. … Und dazu ist es notwendig, sie an den Ural zu drängen oder sonst irgendwie zur Ausmerzung zu bringen.“ [8] Vierzehn Tage später bestimmte ein NS-Gesetz die Ausbürgerung und Enteignung von zur Deportation bestimmten deutschen Juden; bald folgte die Wannsee-Konferenz, die das Mordprogramm konkretisierte. An der Authentizität dieser als „geheim“ klassifizierten Rede gibt es keine Zweifel, Rosenberg hat sie handschriftlich korrigiert. Wenn Molau diese 1991 in Deutsch veröffentlichte Passage in einem zwei Jahre später erschienenen Buch von 194 Seiten fort lässt, weist das auf einen apologetischen Charakter dieses Werkes hin.

Anmerkungen

  1. Molaus Zeichnung beim Teheraner Cartoon Wettbewerb
  2. Interview bei sueddeutsche.de, 24. Mai 2008.
  3. http://www.dvu.de/Themen/Andreas_Molau_tritt_in_die_DVU_ein.html
  4. http://gesamtrechts.wordpress.com/2009/08/10/dvu-pressesprecher-andreas-molau-aus-npd-ausgeschlossen/ DVU-Pressesprecher Andreas Molau aus NPD ausgeschlossen 10. August 2009
  5. DVU-Pressesprecher Molau tritt aus der NPD aus 7 Oktober 2009
  6. in: Blut und Ehre, Hg. von Trotha, Eher Verlag, München oftmals, Zitate S. 343f und 336f
  7. Molau, Rosenberg, S. 75 und Anm. 198f
  8. Hans-Heinrich Wilhelm, Rassenpolitik und Kriegführung. Sicherheitspolizei und Wehrmacht in Polen und der Sowjetunion. Wissenschaftsverlag Richard Rothe, Passau 1991, ISBN 3-927575-21-6, S. 131, dort auch die Belege für die Authentizität. Engl. bei Christopher Browning, Nazi Policy, Jewish Workers, German Killers, Cambridge UP 2000, S. 48. Französisch: http://www.phdn.org/negation/documents/nazisdoc.html Erstmals veröffentlicht in Rosenbergs Politischen Tagebüchern, 2. Aufl. dtv, 1964

Veröffentlichungen

  • Alfred Rosenberg. Der Ideologe des Nationalsozialismus. Eine politische Biografie Verlag Siegfried Bublies, Koblenz 1993 ISBN 3-926584-27-0
  • als Hg.: Opposition für Deutschland. Widerspruch und Erneuerung Verlagsgesellschaft Berg, Berg 1995 ISBN 3-86118-046-4
  • Thomas Altstedt (Pseudonym zu A.M.): Joseph Goebbels. Eine Biographie in Bildern Druffel-Verlag, Berg 1999 ISBN 978-3-8061-1127-9 identisch mit * dsb.: Dr. Goebbels: Hitlers Propagandaminister in Bilddokumenten und Selbstzeugnissen Druffel & Vowinckel-Verlag, Inning und Stegen/Ammersee 1998 ISBN 3-8061-1127-8
  • Molau, Andreas: Europäische Idee oder Ideen Europas in: Deutsche Annalen 1994. Jahrbuch des Nationalgeschehens Hg. Sudholt, Gert; weitere Autoren: Altstedt, Thomas (Mut zur Erziehung); Gordon, Helmut; Grund, Johanna Chr.; Keck, Alfred; Kopp, Hans Ulrich; Kunze, Klaus; Ludwig, Klausdieter; Mölzer, Andreas; Pause, Hans; Preradovich, Nikolaus v.- Druffel-Verlag, Berg 1994 ISBN 3-8061-1092-1
  • Die Entdeckung des Alexander Kern. Roman. Erschienen im Walknut-Verlag Haasler, Seifhennersdorf 2008 ISBN 3-9808-7942-9

Literatur

  • Raimund Hethey: NPD instrumentalisiert sächsischen Landtag, in: Der rechte Rand, Nr. 92 Jan./Febr. 2005, S. 8 f.
  • Andreas Speit: Widersprüche, in: Der rechte Rand, Nr. 92 Jan./Febr. 2005, S. 14
  • Siegfried Jäger: Die Debatte um den Kulturbegriff in der Jungen Freiheit. Eiertanz um den heißen Brei. In: Helmut Kellershohn (Hrsg.): Das Plagiat. Der Völkische Nationalismus der Jungen Freiheit Duisburg 1994, ISBN 3-927388-44-0 (Ausführlich zur Rolle Molaus bei der Öffnung der Jungen Freiheit für die Neue Rechte)
  • Volker Weiss: Einig im Hass – Brüder im Ungeist. In: Frankfurter Rundschau vom 26. April 2007

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