„Wikipedia:Kurier/Kleine Freuden“ – Versionsunterschied

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== Archivierte Beiträge ==
== Archivierte Beiträge ==
=== Ausgabe 32: Nützlich nach 40 Jahren ===
[[File:RogalinCrash1979.jpg|thumb|hochkant|Die ''Rogalin'' nach dem Crash]]
Beim Überfliegen der Artikelliste des [[Wikipedia:Miniaturenwettbewerb|Miniaturenwettbewerbs]] ließ mich ein Lemma stutzen. [[Rogalin (Schiff)]]? Die ''Rogalin'', war da nicht was? Genau: An einem Abend im September 1979 wartete ich in Danzig auf diese Autofähre, die mich nach Helsinki bringen sollte. Vergeblich, denn sie war unterwegs mit einem niederländischen Tanker kollidiert. Auf einem Ersatzschiff ging es am nächsten Tag nach Stockholm. Dort lag die ''Rogalin'' inzwischen am Polferries-Kai. Und war da nicht noch ein Foto in meiner eingestaubten Diasammmlung? Weil der Artikel diese Kollision brav erwähnt, enthält er nun auch ein fast genau 40 Jahre altes passendes Bild. Gut zu erkennen, was damals passiert ist. Nur von den "leichten Beschädigungen", wie es im deutschen Artikel hieß, habe ich das "leichte" gestrichen. <small>[[Benutzer:Aalfons|Aa]], 2.4.</small>

=== Ausgabe 31: Manche Mühlen mahlen langsam ===
=== Ausgabe 31: Manche Mühlen mahlen langsam ===
[[Datei:John thiele 1904 senate.png|mini|John Georg Helmuth Thiele (1864-1931): Senatoren im Jahr 1904]]
[[Datei:John thiele 1904 senate.png|mini|John Georg Helmuth Thiele (1864-1931): Senatoren im Jahr 1904]]
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[[File:Inboxzero OTRS permissions-de photosubmission-de queues 20171222.jpg|Screenshot mit Null Tickets|350px|left]]
[[File:Inboxzero OTRS permissions-de photosubmission-de queues 20171222.jpg|Screenshot mit Null Tickets|350px|left]]
Seit Juni 2013 arbeite ich im [[Wikipedia:Support-Team|Support-Team]] mit und habe mich dort für die Abarbeitung der deutschsprachigen Freigabe-Warteschlange entschieden. Wie bei vielen Wikipedia-Tätigkeiten bin ich dort mal mehr mal weniger aktiv. Genauso geht es auch der Permissions-Queue: es kommt aus unterschiedlichen Gründen schon mal vor, dass man Tickets findet, die seit Wochen unbearbeitet sind. Zwei Tage vor Weihnachten jedoch ergab sich das obige Bild: »Tickets in meinen Queues (0)« stand da zu lesen! Ich wollte das nutzen, mich bei den vielen fleißigen Menschen »hinter den Kulissen« zu bedanken. Die Abarbeitung einer Nachricht kann ganz schnell gehen: Urheber schickt Freigabe, Freigabe wird in Dateibeschreibungsseite eingetragen, fertig. Oftmals gibt es aber Nachfragen: ist der Absender wirklich der Urheber oder doch nur Besitzer eines Fotos? Hat jemand die Freigabe für eine freie Lizenz oder doch wieder nur »für Wikipedia« geschickt? Aus den Nachfragen entspannt sich gerne ein Dialog, in dessen Verlauf man auch unbequeme Fragen stellen muss, die Antworten fallen dementsprechend auch unfreundlich aus. Da motivieren kleine Freuden wie die null Tickets oder das kürzlich erhaltene Lob hinsichtlich der »mundgerechten Abwicklung« aus der Tastatur eines Museums-Chefs doch ganz besonders. Mögen auch Euch viele solche kleinen Freuden beschieden sein, im Rest dieses und erst recht im kommenden Jahr! <small>[[User:Emha|mh]], 25.12.</small>
Seit Juni 2013 arbeite ich im [[Wikipedia:Support-Team|Support-Team]] mit und habe mich dort für die Abarbeitung der deutschsprachigen Freigabe-Warteschlange entschieden. Wie bei vielen Wikipedia-Tätigkeiten bin ich dort mal mehr mal weniger aktiv. Genauso geht es auch der Permissions-Queue: es kommt aus unterschiedlichen Gründen schon mal vor, dass man Tickets findet, die seit Wochen unbearbeitet sind. Zwei Tage vor Weihnachten jedoch ergab sich das obige Bild: »Tickets in meinen Queues (0)« stand da zu lesen! Ich wollte das nutzen, mich bei den vielen fleißigen Menschen »hinter den Kulissen« zu bedanken. Die Abarbeitung einer Nachricht kann ganz schnell gehen: Urheber schickt Freigabe, Freigabe wird in Dateibeschreibungsseite eingetragen, fertig. Oftmals gibt es aber Nachfragen: ist der Absender wirklich der Urheber oder doch nur Besitzer eines Fotos? Hat jemand die Freigabe für eine freie Lizenz oder doch wieder nur »für Wikipedia« geschickt? Aus den Nachfragen entspannt sich gerne ein Dialog, in dessen Verlauf man auch unbequeme Fragen stellen muss, die Antworten fallen dementsprechend auch unfreundlich aus. Da motivieren kleine Freuden wie die null Tickets oder das kürzlich erhaltene Lob hinsichtlich der »mundgerechten Abwicklung« aus der Tastatur eines Museums-Chefs doch ganz besonders. Mögen auch Euch viele solche kleinen Freuden beschieden sein, im Rest dieses und erst recht im kommenden Jahr! <small>[[User:Emha|mh]], 25.12.</small>

=== Ausgabe 22: Besuch eines Lemmas ===
=== Ausgabe 22: Besuch eines Lemmas ===
[[Datei:Theodor_O_Diener.jpg|mini|hochkant=0.7|Der Besuch]]
[[Datei:Theodor_O_Diener.jpg|mini|hochkant=0.7|Der Besuch]]

Version vom 2. April 2019, 16:45 Uhr

»Kleine Freuden« im Kurier
Diese Serie ist ein Mitmach-Projekt, du kannst gerne mithelfen und Deinen Beitrag hier einstellen!

Hier sollen anlassbezogen „Kleine Freuden“ vorgestellt werden, die den Wikipedia-Benutzerinnen und -Benutzern gelungen oder widerfahren sind. Sie werden als Serie im Kurier der Wikipedia veröffentlicht.
Auf dieser Seite werden die Beitrags-Entwürfe vorgestellt bzw. nach Veröffentlichung im Kurier archiviert. Die Rückseite dient zur Diskussion. Neue Beiträge bitte oben anfügen!
Vorgaben gibt es keine, publiziert wird unregelmäßig nach dem FIFO-Prinzip, Ansprechpartner ist Emha.

Beispiel-Beitrag: Mikas HipHop-Fotos

Lisi, Stein des Anstoßes

Alles ging mit der Datei:LISI.jpg und einer Anfrage von Benutzer:Martina Nolte los, die um Unterstützung bei der Verifizierung und Überprüfung von diesem und weiteren Bildern bat. Es handelte sich um Foto-Uploads aus der Zeit des frühen deutschen HipHops, und nach und nach tauchten immer mehr Bilder auf, die von insgesamt drei Accounts lokal in der deutsch- und englischsprachigen Wikipedia sowie auf Commons (und teilweise mehrfach) hochgeladen worden waren. Wie sich nach und nach herausstellte, steckte dahinter tatsächlich der Urheber: der Fotograf Mika Väisänen versuchte schon seit 2012, uns diese Fotos zu spenden - er scheiterte aber leider an unseren Regularien, die ihm sein „selbst gemacht“ nicht abnahmen. Fast den ganzen Februar 2015 waren mehrere Benutzer beschäftigt, anhand einer To-Do-Liste die Fotos auf die Commons zu transferieren, zu beschriften, zu kategorisieren sowie mit Freigaben des Support-Teams zu versehen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 323 Bilder in der Commons-Kategorie bzw. auf dieser Galerie, von denen 185 derzeit in der deutschsprachigen Wikipedia genutzt werden, und ein am Ende glücklicher Fotograf, der glücklicherweise nie aufgegeben hat und dank der Unterstützung der Gemeinschaft zum Ziel kam. --emha db 16:26, 12. Okt. 2015 (CEST)[Beantworten]

Neue Beiträge

Dein Beitrag ist hier willkommen – einfach hier einfügen und unterschreiben!

WP:100 hat funktioniert!

Als ich im August letzten Jahres die WP-interne Abkürzung WP:100 mit dem GLAM-Projekt 100 Jahre Frauenwahlrecht verband, war ich mutig. Ende August fand die erste Veranstaltung der Reihe in Frankfurt statt und Ende September waren dann immerhin schon knapp 20 neue Artikel in dem Themenbereich entstanden. Die meisten kamen aufgrund der unglaublich umfangreichen Themenwunschliste, die in Vorbereitung auf die in Stuttgart stattfindende Veranstaltung erstellt wurde. Die Liste wuchs mit der zweiten Veranstaltung um weitere mehr als 40 Artikel. Auch die als-WP ergänzte im Herbst in einem gesonderten Ergebnisabschnitt fast 60 neue Artikel über Frauen, wovon sicher auch einige das Thema Frauenwahlrecht zum Inhalt hatten. Im Januar fand dann in Potsdam die dritte Veranstaltung statt. Es kamen noch einmal knapp 30 Artikel hinzu.

Aktuell ist keine weitere Veranstaltung zu diesem Thema konkret genug, um hier darauf zu verweisen. ABER: die Liste der neu entstandenen Artikel hat am 13. Februar die 100 überschritten. Ja - die Anzahl der neu hinzu gekommenen Artikel ist sicher deutlich weniger wichtig als das Dabeibleiben von Neuen und Nicht-Neuen Autorinnen bzw. Autoren. Ich freue mich dennoch dran, dass es immer wieder einen Grund zur Freude gibt, der dazu führt, dass auch ich gern weiter aktive Wikipedianerin bleibe! Iva, 23.3.

Vom Nutzen eines Liegestuhlarrangements

WikiBär Aktionstag 2018

Wir sind in Berlin ja inzwischen mit einem wöchentlichen Angebot zum Offenen Editieren zugange. Lange Zeit hatten wir nur theoretisch auch Neulinge im Blick. Faktisch sind nie Neue aufgetaucht, obwohl wir sogar während der Veranstaltung die Tür zu unserem lokalen Standort geöffnet gelassen hatten. Bis wir anfingen, während des Offenen Editierens Wikipedia-Liegestühle auf den Gehsteig zu platzieren. Seitdem kommen welche. Nicht jedes Mal, aber immer mal wieder. Heute sind ganz ohne Liegesstühle sogar zwei Neue da.

Ich bin darauf aufmerksam gemacht worden, dass durch das Platzieren nicht jedes Mal Neue dabei sind und dass auch nicht klar ist, wie viele von diesen Neulingen tatsächlich dabei geblieben sind. Das stimmt natürlich. Es schmälert jedoch meine Freude nur wenig. Denn es ist dabei geblieben, dass diese Liegestühle offenbar als Einladung verstanden werden, den Schritt über die Schwelle zu wagen. Und immer wieder Neue beim Offenen Editieren zu erleben, erhöht die Chancen darauf, dass von diesen Neuen welche dabei bleiben. Mich freut es, dass so eine einfache Aktion wie das Platzieren dieser Liegestühle dazu führt, dass sich etwas verändert. Iva, 21.2.

