„Powhatan“ – Versionsunterschied

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Das Wohngebiet der Mitgliedsstämme lag in der Küstenebene Virginias, wurde im Osten von der [[Chesapeake Bay]] und im Westen vom [[Piedmont (Vereinigte Staaten)|Piedmont]] begrenzt, im Norden verlief die Grenzlinie zwischen dem [[Rappahannock River|Rappahannock]] und dem [[Mattaponi River|Mattaponi]] bzw. [[York River]] und im Süden entlang des [[Blackwater River]]s und [[Dismal Sumpf|Dismal Swamps]]. Die im Zentrum dieses Gebiets lebenden [[Chickahominy (Volk)|Chickahominy]] waren dem Bündnis nicht beigetreten.<ref name="Virginia253">''Virginia Algonquians.'' In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): ''Handbook of North American Indians.'' Band 15: ''Northeast.'' S. 253.</ref>
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== Zugehörige Stämkkkkkkkkkkkkkk ==
== Zugehörige Stämme ==
Zwischen 1572 und 1597 erbte [[Wahunsonacock]], den die Engländer Powhatan nannten, die Häuptlingswürde über die Pamunkey, Youghtanund, Mattaponi, Kiskiack und Werowocomoco und außerdem über die Stämme am [[James River (Virginia)|James River]] in seinem Geburtsland unterhalb der Wasserfälle, die Powhatan, Arrohateck, Appamatuck und Orapak. Durch kluge Politik aber auch mit Gewalt gelang es Wahunsonacock schließlich, über dreißig Stämme der [[Virginia-Algonkin]] zu vereinen. Im Jahr 1597 unterwarf er die Kecoughtan und vor 1607 gliederte er fast alle anderen Stämme an James und York River in sein Stammes-Imperium ein. Es ist wahrscheinlich, dass die Kontakte zu Europäern das Entstehen von größeren politischen Einheiten bei den Virginia-Algonkin förderten. Einige der zuletzt beigetretenen bzw. unterworfenen Stämme, wie die Chesapeake und andere Völker aus dem Süden Virginias, wurden nie voll in das Bündnis integriert. Die Chickahominy verbündeten sich abwechselnd mit ihren Powhatan-Nachbarn oder mit den Engländern, um ihre Unabhängigkeit zu bewahren.<ref name="Virginia257">''Virginia Algonquians.'' In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): ''Handbook of North American Indians.'' Band 15: ''Northeast.'' S. 257.</ref>

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== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 20. Juni 2016, 13:32 Uhr

Verbreitung der Stämme in Virginia um 1610

Mit Powhatan oder Powhatan-Konföderation wird ein mächtiges Bündnis aus 31 Indianerstämmen bezeichnet, das im 17. Jahrhundert in der Küstenregion des heutigen US-Bundesstaats Virginia bestand. Powhatan war zugleich der Name eines einzelnen Stammes und dessen Häuptling Wahunsonacock, der die Konföderation zwischen 1597 und 1607 aufgebaut hatte.

Wohngebiet

Das Wohngebiet der Mitgliedsstämme lag in der Küstenebene Virginias, wurde im Osten von der Chesapeake Bay und im Westen vom Piedmont begrenzt, im Norden verlief die Grenzlinie zwischen dem Rappahannock und dem Mattaponi bzw. York River und im Süden entlang des Blackwater Rivers und Dismal Swamps. Die im Zentrum dieses Gebiets lebenden Chickahominy waren dem Bündnis nicht beigetreten.[1]

Zugehörige Stämme

Zwischen 1572 und 1597 erbte Wahunsonacock, den die Engländer Powhatan nannten, die Häuptlingswürde über die Pamunkey, Youghtanund, Mattaponi, Kiskiack und Werowocomoco und außerdem über die Stämme am James River in seinem Geburtsland unterhalb der Wasserfälle, die Powhatan, Arrohateck, Appamatuck und Orapak. Durch kluge Politik aber auch mit Gewalt gelang es Wahunsonacock schließlich, über dreißig Stämme der Virginia-Algonkin zu vereinen. Im Jahr 1597 unterwarf er die Kecoughtan und vor 1607 gliederte er fast alle anderen Stämme an James und York River in sein Stammes-Imperium ein. Es ist wahrscheinlich, dass die Kontakte zu Europäern das Entstehen von größeren politischen Einheiten bei den Virginia-Algonkin förderten. Einige der zuletzt beigetretenen bzw. unterworfenen Stämme, wie die Chesapeake und andere Völker aus dem Süden Virginias, wurden nie voll in das Bündnis integriert. Die Chickahominy verbündeten sich abwechselnd mit ihren Powhatan-Nachbarn oder mit den Engländern, um ihre Unabhängigkeit zu bewahren.[2]

