Zweikrafttriebfahrzeug
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/08/RhB_Xrotd_9213_am_Lago_Bianco_4.jpg/220px-RhB_Xrotd_9213_am_Lago_Bianco_4.jpg)
Eine Zweikraftlokomotive oder ein Zweikrafttriebwagen ist eine Lokomotive beziehungsweise ein Triebwagen bei der Eisenbahn. Zweikraftfahrzeuge verfügen über zwei unterschiedliche Antriebe, zum Beispiel in Form eines dieselelektrischen Antriebs welcher die für die Fahrmotoren benötigte elektrische Energie bei Bedarf aus einer Oberleitung oder Stromschiene entnimmt und alternativ im reinen Dieselantrieb fahren kann. Durch diese Technik sind die Fahrzeuge flexibel einsetzbar, da sie als Fahrzeuge mit Stromabnehmern einerseits auf nicht elektrifizierten Bahnen fahren können, ohne dass ein Lokwechsel notwendig ist, und andererseits ihren Verbrennungsmotor auf elektrifizierten Strecken nicht einsetzen müssen. Nachteilig ist hingegen die hohe Masse aufgrund der zwei Antriebssysteme.
Zweikraftfahrzeuge sind keine Hybridfahrzeuge, da der für einen Hybridantrieb notwendige zweite Energiespeicher, meist in Form einer Batterie, in die Bremsenergie zurückgespeist wird, fehlt. Sie können vergleichsweise einfach aus dieselelektrischen Fahrzeugen hergerichtet werden, wenn der Gleichstrom ab Fahrleitung eine ähnliche Spannung aufweist wie der vom fahrzeugeigenen Generator erzeugte. Zweikraftfahrzeuge werden oft für Arbeits- oder Bauzüge verwendet, vor allem weil sie auch bei abgeschalteter Oberleitung fahren können.
Beispiele
Lokomotiven
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/81/S-Bahn_Berlin_478_601-8.jpg/220px-S-Bahn_Berlin_478_601-8.jpg)
- Die Deutsche Bahn AG verfügte nach der Übernahme der S-Bahn Berlin über zwei von Gmeinder gebaute Zweikraftloks der Baureihe 478.6 (Diesel und 750 Volt Gleichspannung über Stromschiene). Diese Lokomotiven wurden 2009 an die Havelländische Eisenbahn (hvle) verkauft.
- Bei Eisenbahn + Häfen in Duisburg fanden größere Stückzahlen von Jung gebauter Zweikraftloks (Diesel und 600 Volt Gleichspannung aus Oberleitung) jahrzehntelang Verwendung. Eine modernere von Henschel gebaute Nachfolgebaureihe wurde nach relativ kurzer Einsatzzeit noch vor den Jung-Loks abgestellt.
- Die ungarische Bahngesellschaft Helyiérdekű Vasút (HÉV) besaß schon in den 1960er Jahren Zweikraftlokomotiven für den Personenverkehr.
- Bei der Rhätischen Bahn fahren seit 1968 zwei Zweikraftlokomotiven der Reihe Gem 4/4.
- Die nordspanische Gesellschaft Ferrocarriles de Vía Estrecha (FEVE) beschaffte 2003 ebenfalls 17 Zweikraftlokomotiven.
- SBB Cargo gab bei Stadler Rail 30 Zweikraftlokomotiven des Typs Eem 923 für den leichten Zustell- und Rangierdienst in Auftrag, die von 2012 bis 2013 gebaut wurden.[1]
- New Jersey Transit (NJT) in den USA und die Agence métropolitaine de transport (AMT) in Montreal (Kanada) bestellten bei Bombardier total 46 Zweikraftlokomotiven Bombardier ALP-45DP.
- Die Gütersparte der tschechischen Staatsbahn ČD ließ im Jahr 2008 eine Lok der Baureihe 210 zu einer Zweikraftlok Baureihe 218 umbauen.
- Elektrische Dampflokomotive
Triebwagen
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f5/Swn203niedersachswerfen.jpg/220px-Swn203niedersachswerfen.jpg)
- Bei der AKN sind dieselelektrische Triebwagen VT A im Einsatz, die bei ausgeschaltetem Dieselantrieb Strom aus der Stromschiene der Hamburger S-Bahn entnehmen können.
- Die französische Staatsbahn Société nationale des chemins de fer français besitzt mit den Reihen B 81500 und B 82500 Zweikrafttriebwagen für den Regionalverkehr. Letztere können dabei neben dem Dieselantrieb zusätzlich zwei verschiedene Fahrleitungsspannungen nutzen, sind also Zweikraft- und Mehrsystemfahrzeug zugleich.
- Die Nordhäuser Straßenbahn setzt mit dem Siemens Combino Duo für das Netz der Harzer Schmalspurbahn angepasste Straßenbahnen ein, die elektrisch auf dem Straßenbahnnetz und mithilfe eines Dieselmotors auf dem Eisenbahnnetz der Schmalspurbahn verkehren können.
- Die spanische Eisenbahngesellschaft Renfe ließ 15 Fahrzeuge vom Typ Talgo 250 mit jeweils zwei Generatorwagen zu Talgo 250 Hybrid umbauen, um diese Hochgeschwindigkeitszüge auch auf nicht elektrifizierten Strecken einsetzen zu können.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Zweifrequenz-Hybridlokomotive Butler für Güter- und Rangierdienste. (PDF; 992 kB) Auf: stadlerrail.com, abgerufen am 18. Dezember 2013.