Benutzer:Zieglhar/Markgräfler Landstände

Der Sausenhard Gedenkstein markiert das Gelände auf dem sich im 14. - 17. Jahhundert die Landschaft (bäuerlichen Landstände) der Herrschaft Rötteln und der Landgrafschaft Sausenberg versammelt haben.

Die Markgräfler Landstände (Landschaft genannt) waren die Landstände im südlichen Teil der Oberlande der Markgrafschaft Baden-Durlach die bis 26. September 1668 bestanden. Bereits Mitte des 15. Jahrhunderts finden sich Hinweise auf Landstände in der Markgrafschaft Hachberg-Sausenberg zu der das Markgräflerland bis 1503 gehörte.

Geschichte

Die Markgräfler Landstände bestanden nur aus der Landschaft, womit die Gesamtheit der waffenfähigen Mannschaft gemeint war. Der Adel und die Geistlichkeit waren in diesen Landständen nicht vertreten und da die wenigen Städtchen kaum entwickelt waren, hatten auch diese keine eigenständige Vertretung, sondern waren Teil der bäuerlichen Landschaft. Räumlich waren die Markgräfler Landstände in die Landschaft der Herrschaft Rötteln und der Landgrafschaft Sausenburg (Oberamt Rötteln) einerseits und in jene der Herrschaft Badenweiler andererseits unterteilt.

Der Versammlungsplatz

Die Versammlung der Landschaft erfolgte auf dem Sausenhart[1] einer großen, leicht ansteigenden Mulde im Feld zwischen Mappach und Tannenkirch auf dessen Gemarkung das Feld liegt. Noch heute bestehen die Gewannnamen Auf dem äußeren Sausenhart und Auf dem inneren Sausenhart. Von alters her soll einer der Landgerichtsplätze im südlichen Breisgau bei Schliengen gewesen sein. Nachdem die Rechte über Schliengen lange Streitpunkt zwischen den Markgrafen und den Fürstbischöfen von Basel waren, wurde vermutlich der Landgerichtsplatz auf den Sausenhart verlegt. Die Versammlung der Landschaft fand dann später auf diesem Landgerichtsplatz statt.

Exkurs Sausenhard

Auszug aus der handkolorierten Karte BASILIEN SIS TERRITORII DESCRIPTIO NOVA von Sebastian Münster. In der Mitte das Gebiet Susenhart wie im 16. Jahrhundert definiert.

[2]


Mitwirkung bei wichtigen Geschäften

1490 waren Vertreter der Landschaft bei Abschluss des Erbvertrags zwischen den Markgrafen Philipp und Christoph zugegen und wirkten als Garanten des Vertrags. 1503 - beim Eintritt des Erbfalls - schuf die Landschaft vollendete Tatsachen

1511 bei der Nachfolgeregelung Christoph-Philipp

1514 gegen die Ansprüche der Habsburger

1525 Bauernkrieg und dessen Beilegung

1584 bei der Einigung mit dem Haus Orleans-Longueville

161? bei der Finanzierung der Armee von Markgraf Georg Friedrich

Mai 1633 Mitglieder des Landesausschusses wenden sich an Bürgermeister und Rat der Stadt Basel und bitten um Aufnahme der markgräfischen Flüchtlinge ([3]

Organisation - die 5 Viertel

Die Herrschaft Rötteln und die Landgrafschaft Sausenburg waren in Viertel unterteilt. Noch 1652 war von vier Vierteln die Rede.[4] Später wurde das Schopfheimer Viertel aufgeteilt und ein fünftes, das Steinemer Viertel, geschaffen.[5]

Organigramm der Landschaft

Gedenken

Epitaph des Welmlinger Vogtes Georg Hopp (Mitglied des Ausschusses der Landschaft) an der südlichen Außenwand der Peterskirche in Blansingen.

An und in einer Anzahl von Dorfkirchen des Markgräflerlandes (z.B. Rötteln, Blansingen; Niedereggenen, Holzen) befinden sich noch Epitaphe zum Gedenken an Mitglieder des Ausschusses der Landschaft. Da diese Grabtafeln oft nur schwer zu entziffern sind, hilft ein Blick in die Dokumentation von Karl Seith.[6]

Nord-Tor der Röttler Vorburg mit dem Turm „Die Landschaft“ auf der linken Seite.

Ein Zustandsbericht über die Burg aus dem Jahr 1654 benennt den in die innere Ringmauer integrierten massiven Rundturm[7] zum Schutz des Nord-Tors der Vorburg von Burg Rötteln in Anlehnung an die landständische Verwaltung und Gerichtsbarkeit auf Rötteln Die Landschaft.[8]

Während das Gedenken an die Ereignisse der badischen Revolution 1848/49 im Landkreis Lörrach sehr präsent ist und durch Kommunen, Kreis und Land gefördert wird, ist die Demokratiegeschichte der Markgräfler Landstände heute fast vergessen. Ausgehend von einer beim Hebelschoppen entstandenen Idee wurde am 9. Juli 1976 vom Schwarzwaldverein Kandern auf dem Sausenhard ein Moränenfindling aus Kaltenbach als Gedenkstein aufgestellt und mit einer Tafel versehen.[9] Die Tafel trägt die Inschrift: „SAUSENHARD = Versammlungsort - des Markgräfler Landtages - 14. - 17. Jahrh.“ Eine zusätzliche Informationstafel des Schwarzwaldvereins zeigt die wichtigsten Daten der Landschaft.[10] Anlass für die Errichtung des Gedenksteins war die 1200-Jahr Feier von Kandern.