Archivierte Beiträge

Ausgabe 32: Nützlich nach 40 Jahren

Die Rogalin nach dem Crash

Beim Überfliegen der Artikelliste des Miniaturenwettbewerbs ließ mich ein Lemma stutzen. Rogalin (Schiff)? Die Rogalin, war da nicht was? Genau: An einem Abend im September 1979 wartete ich in Danzig auf diese Autofähre, die mich nach Helsinki bringen sollte. Vergeblich, denn sie war unterwegs mit einem niederländischen Tanker kollidiert. Auf einem Ersatzschiff ging es am nächsten Tag nach Stockholm. Dort lag die Rogalin inzwischen am Polferries-Kai. Und war da nicht noch ein Foto in meiner eingestaubten Diasammmlung? Weil der Artikel diese Kollision brav erwähnt, enthält er nun auch ein fast genau 40 Jahre altes passendes Bild. Gut zu erkennen, was damals passiert ist. Nur von den "leichten Beschädigungen", wie es im deutschen Artikel hieß, habe ich das "leichte" gestrichen. Aa, 2.4.

Ausgabe 31: Manche Mühlen mahlen langsam

John Georg Helmuth Thiele (1864-1931): Senatoren im Jahr 1904

Vor Jahren fand ich in einer lange verschlossenen Kommode ein paar alte Bilder. Es ließ sich schnell erkennen: sie hatten grob mit meinem Wikipedia-Gebiet Hamburgensien im Allgemeinen und Hamburger Senat im Besonderen zu tun. Also glaubte ich, die Bilder würden diese kleine Enzyklopädie voranbringen.
Die erste Frage war: Lassen sich die Urheber und ihre Lebensdaten klären? Immerhin bei einem Bild war das möglich. Und die Rechte? Nach einer ersten Frage im Juni 2016 wurde mir im Juli 2016 über die Auskunft sofort geholfen: das Bild war gemeinfrei und es wurde auch klar, in welchem Jahr es erstellt wurde.
Andere Fragen blieben: Wer war auf den Fotos abgebildet? Wo wurden sie aufgenommen? Ich bilde mir ein, mich in Hamburg und Umgebung relativ gut aus zu kennen, aber den Ort zu finden, war mir selbst nicht möglich. Also lud ich das Bild hoch, legte eine Arbeitsseite an und begann herumzufragen. Knapp zwei Wochen später half der Benutzer:Der Bischof mit der E-Gitarre mit den gesuchten Angaben.
Nach der Klärung des Wo und Wann entstand dann als ein weiteres Ergebnis der Artikel Herrenhaus Waltershof. Dann hatte ich keine Zeit mehr…
Offen waren noch die Abgebildeten – wer waren Sie? Die Frage stockte, bis ich letztes Jahr den Faden wieder aufnahm: Im Sommer 2018 konnte ich mir einen Tag freischaufeln und schaute mir nach einigen Recherchen im Staatsarchiv das dortige Bild samt Beschreibung an. In Sütterlin gab es dort eine Liste, die mir weitere wertvolle Hinweise gab. Und in der Zwischenzeit sind auch die Artikel zu den anderen Herren wie von Zauberhand besser geworden.
Noch immer sind nicht alle Identitäten geklärt und vielleicht sind auch nie alle zuordenbar. Doch ich habe einen langen Atem. Und ich freue mich darüber, weil für mich spürbar wird, wie viele kleine und große Rädchen auch bei „Exotenthemen“ über die Zeit an der Verbesserung dieser Enzyklopädie zusammen wirken. Flo Beck, 4.2. (publiziert 22.2.)

Ich teile deine Freude über diesen wundersamen Mechanismus, der auch mich schon so manches Mal verblüfft hat. Und in diesem speziellen Fall erfreut es mich, dass ich Teil der Kette war und ein wenig dazu beitragen konnte, dass am Ende wieder etwas Wissen mehr dem vielleicht endgültigen Vergessen entrissen wurde. --Der Bischof mit der E-Gitarre (Diskussion) 15:33, 4. Feb. 2019 (CET)[Beantworten]

Ausgabe 30: In Search of Ernst

Ernst Königsgarten

2014 habe ich die Liste von Olympiateilnehmern, die in NS-Konzentrationslagern starben angelegt und erstelle seitdem die dazugehörigen Biographien. Im Jahr 2015 wollte ich den Artikel zu Ernst Königsgarten anlegen, der an den Olympischen Zwischenspielen im Jahr 1906 teilgenommen hat. Der Fechter war ein Angehöriger der österreichischen k.u.k.-Oberschicht mit allen dazugehörigen Attributen: Vermögend, Reserve-Leutnant, mit prominenter Verwandtschaft, Mitglied in diversen vornehmen Vereinen – und Jude. Ich fand nur wenige Informationen über ihn, die mich weiterbrachten. Einträge bei geni.com verwirrten mich zudem. Ich schrieb mehrere österreichische Institutionen an (Fechtverband, Österreichisches Olympisches Comité, usw.). Alle reagierten desinteressiert und gaben an, nichts weiter zu wissen. Ich war fassungslos, dass ein offensichtlich zu seiner Zeit durchaus prominenter Mitbürger und Sportler offenbar „verschwunden“ war, nachdem er 1942 im Ghetto Theresienstadt gestorben war.

Ich gab meine Suche nie auf, bis ich endlich eine Quelle für Informationen fand: Michael Garton, der englische Großenkel von Ernst Königsgarten, veröffentlichte im September 2015 ein Buch über die Geschichte seiner Familie. Michael klärte mich in der folgenden E-Mail-Korrespondenz auch über die verwirrenden Stammbaum-Angaben auf: Ernst Königsgarten war tatsächlich nicht sein Großonkel, sondern sein Großvater – er hatte eine kurze Liaison mit seiner Schwägerin, aus der Michael Vaters Heinrich stammte. Offenbar war dies in der Familie immer bekannt, sehr ungewöhnlich… Michaels Buch „In Search of Ernst“ (ISBN 978-0992715243) ist nicht wissenschaftlich, sondern beschreibt sehr persönlich, wie er selbst die Informationen zu seiner Familie fand. Diesen Spuren konnte ich jedoch folgen, zudem erklärt Michael dem englischsprachigen Leser die historischen Zusammenhänge der damaligen Zeit, die „unsereins“ eher geläufig sind.

Dank Michaels Buch konnte ich nun den Artikel über Ernst Königsgarten erstellen, dessen Inhalt weit über eine reine Sportlerbiographie hinausgeht und mich überdies mit weiteren Themen in Berührung brachte, wie etwa den sogenannten „wilden Arisierungen im Salzkammergut“. Mit Michaels Hilfe, der auch einige Fotos beisteuerte, habe ich dann noch die englische Version erstellt. Schließlich machte ich einige mir bekannte Sporthistoriker in Wien auf den Artikel aufmerksam - vielleicht findet Ernst Königsgarten auf diese Weise noch Platz und Erwähnung in wissenschaftlichen Darstellungen der österreichischen (Sport)geschichte. Soweit die Freuden…

…richtiggehend wütend macht mich allerdings, dass die Gedenktafel in Ernst Königsgartens Wohnort Altaussee immer wieder von Unbekannten entfernt wird. In der Gemeinde, in der sich 1938 eine einzige Frau von 1.226 Stimmberechtigen gegen den Anschluss Österreichs ausgesprochen hatte, war der Sportler also nicht nur „verschwunden“, sondern soll es nach dem Willen einiger Leute offenbar auch weiterhin bleiben… Nicola, 9.1.

Ausgabe 29: UNESCO-Welterbe „Mittelalterliche Stadt von Rhodos“

In dieser Gasse der Altstadt von Rhodos steht mein kleines Hotel

Im Juni 2018 bekam ich mit, dass mein langjähriger Münchner Kollege Bjs federführend den Artikelwettbewerb UNESCO-Erbe-Marathon veranstaltete. Das freute mich, doch als Neuling musste ich mich zunächst in das Thema einarbeiten, denn in das Projekt UNESCO-Kultur- und -Naturerbe oder in das gleichnamige Portal hatte ich bisher noch nie hineingeschaut.

Praktisch war ich erst im Frühjahr in der Altstadt von Rhodos gewesen. Im Juni lernte ich in Südpolen die Weltkulturerbestätten in Schweidnitz und Jawor kennen. Und so machte ich das erste Mal bei dem Artikelwettbewerb mit: neben Verbesserungen im Artikel Mittelalterliche Stadt von Rhodos konnte ich einen kleinen Artikel über das fast verschwundene ehemalige Judenviertel La Juderia in Rhodos neu anlegen. Auf diese Weise wurden die großen Freuden – im Alter noch nach Rhodos und nach Schlesien reisen zu können – ergänzt durch die kleine Freude, passende Artikel ergänzen und verbessern zu dürfen. Ich habe mir sogar vorgenommen, im Portal und Projekt UNESCO-Kultur- und -Naturerbe aktiv mitzumachen und beim nächsten Wettbewerb im Juni 2019, wenn er wieder stattfindet.

Doch das Thema lässt mich nicht los: Beim Augsburger Stammtisch beschlossen wir, die Kandidatur Augsburgs für das Welterbe-Projekt Augsburgs historische Wasserwirtschaft durch einen gemeinsamen Artikel der Stammtischteilnehmer zu unterstützen. Eine weitere kleine Freude, als dank Neitram der Artikel schnell editiert werden konnte. Vielleicht erleben wir bald gemeinsam die kleine Freude, dass die historische Wasserwirtschaft von Augsburg zum UNESCO-Welterbe erhoben wird – wir werden bestimmt groß feiern! Didi43, 23.11.

Ausgabe 28: Ein Pferdekopf für die Wikipedia

Der Pferdekopf von Waldgirmes am Pressetermin

Schon 2009, bei seiner Entdeckung bei archäologischen Grabungen im Ortsteil Waldgirmes der mittelhessischen Gemeinde Lahnau war er eine Sensation. Zwischenzeitlich wurde er restauriert und war Gegenstand eines langwierigen Rechtsstreits um seinen Wert und vieler Medienberichte. Die Rede ist vom Pferdekopf von Waldgirmes, der von seiner Bedeutung her mit der Himmelsscheibe von Nebra gleichzusetzten sei, so die Presse. Natürlich hat die fachgerechte Restaurierung nicht so lange gedauert; der bronzene Pferdekof wurde deswegen nicht ausgestellt, weil sonst sein Wert weiter gestiegen wäre. Damit hätte sich die Summe erhöht, die dem Landwirt zustand, auf dessen Acker die ArchäologInnen fündig geworden sind.