StammWohngebiet
AccomacSüdliche Delmarva-Halbinsel
AppamatuckAppamatox River
ArrohateckJames River
CantauncackYork River
CaposepockPamunkey River
CattachipticoMattaponi River
ChesapeakeChesapeake Bay
KecoughtanChesapeake Bay
KiskiackYork River
MattaponiMattaponi River
StammWohngebiet
MenapacuntMattaponi River
NansemondNansemond River
OrapaksPamunkey River
PamarekePamunkey River
PamunkeyPamunkey River
ParaconoskoPamunkey River
PaspaheghJames River
PotaunkPamunkey River
PayankatankPayankatank River
StammWohngebiet
PotchayickJames River
PowhatanJames River
QuackohamaockPamunkey River
QuiyoughcohannockJames River
ShamapentPamunkey River
WarraskoyackJames River
WeanockJames River
WerowocomocoYork River
YoughtamundPamunkey River

[2]

Geschichte

Powhatan auf einer Karte von Virginia, veröffentlicht ab 1612

Ankunft der Engländer

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts umfasste der Herrschaftsbereich Wahunsonacocks rund 200 Dörfer mit etwa 10.000 Einwohnern. Powhatans Macht äußerte sich in einer fast orientalisch anmutenden Hofhaltung. Seine Residenz hieß Werowocomoco und lag am Nordufer des York River in der Nähe der heutigen Stadt Yorktown.[3]

Im Mai 1607 erreichte eine englische Expedition die untere Chesapeake Bay und fuhr einen breiten Strom, den sie James River nannten, flussaufwärts. An einer günstigen Stelle gingen die Kolonisten der Virginia Company of London an Land und erbauten ein Fort. Zum Gouverneur der jungen Kolonie wurde Captain John Smith bestimmt. Den indianischen Bewohnern waren die Neuankömmlinge keineswegs willkommen, denn sie hatten zuvor schlechte Erfahrungen mit den Europäern gemacht. Zwei Wochen später griffen Powhatan-Krieger an, um die Stärke der Engländer auf die Probe zu stellen. Der Angriff wurde mit Kanonen und Musketen zurückgeschlagen. Schon bald gingen den Kolonisten die Lebensmittel aus und im Herbst fuhr Captain Smith zu Powhatan am York River, um Mais und andere Lebensmittel zu beschaffen. Es wurden kleine Geschenke ausgetauscht und man versicherte sich gegenseitiger Freundschaft. Die Indianer lieferten den Engländern die dringend notwendigen Lebensmittel.[3]

Noch im gleichen Jahr erhielt Smith den Auftrag, das Land zu erkunden und eine Passage nach Indien zu suchen. Auf dem Chickahominy River wurden die Engländer von Powhatans jüngerem Halbbruder Opechancanough angegriffen und überwältigt. Smith wurde nach Werowocomoco gebracht, während seine Begleiter den Tod fanden. Nach Smith's eigenen Angaben soll ihn die Häuptlingstochter Pocahontas vor dem Tode bewahrt haben.[3]

Häuptlinge der Virginia-Algonkin von Theodor de Bry, 1590

Im Jahr 1609 wurde Powhatan auf Geheiß von König James I. von den Engländern in einer Zeremonie zum König gekrönt. Natürlich hatte er keine Vorstellung vom europäischen Königtum und nahm die Sache nicht ernst. Die Engländer, in der Mehrzahl Abenteurer und keine Farmer, konnten sich noch immer nicht selbst ernähren, und benötigten weiterhin Lebensmittel von den Indianern. Die früheren friedlichen Handelsbeziehungen und Verbindungen wurden durch den zunehmend herrischer und fordernder werdenden Ton der englischen Kolonisten untergraben. Bei seinen Fahrten durch das Küstengebiet an der Chesapeake beschlagnahmte John Smith mehrmals Maislager der Indianer, wenn er den Mais nicht durch Handel erwerben konnte.[3]

Da der Siedlungsdruck der englischen Kolonisten immer größer wurde, verlegte Powhatan 1609 seinen Wohnsitz nach Orapakes, das am Oberlauf der Chickahominy Rivers inmitten eines Sumpfes lag. Einige Jahre später verlegte er seine Residenz erneut, dieses Mal weiter nördlich nach Matchut am Nordufer des Pamunkey Rivers.

Als im Jahre 1610 einige Engländer in der Nähe von Kecoughtan getötet worden waren, zerstörten die Kolonisten das Dorf. Anschließend griffen sie zwei Dörfer der Warraskoyack an, zerstörten die Stadt der Paspahegh und töteten außer der Königin auch Frauen und Kinder und brannten die Stadt der Queen of Appamatuck nieder.[4]