Literatur

  • Johann Jacob Moser: Von der Teutschen Reichs-Stände Landen, deren Landständen, Unterthanen, Landes-Freyheiten, Beschwerden, Schulden und Zusammenkünfften, Franckfurt und Leipzig 1769, S. 372 Digitalisat und S. 1448 Digitalisat
  • Johann Jacob Moser: Einleitung in das Markgräflich-Badische Staatsrecht, Frankfurt und Leipzig 1772, S. 361-364 Digitalisat
  • Friedrich von Weech: Die badischen Landtagsabschiede von 1554–1668. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Band 29 (1877), S. 323–423 im Internet Archive
  • Richard Fester: Ein Siegel der Landschaft Röteln von 1494. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, N.F. Band 6 (1891), S. 705–706 im Internet Archive
  • A.E. Adam: Zur Geschichte der badischen Landstände. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, N.F. Band 6 (1891), S. 178-180 im Internet Archive
  • Rudolf Carlebach: Badische Rechtsgeschichte. Band 2: II. Das Zeitalter des dreißigjährigen Kriegs unter Mitteilung einiger bisher ungedruckter Aktenstücke. Heidelberg 1909, S. 36-41 Digitalisat und S. 143 Digitalisat
  • Eberhard Gothein: Die Landstände am Oberrhein. In: Fünfundzwanzig Jahre der badischen historischen Kommission : 1883 - 1908, Heidelberg 1909, S. 29-50; hier insbesondere S. 40-46
  • Eberhard Gothein: Die badischen Markgrafschaften im 16. Jahrhundert. In: Neujahrsblätter der badischen historischen Kommission, NF 13 (1910), Winter, Heidelberg 1910. im Internet Archive
  • Karl Seith: Das Markgäflerland und die Markgräfler im Bauernkrieg des Jahres 1525, Karlsruhe 1926
  • Karl Seith: Wesen und Bedeutung der landständischen Einrichtung des Markgräflerlandes am Ausgang des Mittelalters. In: Basler Jahrbuch 1927, S. 147–166 pdf 450 MB
  • Karl Seith: Grabtafeln von Mitgliedern der alten baden-durlachischen Landstände im Markgräflerland und deren Bedeutung. In: Das Markgräflerland, Heft 1, 1929, S. 11–36 Digitalisat der UB Freiburg
  • Karl Seith: Grabtafeln von Mitgliedern der alten baden-durlachischen Landstände im Markgräflerland und deren Bedeutung. Teil 2 In: Das Markgräflerland, Heft 2, 1929, S. 37–51 Digitalisat der UB Freiburg
  • Karl Seith: Abermals eine Grabtafel eines Ausschußmitgliedes in Haltingen. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1937, S. 23–26 Digitalisat der UB Freiburg
  • Karl Seith: Wehrverfassung in den Herrschaften Rötteln und Sausenberg in den Jahren 1517, 1618 und 1672. In: Das Markgräflerland, Heft 4, 1929/30 S. 109–113 Digitalisat der UB Freiburg
  • Karl Seith: Wehrverfassung in den Herrschaften Rötteln und Sausenberg in den Jahren 1517, 1618 und 1672. In: Das Markgräflerland, Heft 1, 1930/31 S. 13–15 Digitalisat der UB Freiburg
  • Karl Seith: Das alte Maifeld des Markgräflerlandes. In: Markgräfler Jahrbuch 1939, S. 74–78 Digitalisat der UB Freiburg
  • Karl Seith: Bäuerliches Führertum im Markgräflerland. In: Markgräfler Jahrbuch 1940/41, S. 23–30 Digitalisat der UB Freiburg
  • Karl Seith: „Ehrenfester und wohlvorgeachteter Herr“. Landständische Volksvertretung und Landgericht des Markgräflerlandes vom 15. Jahrhundert bis zu ihrer Auflösung durch Markgraf Friedrich VI. in den Jahren 1668 und 1669. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1961, S. 84-90 Digitalisat der UB Freiburg
  • Johannes Gut: Die Landschaft auf den Landtagen der markgräflich badischen Gebiete. Unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in der noch ungeteilten Markgrafschaft Baden und den durlachischen Besitzungen bis zum Regierungsantritt Markgraf Georg Friedrichs in allen Landen. Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Juristischen Fakultät der Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg, Schriften zur Verfassungsgeschichte, Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1970
  • Christian Martin Vortisch: Über die Anfänge der Selbstverwaltung in der Oberen Markgrafschaft. In: Das Markgräflerland, Heft 1/2 1979, S. 7–29 Digitalisat der UB Freiburg
  • Christian Martin Vortisch: Orts–„Vorgesetzte“ von 1366–1756 und ihre Zeit. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1984, S. 68–72 Digitalisat der UB Freiburg
  • Christian Martin Vortisch: Die historischen Ämter in der Landes- und Selbstverwaltung der Oberen Markgrafschaft. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1984, S. 73–91 Digitalisat der UB Freiburg
  • Herbert Strittmatter (Autor), Landratsamt Lörrach (Hrsg.): Vom Oberamt Rötteln zum Landratsamt Lörrach. Anfänge und geschichtliche Entwicklung der Verwaltungsgliederung 1382 - 1982/83, Lörrach-Haagen 1983
  • Christian Martin Vortisch: Die programmatische Erklärung der Markgräfler Landschaft im Bauernkrieg 1525. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1985, S. 163–165 Digitalisat der UB Freiburg
  • Volker Press: Landstände und Landschaften im deutschen Südwesten : Vorformen d. Parlamentarismus im alten Reich. In: Beiträge zur Landeskunde. - 5/1982, S. 1-12
  • Christian Martin Vortisch: Ursprünge der historischen Selbstverwaltung (Obere badische Markgrafschaften). In: Das Markgräflerland, Heft 1/1986, S. 23–64 Digitalisat der UB Freiburg
  • Erhard Richter: Die Geschichte des "Sausenhart". In: Das Markgräflerland, Band 1/2012, S. 50-52 Digitalisat der UB Freiburg
  • Fritz Schülin: Die Heimat setzte am 9. Juli 1976 einen Gedenkstein ihrer Geschichte. Der Gedenkstein auf dem „Äußeren Sausenhard“ bei Tannenkirch, In: Das Markgräflerland, Heft 3/4 1976, S. 373-375 Digitalisat der UB Freiburg
  • August Eberlin: Geschichte der Stadt Schopfheim und ihrer Umgebung, im Zusammenhang mit der Zeitgeschichte, Druck und Verlag von Georg Uehlin. Schopfheim, 1878, S. 10 Google Digitalisat
Commons: Markgräfler Landstände – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Einzelnachweise

