Tag des Sieges und der heimatlichen Dankbarkeit

Der Tag des Sieges und der heimatlichen Dankbarkeit (Dan pobjede i domovinske zahvalnosti) am 5. August ist seit 1996 in Kroatien ein nationaler Feiertag.[1]. Im Jahr 2008 wurde der Name des Feiertages ergänzt um die Bezeichnung Dan hrvatskih branitelja (deutsch: Tag der kroatischen Verteidiger).[2]

Er wird in Erinnerung an die am 4. August 1995 begonnene Militäroperation Sturm (kroatisch: Oluja) gefeiert, als kroatische Polizei- und Armeeeinheiten innerhalb von vier Tagen das von Krajna-Serben als unabhängigen Staat proklamierte Gebiet Republik Serbische Krajina (Republika Srpska Krajina) eroberten. Am 5. August wurde Knin, die „Hauptstadt“ der Republik Serbische Krajina (SAO Krajina) erobert. Knin war ursprünglich ein Sitz der kroatischen Könige, weshalb man die Stadt oft auch als königliche Stadt bezeichnet.

Die Militäroperation Sturm führte zum Ende des Krieges in Kroatien und ermöglichte die Rückkehr von über 170.000 Kroaten, die im Jahr 1991 aus diesem Gebiet von serbischen Freischärlern und Einheiten der Jugoslawischen Volksarmee vertrieben worden waren. Andererseits wiederum flohen über 200.000 Krajina-Serben vor der kroatischen Armee aus diesem Gebiet. Die Verkehrsverbindungen Kroatiens wurden wieder frei befahrbar, volle Bewegungsfreiheit wieder hergestellt, der Staat funktionierte wieder normal.

Durch diese Militäroperation kam es auch zu einer militärischen Kräfteverschiebung zu Gunsten der kroatischen und bosnisch-muslimischen Streitkräfte in Bosnien und Herzegowina, was wiederum zu einer rascheren Friedenslösung im Bosnienkonflikt führte, die schließlich durch den Vertrag von Dayton besiegelt wurde.

An diesem Tag wird mit Kranzniederlegungen auf den Friedhöfen des Landes der 13.800 Opfer gedacht.

Besondere Dankbarkeit empfinden die Bürger der Städte Zadar, Gospić, Karlovac, Sisak, Nova Gradiška, Osijek, Dubrovnik, Zupanja und Vinkovci, die sich nach nahezu fünfjährigen Bedrohung durch Artillerie- und Mörserbeschuss serbischer Freischärler wieder frei in ihrer Stadt bewegen konnten.

Kritik

Die Aussagen in Serbien anlässlich der Feier in Kroatien hatten einen ganz anderen Tenor. Der serbische Präsident Tadić bezeichnete die Aktion „Sturm“ als organisierte Kriminalität, geplante Menschenvernichtung und Verletzung der Menschenrechte, insbesondere des Rechts auf Leben. Am 4. Januar 2010 reichte Serbien bei dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag eine Klage, gegen Kroatien, wegen Völkermords ein.[3] Kroatien hatte seinerseits schon 1999 eine Völkermordklage gegen Belgrad eingereicht, die von diesem Gericht im Jahr 2008 angenommen worden war. Außenminister Vuk Drašković schloss sich der heftigen Kritik an der Feier in Kroatien an.

Gegen den kommandierenden General der Operation "Sturm" Ante Gotovina wurde 2001 vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit Anklage erhoben. Die ergänzende Anklageschrift spricht von einer „kriminellen Vereinigung“, bestehend unter anderem aus Gotovina und Tuđman, deren Ziel „die gewaltsame und dauerhafte Vertreibung der serbischen Bevölkerung aus der Krajina-Region“ gewesen sei.
Am 15. April 2011 wurde Ante Gotovina vom Internationalen Strafgerichtshof, in erster Instanz, zu 24 Jahren Gefängnis verurteilt.[4]
Auch den mitangeklagten Ex-General Mladen Markač sprach das Gericht schuldig: Er bekam 18 Jahre Haft. General Ivan Čermak wurde dagegen freigesprochen.[5]
Bei der Urteilsverkündung wurde auch Tuđman erwähnt. Einer der Richter betonte: „Der damalige Präsident Franjo Tuđman war der Hauptführer dieser kriminellen Vereinigung“ und „Er wollte die Entvölkerung der Krajina“. Gegen das Urteil wurde am 16. Mai 2011 Berufung eingelegt.[6]
Am 16. November 2012 wurden Gotovina und Markač von allen Anklagepunkten freigesprochen und aus der Haft entlassen.[7] Die Berufungskammer beschloss einstimmig, dass die Einschätzung der Vorinstanz, Artillerietreffer mehr als 200 Meter entfernt von einem als legitim betrachteten Ziel als Beweis für gesetzwidrige Angriffe auf die Städte in der Krajina anzusehen, nicht zuträfe. Mit Mehrheitsentscheidung wurde festgestellt, dass die Beweise nicht ausreichten, um den von Gotovina und Markač befohlenen Beschuss der Städte als rechtswidrig anzusehen. Da die erstinstanzliche Verurteilung wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Vertreibung von Serben aus der Krajina auf der Unrechtmäßigkeit der Artillerieangriffe basiere und die Erstinstanz eine direkte Verwicklung in die Diskriminierungspolitik Kroatiens nicht festgestellt habe, sei auch dieser Schuldspruch aufzuheben.[8][9][10])</ref>

Einzelnachweise

  1. Zakon o blagdanima, spomendanima i neradnim danima u Republici Hrvatskoj (Gesetz über Feiertage, Gedenktage und arbeitsfreie Tage in der Republik Kroatien) in der Fassung vom 23. September 1995
  2. Zakon o izmenjama zakonu o blagdanima, spomendanima i neradnim danima u Republici Hrvatskoj (Gesetz zur Änderung des Gesetzes über Feiertage...) vom 15. Mai 2008
  3. Spiegel Online - Internationaler Gerichtshof: Serbien verklagt Kroatien wegen Kriegsverbrechen. Abgerufen am 7. August 2011.
  4. icty.org: Judgement Summary for Gotovina et al. (PDF; 90 kB), Zugriff am 15. April 2011
  5. ORF: 24 Jahre Haft für kroatischen Ex-General Gotovina
  6. Ex-Croat generals lawyers move to appeal war crimes verdicts vom 16. Mai 2011
  7. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen ORF2012.
  8. Appeals Chamber Acquits and Orders Release of Ante Gotovina and Mladen Markač , Presseerklärung des Internationalen Strafgerichtshofes vom 16. November 2012, abgerufen am 16. November 2012.
  9. Zusammenfassung des Berufungsurteils (PDF, 107 KB, englisch)
  10. Ausführliches Berufungsurteil (PDF, 1 MB, englisch)