„Überetscher Bahn“ – Versionsunterschied

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Diese Projekte wurden auf Eis gelegt, da die Landesregierung ein Konzept mit Schnellbussen (Arbeitstitel: [[Metrobus]]) bevorzugt.<ref>{{SBN|land/landesregierung/1909.asp|Ein neues Mobilitätskonzept für das Überetsch}}</ref>
Diese Projekte wurden auf Eis gelegt, da die Landesregierung ein Konzept mit Schnellbussen (Arbeitstitel: [[Metrobus]]) bevorzugt.<ref>{{SBN|land/landesregierung/1909.asp|Ein neues Mobilitätskonzept für das Überetsch}}</ref>

Am 30.Juli 2016 stellten die [[SAD Nahverkehr]] im Rahmen einer internationalen Mobilitätstagung in [[Völs am Schlern]] ihr Infrastrukturprogramm vor, welches neben einer Dolomitenbahn [[Bozen]] - [[Cortina d'Ampezzo]] auch den Bau einer Tramstrecke zwischen der Talstation der [[Rittner Seilbahn]] ([[Bozen]]) und der [[Mendelbahn]] ([[Kaltern]]) vorsieht.<ref>{{Literatur|Titel=“Dolomiten ersticken im Verkehr”: Bahn-Idee wird begrüßt|Sammelwerk=Südtirol News|Online=https://www.suedtirolnews.it/politik/sad-will-bahnstrecken-bauen|Abruf=2016-12-06}}</ref>


== Erhaltene Fahrzeuge ==
== Erhaltene Fahrzeuge ==

Version vom 6. Dezember 2016, 03:34 Uhr

Bozen–Kaltern
Strecke der Überetscher Bahn
Streckenlänge:17,3 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:650 V =
Maximale Neigung: 31,3 
Minimaler Radius:150 m
Brennerbahn von Innsbruck
150,231 Bozen/Bolzano 266 m s.l.m.
150,000
0,000
Bahn nach Verona und nach Meran (ab 1980)
Kilometrierung ehem. Bozen-Meran Bahn
0,425 ehem. Bahnübergang Verdiplatz
Straßenbahn nach Leifers
0,870 Talfer
1,537 ehem. Bahnübergang Rombrücke 261 m s.l.m.
1,574 Rombrücke/Ponte Roma 261 m s.l.m.
3,170 Reschenbrücke/Ponte Resia 248 m s.l.m.
3,365 ehem. Bahnübergang Reschenbrücke 248 m s.l.m.
4,171
0,000
ehem. Trasse Trasse nach Meran
Beginn Überetscher Bahn
aktuelle Trasse von Bozen
0,125 Kaiserau/Bivio 242 m s.l.m.
0,239 Bahnübergang Kaiserau
0,350 nach Meran
0,410 Eisenbrücke über die Etsch (67,5m) 244 m s.l.m.
0,950 Sigmundskron-Überetsch/Castel Firmiano 242 m s.l.m.
1,302 Schloss Firmian Tunnel/Galleria C. Firmiano (145,5m) 270 m s.l.m.
3,824 St. Pauls Tunnel/Galleria S. Paolo (123,8m) 340 m s.l.m.
4,750 St. Pauls/S. Paolo 365 m s.l.m.
6,135 Eppan-Girlan/Appiano-Cornaiano 402 m s.l.m.
8,900 Montiggl-Planitzing/Monticolo-Pianizza 400 m s.l.m.
Kalterer Abzweigung/Bivio Caldaro
10,428 Kaltern/Caldaro 408 m s.l.m.
10,653 Streckenende Kaltern
11,783 Salegg-Mitterdorf
12,850 Sankt Anton/S. Antonio
Talstation der Mendelbahn
509 m s.l.m.
12,900 Streckenende St. Anton
Mendelbahn zum Mendelpass

Die Überetscher Bahn war eine insgesamt gut 13 Kilometer lange, eingleisige, elektrifizierte, normalspurige Südtiroler Eisenbahnlinie, die von Sigmundskron nach Kaltern und weiter bis zur Talstation der Mendelbahn in St. Anton fuhr. Von Bozen bis nach Sigmundskron benutzte die Bahn die Gleise der ehemaligen Trasse der Bozen-Meraner Bahn.