Rund 1,6 Millionen ist er laut Gerichts-Gutachten wert und seit Sonntag ist der Kopf nun endlich dauerhaft im Saalburgmuseum auf der Saalburg ausgestellt. Am Freitag vorher gab es einen Pressetermin, bei dem der zuständige Hessische Minister, Boris Rhein, den 59 Zentimeter langen und 15 Kilogramm schweren Kopf präsentierte. Mir war gleich klar: wir brauchen davon Bilder! Also trug ich diesen Termin bei Wikipedia:Foto-, Film- und Pressetermine ein und suchte über Wikipedia:Bilderangebote nach möglichen Fotografen. Und siehe da: Benutzer:Kreuzschnabel erklärte sich bereit hinzugehen! Der Pferdekopf, der Teil einer Reiterstatue gewesen ist, auf der vermutlich Kaiser Augustus saß, bildet den inhaltlichen und gestalterischen Höhepunkt der neuen Dauerausstellung über das römische Waldgirmes. Der Raum mit der Vitrine ist etwa 12 m² groß und auf der Hälfte davon drängten sich rund 30 Fotografen, aber das Ergebnis (alle Bilder in der Kategorie auf Commons) kann sich mehr als sehen lassen, finde ich!

Dank Benutzer:Kreuzschnabel haben wir nun hochwertige Bilder des vergoldeten Kopfes, nur der zugehörige Artikel fehlt noch. Hat jemand Lust? Noch mehr Freude und hohe Abrufzahlen sind garantiert… mh, 20.8.

Ausgabe 27: Saderlach auf Saderlacherisch

Saderlach auf einer Karte der „Josephinischen Landesaufnahme“ (1769-72)

Das Dorf Saderlach, heute Zădăreni, im rumänischen Banat war bis zur Aussiedlung der letzten deutschsprachigen Bewohner Ende der 1990er Jahre das einzige Dorf in Südosteuropa, in dem ein hochalemannischer Dialekt gesprochen wurde. Grund genug hierüber einen Artikel für die Alemannische Wikipedia zu schreiben. Als sich im September 2017 abzeichnete, dass der alljährliche Schreibwettbewerb der alswiki das Thema „Ortsartikel“ aufgreift, habe ich mich endlich entschlossen, diesen lange gehegten Plan in die Realität umzusetzen. Literatur zum Thema war schnell über das ZVAB bestellt, zwei volkskundliche Monografien, die beide zur 200-Jahrfeier des Dorfes im Jahr 1937 erschienen sind. Trotz des stellenweise unerträglich schwülstigen Stils der beiden Schriften und der Tatsache, dass sich auch hier die damalige politische Großwetterlage im Banat niederschlug, gab es darin doch viele Details aus der Geschichte des Dorfes. Noch interessanter waren allerdings zwei (teilweise handschriftlich verfasste) Diplomarbeiten über den Dialekt von Saderlach, die 1965 bzw. 1979 an der Universität Temeswar geschrieben wurden und die ich als Kopie vom Schweizerischen Idiotikon in Zürich bekommen habe. Da es auf Commons kein aktuelles Bild aus Saderlach gibt, habe ich beim Verein der ehemaligen Saderlacher, der „Heimatortsgemeinde Saderlach“ in der Landsmannschaft der Banater Schwaben, angefragt, ob es möglich wäre, Fotos unter einer freien Lizenz zur Verfügung zu stellen. Im Zuge dieses Kontakts habe ich auch vorgeschlagen, dass jemand von der HOG meinen Artikel, den ich in einem Markgräfler Dialekt geschrieben hatte, in den alten Dialekt von Saderlach übertragen könnte. Dies stieß auf großes Interesse und so machte sich Theresia Weisenberger, die heute in Bietigheim-Bissingen wohnt, an die Übersetzungsarbeit. Und nun ist seit dem 7. Dezember 2017 der Artikel auf Saderlacherisch verfügbar, ein seltenes Dokument einer verschwindenden Sprachvarietät. Holder, 21.12.

Nachtrag Mai 2018: Da es sich als schwierig entpuppte, freie Fotos von der Heimatortsgemeinde zu bekommen, habe ich Anfang November auch auf der rumänischsprachigen Wikipedia angefragt, ob einer der dortigen Wikipedianer mal nach Saderlach fahren und interessante Motive vor Ort fotografieren könne. Es meldete sich Turbojet aus Timișoara, kündigte für 2018 einen Familientrip zum nahe gelegenen Kloster Hodoș-Bodrog an und versprach dabei auch, in Saderlach vorbeizuschauen. Mittlerweile war Turbojet vor Ort und hat eine Reihe von schönen Bildern aus dem Dorf mitgebracht. Holder, 03.05.

Ausgabe 26: Der unverhoffte Blick in das Original

Der originale Atlas Blaeu aus dem 17. Jahrhundert in der Prädikanten-Bibliothek zu Isny

Vor wenigen Monaten recherchierte ich für meinen neuen Artikel Atlas Blaeu-Van der Hem aus einem Themenbereich, der mir bis dahin ziemlich fremd war. Dabei erfuhr ich unter anderem, dass der in Amsterdam entstandene mehrbändige Atlas Blaeu im 17. Jahrhundert das teuerste Buch auf dem Markt war. Der Atlas bildete für den wohlhabenden Kaufmann van der Hem den Grundstock seiner umfangreichen wertvollen Kartensammlung, von der mein neuer Artikel handeln sollte. Dies zur Vorgeschichte.

Am vergangenen Wochenende nahm ich an einem Wikipedia-Projekt in Isny im Allgäu teil. Dabei stand eine Führung durch die Prädikantenbibliothek in der Nikolaikirche auf dem Programm. Staunend standen wir in einem kleinen Raum mit hunderten bibliophiler Kostbarkeiten dicht an dicht in den Regalen – ohne Glaskasten, elektronische Klimasteuerung oder ähnliche Schutzmaßnahmen.
Als unser Führer gegen Ende der Veranstaltung sagte: „Und wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen jetzt noch den Amsterdamer Atlas!“, traute ich kaum meinen Ohren. Und wahrhaftig: er zog ein Original-Exemplar des Atlas Blaeu hervor, schlug ihn für uns auf und blätterte mit behandschuhten Fingern vorsichtig die Seiten um. Da lag es vor mir: plötzlich und gänzlich unerwartet, das großartige Kartensammelwerk, von dem ich bisher nur gelesen und in meinem Artikel geschrieben hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Atlas jemals im Original zu Gesicht bekommen würde - die Freude war entsprechend groß! Maimaid, 12.4.

Ausgabe 25: Erfreuliche Veränderung in einer Systemfunktion

Wikipedia WikiWomen

Ich nutze die Funktion E-Mail an diese(n) Benutzer(in) senden regelmäßig. Eine Zeitlang dachte ich, ich hätte mich vielleicht geirrt und da stünde doch immer schon eine geschlechterspezifische Formulierung in der linken Spalte, wenn ich eine Benutzerin (die sich unter Spezial:Einstellungen für die weibliche Form der Anrede entschieden hat) anschreiben will. Inzwischen denke ich, dass auch das vermutlich nicht immer schon der Fall war. Und das kam so:

Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass ich einfach jedes Mal die Betreffzeile manuell ändern muss, wenn da nicht die generische Formulierung „E-Mail von Benutzer“ stehen bleiben soll. Eines schönen Donnerstags im letzten Oktober jedoch traute ich meinen Augen nicht: Ganz ohne Vorwarnung stand da „E-Mail von Benutzerin IvaBerlin“. Für mich war das, als wäre im Oktober schon Weihnachten. Ich habe dann auf einen Tipp hin eine Anfrage auf Fragen zur Wikipedia gestellt. Dort wurde mir innerhalb weniger Stunden geantwortet, und siehe da - ich darf meinen Augen trauen. Dank Freddy2001 und des Updates vom 19.10.2017 von translatewiki auf MediaWiki kann ich als Benutzerin neuerdings auf die manuelle Änderung der Betreffzeile verzichten. Mich freut das SEHR.

So sehr, das ich es gern hier veröffentlichen wollte. Für alle, die auch solche Anliegen haben, denen im Moment wenig Chancen eingeräumt werden: Nicht aufgeben! Manchmal kommt Weihnachten früher, als wir denken. Iva, 22.2.

Ausgabe 24: Endlich bessere Bilder

Süßwaren-Präsentation in einem Delikat, Juni 1986

Fotos von einer Sache zu bekommen, die heute so nicht mehr existiert, ist teilweise äußerst schwierig. Um so größer ist die Freude, wenn man einen Artikel dann doch ordentlich illustrieren kann. Gerade aus der DDR sind viele Alltagsdinge schwierig zu bebildern. Zum Beispiel durfte man im Intershop nicht fotografieren, weshalb jedes Bild Gold wert ist. Der Artikel Delikatladen hatte bisher nur zwei Fotos. Beide sind zufällige Funde, die aber den Gegenstand des Artikels nicht wirklich gut darstellen.
Als ich kürzlich mit dem Schlüsselwort „incategory“ in der Commons-Suche herumspielte, fand ich zu meiner großen Freude zwei neue Bilder: eines zeigt ein Schaufenster eines Delikatladens und das andere ein Warenregal im Ladeninneren. „incategory“ sucht innerhalb einer Kategorie nach Wörtern. Damit kann man wunderbar in unkategorisierten Bildern nach beliebigen Stichwortern suchen. Allein in den unkategorisierten Dateien des Jahr 2017 gibt es zum Beispiel 3,548× Berlin, 599× Computer oder 940× Solar. Bei über 1,1 Millionen unkategorisierten Bildern aus dem Jahr 2015−2017 (Stand: 11. Januar 2018) wird sich da noch das eine oder andere Bildschätzchen finden lassen, und es geht weiter: 2018 gibt es bereits 32.710 neue unkategorisierte Dateien. Hilfe zu der für viele noch neuen Suchmaschine gibt es unter „Hilfe:CirrusSearch“ im Metawiki. P.S. Wenn ihr für Euch fündig werdet, bitte gleich kategorisieren, dann finden es auch andere wieder. sk, 11.1.

Ausgabe 23: Inbox zero zu Weihnachten

Screenshot mit Null Tickets
Screenshot mit Null Tickets

Seit Juni 2013 arbeite ich im Support-Team mit und habe mich dort für die Abarbeitung der deutschsprachigen Freigabe-Warteschlange entschieden. Wie bei vielen Wikipedia-Tätigkeiten bin ich dort mal mehr mal weniger aktiv. Genauso geht es auch der Permissions-Queue: es kommt aus unterschiedlichen Gründen schon mal vor, dass man Tickets findet, die seit Wochen unbearbeitet sind. Zwei Tage vor Weihnachten jedoch ergab sich das obige Bild: »Tickets in meinen Queues (0)« stand da zu lesen! Ich wollte das nutzen, mich bei den vielen fleißigen Menschen »hinter den Kulissen« zu bedanken. Die Abarbeitung einer Nachricht kann ganz schnell gehen: Urheber schickt Freigabe, Freigabe wird in Dateibeschreibungsseite eingetragen, fertig. Oftmals gibt es aber Nachfragen: ist der Absender wirklich der Urheber oder doch nur Besitzer eines Fotos? Hat jemand die Freigabe für eine freie Lizenz oder doch wieder nur »für Wikipedia« geschickt? Aus den Nachfragen entspannt sich gerne ein Dialog, in dessen Verlauf man auch unbequeme Fragen stellen muss, die Antworten fallen dementsprechend auch unfreundlich aus. Da motivieren kleine Freuden wie die null Tickets oder das kürzlich erhaltene Lob hinsichtlich der »mundgerechten Abwicklung« aus der Tastatur eines Museums-Chefs doch ganz besonders. Mögen auch Euch viele solche kleinen Freuden beschieden sein, im Rest dieses und erst recht im kommenden Jahr! mh, 25.12.

