U 9 (U-Boot, 1910)
U 9 auf einer Vorkriegspostkarte | ||||||||||||||||
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U 9 war ein U-Boot, das für die deutsche Kaiserliche Marine gebaut wurde. Es war das Typschiff einer Klasse von vier U-Booten – U 9 bis U 12.[1]
Vor- und Entwicklungsgeschichte
U 9 war ein sogenanntes Zweihüllenboot, welches als Hochseeboot in einem Amtsentwurf konzipiert wurde.[2] Es war von der Torpedoinspektion geplant, eine Mindestgeschwindigkeit bei Überwasserfahrt von 15 kn und bei Unterwasserfahrt von 10,5 kn zu erreichen, was allerdings nicht erreicht wurde. Die Reichweite sollte mindestens 2000 NM betragen. Ebenso sollten ein Festpropeller, Großoberflächenakkus und eine Luftreinigungsanlage verbaut werden[3][2][4]
Bau und Indienststellung
U 9 wurde als erstes U-Boot seiner Klasse (U 10, U 11 und U 12) am 15. Juli 1908 in Auftrag gegeben und auf der Kaiserlichen Werft in Danzig auf Kiel gelegt. Der Stapellauf erfolgte am 22. Februar 1910. Die Auslieferung und Indienststellung erfolgte am 18. April 1910 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Waldemar Kophamel. Am 16. Juli 1914 gelang es der Mannschaft von U 9 − zum ersten Mal überhaupt –, während einer Tauchfahrt Torpedos nachzuladen.[2][4]
Technik
Das U-Boot war 57,38 m lang, 6 m breit und hatte einen Tiefgang von 3,13 m sowie eine Verdrängung von 493 Tonnen über und 611 Tonnen unter Wasser. Die Besatzung bestand aus 22 bis 29 Mann, wovon vier Offiziere waren. Die Maschinen für die Überwasserfahrt waren zwei von Körting gebaute Sechs- und Achtzylinder-Zweitakt-Petroleummotoren mit 735 kW (1.000 PS). Zur Unterwasserfahrt kamen zwei Elektromotoren von SSW mit 853 kW (1.160 PS) zum Einsatz. Damit waren Geschwindigkeiten von 14,2 kn (über Wasser) bzw. 8,1 kn (unter Wasser) möglich. Ihr Aktionsradius betrug bis zu 3.250 NM bei Überwasserfahrt. Bei getauchter Fahrt mit 5 kn wurden 80 NM erreicht bei einer maximalen Tauchtiefe von 50 Meter. Das U-Boot konnte innerhalb von 50–90 Sekunden abtauchen. Die Bewaffnung bestand aus jeweils zwei Torpedorohren am Bug und Heck mit sechs Torpedos. Bis Ende 1914 war eine 3,7-cm-Revolverkanone montiert welche 1915 durch ein zusätzliches 5-cm-Geschütz ergänzt wurde. Diese Geschütze wurden im März bis Dezember 1916 ausgebaut und es wurde zu Testzwecken mit Seeminen bestückt.[3][5][2]
Einsätze und Verbleib
Insgesamt unternahm U 9 sieben Feindfahrten und versenkte dabei fünf Kriegsschiffe mit einer Gesamttonnage von 44.173 BRT und 13 Handelsschiffe mit 8.636 BRT.[6][7] Nach anderen Quellen waren es 20 Feindfahrten, bei denen 13 Schiffe mit 8.636 BRT versenkt wurden.[8][9]
Am 20. September 1914 lief U 9 von Helgoland zu einer Aufklärungsfahrt aus.[10] Am 22. September 1914 versenkte das Boot unter dem Kommando von Kapitänleutnant Otto Weddigen etwa 50 km nördlich von Hoek van Holland nacheinander die drei britischen Panzerkreuzer Aboukir, Hogue und Cressy. Dabei verloren 62 Offiziere und 1.405 Personen ihr Leben, 837 konnten gerettet werden.[10]
Auf der nächsten Feindfahrt konnte das Boot am 15. Oktober vor Aberdeen den britischen Geschützten Kreuzer Hawke versenken.
Am 12. Januar 1915 wurde der bisherige Erste Wachoffizier Johannes Spieß Weddigens Nachfolger. Unter seinem Kommando wurde U 9 in die Ostsee verlegt und wurde dort zum Minenleger umgebaut.
