„Landtagswahl in Lippe 1933“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 33: Zeile 33:
== Vorgeschichte ==
== Vorgeschichte ==


Der zur Landtagswahl in Lippe stattfindende Wahlkampf war der letzte freie vor der [[Machtübernahme]] der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]. Nach dem vielbeachteten Stimmenrückgang der Nationalsozialisten bei den [[Reichstagswahl November 1932|Reichstagswahlen am 6. November 1932]] gab [[Adolf Hitler]] Ende Dezember 1932 die Vorgabe heraus, die erste Wahl im neuen Jahr als Signal zu nutzen, um den Machtanspruch propagandistisch zu unterlegen. Die Landtagswahl in Lippe sollte die Wende zur deutschen Entscheidung oder, wie die Nazis sagten, zum „Durchbruchswahlkampf“ werden.
Der zur Landtagswahl in Lippe stattfindende Wahlkampf war der letzte freie vor der [[Machtergreifung]] der NSDAP. Nach dem vielbeachteten Stimmenrückgang der Nationalsozialisten bei den [[Reichstagswahl November 1932|Reichstagswahlen am 6. November 1932]] gab [[Adolf Hitler]] Ende Dezember 1932 die Vorgabe heraus, die erste Wahl im neuen Jahr als Signal zu nutzen, um den Machtanspruch propagandistisch zu unterlegen. Die Landtagswahl in Lippe sollte die Wende zur deutschen Entscheidung oder, wie die Nazis sagten, zum „Durchbruchswahlkampf“ werden.


Unter anderen Umständen wäre die Wahl in Lippe völlig unbedeutend gewesen; durch die Vorzeichen bekam sie allerdings ein besonderes Gewicht. In der letzten Phase des Wahlkampfs vom 3. bis 14. Januar 1933 wurden alle NSDAP-Größen in den Wahlkampf geschickt. Als Redner traten [[Hermann Göring|Göring]], [[Joseph Goebbels|Goebbels]], [[Wilhelm Frick|Frick]] und [[August Wilhelm von Preußen (1887–1949)|Prinz August Wilhelm]] auf. Hitler selbst hielt 17 Reden in elf Tagen. Die Abschlusskundgebung fand am 14. Januar 1933 vor 15.000 Menschen in [[Bad Salzuflen]] statt. Daneben wurde die Auflage der NS-Zeitung ''[[Lippischer Kurier]]'' während des Wahlkampfes von 3.000 auf 30.000 hochgetrieben. Es wurden mehr als 48.000 Broschüren der NSDAP verteilt. Zudem gab es Plakatwerbung sowie durch die Orte fahrende Lautsprecherwagen mit Hausbesuchern. Die Wahlkampfsprüche hatten teilweise lokale Bezüge. Unter Verwendung der [[Arminius]]- bzw. [[Hermannsdenkmal]]sthematik stand der nationalsozialistische Wahlkampf ganz unter der Parole „Macht frei das Hermannsland!“
Unter anderen Umständen wäre die Wahl in Lippe völlig unbedeutend gewesen; durch die Vorzeichen bekam sie allerdings ein besonderes Gewicht. In der letzten Phase des Wahlkampfs vom 3. bis 14. Januar 1933 wurden alle NSDAP-Größen in den Wahlkampf geschickt. Als Redner traten [[Hermann Göring|Göring]], [[Joseph Goebbels|Goebbels]], [[Wilhelm Frick|Frick]] und [[August Wilhelm von Preußen (1887–1949)|Prinz August Wilhelm]] auf. Hitler selbst hielt 17 Reden in elf Tagen. Die Abschlusskundgebung fand am 14. Januar 1933 vor 15.000 Menschen in [[Bad Salzuflen]] statt. Daneben wurde die Auflage der NS-Zeitung ''[[Lippischer Kurier]]'' während des Wahlkampfes von 3.000 auf 30.000 hochgetrieben. Es wurden mehr als 48.000 Broschüren der NSDAP verteilt. Zudem gab es Plakatwerbung sowie durch die Orte fahrende Lautsprecherwagen mit Hausbesuchern. Die Wahlkampfsprüche hatten teilweise lokale Bezüge. Unter Verwendung der [[Arminius]]- bzw. [[Hermannsdenkmal]]sthematik stand der nationalsozialistische Wahlkampf ganz unter der Parole „Macht frei das Hermannsland!“
Zeile 69: Zeile 69:
| +9
| +9
|-
|-
| style="text-align:left"| [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]]
| style="text-align:left"| [[SPD Lippe]]
| 30,1 %
| 30,1 %
| 7
| 7

Version vom 7. Dezember 2017, 14:37 Uhr

Landtagswahl 1933
(in %)[1]
 %
40
30
20
10
0
39,5
30,1
11,2
6,1
4,6
4,4
4,1
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1929
 %p
 40
 35
 30
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  −5
−10
−15
−20
−25
+36,1
−8,9
+5,0
−5,7
+4,6
−8,0
−23,1

Die Landtagswahl in Lippe vom 15. Januar 1933 war die Wahl zum 5. Landtag in Lippe, einem Kleinstaat der Weimarer Republik. Die NSDAP ging aus der Wahl als stärkste Kraft hervor.