Streckenverlauf

Die Strecke zweigte ursprünglich gleich nach dem Bahnhof Bozen ab, wo sie die Trasse der Bozen-Meraner Bahn entlang des Eisacks verwendete. In der Bozner Innenstadt gab es 4 Bahnübergänge, eine Brücke über die Talfer, sowie die beiden Haltestellen Rom- und Reschenbrücke. Bei Kilometer 3 trennte sich die Trasse von dem Verlauf der Eisack und führte nach einer Rechtskurve geradewegs durch die Obstwiesen von Kaiserau in Richtung Sigmundskron. Kurz vor dem Bahnhof Sigmundskron, befand sich bei KM 4,171 die Weiche der Abzweigung, wo die eigentliche Überetscher Bahn begann. Anschließend führte das Gleis ein paar hundert Meter parallel zur Bozen-Meraner Bahn, wo es sich dann aber kurz nach der Haltestelle „Kaiserau“ und einem Bahnübergang in einer engen Linkskurve entfernte. Nach der Abzweigung und einer Eisenbrücke über die Etsch befand sich die Haltestelle „Sigmundskron-Überetsch“. Danach schmiegte sich die Bahn bei Frangart durch zwei kürzere Tunnels den Hang entlang, um schließlich auf die Hochebene zu gelangen. Die erste Haltestelle dort war in St. Pauls. Nach ca. eineinhalb Kilometern befand sich der Bahnhof von Eppan-Girlan, kurz danach der Haltepunkt Montiggl und schließlich der Endbahnhof Kaltern. Kurz vor dem Bahnhof Kaltern gab es zudem eine Weiche, die einen Anschluss zur Talstation der Mendelbahn garantierte. Diese seltsame Streckenführung führte dazu, dass die Züge zuerst in den Bahnhof Kaltern einfuhren und nach dem Halt zurücksetzen mussten, um bis St. Anton weiterzufahren.

Geschichte

Die Bahn wurde nur in zweieinhalb Jahren erbaut und wurde schließlich am 15. Dezember 1898 eröffnet, um Anschluss an das Überetsch zu gewähren. Einerseits war es durch die Bahn leichter, Güter zu transportieren, andererseits war der Fremdenverkehr leichter in die Orte zu bekommen. Im ersten Betriebsjahr dauerte eine Fahrt von Kaltern nach Bozen 1 Stunde und 1 Minute, in umgekehrter Richtung brauchte der schnellste Zug 1 Stunde und 8 Minuten.

Ein besonderer Aspekt dieser Bahn war, dass sie wenige Jahre nach ihrer Erbauung, 1911, von Dampf- auf Elektrobetrieb umgestellt wurde (650 V =). Es gibt dazu in der altösterreichischen Eisenbahngeschichte nur sehr wenige Parallelen. Die meisten elektrisch betriebenen Lokalbahnen waren dies seit ihrer Erbauung, „Vorphasen“ mit Dampfbetrieb gab es nur in seltenen Fällen. Anfangs gab es massive Probleme mit Motorschäden, woraufhin zwei Monate lang wieder vollständig mit Dampf gefahren wurde.[1][2][3]

Im Jahre 1913 wurde bei der Abzweigung der Überetscher Bahn von der Bozen-Meraner Bahn die Haltestelle Kaiserau auf Wunsch der umliegenden Bewohner errichtet.

Ab 1935 erfolgte die Stromversorgung zwischen Bozen und Sigmundskron statt über eine Oberleitung mit einer seitlich verlaufenden Stromschiene, da die italienische Staatsbahn die Strecke nach Meran mit einem anderen Stromsystem ausrüstete.

Der Passagierdienst endete am 1. August 1963, die Gesamtstilllegung erfolgte zum 1. Mai 1971.

Güterverkehr

Der Güterverkehr spielte auf der Überetscher Bahn eine wichtige Rolle. Schließlich wollte man die lokalen Exportgüter Obst und Wein exportieren, ohne die Waren mit Karren nach Bozen zu bringen und dort umzuladen. Durch die Weintransporte wurde die Bahn im Volksmund scherzhalber auch „Lepsbahnl“ genannt.

Pläne zur Reaktivierung der Linie

Nachdem die Trasse viele Jahre dem Verfall überlassen worden war, wurde vor kurzem die gesamte Strecke in einen Radweg umgebaut. Heute erfreut sich dieser eines großen Zuspruchs durch lokale Bevölkerung und Touristen. Gleichzeitig sind aber auch Stimmen laut geworden, die die Bahn zurückfordern, um den alltäglichen Pendlerstau in die Stadt Bozen zu mindern. Auf Grund dieser Stimmen wurde im Auftrag der Gemeinden Eppan, Kaltern und Bozen in Zusammenarbeit mit dem Land Südtirol eine Machbarkeitsstudie erstellt, die eine Tram von Bozen nach Kaltern mit Baukosten zwischen 230 und 250 Millionen Euro als machbar bewertete. Würde die Bahn im Viertelstundentakt auf der gut 15 km langen Trasse verkehren, könnten die Pendlerstaus stark reduziert werden.[4]