Ausgabe 22: Besuch eines Lemmas

Der Besuch

Es kommt im Bereich der Naturwissenschaften in der deutschsprachigen Wikipedia nicht so häufig vor, dass wir Besuch von einer Koryphäe erhalten. Bei so einer Gelegenheit könnte man ja noch was lernen. Und wenn es sich dann auch noch um einen Entdecker einer ganzen Gruppe von Krankheitserregern und um einen ziemlich üppig dekorierten Wissenschaftler handelt, umso besser. Dem könnte man dann aber auch noch eins draufsetzen, indem die Koryphäe gerade dabei ist, einen neuen Altersrekord der Wikipedianer aufzustellen - trotz der erschwerenden Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Emeritierung der Personal Computer gerade erst Einzug hielt. Wer mag, schaue doch mal in den Artikeln Viroid und Theodor O. Diener vorbei. Da ziehe ich meinen imaginären Hut und mache doch glatt einen Diener. Ghi 10.10.

Ausgabe 21: Mehr Fotos von Nischensportarten

Internationale Sportereignisse sind das eine. Sie finden fast nur in Großstädten statt, man braucht eine Akkreditierung und es gibt eine Menge Regeln was den Zugang als Fotograf angeht. Aber Sport gibt es überall. Immer wieder auch mit ziemlich hochkarätigen Wettkämpfen.

In der Nachbarschaft, an meiner Joggingroute, fand im September die Deutsche Meisterschaft im Kanuslalom statt. Ein Kanuwettkampf ist immer um die Jahreszeit, aber nachdem es seit Jahren keinen Leistungssport Kanu mehr in München gibt, war das immer eine Spaßveranstaltung für Breitensportler. 2017 fand auf Initiative des Deutschen Kanuverbands stattdessen die Deutsche Meisterschaft statt.

Für Wikipedia-Fotografen sind solche Events ideal. Die Veranstaltung ist sehr familiär, es gab keine Akkreditierung und keine Profifotografen. Und man kommt ganz nah ran, so dass man keine besonderen Objektive braucht. Hier konnte man mit jeder Amateurausrüstung tolle Bilder machen.

Umso wichtiger war es, den Sport zu verstehen. Denn nur dann kann man Bilder machen, die genau die kritischen Momente illustrieren. Dazu ging ich schon am Samstag vorbei, schaute mir die Strecke an und vor allem habe ich mir viele Leute gesucht und ihnen jede Menge Fragen gestellt. Das Schöne an Nischensportarten ist, dass alle sich über mein Interesse freuten und mir erklärten, worauf es bei ihrem Sport ankommt. Ich bekam Informationen über die Ausrüstung, über Technik und über Kraft. Meine Grundkenntnisse in einem völlig anderem Wassersport halfen mir zu verstehen, wie ein Sportkanu gedreht wird und wie man Geschwindigkeit aufbaut. Die Regeln und die Punktewertung ließ ich mir erklären.

Und dann suchte ich mir einen Platz, an dem ich möglichst nah an die Wasserebene kam, in einem Bereich, wo unterhalb einer kleinen Schwelle Aufwärts- und Abwärtstore aufeinander folgten und deshalb alle Boote mehrfach drehen mussten. Es störte auch niemanden, dass ich über ein Geländer klettern musste, um diesen Platz zu erreichen.

Am Sonntag war ich dann fast die ganze Zeit anwesend und versuchte, die Atmosphäre und die Leistungen der Sportler einzufangen. Das Wetter war ziemlich durchwachsen, von minimalen Nieseln bis kurzzeitiger Sonne war alles dabei. Strömungsaufwärts war der Kanal durch Bäume und eine kleine Brücke dunkler als wenn ich mich abwärts drehte. Deshalb musste ich die Belichtung ausprobieren und immer wieder anpassen. Das war fotografisch die größte Herausforderung. Ansonsten kamen mir die Fotoobjekte direkt vor die Linse gepaddelt, sie tanzten im und auf dem Wasser, und nach dem letzten Tor versuchten alle nochmal voll ins Ziel zu beschleunigen, um noch die letzten Sekundenbruchteile rauszuholen.

Warum erzähle ich das hier und warum in der Reihe „Kleine Freuden“? Um euch Mut zu machen, es zu probieren. Auch bei euch in der Nähe gibt es Sportwettkämpfe. In Nischensportarten kommt ihr auch als Amateur-Fotografen ganz nah ran und seid herzlich willkommen. Mit eurem Engagement könnt auch ihr zur Illustration der Wikipedia beitragen. 5.10. h-stt

Ausgabe 20: Fotos von Nischensportarten

Shauna Coxsey GBR, Siegerin im Boulder-Weltcup 2017
Gesamtaufnahme: Eine der beiden Wettkampfwände beim Boulder-Weltcup
Jongwon Chon KOR, Sieger im Boulder-Weltcup 2017

Fotografiert bei Nischensportarten! Ihr seid näher dran, ihr werdet freundlich aufgenommen und meistens seid ihr die einzigen, die Bilder für die Wikipedias machen, so dass eure Bilder unter einer freien Lizenz vielfach weitergenutzt werden (nicht immer völlig lizenzkonform).

Schon 2012 und 2015 war ich als Fotograf beim Boulder Worldcup im Münchner Olympiastadion, um Fotos für die Wikipedia zu machen. 2015 war das ein großes Event für die große Münchner Kletterszene. Aber seit Anfang 2017 steht fest, dass Sportklettern 2020 in Tokio olympisch wird. Und damit ist das Interesse explodiert. Das zeigte sich an der noch professionelleren Organisation und Ausstattung, so war die Beleuchtung dieses Jahr um Klassen besser als noch 2015. Drei Fernsehsender (darunter einer aus Japan) waren vor Ort und internationale Sportfotografen, auch von den großen Agenturen.

Trotzdem ist in Nischensportarten vieles noch familiär. Die Akkreditierung als Fotograf ging mit einer informellen E-Mail an die Pressestelle des Alpenvereins. Für internationale Wettkämpfe ist eine vorherige Akkreditierung fast immer unvermeidlich, bei nationalen Events in Nischensportarten wird man nicht rausgeworfen, wenn man einfach so vorbei kommt. Aber keine Angst vor der Akkreditierung. Meistens reicht eine nette Mail, schreibt, was ihr so in und für die Wikipedia macht und hängt Links zu zwei Artikeln an, in denen (Sport-) Fotos von euch verwendet werden. Wenn ein Verband mehr Belege will, kann WMDE (WMAT, WMCH) euch mit einer Redaktionsbestätigung helfen.

Vor Ort gelten die üblichen Regeln für Fotografen: Frühzeitig hingehen, Pressestelle oder Organisation suchen, "Hallo" sagen und dann bekommt ihr eure Zugangsberechtigung. Beim Boulder-Weltcup eine Karte zum Umhängen und für die Fotografen eine gelbe Reflektorweste, als Zugangsberechtigung für den "Graben" direkt vor der Matte. Wie gesagt war die Organisation toll. Es gab einen Presseraum im VIP-Bereich des Olympiastadions. Dort war eine fette WLAN-Verbindung installiert und es gab Kaffee und später auch noch Kuchen.

Praxis-Tipps: Bei vielen Sportarten kann man mit einer guten Amateur-Ausrüstung tolle Fotos machen. Der limitierende Faktor sind meistens Brennweite und Lichtstärke. Wenn man mit einem 200'er Tele auskommt, kann man mit der eigenen Ausrüstung viel machen. Oder man leiht sich Teile bei den Wikimedia Vereinen. Für Canon und Nikon gibt es bei WMDE 2.8 70-200 Telezooms. Bei Rasenballsportarten wird das nicht reichen, ohne lichtstarkes 400'er geht da nichts und das schafft man sich nicht einfach so an. Auch WMDE hat keines. WMAT hat eines, das ist aber lange im voraus gebucht und natürlich ständig ausgelastet. Für den Kletter-Weltcup hatte ich die Ausrüstung des WikiMUC zur Verfügung. Ich hatte die 80D mit dem 2.8 70-200 dran (wegen dem Crop-Faktor also als 112-320mm) in der Hand und die 5D mit dem 4.0 24-105 umhängen. Damit konnte ich ohne Objektivwechsel vom Weitwinkel-Überblick bis zum Sportler-Porträt alles aufnehmen.

Außerdem hatte ich meinen Laptop dabei, für die schnelle Bearbeitung einiger Fotos, die ich schon von vor Ort hochladen wollte. Einen USB3-Kartenleser für die Speicherkarten, als Backup ein Überspielkabel. Profis haben noch eine externe Festplatte für Sicherungskopien. Und ansonsten was zum Trinken und eine Menge Fruchtriegel.

Sport-Fotografie bedeutet wie bei vielen Reportage-Ereignissen, dass man vorbereitet sein muss, um das zu dokumentieren, was vor einem passiert. Man kann nur wenig steuern, muss einen Blick für gute Standorte und Winkel entwickeln und ansonsten die Abläufe beobachten. Dazu ist es nützlich, wenn man die Sportart kennt. Denn nur wenn man genauso wie die Sportler selbst sehen kann, wann und wo es drauf ankommt, kann man die besten Fotos machen. Mehr dazu in einem späteren Teil der "Kleinen Freuden" zur Fotografie bei Nischensportarten. h-stt

Ausgabe 19: Ein Schild für den römischen Sarkophag

Sarkophag in Köln-Müngersdorf

Durch die Rubrik Schon gewusst stieß ich auf den Artikel zur Villa rustica in Köln-Müngersdorf, der im Februar 2017 von Colus neu angelegt worden war. Die Ausgrabungen dieses römischen Gutshofes fanden im Vorfeld der Austragung des Deutschen Turnfests 1928 statt. Die Villa befindet sich auf dem heutigen Gelände des Sportparks Müngersdorf. Hier befindet sich auch die Bibliothek der Sporthochschule, wo ich praktisch ein Feldbett habe, also ergänzte ich einige Fakten aus diesem Themenkreis sowie ein bißchen Lokalkolorit.

Im Artikel las ich, dass seit Jahrzehnten in der Nähe ein Sarkophag aus der Ausgrabung aufgestellt sei, also spazierte ich dorthin. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass es x Plakate und Schilder über die Umgebung und die Sportmöglichkeiten gibt, aber kein einziges, das erklärt, weswegen dort ein Sarg aus Stein steht. Ich machte eine privat-empirische Spaziergänger-Befragung: Keiner der Vorbeikommenden, ob jung oder alt, wusste, was es mit diesem Steinblock auf sich hat. Das musste sich ändern! Zurück zu Hause schrieb ich einen Bürgerantrag an den Rat der Stadt Köln, der an die zuständige Bezirksvertreung weitergeleitet wurde. Dort rannte ich offenbar offene Türen ein, denn die Reaktion auf meinen Antrag war durchweg positiv. Im Juni 2017 erhielt ich die Zusage der Stadt, dass der Sakophag in den kommenden Monaten eine Beschilderung erhält, und zu der Beratung über die Gestaltung des Schildes bin ich eingeladen. Nicola, 30.6.