Vorgeschichte

Der zur Landtagswahl in Lippe stattfindende Wahlkampf war der letzte freie vor der Machtergreifung der NSDAP. Nach dem vielbeachteten Stimmenrückgang der Nationalsozialisten bei den Reichstagswahlen am 6. November 1932 gab Adolf Hitler Ende Dezember 1932 die Vorgabe heraus, die erste Wahl im neuen Jahr als Signal zu nutzen, um den Machtanspruch propagandistisch zu unterlegen. Die Landtagswahl in Lippe sollte die Wende zur deutschen Entscheidung oder, wie die Nazis sagten, zum „Durchbruchswahlkampf“ werden.

Unter anderen Umständen wäre die Wahl in Lippe völlig unbedeutend gewesen; durch die Vorzeichen bekam sie allerdings ein besonderes Gewicht. In der letzten Phase des Wahlkampfs vom 3. bis 14. Januar 1933 wurden alle NSDAP-Größen in den Wahlkampf geschickt. Als Redner traten Göring, Goebbels, Frick und Prinz August Wilhelm auf. Hitler selbst hielt 17 Reden in elf Tagen. Die Abschlusskundgebung fand am 14. Januar 1933 vor 15.000 Menschen in Bad Salzuflen statt. Daneben wurde die Auflage der NS-Zeitung Lippischer Kurier während des Wahlkampfes von 3.000 auf 30.000 hochgetrieben. Es wurden mehr als 48.000 Broschüren der NSDAP verteilt. Zudem gab es Plakatwerbung sowie durch die Orte fahrende Lautsprecherwagen mit Hausbesuchern. Die Wahlkampfsprüche hatten teilweise lokale Bezüge. Unter Verwendung der Arminius- bzw. Hermannsdenkmalsthematik stand der nationalsozialistische Wahlkampf ganz unter der Parole „Macht frei das Hermannsland!“

Wahlergebnis

Der NSDAP gelang am 15. Januar 1933 schließlich gegenüber der vorangegangenen Landtagswahl vier Jahre zuvor ein Stimmenzuwachs um 36.000 auf rund 39.000[1]; sie wurde damit stärkste Kraft. Der Wahlsieg in Lippe ebnete Hitler indirekt den Weg in die Reichskanzlei. Nachdem der Druck auf Kanzler Kurt von Schleicher durch den regionalen Erfolg erhöht wurde und er zurücktrat, wurde Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt.

Die Lippische Landesregierung wurde vom 7. Februar 1933 an durch die beiden NSDAP-Parteimitglieder Ernst Krappe und Adolf Wedderwille sowie den parteilosen Heinrich Klöpper gestellt. Deutschlandweit ging dies nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler unter. Der Malermeister Adolf Wedderwille aus Lage war Spitzenkandidat der Partei und spielte in den folgenden Jahren als Kreisleiter der NSDAP die entscheidende Rolle in Lippe.

      
Insgesamt 21 Sitze
Landtagswahl 15. Januar 1933[1]
Partei Stimmen Sitze +/-
NSDAP 39,5 % 9 +9
SPD Lippe 30,1 % 7 −2
KPD 11,2 % 2 +1
DNVP 06,1 % 1 −2
EVD 04,6 % 1 +1
DVP 04,4 % 1 −2
Sonstige 04,1 % 0 −5

Für die gewählten Abgeordneten siehe die Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Lippe) (5. Wahlperiode).

Sozialökonomische Struktur der Abgeordneten

Der Frauenanteil der Abgeordneten betrug 0 %. Erstmals seit 1919 war in einem lippischen Landtag keine Frau mehr vertreten. Die weitaus überwiegende Zahl der Abgeordneten, nämlich 16 von 26, stammte aus den Städten, lediglich 38,5 % der Abgeordneten stammte aus den Landgemeinden. Mit 7 Abgeordneten oder 26,9 % kamen überproportional viele Abgeordnete aus Detmold. Nach Berufsgruppen ergab sich folgende Verteilung:

Berufsgruppe Zahl Abgeordnete
Selbstständige 7
Beamte 4
Angestellte 7
Arbeiter 6
Pensionäre und Rentner 1
Sonstige 1

Literatur

  • Der BibISBN-Eintrag Vorlage:BibISBN/3810020397 ist nicht vorhanden. Bitte prüfe die ISBN und lege ggf. einen an.
  • Jutta Ciolek-Kümper: Wahlkampf in Lippe. Die Wahlkampfpropaganda der NSDAP zur Landtagswahl am 15. Januar 1933. Verlag Dokumentation, München 1976, ISBN 3-7940-4024-4.
  • Reinhard Wulfmeyer: Lippe 1933 Die faschistische Machtergreifung in einem deutschen Kleinstaat. Bielefeld, 1987.
  • Hans Hüls: Wähler und Wahlverhalten im Land Lippe während der Weimarer Republik. (= Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe. 22). Detmold 1974, S. 111.

Einzelnachweise

  1. a b c Weimarer Republik 1918-1933. Landtagswahlen. Freistaat Lippe Valentin Schröder

Koordinaten: 51° 56′ 11,9″ N, 8° 52′ 23,9″ O