Johanna von Koczian

Johanna von Koczian (* 30. Oktober 1933 als Johanna von Koczian-Miskolczy in Berlin; † 10. Februar 2024 ebenda) war eine österreichisch-deutsche[1][2] Schauspielerin, Sängerin, Schriftstellerin, Hörspiel- und Synchronsprecherin. Von 1955 bis 2013 stand sie in rund 84 Film- und Fernsehproduktionen vor der Kamera.[3] In den 1970er Jahren hatte sie Erfolge als Schlagersängerin, insbesondere mit den Titeln Keinen Pfennig und Das bißchen Haushalt … sagt mein Mann.

Leben

Herkunft und Familie

Johanna von Koczian war die Tochter des Österreichers Gustav Wilhelm Viktor von Koczian-Miskolczy (* 1877; † 1958) und dessen vierter Ehefrau Lydia Alexandra von Koczian-Miskolczy geb. Grosspietsch (* 1912 in Berlin; † 1953 in Salzburg). Ihre Mutter war Anfang der 1930er Jahre als Schauspielerin tätig; unter dem Namen Lydia Alexandra war sie in 3 Kinofilmen zu sehen[4][5].

Privates

Nach einer kurzen Ehe mit dem Regisseur Dietrich Haugk, die 1961 geschieden wurde, heiratete Johanna von Koczian den Musikproduzenten Wolf Kabitzky, der im Jahr 2004 starb. Die Schauspielerin Alexandra von Koczian (* 1972) ist ihre gemeinsame Tochter.[6][7]

2017 zog sie sich aus dem öffentlichen Leben zurück und lebte in einem Pflegeheim im Berliner Stadtteil Grunewald.[8] Sie starb am 10. Februar 2024 im Alter von 90 Jahren.[9]

Werdegang

Musical und Theater

Von Koczian begann ihre Karriere als Schauspielerin in den 1950er Jahren. Sie spielte im Theater aufgrund ihres Gesangstalents vor allem in Musicals. Ihre Theaterausbildung erhielt sie von 1950 bis 1952 am Mozarteum Salzburg; bereits ab 1951 war sie bei den Salzburger Festspielen engagiert. 1952 und 1953 spielte sie am Landestheater Tübingen, 1953 wurde sie an den Städtischen Bühnen Wuppertal engagiert. Ab 1955 spielte von Koczian am Schillertheater und am Schlosspark Theater in West-Berlin.

In den späteren Jahren konzentrierte sie sich nach einigen Film- und Fernsehproduktionen erneut auf ihre Arbeit auf der Bühne, und so trat sie oft in Boulevardtheater-Stücken auf, die auch für Tourneen produziert wurden. Sie feierte 1990 im Theater am Kurfürstendamm einen großen Erfolg mit dem Stück Endlich Allein an der Seite von Wolfgang Spier und Michael von Au. 1993 spielte sie neben Felix Dvorak und unter dessen Regie bei den Festspielen Berndorf die Frau Peschka in Das Kamel geht durch das Nadelöhr und 1995 erneut unter der Regie von Dvorak bei den Komödienspielen Mödling die Fürstin Eugenie in Molnars Olympia. Auf der Bühne der Berliner Komödie am Kurfürstendamm trat Johanna von Koczian ab dem 7. November 2010 in Peter Quilters Stück Glorious auf, in dem sie die Sängerin Florence Foster Jenkins darstellte.[10]

Film, Fernsehen und Synchron

1955 war von Koczian erstmals im Fernsehen als Agnes in dem Film Apoll von Bellac an der Seite von Nora Minor zu sehen. Ihr Leinwanddebüt hatte sie 1957 unter der Regie von Karl Anton in der Verwechslungskomödie Viktor und Viktoria, einem Remake des gleichnamigen Kinofilms aus dem Jahre 1933, wo sie die weibliche Hauptrolle der Erika Lohr übernahm. Im folgenden Jahr besetzte sie die weibliche Hauptrolle in der satirischen Komödie Wir Wunderkinder, wo sie an der Seite Hansjörg Felmys und des Kabarettistenduos Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller zu sehen war. In den nachfolgenden Jahren war sie fester Teil des deutschen Nachkriegskinos, sie erhielt diverse Hauptrollen und einige Nebenrollen. Im Verlauf der 1960er Jahre wurden ihre Kinoauftritte seltener und sie wandte sich der Fernseharbeit zu, unter anderem war sie dabei in einigen Fernsehadaptionen von Literaturklassikern zu sehen. In der erfolgreichen Fernsehserie Stewardessen (1969) hatte von Koczian eine Hauptrolle.

Auf der Kinoleinwand war sie im späteren Teil ihrer Karriere in den bekannten Weihnachtsfilmen Single Bells (1997) und O Palmenbaum (2000) als elegante und hochmütige Mutter von Martina Gedecks Hauptfigur zu sehen. Im Fernsehen wirkte sie vor allem in Serien wie Tatort, Praxis Bülowbogen, In aller Freundschaft oder an der Seite von Hans Peter Korff und Tanja Wedhorn in der Folge Oman der ZDF-Reihe Das Traumschiff. Eine feste Serienrolle als Marie Senholzer übernahm sie neben Christine Neubauer von 2005 bis zu ihrem Karriereende 2013 in Die Landärztin.