Ausgabe 18: „Coole“ Dias gefunden

Der Bahnhof Hohenlockstedt im Winter 1978: die Strecke war zwar stillgelegt, aber ein Zug wäre nie durch den Schnee gekommen
Ein Hubschrauber vor dem damaligen Getreidesilo, im Hintergrund der Bahnhof

Auf der Suche nach etwas völlig anderem fand ich durch Zufall eine uralte Diaserie aus dem Winter 1978/79. Damals landeten bei mir vor dem Fenster dauernd Hubschrauber, um von der Getreidemühle Futter für die Tiere der Bauern aufzunehmen. Die Straßen hatten die Landwirte mit ihren Frontladern noch selbst geräumt, aber aufgrund der Schneeverwehungen kamen sie nicht mehr an ihre Mieten. Einkaufen war nur mit dem Schlitten möglich, Autos kamen meist nicht durch. Wikipedianer sind neugierig, deshalb schaute ich gleich in den zugehörigen Artikel Schneekatastrophe in Norddeutschland 1978. Merkwürdig: Für eine der schlimmsten Katastrophen im Norden von Deutschland gab es fast nur Schwarz-Weiss-Aufnahmen aus dem Bundesarchiv – die wenigen vorhandenen Fotos findet man in dieser Commons-Kategorie.

Dieses Wiederfinden meiner Dias hat mich wirklich erfreut; in Form der gescannten Bilder wollte ich diese Freude mit den Wikipedianern teilen und habe sie in die Kategorie Winter 1978-1979 in Hohenlockstedt auf die Commons hochgeladen. Mit meinen Scans war ich aber nicht allzu glücklich, also suchte ich im Internet nach einer Firma, die auch Kleinstaufträge bearbeitet. Treffer und gefunden! Meine alten Dias wurden für Wikipedia kostenlos neu gescannt und bearbeitet durch Schack-Medien, 91207 Lauf. Das hat mich nur das Porto gekostet, Wikipedia und alle Nachnutzer können sich jetzt mitfreuen. Bestimmt gibt es auch bei Euch noch viele Dias oder Fotos, die auf Veröffentlichung warten. Grabt in euren Kellern! Nightflyer, 2.6. PS: Meine Originale sind in der Bildhistorie natürlich enthalten, bitte darüber nicht lachen…

Ausgabe 17: Wie die Flechte des Jahres 2017 zu ihrem Bild kam

Ein kleines Ding mit vielen Namen: Caloplaca flavenscens, auch Variospora flavescens genannt oder Hepps Schönfleck oder Caloplaca aurantia var. heppiana

Eigentlich ist es nicht meine Baustelle. Ich treibe mich eher in Artikeln meines Hobbys herum: Burgen und Schlösser insbesondere in meiner „neuen Heimat“ Hessen, mit Abstechern in alle Richtungen… Einige meiner neu geschriebenen Artikel habe ich bei „Schon gewusst“ untergebracht, neben dem Schreiben reizt mich vor allem aber das Lesen! Ich lese gern neue Artikelchen, ich finde das eine unwahrscheinliche Horizonterweiterung und genieße das „über den Tellerrand blicken“.

Ende Januar kam mir gerade zur Kaffeepause ein kleines neues Artikelchen zum Schmökern recht… Interessant, eine Flechte, aber oh Graus, ohne Bild! Also suchte ich in den Weiten des Weltalls Internets nach Bildchen zum Artikel, die gemeinfrei und für den Upload auf Commons geeignet sind. Leider keine Bilder gefunden, aber eine schöne Webseite, die sich mit Flechten beschäftigt: Ja doch, und der Anbieter hat sogar schon einen Wikipedia-Eintrag, die Bryologisch-lichenologische Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa. Sie stellten die Flechte des Jahres 2017, eben jene Variospora flavescens, in einem Artikel vor - mit Bild! Langes Geschwafel, kurzer Sinn: Ich habe den Autor und Fotografen angeschrieben und siehe da, nach kürzester Zeit, hatten wir ein Bild von Hepps Schönfleck auf den Commons; die hochgeladene Datei wiederfinden, in den Artikel einbinden, das Foto kategorisieren und voilà: wieder hat ein Artikel ein Bild!
Viele dieser kleinen Aktionen hatte ich schon gestartet, die wenigsten klappten so schnell und so gut. Manche wollen nicht helfen, manche stellen ihre Bilder nur unter nicht-kommerzielle Lizenzen, andere schicken Bilder sofort zu, aber ohne Angaben und ohne je eine Genehmigung an das Support-Team nachzuschieben (obwohl ich meist sofort eine Vorlage anbiete). Hier aber hat es sofort geklappt: eine Kleine Freude für mich und einen Riesendank an die Arbeitsgemeinschaft und vor allem an den Einsteller W.v.B.. Für alle die jetzt auf Flechten neugierig sind: viel Spaß beim Schmökern. commander-pirx, 30.3.

Ausgabe 16: Der Flammenkopf-Bartvogel kehrt wieder heim

Der zunächst unbekannte Vogel

Der Bestimmungs-Service für Lebewesen der Redaktion Biologie hat schon vielen geholfen, Tiere oder Pflanzen auf Fotos zu bestimmen. Egal, ob auf dem eigenen Fensterbrett gefunden oder beim Urlaub auf der anderen Seite der Welt drauf getreten, meist gibt es sachdienliche Hinweise und oft sogar eine fachgerechte Bestimmung, soweit das möglich ist („ich müsste noch die Unterseite der Flügel sehen, um das genau zu beantworten“). Als Laie kommt man immer wieder ins Staunen über das Wissen der Kolleginnen und Kollegen.
Weniger oft kommt es vor, dass dem Lebewesen selbst geholfen wird – so geschehen im Juni 2015 nach der Anfrage von JøMa, der damals durch den „Gesang“ auf einen Vogel in seiner Nachbarschaft aufmerksam wurde („wie eine defekte Auto-Alarmanlage“). Es gelang ihm, ein Foto zu schießen und dank der Biologen erfuhr er, dass es sich um einen Flammenkopf-Bartvogel handelt. Da dieser aber so gar nicht in Sachsen heimisch ist, kam als Herkunft nur der benachbarte Zoo Leipzig in Frage. Ein Anruf dort brachte die Erkenntnis, dass der prächtige Vogel tatsächlich aus dem dortigen Pongo-Land entflohen war. Die Pfleger rückten samt Fanggerät an, doch der Flüchtling hüpfte immer höher in die Bäume und ließ sich nicht erwischen. Ob nun durch Nachbarn eingefangen oder wegen Hungers von selbst zurückgekehrt – nach dem Urlaub des Fotografen war der Unruhestörer nicht mehr da. Wikipedia aber hat ein Foto eines Trachyphonus erythrocephalus in (vermutlich vorübergehender) Freiheit. mh als Ghostwriter von JøMa, 21.12.

Ausgabe 15: Manche Menschen machen wirklich alles für einen Wikipedia-Artikel

Datei:2016 UCI Road World Championships 01.jpg
Der rechte Radler ist's, und das Bild ist eine weitere kleine Freude: Der BDR hat uns das Foto gestiftet!

Im Mai fotografierte ich bei Rund um Köln einen jungen Radsportler aus Tettnang. Er beklagte sich bei mir, dass es immer noch keinen Artikel über ihn gebe, obwohl ich ihn nun schon öfter fotografiert hätte. Ich erläuterte ihm, dass er meiner Meinung nach „noch nicht relevant“ für die Wikipedia sei und was die Kriterien dafür sind. Schnell war ihm klar: „Also, wenn ich heute gewinne, dann kriege ich einen Artikel?“ - „Genau!“ Die Umsetzung seines Vorsatzes hat dann leider nicht sofort geklappt. Im August trafen wir uns bei den deutschen Bahnmeisterschaften in Cottbus wieder und witzelten über das Thema. Und – was macht der Mann? Wird zweimal deutscher Meister – und ist damit unzweifelbar relevant. (Im Nachhinein stellte sich heraus, dass er eigentlich doch schon relevant war. Eine Datenbank war schuld, in der eine deutsche Meisterschaft fehlte.) Mein Kommentar: „Es gibt Leute, die machen wirklich alles, nur um einen Artikel in der Wikipedia zu bekommen.“ Nun, der 22-jährige Mann wollte offenbar auf Nummer sicher gehen und wurde im Oktober sogar U23-Weltmeister in Doha!
Der Sportler hat inzwischen seinen Artikel, und die Wikipedia-Versionen können sich über gleich mehrere schöne Fotos von ihm freuen. Nicola, 4.11.

Ausgabe 14: Abel Ximenes – Ein Puzzle setzt sich zusammen

Stück für Stück zum Glück:
Die kleinen Freuden, wenn die Steine zusammenpassen

Seit über 4080 Tagen schreibe ich nun in der Wikipedia über Osttimor. Ich spiele Hamster, sammle, was ich im Internet finden kann und bringe die Informationen in die Wikipedia. In den letzten Jahren hat sich meine Arbeit etwas erleichtert: zum einen verlinken Timoresen aktuelle Nachrichtenmeldungen in Facebook. Zum anderen gibt es nun einen einfachen automatischen Übersetzungsdienst von der Landessprache Tetum ins Englische. So schließt sich so manche Lücke und man findet neue Informationen zu Personen, die bereits in bestehenden Artikeln erwähnt wurden, bisher aber noch keinen eigenen Artikel haben. Im Februar schrieb ich über den osttimoresischen Beamten Abel dos Santos Fátima und erfuhr bei der Recherche, dass er in einem Amt der Nachfolger von Abel da Costa Freitas Ximenes sei. Von Ximenes wusste ich, dass er seit 2012 stellvertretender Minister ist und wollte ihm einen Artikel widmen. Beim Googeln stieß ich auf einen Presseartikel in Tetum, den man einen „Missing link“ nennen könnte, denn er fasste die Lebensgeschichte von Ximenes kurz zusammen. Die erste Überraschung dabei war, dass er bereits zwischen 2003 und 2006 Vizeminister und Minister war. In den offiziellen Listen der Regierung, die mir hier als Quellen dienen, wurde er dort nur Abel Ximenes genannt. So konnte ich schon zwei Personen zu einer zusammenführen. Die nächste Information war der alte Kampfname des Politikers aus der Zeit des Befreiungskampfes gegen die Indonesier. Hier hieß er Abel Larisina oder Abel Lari Sina. Auch diesen Namen gab es schon in der deutschen Wikipedia. Als politischer Kommissar kämpfte er in der Widerstandsbasis am Matebian, an Seite seines Adjutanten Xanana Gusmão, dem späteren Premierminister und Präsidenten Osttimors. Insgesamt tauchte Ximenes in sieben Artikeln in der deutschen Wikipedia auf. Und seit dem 24. April 2016 hat er nun auch einen eigenen Artikel, der alle diese Informationen (und ein bißchen mehr) zusammenführt: Abel Ximenes. JPF, 27.9.

Ausgabe 13: Le Corbusiers Häuser in der Weißenhofsiedlung als UNESCO-Weltkulturerbe in Denkmalliste eingetragen

Jetzt: UNESCO-Weltkulturerbe
Welterbe

Schon vor vielen Wochen hatte ich angefangen, heimlich, still und leise (geht auch in der Wikipedia!) die 23 Bezirke von Stuttgart als Liste der Kulturdenkmale in Stuttgart neu einzustellen. Zusammen mit den Listen von Kornwestheim, Ludwigsburg und der überarbeiteten Esslinger Liste sollte sie den vielen Besuchern der WikiCon 2016 in Kornwestheim einen Anreiz geben, Fotos zu machen und vor allem die Kulturdenkmale der baden-wüttembergischen Landeshauptstadt mit guten Aufnahmen zu versehen. Dabei hofft man immer, dass es zu weiteren freiwilligen Arbeiten wie Kategorisieren bei Commons und zu einigen Denkmalartikeln kommt. Jedes geschützte Denkmal ist ja von Haus relevant.

