„Aššur (Gottheit)“ – Versionsunterschied

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'''Assur''' ([[Akkadische Sprache|akkadisch]] ''Aschschur, Aschur, Aššur'') war zuerst Stadtgott von [[Aššur (Stadt)|Assur]] und später Reichsgott des [[Assyrien|assyrischen Reiches]]. Er hatte nur in Assur einen Tempel, für dessen Versorgung die [[Liste der assyrischen Provinzen|Provinzen]] in einem festen Schema reihum zuständig waren<ref>J. N. Postgate, The Land of Assur and the Yoke of Assur. World Archaeology 23/3, 1992, 251</ref>.
'''Aššur''' ([[Akkadische Sprache|akkadisch]] ''Aschschur, Aschur, Assur'') war zuerst Stadtgott von [[Aššur (Stadt)|Aššur]] und später Reichsgott des [[Assyrien|assyrischen Reiches]]. Er hatte nur in Aššur einen Tempel, für dessen Versorgung die [[Liste der assyrischen Provinzen|Provinzen]] in einem festen Schema reihum zuständig waren<ref>J. N. Postgate, The Land of Assur and the Yoke of Assur. World Archaeology 23/3, 1992, 251</ref>.
[[Datei:Asur-Stier.PNG|thumb|Assur auf einem Stier stehend (Ausgrabungen aus Assur)]]
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== Ursprung und Geschichte ==
== Ursprung und Geschichte ==
Vielleicht ist Assur mit dem [[Amoriter|ammurritischen]] Gott [[Ašar]] verwandt. Da er später auch [[Enlil|<sup>d</sup>en-lil]] von Assur genannt wird, war er vielleicht ursprünglich ein Erd- oder [[Berggott]], dafür spricht auch seine Verehrung im É-ḫur-sag-kur-kur-a und sein Beiname ''šadû rabû'' (Großer Berg).
Vielleicht ist Aššur mit dem [[Amoriter|ammurritischen]] Gott [[Ašar]] verwandt. Da er später auch [[Enlil|<sup>d</sup>en-lil]] von Aššur genannt wird, war er vielleicht ursprünglich ein Erd- oder [[Berggott]], dafür spricht auch seine Verehrung im É-ḫur-sag-kur-kur-a und sein Beiname ''šadû rabû'' (Großer Berg).
Nach einigen Thesen war der Gott Assur ursprünglich der Gott des Berges ''Ebih'' südöstlich des [[Tigris]] ([[Dschebel Machul]]). Sein Tempel stand auf dem Berge Ebih. Der Berg ist reich an Wildziegen und anderen wilden Tieren.
Nach einigen Thesen war der Gott Aššur ursprünglich der Gott des Berges ''Ebih'' südöstlich des [[Tigris]] ([[Dschebel Machul]]). Sein Tempel stand auf dem Berge Ebih. Der Berg ist reich an Wildziegen und anderen wilden Tieren.


Der Name ist von der [[Ur-III-Zeit]] bis in [[Parther|parthische]] Zeit belegt. In Neuassyrischer Zeit wurde er der Reichsgott des assyrischen Reiches. Er galt nun als Verkörperung von [[Enlil]] und [[Schamasch]].
Der Name ist von der [[Ur-III-Zeit]] bis in [[Parther|parthische]] Zeit belegt. In Neuassyrischer Zeit wurde er der Reichsgott des assyrischen Reiches. Er galt nun als Verkörperung von [[Enlil]] und [[Šamaš]].
In [[Neuassyrisches Reich|Neuassyrischer]] Zeit nimmt Assur in assyrisch religiösen und literarischen Quellen den Platz des babylonischen Hauptgottes [[Marduk]] ein. Später, nach einer Zeit, in der Assur nicht mehr in den Quellen auftaucht, wird Assur in [[Parther|parthischer]] Zeit bis ins [[3. Jahrhundert]] n. Chr. wieder verehrt. Neben seiner Funktion als Reichsgott (''ilu aššurû'') war Assur auch [[Kriegsgott]] und Gott der [[Fruchtbarkeitsgott|Fruchtbarkeit]].
In [[Neuassyrisches Reich|Neuassyrischer]] Zeit nimmt Aššur in assyrisch religiösen und literarischen Quellen den Platz des babylonischen Hauptgottes [[Marduk]] ein. Später, nach einer Zeit, in der Aššur nicht mehr in den Quellen auftaucht, wird Aššur in [[Parther|parthischer]] Zeit bis ins [[3. Jahrhundert]] n. Chr. wieder verehrt. Neben seiner Funktion als Reichsgott (''ilu aššurû'') war Aššur auch [[Kriegsgott]] und Gott der [[Fruchtbarkeitsgott|Fruchtbarkeit]].