Daneben betätigte sie sich in den 1950er und 1960er Jahren als Synchronsprecherin und lieh u. a. Elizabeth Taylor (in Plötzlich im letzten Sommer) und Bibi Andersson (in Wilde Erdbeeren und Das siebente Siegel) ihre Stimme. 1966 synchronisierte sie ferner Maria Marlow in dem Reinl-Zweiteiler Die Nibelungen.

Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Singles[11]
Keinen Pfennig
 DE1725.11.1974(13 Wo.)
Das bißchen Haushalt … sagt mein Mann
 DE1607.11.1977(31 Wo.)

Sängerin und Moderatorin

Von 1959 bis 1966 erschienen bereits erste Singles von ihr mit zumeist eingedeutschten Songs aus dem Musicalbereich wie Es war viel schöner in Kopenhagen (1965), Chim Chim Cheree (1965) oder Mit 'nem Teelöffel Zucker (1966).[12] In den 1970er Jahren hatte sie dann große Erfolge als Sängerin von meist komödiantischen Schlagern wie Der Lord von Barmbek (1973), Keinen Pfennig (1974), Aufsteh’n ist schön (1978), Ganz der Vater (1978), Karl, gib mal den Hammer rüber (1979) oder Das bißchen Haushalt (1977). Damit trat sie 1978 insgesamt viermal in der ZDF-Hitparade auf. In der 101. Ausgabe vom 9. Januar 1978 kam sie mit ihrem Song, der die männliche Sicht auf die traditionelle Rollenverteilung bei der Haus- und Familienarbeit ironisch aufs Korn nimmt, auf Platz 6, am 6. März 1978 in Ausgabe 102 auf Platz 7, am 3. April 1978 in Ausgabe 103 erneut auf Platz 6 und am 1. Mai 1978 in Ausgabe 104 wieder auf Platz 7.[13] 1980 war sie auch als Moderatorin für das ZDF-Musikquiz Erkennen Sie die Melodie? tätig.

Autorin

Seit 1977 war sie als Schriftstellerin tätig, zunächst als Verfasserin von Kinder- und Jugendliteratur. Auf der Basis ihrer beiden Novellen Abenteuer in der Vollmondnacht und Der geheimnisvolle Graf entstand 1982 die dreizehnteilige Fernsehserie Unterwegs nach Atlantis, und als Fortsetzung schrieb sie den Jugendroman Flucht von der Insel.

Filmografie

Hörspiele (Auswahl)

Quellen: ARD-Hörspieldatenbank für die deutschen und OE1-Hörspieldatenbank für die österreichischen Produktionen

Bücher

Mark und Rhonn
Weitere
  • Die Fee, die keiner haben wollte. Märchen von heute. Blanvalet, München 1980, ISBN 3-7645-3437-0.
  • Poseidons Karneval. Phantastische Kalendergeschichten. Blanvalet, München 1984, ISBN 3-7645-3209-2.
  • Sommerschatten. Roman. Lübbe, Bergisch Gladbach 1989; Taschenbuch ebd. 1991, ISBN 3-404-11761-1.
  • Das Narrenspiel. Roman. Lübbe, Bergisch Gladbach 1992; Taschenbuch ebd. 1994, ISBN 3-404-12192-9.
  • Gestatten, ich heiß’ Lohengrin … Freche Opernparodien. Doblinger, Wien 2000, ISBN 3-900695-47-4.

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johanna von Koczian in Internationales Biographisches Archiv 29/2003 vom 7. Juli 2003 (lö), im Munzinger-Archiv, abgerufen am 17. Februar 2024 (Artikelanfang frei abrufbar): „österreichische Schauspielerin und Autorin“. Sowie: „Nation: Österreich“.
  2. Johanna von Koczian. Profil auf Castforward/e-Talenta, abgerufen am 17. Februar 2024: „Nationalität Österreich, Deutschland“.
  3. Johanna von Koczian. Internet Movie Database, abgerufen am 1. Januar 2024 (englisch).
  4. Lydia Alexandra | Besetzung. Abgerufen am 16. Februar 2024 (deutsch).
  5. Lydia Alexandra | filmportal.de. Abgerufen am 16. Februar 2024.
  6. Alexandra von Koczian bei IMDb
  7. „Mein Leben ist sehr reich“: Johanna von Koczian wird heute 70 - WELT. 16. November 2011, abgerufen am 29. Dezember 2023.
  8. „Die Schauspielerin lebt jetzt in einem Pflegeheim“ auf t-online.de, vom 15. Mai 2017 (Memento vom 14. Juni 2017 im Internet Archive)
  9. Schauspielerin Johanna von Koczian im Alter von 90 Jahren gestorben. In: rbb24.de. 15. Februar 2024 (rbb24.de [abgerufen am 19. Februar 2024]).
  10. Katrin Pauly: Johanna von Koczian singt schrecklich schön falsch. 8. November 2010, abgerufen am 29. Dezember 2023.
  11. Charts DE
  12. Johanna von Koczian - Discography. Abgerufen am 5. Mai 2024.
  13. Andreas Tichler: Die Chronik der ZDF-Hitparade - Die Ära Dieter Thomas Heck von 1969 bis 1984. 1. Auflage. Jam Music Lab University Press, Stadl Media GmbH, Auerspergerstraße 5/11, Wien, Österreich 2019, ISBN 978-3-96443-393-0, S. 275 bis 283.
  14. Hier bin ich, der Elefant. medienzentralen.de, abgerufen am 15. Februar 2024.
  15. Hier bin ich, der Elefant. youtube.com, abgerufen am 15. Februar 2024.