Am heutigen Montag las ich im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung unter dem Titel „Dachterrassen für alle“[1], dass zwei Häuser in „meiner“ Stuttgarter Liste (Weissenhof) den Status des UNESCO-Welterbe bekommen haben – und das im dritten Anlauf! Der Eintrag war eine kleine Freude im Leben eines Wikipedianers, der sich vor allem der Denkmalpflege und dem Denkmalschutz in ganz Deuschland verschrieben hat.

Diese Tatsache - auf die ganz Stuttgart stolz ist - konnte ich in diese Kulturdenkmal-Liste zu den zwei Häusern des Architekten Le Corbusier eintragen und im Artikel Weissenhofmuseum ergänzen. Ich hoffe, dass viele weitere Wikipedianer ebenfalls solch kleine Erfolgserlebnisse haben, wenn sie nun daran gehen, die von mir eingestellten Denkmallisten zu ergänzen und zu bebildern. Denkt alle daran, dass im September wieder der Fotowettbewerb Wiki loves Monuments läuft und rings um Kornwestheim hunderte von Kulturdenkmalen auf schöne Bilder, Kategorien bei Commons und Denkmalartikel warten. Und vielleicht ist dann wieder der eine oder andere Freudenartikel im Kurier zu lesen, wenn ein User gut im Fotowettbewerb abgeschnitten hat und unter die Preisträger gekommen ist! Didi43, 18.7.

Ausgabe 12: Die Hebung eines Foto-Schatzes aus (un-)längst vergangenen Tagen

Ansicht der Baustelle des Pfändertunnels im Jahr 1975. Das Foto von Helmut Klapper ist ein Beispiel für die zahlreichen Bilder aus VOLARE

Im Jahr 2015 digitalisierte die Vorarlberger Landesbibliothek in einer umfassenden Aktion den Bestand der sogenannten Landesbildstelle Vorarlberg, also das offizielle Bildarchiv des westlichsten österreichischen Bundeslands. Diese umfangreiche Sammlung, die maßgeblich auf das Schaffen des von 1972 bis 1994 im Auftrag der Landesbildstelle tätigen Fotografen Helmut Klapper zurückzuführen ist, wurde in der Folge der breiten Öffentlichkeit online zugänglich gemacht. Während die rund 17.000 Diaaufnahmen Klappers bereits komplett digitalisiert wurden, wurden von den mehr als 100.000 Negativaufnahmen bislang ca. 1000 Filme digitalisiert und online unter http://pid.volare.vorarlberg.at – also im sogenannten Vorarlberger LandesRepositorium – zugänglich gemacht (die Anspielung auf das italienische Wort Volare, fliegen, bzw. das bekannte Lied ist wohl nicht ganz zufällig). Mittlerweile sind dort allein in der Sammlung der Landesbildstelle über 38.100 Bilder in mehr als 3000 Ordnern abrufbar, wobei die meisten dieser Fotos einen klaren Bezug zum wirtschaftlichen und politischen Geschehen im Bundesland Vorarlberg von den 1970er-Jahren bis in die frühen 1990er-Jahre aufweisen.

Nun ist das natürlich alles sehr schön und für die interessierte Öffentlichkeit sicherlich nützlich, doch es stellt sich die Frage, inwiefern das mit der Wikipedia zu tun hat. Zunächst sah es leider so aus, als ob VOLARE für uns als Bildquelle verschlossen bleiben würde, weil die dortigen Aufnahme durchwegs als CC-BY-NC-SA 4.0 (Creative Commons Attribution Non commercial Share Alike 4.0) lizenziert und damit wegen des Ausschlusses der kommerziellen Weiternutzung nicht nach Wikipedia oder in unser Schwesterprojekt Wikimedia Commons transferiert werden durften. Ein gewaltiger Bilderschatz wurde also der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, ohne, dass die freie Enzyklopädie Wikipedia davon hätte profitieren können. Anfang Februar 2016 kam allerdings Bewegung in die Sache: Ein neu angemeldeter Benutzer mit dem vielsagenden Benutzernamen User:Vorarlbergerlandesbibliothek lud am 3. Februar insgesamt fünf Fotos in Commons hoch, die aus VOLARE stammten und Landespolitiker der 1970er-Jahre zeigten. Diese Bilder – offensichtlich hochgeladen von einem Mitarbeiter der Landesbibliothek – regten den Autor dieser Zeilen an, Kontakt zu einem Freund in der Vorarlberger Landesregierung aufzunehmen, um nochmals über die für uns ungünstige Lizenzierung der Bilder zu sprechen.

Von da an ging alles sehr schnell. Nachdem der Freund den Kontakt zum Direktor der Landesbibliothek hergestellt hatte, konsultierte dieser die Rechtsexperten seines Hauses, um die Lizenzfrage klären zu lassen. Wenige Emails und Tage später erreichte den Autor dieses Texts die erfreuliche Nachricht, die Landesbibliothek als Rechteinhaberin der Bilder habe sich dazu entschieden, die Lizenz aller Bilder, deren Urheberrechte sie eindeutig selber besitzen (also zunächst jene der Landesbildstelle) auf die deutlich weniger restriktive Lizenz CC-BY 3.0 (Creative Commons Attribution 3.0) zu ändern. Dies macht es nunmehr möglich, die Bilder aus dem vorhandenen Fotoschatz zu heben und auf Commons zu transferieren, um sie in zahlreichen Wikipedia-Artikeln zu nutzen, wo bislang eine historische Lücke vorherrschte. Das strahlende Gesicht des Autors dieser Zeilen kann sich jeder selbst ausmalen und dabei womöglich bereits in den auf Commons in der Category:Images from the Vorarlberger Landesrepositorium abgelegten Bildern stöbern. Gerne sind alle Wikipedianer dazu eingeladen, selbst die zahlreichen Bilder auf VOLARE zu durchstöbern und diese bei Bedarf nach Commons zu transferieren. Ein gewaltiger Schatz wartet darauf, gehoben zu werden! Plani, 7.7.

Ausgabe 11: Lernen, lernen, nochmals lernen (Lenin)

(aus: Die kleinen Freuden eines Wikipedianers)

Neulich wurde ich auf die Diskussionsseite des Artikels Fritz Erler gerufen. Dort war ein Detail zu klären. Ich griff darum zur maßgeblichen Biografie über den Politiker. Mit ihrer Hilfe und vor allem durch die Korrespondenz mit dem Biografen war die Einordnung jener Einzelheit möglich. Dass Fachwissenschaftler antworten, wenn Wikipedianer Fragen stellen, erlebe ich nicht zum ersten Mal.

Der „Fall Erler“ machte mich auf einen Mann aufmerksam, der vergessen ist. Und das, obwohl er für seine Schicksalsgenossen von großer Bedeutung war: Auf Hans Glaser, einen Kameraden Erlers. Die Nationalsozialisten wollten Glaser, dem Kommunisten, das Leben zur Hölle machen, durch KZ-Haft. Es gelang ihnen nicht. Im Gegenteil: Glaser gründete und lenkte die „Mooruniversität“. Außerdem schuf er einen Katechismus, an den sich Hoffnung auf bessere Zeiten knüpfte. Viele Häftlinge lernten die Lehrsätze auswendig. Das gab Kraft zum Überleben – vielleicht ganz ähnlich wie das Lied von den Moorsoldaten. Glaser selbst überstand die NS-Zeit nicht. Er fiel als Soldat in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges.

In der Mooruniversität ging es um Wissen, das Kraft gibt. Unseren Lesern schulden wir nicht Überlebenshilfe, sondern gesicherte Informationen. Selbst wenn man das Wenige, das über Glaser zu finden ist, zusammenträgt und sortiert, ist das möglich. Jetzt ist er für jeden PC, für jedes Tablet und für jedes Smartphone erreichbar – und dem Vergessen entrissen.

Auch für den Autor, in diesem Fall für mich, fällt bei der oft mühsamen Recherche- und Schreibarbeit etwas ab: Er lernt. Das ist das große Geschenk der Wikipedia an ihre Autoren. AC, 24.6.


Ausgabe 10: GLAM on Tour im Landesmuseum Württemberg

Blick in die Ausstellung

Anfang Juni 2016 trafen sich einige Wikipedianer in Stuttgart, um im Rahmen des GLAM-Projektes GLAM on Tour im Landesmuseum Württemberg Artikel zu schreiben und Fotos zu machen.

Hier möchte ich von einer kleinen Freude berichten, die ein mir gänzlich Unbekannter bereitet hat:

Ich bin relativ leicht wiederzuerkennen, und so wurde ich bei einem Ausflug ausserhalb des Museums angesprochen:

=> Waren Sie schon im Lapidarium?
Ich => ???
=> Alte Steine
=> Ich mach Ihnen schon etwas früher auf, dann sind noch keine Besucher da.

Es wurde aufgeschlossen, die Lichter angeschaltet, und mir gehörte das Museum ganz allein. Leider nur ganz kurz, dann wurde der Aufseher per Telefon abberufen, alles wurde wieder verdunkelt und verschlossen.

Die Bilder des Lapidariums sind also nur durch das Engagement eines Mitarbeiters entstanden, der seine alten Steine sehr mag. Leider kenne ich seinen Namen nicht.
Als Norddeutscher würde ich das unter freundliches Schanghaien verbuchen.
Aus dem Treffen entstanden unter anderem die Artikel Römisches Lapidarium, der von Lómelinde begonnen wurde und Jupitergigantensäule von Hausen an der Zaber von Gerd Leibrock, beide mit den Fotos aus der wenig bekannten Ausstellung.

Ein Museum, das derart engagierte Mitarbeiter hat, muss sich glücklich schätzen.nf, 14.06.

Ausgabe 9: BKL-Link-Auflösung für Fortgeschrittene

Seit der Artikel Georg Bruckbauer am 30. Juli 2008 durch Benutzer:Konrad Lackerbeck erstellt worden war, verwies der Sterbeort des Kameramannes auf die Begriffsklärungs-Seite (BKL) Brühl. Konrad hatte für den Artikel überwiegend Das große Personenlexikon des Films von Kay Weniger genutzt, in dem es keine weiteren Angaben zum Brühl gab.
Am 25. Juni 2012 wurde der Artikel von Benutzer:DrTrigonBot dann in die Freiburger Baustellen-Liste eingefügt (wegen Brühl (Freiburg im Breisgau)) und zog damit mein Interesse auf sich. So schwer konnte das ja nicht sein, diesen BKL-Link aufzulösen … dachte ich.

