Wettlauf zum Meer

Der Begriff Wettlauf zum Meer bezieht sich auf das Kriegsgeschehen 1914 an der Westfront zwischen dem Fluss Aisne und der Nordsee nach der Ersten Marneschlacht bis zur ersten Flandernschlacht im Jahr 1914.

Hintergrund

Nach der Schlacht an der Marne befand sich die Entente in der Offensive. An der Aisne kam es ab dem 13. September zu schweren Gefechten. Der Angriff des Britischen Expeditionskorps (BEF) konnte jedoch die mit ersten provisorischen Schützengräben verstärkten deutschen Linien nicht durchbrechen. Andererseits schlugen auch deutsche Gegenoffensiven fehl. Sowohl Joseph Joffre als auch Erich von Falkenhayn sahen daher in dem 160 km breiten Streifen zwischen dem Fluss Aisne und der Nordsee den einzig erfolgversprechenden Schauplatz für weitere Operationen. Infolgedessen verfolgten beide Seiten das Ziel, freie Truppenverbände gen Norden abzusetzen und gleichzeitig den Gegner durch ständige Angriffe an eben solchen Truppenverschiebungen zu hindern.

Verlauf

Seit dem 25. September marschierte die neugebildete französische 10. Armee unter General de Maud'huy nördlich der Somme auf und versuchte südostwärts hinter die deutsche Front zu stoßen. Ihr stellte sich die neuorganisierte deutsche 6. Armee unter dem Kommando von Kronprinz Rupprecht von Bayern entgegen. Sie sollte nach Falkenhayns Plan westwärts nach Nordfrankreich stoßen und unter Umgehung der französischen Stellungen gegen Paris marschieren. Zwischen dem 1. und 6. Oktober wurde die Offensive der deutschen 6. Armee von der französischen 10. Armee aufgehalten, da Joffres Stellvertreter des Frontabschnitts Foch ein Zurückweichen unter allen Umständen untersagt hatte. Am 10. Oktober kapitulierte trotz einer Verstärkung durch die Royal Naval Division Antwerpen, nachdem sich die britischen und belgischen Truppen zuvor an die Yser zurückgezogen hatten. Schließlich schrumpfte die Lücke zwischen den Fronten auf einen wenige Kilometer breiten Korridor bei Ypern, wo es ab dem 20. Oktober zur ersten Flandernschlacht kam.

Folgen

Im Anschluss an die Erste Marneschlacht folgte bis zur Ersten Flandernschlacht der Übergang vom Bewegungskrieg zum Stellungskrieg. Die allgemeine Offensivschwäche auf beiden Seiten führte letztlich zum Scheitern eines Umfassungsmanövers, obgleich die Bilanz unterschiedlich ausfiel. Konnte das Deutsche Heer strategisch und kriegswirtschaftlich wichtige Gebiete mit zwar hohen Verlusten einnehmen und verteidigen, so war die Aussicht auf einen schnellen Sieg nach dem Scheitern des Schlieffenplans und dem Erstarren der Fronten in weite Ferne gerückt. Den Alliierten gelang es unterdessen, die Fronten zu stabilisieren und somit eine Niederlage abzuwenden, sie mussten aber im Gegenzug eine deutsche Besetzung französischer Gebiete hinnehmen.

Begriff

Aufgrund der o.a. Militäroperationen bewegten sich die Armeen beider Gegner beinahe parallel in Richtung Nordsee. Diese Phase des Krieges erhielt daher die Bezeichnung Wettlauf zum Meer, obgleich es beiden Kriegsparteien ursprünglich darum ging, den Gegner an der Flanke zu umgehen und den Krieg zu einem schnellen Abschluss zu bringen. Für den weiteren Kriegsverlauf war die Kontrolle der Kanalküste an der Straße von Dover von entscheidender Bedeutung für die Alliierten, da über die hier in Frontnähe befindlichen Häfen der britische Nachschub abgewickelt wurde.

Literatur