Sein [[Tempel]] Escharra in Assur mit dem zentralen Heiligtum É-ḫur-sag-kur-kur-a, dem "Berghaus der Länder" ist durch die [[Deutsche Orientgesellschaft]] ab 1903 ausgegraben worden.
Sein [[Tempel]] Ešarra in Aššur mit dem zentralen Heiligtum É-ḫur-sag-kur-kur-a, dem "Berghaus der Länder" ist durch die [[Deutsche Orientgesellschaft]] ab 1903 ausgegraben worden.


Assur wird auch in [[Urartu|urartäischen]] Inschriften seit der Regierung von [[Rusa (Sohn des Erimena)|Rusa Erimenachi]] erwähnt ([[Stele von Gövelek]]). Çilingiroğlu <ref>Altan Cilingiroglu, Rusa, Son of Argishti: Rusa II or Rusa III? ANES 45, 2008, 21-29</ref> macht deportierte Assyrer für die Einführung seines Kultes verantwortlich.
Aššur wird auch in [[Urartu|urartäischen]] Inschriften seit der Regierung von [[Rusa (Sohn des Erimena)|Rusa Erimenaḫi]] erwähnt ([[Stele von Gövelek]]). Çilingiroğlu <ref>Altan Cilingiroglu, Rusa, Son of Argishti: Rusa II or Rusa III? ANES 45, 2008, 21-29</ref> macht deportierte Assyrer für die Einführung seines Kultes verantwortlich.
== Ikonografie ==
== Ikonografie ==
Die Wildziege (Ibex) gilt als heiliges Tier des Gottes Assur, sie wird durch Hornzapfen dargestellt.
Die Wildziege (Ibex) gilt als heiliges Tier des Gottes Aššur, sie wird durch Hornzapfen dargestellt.
Solche Hornzapfen finden sich zum Beispiel im Palast von [[Assurnasirpal II.]] und auf den Toren von [[Balawat]] im Palast von [[Salmanassar III.]]
Solche Hornzapfen finden sich zum Beispiel im Palast von [[Aššur-nâṣir-apli II.]] und auf den Toren von [[Balawat]] im Palast von [[Šulmanu-ašared III.]]
Das Symbol von Assur ist ein eiserner Dolch.
Das Symbol von Aššur ist ein eiserner Dolch.
Auf neu-assyrischen [[Relief (Kunst)|Reliefs]] wird Assur als Bogenschütze mit einer [[Hörnerkrone]] in einer [[Flügelsonne]] dargestellt. Diese Ikonographie hat wohl auch die Darstellung des persischen [[Ahura Mazda]] beeinflusst.
Auf neu-assyrischen [[Relief (Kunst)|Reliefs]] wird Aššur als Bogenschütze mit einer [[Hörnerkrone]] in einer [[Flügelsonne]] dargestellt. Diese Ikonographie hat wohl auch die Darstellung des persischen [[Ahura Mazda]] beeinflusst.


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 23. August 2011, 15:55 Uhr

Aššur (akkadisch Aschschur, Aschur, Assur) war zuerst Stadtgott von Aššur und später Reichsgott des assyrischen Reiches. Er hatte nur in Aššur einen Tempel, für dessen Versorgung die Provinzen in einem festen Schema reihum zuständig waren[1].