Kriege gegen die Kolonisten

Opechancanough, Häuptling der Pamunkey

Hauptartikel: Englische Powhatankriege

Schließlich war der anfänglich freundliche Umgang miteinander ganz verschwunden. Es wurde den Powhatan offenbar, dass die englischen Forderungen an Umfang und Willkür unerträglich wurden und die Engländer die indianische Souveränität nicht mehr respektierten. Im Jahr 1618 starb das Oberhaupt der Powhatan-Konföderation und Opechancanough, Häuptling der Pamunkey, wurde sein Nachfolger. Am 22. März 1622 überfielen die Powhatan, unterstützt von Chickahominy und einigen Stämme vom Potomac River, unter seiner Führung die englischen Siedlungen und töteten in einem koordinierten Angriff 350 Kolonisten, etwa ein Viertel der englischen Bevölkerung. Es folgte ein Jahrzehnt wechselseitiger Angriffe, doch den Indianern gelang es nicht, die Engländer zu vertreiben, weil sich viele Stämme am Potomac und Rappahannock River neutral verhielten. Die Kolonisten setzten ihre Schikanen gegenüber den indianischen Nachbarn fort, vernichteten zum Beispiel Ernten und Nahrungsmittelvorräte. Ein Vertrauensverhältnis kehrte niemals zurück, selbst als die offenen Feindseligkeiten aufhörten. Ein Gesetz von 1632 drohte dem Siedler strenge Bestrafung an, der freiwillig mit einem Indianer sprach und ihn nicht unverzüglich zu den englischen Kommandanten brachte. Im Jahr 1632 kam es endlich zum Friedensschluss zwischen dem Powhatan-Bund und den Kolonisten.[4]

In den nächsten Jahren vergrößerte sich die Kolonie entscheidend und die Indianer waren nicht in der Lage, die britische Expansion zu stoppen. Ein Krieg in großem Maßstab brach erneut aus, als der betagte Opechacanough am 18. April 1644 einen weiteren gemeinsamen Angriff gegen die Kolonisten begann. Bei diesem Überfall wurden nahezu 500 Kolonisten getötet. Die englische Bevölkerung betrug zu dieser Zeit mehr als 8.000 Menschen und es bestand für die Powhatan nicht die geringste Aussicht auf Erfolg. Nach zwei Jahren wurde der Krieg durch die Gefangennahme Opechacanoughs unter Gouverneur William Berkely beendet. Im Vertrag vom Oktober 1646 legten die Kolonisten die Bedingungen fest, unter denen das Land der Indianer entscheidend verkleinert und ihre Bewegungsfreiheit beschränkt wurde. Der gefangene 90 jährige Opechancanough beschwerte sich bei Berkeley bitter über seine öffentliche Zurschaustellung. Berkeley gab der Beschwerde statt und befahl, ihn der Würde seines Standes entsprechend zu behandeln. Kurz darauf wurde er von einem englischen Wachtposten in den Rücken geschossen und getötet.[4]

Das Ende der Konföderation

Die Powhatan-Gruppe brach nach dem Krieg von 1644 bis 1646 und dem Tod Opechancanoughs auseinander. Besonders die Stämme am James River konnten nicht länger von den bis dahin dominierenden Pamunkey beherrscht werden. Die stetig wachsende Virginia-Kolonie und die schwindende Zahl der indianischen Bevölkerung führte schließlich zum Ende der Powhatan-Konföderation.[5]

Powhatan heute

Die Engländer richteten für einige Stämme kleine Reservationen ein, die zwar im Laufe der Jahrhunderte weiter geschrumpft sind aber teilweise heute noch bestehen. Hier sind die Reservationen bzw. Landzuweisungen der Mattaponi und Pamunkey zu nennen, in denen noch heute einige Nachkommen der ehemaligen Powhatan-Konföderation leben. Die Sprache der Powhatan ist ausgestorben. Es gab mehrere bislang erfolglose Versuche, diese anhand der von Smith und William Strachey gesammelten Wörterlisten wiederzubeleben.[6]

Einige Rappahannock und Nanticoke sind in der Powhatan Renape Nation aufgegangen und wurden als Indianerstamm vom US-Bundesstaat New Jersey anerkannt. Sie verwalten dort seit 1982 eine kleine Indianerreservation von 140 ha namens Rankokus Indian Reservation. Die meisten Nachkommen der Powhatan leben jedoch in Oklahoma und in Kanada.

Der berühmteste Powhatan-Renape (und Lenape)-Indianer des 20. und 21. Jahrhunderts war der politische Aktivist Jack D. Forbes, der vor allem durch seine umfassende Kritik an der westlichen Zivilisation (Wétiko-Psychose) und als Streiter für eine bessere Hochschulbildung junger Indianer bekannt wurde.

Siehe auch

Liste nordamerikanischer Indianerstämme

Literatur

Commons: Powhatan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Virginia Algonquians. In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Band 15: Northeast. S. 253.
  2. a b Virginia Algonquians. In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Band 15: Northeast. S. 257.
  3. a b c d Siegfried Augustin: Die Geschichte der Indianer. Von Pocahontas bis Geronimo. Nymphenburger, München 1995, ISBN 3-485-00736-6, S. 25f.
  4. a b c Seventeenth-Century Indian Wars. In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Band 15: Northeast. S. 95f.
  5. Virginia Algonquians. In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Band 15: Northeast. S. 254.
  6. Virginia Algonquians. In: Bruce G. Trigger (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Band 15: Northeast. S. 265ff.