Im März 2010 schlug die Leitner AG das Konzept einer seilgezogenen gummibereiften MiniMetro mit zwei Sektionen vor, wie bereits in Perugia umgesetzt. Diese soll im Sieben-Minuten-Takt von Kaltern nach Bozen (Sigmundskron) auf einer rund 9,6 Kilometer langen und teilweise unterirdischen Trasse verkehren. Die erste Sektion würde von Kaltern mit Sigmundskron verbinden, die zweite Sektion würde von dort dann zum Verdi-Platz (etwa 5 km) fahren. Insgesamt wäre man dann etwa 36 Minuten (20 Minuten Kaltern-Sigmundskron und 16 Minuten Sigmundskron-Verdi-Platz) unterwegs. Das Projekt der Leitner AG würde insgesamt etwa 196 Millionen Euro (inklusive einer Umlaufbahn von der EURAC zur Seilbahn Jenesien) kosten. Die jährlichen Betriebskosten beträgen ca. 9,5 Mio Euro.[5]

Diese Projekte wurden auf Eis gelegt, da die Landesregierung ein Konzept mit Schnellbussen (Arbeitstitel: Metrobus) bevorzugt.[6]

Am 30.Juli 2016 stellten die SAD Nahverkehr im Rahmen einer internationalen Mobilitätstagung in Völs am Schlern ihr Infrastrukturprogramm vor, welches neben einer Dolomitenbahn Bozen - Cortina d'Ampezzo auch den Bau einer Tramstrecke zwischen der Talstation der Rittner Seilbahn (Bozen) und der Mendelbahn (Kaltern) vorsieht.[7]

Erhaltene Fahrzeuge

Das Technische Museum Wien besitzt eine Originaldampflok der Überetscher Bahn – allerdings in einem späteren Umbauzustand als Stollenlokomotive mit verkleinertem Führerhaus. Die ursprünglich als "Kaltern 1" bezeichnete Lokomotive wurde 1898 bei der Lokomotivfabrik Krauss Co. in Linz gebaut. Bei der k.k. priv. Südbahngesellschaft wurde sie der Baureihe 32d1 zugeordnet und erhielt die Nummer "1851". 1926 kam sie mit ihrer Schwestermaschine "1852" zur GKB wo beide für den Einsatz als Stollenlokomotiven im Pibersteiner Braunkohlebergbau umgebaut wurden. Nach der Schlammkatastrophe 1965 in Köflach hatte die beiden Loks ausgedient, da der Revierstollen überflutet wurde. Die 1852 fand danach noch bis zu deren Einstellung bei der Sulmtalbahn Verwendung, wurde dann an das Gußstahlwerk Judenburg abgegeben und 1975 verschrottet. Die 1851 wurde, nachdem sie fast 20 Jahre am Graz Köflacherbahnhof abgestellt gewesen war, an das Technische Museum Wien abgegeben. Auf Initiative der Steirischen Eisenbahnfreunde wurde die Lokomotive im Jahr 2008 restauriert und anschließend als Denkmal in Bärnbach aufgestellt.

Galerie

Literatur

Commons: Überetscher Bahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Aus Stadt und Land - Die Elektrisierung der Überetschbahn. In: Bote für Tirol u. Vorarlberg. Band 97, Nr. 119. Innsbruck 24. Mai 1911, S. 802 (2) (digital.tessmann.it [abgerufen am 13. Februar 2015]). „Die Probefahrten auf der künftig mit elektrischer Kraft zu betreibenden Überetscherbahn werden mit allem Eifer vorgenommen. Man hofft, morgen den Verkehr mit elektrischem Betriebe auf der Strecke Bozen-Kaltern aufnehmen zu können.“
  2. Heimatliches - Der Elektrische Betrieb der Ueberetscher Bahn – eingestellt. In: Bozner Nachrichten. Band 18, Nr. 157. Bozen 12. Juli 1911, S. 3 (digital.tessmann.it [abgerufen am 13. Februar 2015]). „Auf der Strecke Bozen-Kaltern der Ueberetscher Bahn mußte der elektrische Betrieb gestern vollständig eingestellt werden, doch wird der Fahrplan durch Dampfbetrieb im vollen Umfange aufrecht erhalten. In der Teilstrecke Kaltern-St. Anton erfolgt jedoch der Betrieb nach wie vor elektrisch. [Nähere Schadensbeschreibung und Kritik]“
  3. Heimatliches - Wiederaufnahme des elektrischen Betriebes auf der Überetscher Bahn. In: Bozner Nachrichten. Band 18, Nr. 211. Bozen 15. September 1911, S. 3 (digital.tessmann.it [abgerufen am 13. Februar 2015]).
  4. Machbarkeitsstudie Website der Stadtgemeinde Bozen, aufgerufen am 6. Juni 2010
  5. Vorstellung des Projektes der Leitner AG Website der Autonomen Provinz Bozen, aufgerufen am 6. Juni 2010
  6. Ein neues Mobilitätskonzept für das Überetsch im Portal der Südtiroler Landesverwaltung
  7. “Dolomiten ersticken im Verkehr”: Bahn-Idee wird begrüßt. In: Südtirol News. (suedtirolnews.it [abgerufen am 6. Dezember 2016]).

Koordinaten: 46° 25′ 4″ N, 11° 15′ 4″ O