Assur auf einem Stier stehend (Ausgrabungen aus Assur)

Name

A-šur oder Aš-su3r, neo-assyrisch oft abgekürzt als Aš, auch An-ša3r altbabylonisch A-usar. Beinamen sind unter anderem bêlu rabû (großer Herr), ab ilâni (Vater der Götter), šadû rabû (Großer Berg), und ilu aššurû (Gott von Aššur).

Ursprung und Geschichte

Vielleicht ist Aššur mit dem ammurritischen Gott Ašar verwandt. Da er später auch den-lil von Aššur genannt wird, war er vielleicht ursprünglich ein Erd- oder Berggott, dafür spricht auch seine Verehrung im É-ḫur-sag-kur-kur-a und sein Beiname šadû rabû (Großer Berg). Nach einigen Thesen war der Gott Aššur ursprünglich der Gott des Berges Ebih südöstlich des Tigris (Dschebel Machul). Sein Tempel stand auf dem Berge Ebih. Der Berg ist reich an Wildziegen und anderen wilden Tieren.

Der Name ist von der Ur-III-Zeit bis in parthische Zeit belegt. In Neuassyrischer Zeit wurde er der Reichsgott des assyrischen Reiches. Er galt nun als Verkörperung von Enlil und Šamaš. In Neuassyrischer Zeit nimmt Aššur in assyrisch religiösen und literarischen Quellen den Platz des babylonischen Hauptgottes Marduk ein. Später, nach einer Zeit, in der Aššur nicht mehr in den Quellen auftaucht, wird Aššur in parthischer Zeit bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. wieder verehrt. Neben seiner Funktion als Reichsgott (ilu aššurû) war Aššur auch Kriegsgott und Gott der Fruchtbarkeit.

Sein Tempel Ešarra in Aššur mit dem zentralen Heiligtum É-ḫur-sag-kur-kur-a, dem "Berghaus der Länder" ist durch die Deutsche Orientgesellschaft ab 1903 ausgegraben worden.

Aššur wird auch in urartäischen Inschriften seit der Regierung von Rusa Erimenaḫi erwähnt (Stele von Gövelek). Çilingiroğlu [2] macht deportierte Assyrer für die Einführung seines Kultes verantwortlich.

Ikonografie

Die Wildziege (Ibex) gilt als heiliges Tier des Gottes Aššur, sie wird durch Hornzapfen dargestellt. Solche Hornzapfen finden sich zum Beispiel im Palast von Aššur-nâṣir-apli II. und auf den Toren von Balawat im Palast von Šulmanu-ašared III. Das Symbol von Aššur ist ein eiserner Dolch. Auf neu-assyrischen Reliefs wird Aššur als Bogenschütze mit einer Hörnerkrone in einer Flügelsonne dargestellt. Diese Ikonographie hat wohl auch die Darstellung des persischen Ahura Mazda beeinflusst.

Literatur

  • Helmut Freydank u. a.: Lexikon Alter Orient. Ägypten * Indien * China * Vorderasien. VMA-Verlag, Wiesbaden 1997, ISBN 3-928127-40-3.
  • Brigitte Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen. Artemis & Winkler, Stuttgart 2004, ISBN 3-7608-2306-8.
  • W. G. Lambert, The God Assur. Iraq 45, 1983, 82-86.
  • Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie, Lemma Aššur.
  • Julian Reade: Das Kultrelief aus Assur. In: Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 132, 2000, ISSN 0342-118X, S. 105–112.
  • G. W. Vera Chamaza, Die Omnipotenz Aššurs: Entwicklungen in der Assur-Theologie unter den Sargoniden Sargon II., Sanherib und Asarhaddon. Alter Orient und Altes Testament 295, Münster, Ugarit-Verlag 2002.

Einzelnachweise

  1. J. N. Postgate, The Land of Assur and the Yoke of Assur. World Archaeology 23/3, 1992, 251
  2. Altan Cilingiroglu, Rusa, Son of Argishti: Rusa II or Rusa III? ANES 45, 2008, 21-29