Wahlkreise in Finnland

Wahlkreise zur Parlamentswahl 2015

Seit der ersten Wahl zum Parlament 1907 noch im Großfürstentum Finnland ist Finnland in Wahlkreise geteilt. Der Zuschnitt und die Anzahl der Wahlkreise wurde der Bevölkerungsentwicklung entsprechend mehrfach angepasst. Nach der Verfassung von 2000 muss es 12 bis 18 Wahlkreise geben, zusätzlich bildet die autonome Region Åland einen eigenen Wahlkreis mit einem Abgeordneten. Der Zuschnitt der Wahlkreise ist dabei unabhängig von der sonstigen Verwaltungsgliederung, er entspricht eher der historischen Provinzeinteilung in Finnland.

Bis 1994 wurden auch die Wahlmänner für die Wahl des finnischen Präsidenten in den Wahlkreisen gewählt. Seit der Präsident direkt vom Volk gewählt wird, bildet für die Präsidentenwahl ganz Finnland einen Wahlkreis. Das gilt auch für die Europawahl. Zu statistischen Zwecken werden aber auch bei diesen Wahlen die Stimmen nach den Parlamentswahlkreisen erfasst.

Parlamentswahlen

Die Anzahl der Abgeordneten, die in jedem Wahlkreis außer Åland gewählt werden, wird wie folgt bestimmt: Zunächst wird die Anzahl der Einwohner des Wahlkreises ein halbes Jahr vor der Wahl, die finnische Bürger sind, durch die Gesamtzahl finnischer Bürger geteilt, das Ergebnis wird mit 199 multipliziert. Wenn durch das ganzzahlige Ergebnis dieser Rechnung nicht alle Sitze verteilt sind, werden die restlichen nach absteigender Folge der Nachkommaanteile auf die Wahlkreise verteilt. Åland hat laut Verfassung einen Abgeordneten im finnischen Parlament, das entspricht etwa dem Bevölkerungsanteil der autonomen Region. Traditionell schließt sich der Åland-Mandatsträger der Fraktion der Schwedischen Volkspartei (SFP-RKP) an. Von Süden nach Norden werden die Wahlkreise durchnummeriert.

Finnland hat zwar keine Sperrklausel wie die deutsche Fünf-Prozent- oder die Österreichische Vier-Prozent-Hürde. Durch die begrenzte Zahl der Mandate, die in jedem Wahlkreis vergeben werden, ergibt sich aber indirekt trotzdem eine variable Hürde, die eine Partei überwinden muss, um Abgeordnete ins Parlament zu entsenden. In Uusimaa, wo 35 Abgeordnete gewählt werden, liegt sie bei etwa 2,8 %, in Lappland, wo nur 7 Abgeordnete zu wählen sind, beträgt sie etwa 12,5 %. Die genaue Prozentzahl hängt dabei vom genauen Wahlergebnis ab. In Åland benötigt eine Partei die meisten Stimmen, um den einen Abgeordneten stellen zu dürfen.

In jedem Wahlkreis dürfen die Parteien so viele Kandidaten aufstellen, wie Abgeordnete zu wählen sind. In den Wahlkreisen, wo weniger Abgeordnete zu wählen sind, dürfen sie bis zu 14 Kandidaten aufstellen. Parteien können sich zu Wahlbündnissen zusammenschließen, sind dann aber trotzdem an die Obergrenze für Einzelparteien gebunden. Im Wahlkreis Åland darf jede Partei bis zu vier Kandidaten aufstellen.[1]

Name des WahlkreisesWahl 2011Wahl 2015
deutschfinnischschwedischNummerAbgeordneteNummerAbgeordneteWahlberechtigte[2]W. je Sitz
HelsinkiHelsinkiHelsingfors01210122521.87523.722
UusimaaUusimaaNyland02350235747.90021.369
Eigentliches FinnlandVarsinais-SuomiEgentliga Finland03170317387.49922.794
SatakuntaSatakuntaSatkunda049048185.79923.225
ÅlandAhvenanmaaÅland05105127.01727.017
HämeHämeTavastland06140614308.31922.023
PirkanmaaPirkanmaaBirkaland07180719409.81521.569
KymiKymiKymi0812----
SüdsavoEtelä-SavoSödra Savolax096----
SüdostfinnlandKaakkois-SuomiSydöstra Finland--0817387.40322.788
NordsavoPohjois-SavoNorra Savolax109----
NordkarelienPohjois-KarjalaNorra Karelen116----
Savo-KarelienSavo-KarjalaaSavolax-Karelen--0916342.67121.417
VaasaVaasaVasa12171016369.91723.120
MittelfinnlandKeski-SuomiMellersta Finland13101110226.17622.618
OuluOuluUleåborg14181218386.03621.446
LapplandLappiLappland157137162.90623.272

Historische Entwicklung der Wahlkreiseinteilung

Ab 1962

Die 15 Wahlkreise Finnlands 1962 bis 2011

Zur Wahl 1962 wurden die bisherigen Wahlkreise Nord- und Südvaasa zum Wahlkreis Vaasa zusammengelegt, so dass es von 1962 bis 2011 15 Wahlkreise gab. Zur Wahl 2015 wurden Kymi und Südsavo zum neuen Wahlkreis Südostfinnland zusammengelegt, Nordsavo und Nordkarelien bilden seitdem den Wahlkreis Savo-Karelien. Damit liegt die Anzahl der Wahlkreise bei 13 und an der unteren der Verfassung nach zulässigen Grenze.

