Christian Bittar

Christian Bittar ist ein französischer[1] Investmentbanker. Er galt als bestbezahlter Angestellter der Deutschen Bank und wurde dort wegen seiner Rolle im Libor-Skandal 2011 entlassen.

Werdegang

Bittar handelte ab 2001[2] im Eigenhandel der Deutschen Bank in London. Unter den großen Marktturbulenzen nach der Insolvenz von Lehman Brothers im September erzielte er im Jahre 2008 mit Spekulationen auf die Differenzen zwischen Euribor-Zinssätzen für unterschiedliche Laufzeiten Gewinne von mehr als 500 Millionen Euro.[3] An diesem Gewinn wurde Bittar prozentual beteiligt.[4] Die 2009 von Anshu Jain genehmigte[5] Gewinnbeteiligung belief sich auf 80 Millionen Euro und wurde über mehrere Jahre gestreckt.[6] Damit galt er für das Jahr 2008 als bestbezahlter Mitarbeiter der Deutschen Bank und verdiente ein Vielfaches des Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann, der in diesem Jahr auf seinen Bonus verzichtete.[7] Insgesamt erzielte er zwischen 2006 und 2011 Gewinne in Höhe von 1,7 Milliarden Euro für die Deutsche Bank.[8] 2010 wurde Bittar zum Leiter des Geldmarktderivate-Handels ernannt und zog nach Singapur.[2]

Im Dezember 2011[8] oder im Mai 2012[9] wurde er von der Deutschen Bank entlassen, da ihm eine Beteiligung an den Libor-Manipulationen in den Jahren 2006 und 2007 nachgewiesen werden konnte.[3][10][11] Aufgrund zu erwartender Milliardenstrafen wurde ihm 40 Millionen Euro an zugesagten, noch ausstehenden Boni nicht ausgezahlt.[3] Er war im Anschluss als Portfoliomanager in der Genfer Niederlassung des britischen Hedgefonds BlueCrest Capital Management, dem drittgrößten in Europa, tätig.[12]

In einem Verfahren wegen Zinsmanipulation der britischen Serious Fraud Office (SFO) hat sich Bittar im März 2018[13] der Manipulation am Libor schuldig bekannt. Er saß in U-Haft, während ab April 2018 fünf weitere Händler abgeurteilt wurden.[14][15] Ein Londoner Gericht verurteilte ihn am 19. Juli 2018 zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und vier Monaten. Nach 23 Monaten Haft wurde er aus dem Gefängnis entlassen.[16]

Einzelnachweise

  1. Une "French Connection" au cœur du scandale du Libor. In: Paris Match vom 19. Juli 2012
  2. a b Gavin Finch und Liam Vaughan: Fired Deutsche Bank Trader Loses $53 Million. Bloomberg vom 25. Januar 2013
  3. a b c Jörg Eigendorf und Sebastian Jost: Jain und der 40-Millionen-Euro-Mann. In: Die Welt vom 26. Januar 2013
  4. Aufregung um 80-Millionen-Bonus. In: rp-online vom 15. Februar 2013
  5. Meike Schreiber: Die Gewinner der Lehman-Pleite. In: Manager Magazin vom 16. September 2013
  6. Das 80-Millionen-Ding. In: Stern vom 13. Februar 2013
  7. Magazin: 80 Millionen Bonus für einen Deutsche-Bank-Investmentbanker (Memento des Originals vom 15. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.t-online.de. t-online.de vom 13. Februar 2013
  8. a b Sarah Butcher: Deutsche Bank-Trader Christian Bittar könnte mehr als 80 Mio. Euro eingestrichen haben. efinancialcareers vom 25. Januar 2013
  9. Deutsche Bank confirme l'implication d'employés dans l'affaire du Libor. In: Le Monde vom 31. Juli 2012
  10. Daniel Schäfer, Caroline Binham und James Wilson: Deutsche sets aside €500m to cover Libor. In: Financial Times vom 26. März 2013
  11. Banken drohen EU-Strafen in Milliardenhöhe. In: Die Zeit vom 18. Oktober 2013
  12. Sebastian Bräuer: Libor-Skandal: Neue Heimat für Verdächtige. In: NZZ vom 29. Juli 2012
  13. Zinsmanipulationen: Ex-Deutsche-Bank-Händler plädiert auf schuldig. Abgerufen am 15. Juli 2018.
  14. Björn Finke London: Peinlicher Prozess. In: sueddeutsche.de. 9. April 2018, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 15. Juli 2018]).
  15. Manipulierter Zinssatz: „Nein, nein, nein“ – Deutscher Top-Banker weist im Euribor-Prozess alle Vorwürfe von sich. (handelsblatt.com [abgerufen am 15. Juli 2018]).
  16. Ex-Deutsche Bank Star out of Prison. (englisch, bloomberg.com [abgerufen am 2. Januar 2024]).