Die Internet Movie Database sprach nur von „Brühl, Deutschland“, Googeln brachte auch nichts. Bei FamilySearch.org fand ich später eine Einreisegenehmigung nach Brasilien, aber das war noch zu Lebzeiten.
Also begann ich, die Standesämter der einzelnen Städte nach Wahrscheinlichkeit sortiert anzuschreiben und wartete dabei immer auf eine Antwort, bevor ich das nächste anschrieb:

Die restlichen Brühls waren nicht oder nicht mehr selbstständig, als Bruckbauer 1976 verstarb. Ich war der Verzweiflung nahe. Wenn man doch nur wüsste, wo Kay Weniger diese Angabe entnommen hatte. Wenn man ihn nur fragen könnte. Warum sollte man das eigentlich nicht können? Ich fand heraus, dass Weniger wohl mit dem Acabus Verlag zu tun haben müsse. Ich schrieb denen mit der Bitte um Weiterleitung und erhielt am 13. Juni 2013 Antwort von einem m. E. etwas grummeligen Kay Weniger. Neben dem Vorschlag, ich solle doch etwas herumtelefonieren (kein Kommentar dazu!), erwähnte er auch, woher er die Info hatte: Es hatte wohl einen Nachruf in der Fachzeitschrift Der deutsche Kameramann gegeben.

B(r)ühl!

Der Rest war für den geübten Wikipedianer ein Kinderspiel: Am 30. Juni 2013 stellte ich über die Bibliotheksrecherche eine Anfrage, Benutzer:Syrcro hatte Erbarmen und bestellte das Heft bei der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Das Ergebnis: Brühl bei Baden. Na toll, schon wieder eine Doppeldeutigkeit. Was war denn nun gemeint? Brühl (Baden) bei Baden-Baden oder Hinterbrühl/Vorderbrühl/Mödling bei Baden (Niederösterreich)?

Ich hatte schon die neuen E-Mails an beide Gemeinden geschrieben, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Da stand nicht Brühl bei Baden, da stand Bühl bei Baden. Damit war das Rätsel endlich gelöst: Kay Weniger hatte einen Buchstaben zuviel (anstatt einen weniger *SCNR*) abgeschrieben. Kurz zuvor hatte ich, auf eine Nachfrage von Benutzer:Das Robert hin, in der DNB auch gleich noch das Geburtsjahr korrigieren lassen. Inzwischen haben auch die IMDb und Filmportal.de nachgezogen, was den Sterbeort angeht. Flominator, 31.5.

Ausgabe 8: Vom Zufall zum Fachvortrag über Daniel Hisgen

„Die Tochter Pharao welche Moses aus dem Wasser rettet“

Kennengelernt hatten sich die beiden Wikipedianer einst über die Wikipedia:Bücherbörse. Es kam zu der Übergabe eines älteren Buches über niedersächsische Kulturdenkmäler, und der Erkenntnis, dass man nur wenige Gehminuten voneinander entfernt wohnte. Der eine Wikipedianer schrieb nun einen Artikel über die katholische Kirche des gemeinsam bewohnten mittelhessischen Dorfes. Worauf der andere – er hatte schon Kirchenartikel zu seiner norddeutschen Heimat verfasst – einen Artikel zur evangelischen Kirche beisteuerte.

In dieser Kirche entdeckte er später auf einem Gemälde eines spätbarocken Bilderzyklus die Signatur eines Kirchenmalers. Dieser Maler hatte im späten 18. Jahrhundert für 13 weitere Dorfkirchen der Gegend solche biblischen Bilderzyklen mit Darstellungen in zeitgenössischer Rokokokleidung angefertigt. Die Kirchengemeinde war erfreut über die neue Erkenntnis, da Maler und Entstehungsjahr bis dahin unbekannt waren, selbst die regionale Zeitung berichtete davon: „239 Jahre alte Signatur entdeckt“. Doch es ging weiter: die beiden Wikipedianer arbeiteten gemeinsam an der Liste der denkmalgeschützten Kirchen im Landkreis Gießen, der Entdecker der Signatur als Autor von über 100 Artikeln, der Andere als Fotograf. Durch die Beschäftigung mit den Dorfkirchen begann sich der Texter nun näher für den Kirchenmaler zu interessieren und legte einen Artikel über Daniel Hisgen an. Nicht zuletzt durch den Kontakt zu heimatkundlichen Autoren sowie der Möglichkeit, Fotos der zahlreichen Gemälde auf Commons zu vergleichen, entwickelte sich letztgenannter Wikipedianer zu einem Hisgen-Experten. Am 3. Dezember 2015 hielt er vor einem interessierten Geschichtsverein den Vortrag „Der Kirchenmaler Daniel Hisgen aus Nieder-Weisel“. P.S.: Wenige Tage zuvor fanden Heimatforscher eines Dorfes im Vogelsberg (laut Tagespresse) „im Internet“ (vielleicht sogar im Wikipedia-Artikel?) Informationen zu den Gemälden ihrer Kirche. Cherubino, 21.4.

Ausgabe 7: Saleydeutsch

Saley im Piemont

An der Grenze zum Wallis liegt auf der italienischen Seite im Ossolatal die ehemalige Walsergemeinde Saley (italienisch Salecchio, heute Teil der Gemeinde Premia). Ich beschäftige mich schon seit vielen Jahren mit den aussterbenden Walserdialekten in Italien. Das Saleydeutsch ist besonders interessant, da es der einzige oberdeutsche Dialekt war, der noch bis ins die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ein vollständig erhaltenes Präteritum aufwies (z. B. ich chaam ‚ich kam‘, du woltùscht ‚du wolltest‘, schi fiälùn ‚sie fielen‘). Die Gemeinde wurde Anfang der 1960er Jahre aufgegeben und in allen dialektologischen Lehrwerken steht, dass der Dialekt von Saley seither ausgestorben sei.

Im Rahmen einer Serie über die Dialekte der Südwalser, habe ich 2008 auch einen Artikel über das Saleydeutsch geschrieben (wer mich kennt, weiß, dass ich ihn natürlich auf Alemannisch geschrieben habe: als:Saleydeutsch). Eine der wesentlichen Literaturquellen zum „Saleytitsch“ ist die Dissertation der im Januar 2015 verstorbenen Germanistin als:Gertrud Frei. Hierfür hatte sie mehrere Sprecher des Saleydeutsch befragt, unter anderem einen Mann, der 1929 zur Welt gekommen ist. Dieser Mann war auch einer der Informanten, als Paul Zinsli 1981 Aufnahmen zu den Flurnamen von Saley gemacht. Als ich den WP-Artikel vor sieben Jahren geschrieben habe, dachte ich mir: dieser Mann könnte eigentlich noch leben und wenn er noch Saleydeutsch spricht, wäre der Dialekt noch nicht ausgestorben.

Und vor drei Jahren kam dann tatsächlich die Bestätigung meiner Vermutung: nach einem Hinweis von Freigut und einem Besuch beim Schweizerischen Idiotikon in Zürich hatte ich eine Arbeit aus dem Jahr 2011 in den Händen mit Transkripten von Interviews (inklusive CD mit den Tonaufnahmen), die die italienische Germanistin Monica Valenti in den Jahren 2008 und 2009 mit den letzten noch lebenden Sprechern des Saleydeutsch geführt hat, mit eben diesem Gewährsmann, den schon Gertrud Frei um 1960 befragt hatte, und seinen beiden Geschwistern, die zwar schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Saley lebten, aber das Walserdeutsch noch sprechen konnten. Holder, 15.3.

Ausgabe 6: Trost von Wikipedia, Lob von Krumeich

Renaissance-Humanismus: MichelangelosDie Erschaffung Adams“ (Ausschnitt)
Gerd Krumeich (rechts) mit Christopher Clark (und dem Moderator Johannes Paulmann, Mitte) auf dem Göttinger Historikertag 2014

15 Jahre Wikipedia und nichts Aufmunterndes hier? Gestern habe ich einen angelegentlichen Artikel für eine pädagogische Zeitschrift verfasst, zunächst wollte ich den hier auch einsetzen. Aber der Artikel ist zielgruppenorientiert, passt hier nicht und würde vermutlich kontroverse Diskussionen erzeugen. Will ich zu diesem Anlass nicht – also besser eine kleine Freude.

Vor etwas mehr als zehn Jahren sollte ich in kürzester Zeit eine Ausstellung zur Geschichte des Humanismus machen und einen entsprechenden Reader schreiben. Wie sollte ich das innerhalb weniger Wochen schaffen, noch dazu, da es nicht mein Spezialgebiet ist? Da gibt es doch so ein Laienprojekt im Internet, dachte ich mir ... Nun, die Ausstellung wurde rechtzeitig fertig, der Designer machte die Quellenverweise der Wikimedia Bilder auf den Austellungstafeln so klein, dass zum Lesen ein Mikroskop notwendig gewesen wäre, aber das war nun wieder nicht meine Verantwortung. Ich hatte es geschafft, aber nur mit der Vorarbeit ehrenamtlicher Autoren im „Laienprojekt“ Wikipedia. Grund genug, dafür etwas zurückzugeben.

Natürlich holt man sich als nicht ganz unprätentiöser Akademiker auch seine Blessuren. Als ein Streit über meinen Namenszusatz entstand, wählte ich als Pseudonym eine Bildaufnahmeröhre, an deren Verbesserung mein Vater um 1950 gearbeitet hatte. Als es ihm sehr schlecht ging, setzte ich einen Artikel über den in Fachkreisen bekannten Rundfunkpionier online, drei Tage später verstarb er, was ich im Artikel ordnungsgemäß vermerkte. Manche Zeitungen berichteten über den Tod meines Vaters. Die Kollegen von Wikipedia setzten ihn ohne mein Dazutun unter der Rubrik „Kürzlich Verstorbene“ auf die Startseite, entsprechend groß waren die Zugriffszahlen. Ich weiß nicht warum, aber das war ein großer Trost in jener Zeit.

Da ich nicht täglich drei Stunden Zeit für Wikipedia habe wie z.B. unser Hexer, musste ich mich beim Zurückgeben spezialisieren. Neben vereinzelten Artikeln und gelegentlicher Artikelarbeit habe ich mich seit fast einem Jahrzehnt in erster Linie einem Thema zugewandt, das mich – aus welchen Gründen auch immer – als Déjà-vu seit der Kindheit verfolgt: der Erste Weltkrieg. Ein undankbares Monsterthema: Fasst man es eher pädagogisch-didaktisch an, um mit allseitigem Beifall rechnen zu können, oder wirklich enzyklopädisch? Ich bleibe bei Letzterem, auch wenn ich mir auf Wikipedia-internen Veranstaltungen erwartungsgemäß anhören musste, dass ausgerechnet der inhaltlich schlechteste, noch nicht überarbeitete Abschnitt des Hauptartikels der beste sei – inhaltlich ist er mehr als fraglich, aber eingängig geschrieben.

Im letzten Jahr veröffentlichte der vielleicht profilierteste Kenner der Materie, Gerd Krumeich, ein Buch mit dem Titel „Der Erste Weltkrieg. Die 101 wichtigsten Fragen“. Auf Seite 149 findet der geneigte Leser die letzte, die 101. Frage und Krumeichs Antwort darauf: „Wie kann man sich am schnellsten über den [Ersten] Weltkrieg informieren? - Auch dem Fachmann kommt heutzutage bei dieser Frage als erstes Wikipedia in den Sinn. Aber nur diesem erschließt sich leicht, welche Artikel unzureichend und welche sogar sehr gut und weiterführend sind. Man erkennt dies u.a. an der Art und Menge der angeführten Literatur, auch die Links zu den Quellen können sehr nützlich sein.“ – Man muss es nicht als Lob sehen. Aber man kann. Und es ist nicht das Lob für einen Autor, sondern für ein System. SI, 15.1.