Am 16. August 1915 versenkte U 9 den britischen Dampfer Serbino durch Torpedo-Beschuss nahe der Ostseeinsel Worms.[11]
Am 5. November 1915 wurde ein russisches Minensuchboot versenkt. Dies war der fünfte Kriegsschiffserfolg von U 9. Spieß kommandierte U 9 bis zum 19. April 1916. Anschließend wurde das Boot bis zum Kriegsende in Kiel als Schulboot eingesetzt.
Am 26. November 1918 wurde das Boot an Großbritannien ausgeliefert und 1919 in Morecambe, Lancashire, abgewrackt.
Versenkte Schiffe (Auswahl)
- Britische Panzerkreuzer Aboukir, Hogue und Cressy am 22. September 1914[12]
- Britischer Geschützter Kreuzer Hawke am 15. Oktober 1914[12]
- Britischer Dampfer Serbino am 16. August 1915[11]
- Russisches Minensuchboot Nr. 4 am 5. November 1915[12]
Sonstiges
Nach Weddigen und seiner Besatzung bekam nun auch das Boot selbst eine Auszeichnung, indem es fortan ein Eisernes Kreuz am Turm führen durfte. Außer U 9 wurde im Ersten Weltkrieg nur dem Kleinen Kreuzer Emden diese Ehrung zuteil.
Kommandanten
Dienstgrad | Name | von | bis |
---|---|---|---|
Kapitänleutnant | Waldemar Kophamel | 18. April 1910 | 30. September 1911 |
Kapitänleutnant | Otto Weddigen | 1. Oktober 1911 | 11. Januar 1915 |
Oberleutnant zur See | Johannes Spieß | 12. Januar 1915 | 19. April 1916 |
Literatur
- Johannes Spieß: Sechs Jahre U-Bootfahrten. R. Hobbing, Berlin 1925.
- Johannes Spieß: U-Boot-Abenteuer. 6 Jahre U-Boot-Fahrten. Verlag Tradition Kolk, Berlin 1932 (Unter dem Stahlhelm 6, ZDB-ID 1157399-5), (Neubearbeitete Auflage: Wir jagten Panzerkreuzer. Kriegsabenteuer eines U-Boot-Offiziers. Steiniger, Berlin 1938).
- Bodo Herzog, Günter Schomaekers: Ritter der Tiefe, graue Wölfe. Die erfolgreichsten U-Bootkommandanten der Welt. 2. erweiterte, ergänzte und berichtigte Auflage. Verlag Welsermühl, Wels u. a. 1976, ISBN 3-85339-136-2.
Einzelnachweise
- ↑ Hugh und David Lyon: Kriegsschiffe von 1900 bis heute Technik und Einsatz. Buch und Zeit Verlagsgesellschaft mbH, Köln 1978, S. 127.
- ↑ a b c d Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Erlangen: Karl Müller Verlag, 1993, ISBN 3-88199-687-7, S. 46.
- ↑ a b Ulf Kaack: Die deutschen U-Boote Die komplette Geschichte, GeraMond Verlag GmbH, München 2020, ISBN 978-3-96453-270-1, S. 21.
- ↑ a b Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Erlangen: Karl Müller Verlag, 1993, ISBN 3-88199-687-7, S. 67.
- ↑ Eberhard Möller/Werner Brack: Enzyklopädie deutscher U-Boote Von 1904 bis zur Gegenwart, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-613-02245-1, S. 23.
- ↑ a b U 9 auf uboat.net
- ↑ Versenkungsliste von U 9 auf uboat.net
- ↑ Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Erlangen: Karl Müller Verlag, 1993, ISBN 3-88199-687-7, S. 123.
- ↑ Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Erlangen: Karl Müller Verlag, 1993, ISBN 3-88199-687-7, S. 101.
- ↑ a b Ulf Kaack: Die deutschen U-Boote Die komplette Geschichte, GeraMond Verlag GmbH, München 2020, ISBN 978-3-96453-270-1, S. 22.
- ↑ a b Eintrag der Serbino in der Wrackdatenbank englisch, abgerufen am 2. August 2024.
- ↑ a b c Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Erlangen: Karl Müller Verlag, 1993, ISBN 3-88199-687-7, S. 120.