  1. auch Susenhard oder Sausenhart geschrieben; siehe Seith Maifeld S. 74-75 mit einer Lageskizze auf S. 75
  2. Erhard Richter: Die Geschichte des "Sausenhart". In: Das Markgräflerland, Band 1/2012, S. 50-52 Digitalisat der UB Freiburg
  3. Karl Seith: Von der Kranken- und Elendenherberge zum Städtischen Krankenhaus. Zur Geschichte der Stadt Schopfheim, Stadtverwaltung Schopfheim, Schopfheim 1950, S. 17
  4. Bühler, Steinen S. 44
  5. Hof- und Staats-Handbuch Baden - 1775; ältere Staatshandbücher zeigen noch keine Details zu den Oberämtern, so dass die Datierung des 5. Viertels hieraus nicht abzuleiten ist.
  6. Siehe Karl Seith: Grabtafeln von Mitgliedern der alten baden-durlachischen Landstände im Markgräflerland und deren Bedeutung. In: Das Markgräflerland, Heft 1, 1929, S. 11–36 Digitalisat der UB Freiburg; Karl Seith: Grabtafeln von Mitgliedern der alten baden-durlachischen Landstände im Markgräflerland und deren Bedeutung. Teil 2 In: Das Markgräflerland, Heft 2, 1929, S. 37–51 Digitalisat der UB Freiburg; Karl Seith: Abermals eine Grabtafel eines Ausschußmitgliedes in Haltingen. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1937, S. 23–26 Digitalisat der UB Freiburg
  7. Bei Seith Die Burg Rötteln im Wandel ihrer Herrengeschlechter. irrtümlich als Flankierungsturm bezeichnet.
  8. Karl Seith: Die Burg Rötteln im Wandel ihrer Herrengeschlechter. In: Das Markgräflerland, Heft 3 (1931/32), S. 22 dl.ub.uni-freiburg.de Digitalisat und S. 27 [1].
  9. Fritz Schülin: Die Heimat setzte am 9. Juli 1976 einen Gedenkstein ihrer Geschichte. Der Gedenkstein auf dem „Äußeren Sausenhard“ bei Tannenkirch, In: Das Markgräflerland, Heft 3/4 1976, S. 373-375 Digitalisat der UB Freiburg; Schülin erwähnt den Schwarzwaldverein nicht, aber in dessen Chronik und bei Volker G. Scheer: Kandern. Stadt seit 1810. Ereignisse, Personen und Bilder der Kanderner Stadtgeschichte seit der Stadterhebung und bekannte und bedeutende Personen aus der älteren Geschichte Kanderns, Todtnauberg: Scheer, 2. erweiterte und ergänzte Auflage 2006, S. 388 wird er genannt. Bei Scheer ist die Einweihung auf den 10. Juli 1976 datiert. Schülin nennt als Initiator F. Schächtelin, beim Schwarzwaldverein wird Adolf Schöpflin genannt.[2]
  10. Siehe Fotografien auf Commons


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