Ausgabe 5: Dank vom Terezín Memorial

»Die vor denen kriechen, welche über ihnen stehen, treten stets diejenigen, welche unter ihnen stehen.«

Bei einem Besuch des Konzentrationslagers Theresienstadt im Oktober 2014 fiel mir im Büro der sogenannten „Hofverwaltung“ in der Kleinen Festung (1790 von Kaiser Joseph II. gegen die Preußen errichtet, in der Nazizeit Gestapogefängnis) ein Spruch an der Wand ins Auge. Man konnte ihn kaum lesen und es gab keine Erklärung oder eine Hinweistafel dazu – also auch nicht, ob er aus österreichischer oder der Nazizeit stammte. Zuhause googelte ich ein wenig nach den Bruchstücken des Spruches und fand den Autor, Henry Thomas Buckle (1821–1862), ein englischer Historiker und Vertreter des Positivismus. Der Spruch selbst ist von 1861 und lautet im Original »They that crouch to those who are above them, always trample on those who are below them«. (als Antwort auf die rethorische Frage »We may easily imagine what would be the future conduct of men, who, merely for their own aggrandizement, and to please their prince, could thus renounce the cherished independence of the Scotch Church.« History of Civilization in England., Vol. II, Chapter III., Condition of scotland during the seventeenth and eighteenth centuries, 1861, S.272)

Das Terezín Memorial hatte den »nach oben Buckeln, nach unten Treten«-Spruch bis dato noch nicht entziffern oder zuordnen können und antwortete mir auf meine Entdeckung, dass der Spruch wohl »originated at the time of Austria-Hungary because in the 19th century the Small Fortress was used as a prison for military and political prisoners.« Prof. Eckhardt Fuchs, ein Buckle-Biograf, konnte mir auch nicht sagen, wie das Zitat da wohl hingekommen sein könnte. Da sie den Spruch nun lesen können, bedankte sich das Terezín Memorial bei mir mit den Worten: »Thanks to you our guides will be able to give a comprehensive data to the visitors.« Vielleicht landet die Erkenntnis ja mal irgendwann in einem Faltblatt oder als Nebensatz in der Literatur, und ist dann keine OR mehr. Ein Bild des Spruches (verbessert durch die Wikipedia:Fotowerkstatt) ist zumindest bei Commons gehostet. Cherubino, 13.1.

Ausgabe 4: Endlich Fotos aus der Synagoge Kriegshaber

Tempelförmiger Überbau des Toraschreins mit der hebräischen Inschrift: „דע לפני מי אתה עומד“ („Erkenne, vor wem du stehst“)

Auf Anfrage bekam ich im September 2015 eine Sondererlaubnis, für Wikipedia im Inneren der ehemaligen Augsburger Synagoge Kriegshaber Fotos machen zu dürfen – normalerweise existiert in der ältesten erhaltenen Synagoge in Bayerisch-Schwaben Fotografierverbot. Nach jahrzehntelangem Verfall wurde die profanierte Synagoge 2011-2014 saniert und ist jetzt eine Dependance des Jüdischen Kulturmuseums Augsburg-Schwaben. Es hat mich gefreut, dass wir jetzt einen reich bebilderten Artikel über dieses besondere historische Gebäude haben, und ich als Wikipedianer vor Ort dazu beitragen konnte.

Mein nächstes Ziel: das gleiche für die wunderschöne Jugendstil-Synagoge in der Augsburger Halderstraße machen zu dürfen. Neitram, 15.12.

Ausgabe 3: „Bebiographierte“ sind manchmal nicht nur erfreut, sondern auch dankbar

Auf meiner Beobachtungsliste fiel mir ein unvollkommener und deshalb sofort gelöschter Versuch eines mit dem Bundesverdienstkreuz Geehrten auf, einen Personenartikel über sich selbst zu basteln. Da tatsächlich was im Web zu finden war, und weil mir persönlich die Gründe für die Ehrung förderungswürdig erschienen, habe ich mich erbarmt. Daraus ergab sich ein Mailkontakt, in dem einiges klargestellt werden konnte und sich der Betitelte auch dankbar zeigte. Da ich – ich bin erst als Rentner Wikipedianer geworden – vor meinem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben eine Stiftung gegründet habe (unter der Regie meiner Uni), die auf Zustiftungen angelegt ist, habe ich ihn auf diese Möglichkeit einer Zustiftung aufmerksam gemacht. Und zu meiner freudigen Verblüffung hat sich der auch nicht mit materiellem Reichtum Gesegnete mit einer großzügigen Spende an der Stiftung beteiligt; ich vermute auch deshalb, weil mein Projekt und sein Engagement irgendwo affin sind. Wen es interessiert: Ich habe diese Stiftung, von der ich natürlich nicht profitiere, auch auf meiner Benutzerseite verlinkt. Dies kann nicht überall Nachahmung finden, aber manchmal, wenn es angebracht sein könnte, kann dann doch auf die Spendenmöglichkeit für die Wikimedia hingewiesen werden. GM, 25.11.

Ausgabe 2: Friedhoffotos in Fayed

Eingang zum Friedhof in Fayed

Im Rahmen der Recherchen für ein anderes Thema stieß ich 2008 im Netz auf einen Zeitungsartikel, der von einem Fußballspiel 1947 zwischen deutschen Kriegsgefangenen und ihren britischen Bewachern im ägyptischen Ort Fayed berichtete (dieser Artikel ist leider nicht mehr online, ersatzweise [2]). Da ich schon mehrfach in Fayed war und eine besondere Beziehung zu dem Ort und dem Sueskanal (mein „magic place“) habe, sammelte ich weitere Informationen und schrieb einen Artikel über den Ort und die dortigen Lager. Zudem fand ich heraus, dass sich dort ein britischer Soldatenfriedhof befindet, der weiterhin sorgsam von der Commonwealth War Graves Commission gepflegt wird und auf dem auch deutsche Kriegsgefangene beerdigt sind.

Ende 2008 besuchte ich meine Freunde in Kairo und bat sie, mit mir nach Fayed zu fahren, um den Friedhof zu suchen. Meine Freunde sind dort oft übers Wochenende, aber von diesem Friedhof hatten sie noch nie gehört, ja, sie bezweifelten gar dessen Existenz ein lächelnder Smiley . Nach längerem Suchen (währenddessen meine Freunde mehrfach aufgeben wollten, weil es den Friedhof ja nicht geben würde – sie mussten vor der Penetranz einer deutschen Wikipedianerin aber kapitulieren, wie meistens...) fanden wir den Friedhof tatsächlich, der aber „eigentlich“ an diesem Tag geschlossen war. Natürlich gab es eine ägyptische Lösung: Der Friedhofswächter kam, hörte, dass ich aus Deutschland bin, und öffnete gegen ein Bakschisch das Tor. So konnte ich die gewünschten Fotos machen. Die größte Freude: Meine ägyptischen Freunde waren dankbar, dass sie durch mich von diesem Ort, der eine grüne Oase in der staubigen Wüste ist, erfahren hatten – auch wenn sie erst gar nicht glauben wollten, dass es ihn gibt … -- Nicola Ming Klaaf 11:11, 7. Okt. 2015 (CEST) (auch Al-Mudira 'العربية genannt)[Beantworten]

Ausgabe 1: Die kleinen Freuden eines Wikipedianers

„In dieser Urne ruhen die Knochen von D. Maria de Moura e Vasconcellos und ihrer Tochter D. Ignez und des rechten Arms ihres Mannes Antonio d’Albuquerque Coelho, der als Gouverneur und Generalkapitän der Inseln Solor und Timor im Jahre 1725 zurückkehrte“

Es ist ja nun mal so, dass ich bekanntermaßen mit Osttimor ein ausgesprochenes Nischenthema in der Wikipedia bearbeite. Nicht nur für den deutschsprachigen Raum, online lässt sich nicht immer viel finden, gerade wenn es um historische Personen aus der ehemaligen Kolonie Portugiesisch-Timor geht. Entsprechend sind die meisten Artikel über ihre Gouverneure, sofern vorhanden, doch sehr übersichtlich. Doch manchmal erlebt man eine Überraschung und vor dem Autor breiten sich plötzlich eine oder mehrere Quellen aus, die einen Schatz an Informationen über das Leben der historischen Person offenlegen, von dem man nicht getraut hat zu träumen. Als ich mir António de Albuquerque Coelho vornahm, hatte ich gerade mal sein kurzes Wirken auf Timor im Blick, einfach mal einen Rotlink bläuen. Doch der Mann war eine Überraschung. Es breitete sich eine Lebensgeschichte aus, die an Spannung so viel zu bieten hat, dass man eine Fernsehserie damit füllen könnte. Geboren als unehelicher Sohn eines portugiesischen Kolonialbeamten und einer brasilianischen Mestizin hätte Coelhos Herkunft in der Zeit um 1700 schon von vornherein seinen Lebensweg nach unten führen können. Doch er arbeitete sich hoch und erhielt Gouverneursposten nicht nur auf Timor, sondern auch in Macau und der heute kenianischen Insel Pate. Zuletzt lebte er in Goa. Der Wikipedia-Artikel über Coelhos ungewöhnliches Leben entstand 2011 und erhielt eine Lesenswert-Auszeichnung. Ein Manko aus meiner Sicht war aber die etwas mangelhafte Bebilderung. Ein Portrait des Abenteurers konnte ich nicht auftreiben, so dass ich auf ein Bild Macaus aus dieser Zeit und Bilder zweier Kirchen, die eine Rolle im Leben Coelhos spielten, zurückgriff.

Doch es gibt noch heute einen sichtbaren Beleg für das Leben und Wirken Coelhos. In der Kirche Santo Agostinho in Macau findet sich rechts vom Altar eine Grabplatte an der Wand, hinter der sich eine Urne mit den Knochen von Coelhos Frau Maria, seiner Tochter Ignez und seines rechten Armes befinden. Mich elektrisierte diese Information. „Mensch! Ein Foto von dieser Platte wäre das i-Tüpfelchen!“ Alle paar Jubeljahre bin ich zwar mal in China unterwegs, aber ein neuer Besuch in Macau war eigentlich nicht geplant. Einen Wikipedianer über das chinesische Wikipedia suchen, der vielleicht meinen Bilderwunsch erfüllt? Irgendwie glaubte ich nicht, dass jemand mein Interesse für eine einfache Grabplatte in einer kleinen Kirche nachvollziehen könne. Die Wikimania 2013, als Gelegenheit jemanden in das benachbarte Macau zu schicken, verschlief ich. Nein, WENN musste ich unbedingt selbst hin. Und? Jetzt war es endlich soweit. An einem heißen Septembertag bin ich mit Frau und Kind im Schlepptau durch Macau zielsicher zur Kirche gelaufen, habe dort einen sehr freundlichen Sicherheitsbeamten angetroffen, dem nach einigen Erklärungen tatsächlich einfiel, dass sich an der Südseite der Kirche, beim Altar eine Platte mit portugiesischer Inschrift befindet und mir ohne Probleme erlaubte, Bilder zu machen. Bei der Gelegenheit sind auch ein paar weitere Aufnahmen des Innenraums der Kirche entstanden, die bisher auf Commons fehlen. Vielleicht wird es demnächst daher auch einen deutschen Artikel zu diesem Baudenkmal geben. Erstmal aber habe ich heute das Bild DER Grabplatte hochgeladen und in den Artikel eingebunden. Endlich! JPF, 02.10.