Die Verteilung der Mandate änderte sich im Laufe der Jahre nur wenig. Die größte Änderung ergab sich für Helsinki und das Helsinki umgebende Uusimaa. Beide zusammen wuchsen von 37 Mandaten 1962 auf 57 bei der Wahl 2015. Dies geschah hauptsächlich auf Kosten der südostfinnischen Wahlkreise, die in Folge zusammengelegt wurden.

WahlkreisSitze[3]
196219661970197219751979198319871991199519992003200720112015
Helsinki202122222120202020192021212122
Uusimaa171820212426272930313233343535
Varsinais-Suomi161616161617171717171717171717
Satakunta14131313131313121211109998
Åland111111111111111
Häme141414151515151513131314141414
Pirkanmaa121213131313131315161618181819
Kymi (1948–2011)1515151515151414131313121212-
Südsavo (bis 2011)111010109998888666-
Südostfinnland (seit 2015)--------------17
Nordsavo (bis 2011)121211111111101010101010109-
Nordkarelien (bis 2011)109888777777766-
Savo-Karelien (seit 2015)--------------16
Vaasa202019181818181818181717171716
Mittelfinnland111111101010101010101010101010
Oulu181818181717181818181818181818
Lappland9109998888887777
insgesamt200200200200200200200200200200200200200200200

1907 bis 1958

Wahlkreise in Finnland bis 1938

Für die erste Wahl 1907 wurde das Land entsprechend der Provinzen in 16 Wahlkreise eingeteilt. Diese galten bis zur Wahl 1936, wobei ab 1917 alle zehn Jahre die Verteilung der Mandate auf die Wahlkreise der Bevölkerungsentwicklung angepasst wurde. Ab 1936 geschah dies bei jeder Wahl. Zur Wahl 1939 wurde der Wahlkreis Nordoulu auf Südoulu (danach nur noch Oulu) und Lappland aufgeteilt, so dass es nur noch 15 Wahlkreise gab, von denen jeder mindestens 7 Mandate zu vergeben hatte.

Durch die finnisch-sowjetischen Kriege zwischen 1939 und 1944 (Winterkrieg und Fortsetzungskrieg) musste Finnland weite Teile Kareliens an die Sowjetunion abtreten. Die Bewohner dieser Gebiete waren 1945 in ihren alten Wahlkreisen wahlberechtigt. Diese wurden 1948 zusammengelegt, die alten Bewohner blieben weiterhin im neuen Wahlkreis Kymi wahlberechtigt, erst ab 1948 wurden sie ihren neuen Wohnorten zugerechnet. Gleichzeitig wurde Åland eigenständig, so dass die Zahl der Wahlkreise bei 15 blieb. Ab 1954 bildete Helsinki einen eigenen Wahlkreis, so dass es wieder 16 gab.

In den meisten Wahlkreisen änderte sich die Zahl der Mandate nur wenig. Wichtige Ausnahme bildet Uusimaa mit Helsinki, das von 23 Mandaten 1907 auf zusammen 35 Mandate 1958 gewachsen war, sowie der Verlust Kareliens.

WahlkreisSitze[3]
1907 (a)1917 (b)1927 (c)1936193919451948195119541958
Helsinki--------1919
Uusimaa23252629303131331516
Varsinais-Suomi17161615151417161616
Satakunta17151514141413151414
Åland------1111
Häme11111111111111141414
Pirkanmaa11111111111112131313
Westviipuri, bis 1939/45 (d)131716171715----
Ostviipuri, bis 1939/45 (d)171717171817----
Kymi, seit 1948------32151515
Südsavo14131211111111121212
Nordsavo13121212121111131312
Nordkarelien11101010101010111111
Südvasa12121211101010101010
Nordvaasa1010109888888
Mittelfinnland11101010101111121212
Südoulu, bis 1936, ab 1939 Oulu (e)13131313161717181818
Nordoulu, bis 1936 (e)6789------
Lappland (e)1111788899
insgesamt200200200200200200200200200200

(a) gilt auch für die Wahlen 1908, 1909, 1910, 1911, 1913 und 1916
(b) gilt auch für die Wahlen 1919, 1922 und 1924
(c) gilt auch für die Wahlen 1929, 1930 und 1933
(d) 1945 hießen die Wahlkreise Ost- bzw. Westkymi, bevor sie zum Wahlkreis Kymi vereinigt wurden
(e) 1939 wurde der Wahlkreis Nordoulu auf Südoulu (danach nur noch Oulu) und Lappland aufgeteilt

Einzelnachweise

  1. Vaalikelpoisuus ja ehdokasasettelu (Memento des Originals vom 6. Dezember 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/vaalit.fi (Wahl und Nominierung der Kandidaten, finnisch), Wahlseite des finnischen Justizministeriums, letzter Update 9. Februar 2015, abgerufen am 6. Dezember 2017.
  2. People entitled to vote (englisch), Wahlseite des finnischen Justizministeriums zur Wahl 2015, letzter Update 20. April 2015, abgerufen am 5. Dezember 2017.
  3. a b Vaalipiirien paikkamäärät eduskuntavaaleissa (Memento desOriginals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/vaalit.fi (Anzahl der Wahlkreise bei den Parlamentswahlen), Wahlseite des Justizministeriums, abgerufen am 5. November 2017.