Vojtěch Preissig

Vojtěch Preissig (* 31. Juli 1873 in Schwaz; † 11. Juni 1944 im KZ Dachau) war ein tschechischer Grafiker, Maler und Illustrator. Am Anfang seiner künstlerischen Karriere gehört er zu den bedeutenden Vertretern des Jugendstils, in den 1930er Jahren dann zu den Pionieren der tschechischen abstrakten Kunst. Als Widerstandskämpfer gegen die Besetzung der Tschechoslowakei durch das Nazideutschland kam er in das KZ Dachau, wo er starb.

Leben

Preissig studierte in der Zeit von 1892 bis 1897 bei Friedrich Ohmann dekorative Architektur an der Prager Akademie für Kunst, Architektur und Design. Nach dem Studium verließ er Prag und reiste nach kurzen Studienaufenthalten in Wien und München nach Paris. Hier arbeitete er zusammen mit Alfons Mucha und studierte gleichzeitig Maltechniken in privaten Ateliers. 1903 kehrte er nach Prag zurück, wo er eine Stelle in einer Buchstabengießerei annahm. 1905 richtete er ein eigenes Atelier ein, in dem er seine frühen Werke im eleganten linearen Jugendstil malte. Des Weiteren illustrierte er Bücher, erstellte Plakate und Gebrauchsgraphik. Er gründete die Zeitschrift „Česká grafika“ (Tschechische Graphik) und wurde Mitglied im Verein der bildenden Künstler Mánes, sowie der Vereinigung tschechischer grafischer Künstler Hollar. Aus dieser Zeit stammen auch die Jugendstil-Illustrationen zu der Ausgabe Slezské písně von Petr Bezruč, herausgegeben 1909. Zwischen 1901 und 1907 wurden seine drei Töchter Vojtěška, Irena und Yvona geboren.

Nachdem sein Atelier wegen finanzieller Schwierigkeiten vom Gerichtsvollzieher beschlagnahmt worden war, verließ Preissig mit seiner Familie 1910 Prag und emigrierte in die Vereinigten Staaten. Von 1912 bis 1916 lehrte er an der Art Students’ League, von 1914 dann zusätzlich auch an der Teachers’ College der Columbia University, beide in New York. Von 1916 bis 1926 wurde er Direktor der School of Printing and Graphic Arts am Wentworth Institute of Technology in Boston.

Privat beschäftigte er sich mit der Typographie. Aus den 1920er Jahren stammt auch die sogenannte „Preissig Antiqua“, ein 1925 in Prager Staatlicher Druckerei realisiertes Font, das als das erste moderne Font für die tschechische Sprache bezeichnet wird.[1] Preissig experimentierte mit zahlreichen Techniken, dazu gehörten – außer Ölmalerei – unter anderem Linolschnitte, Ätzen, Holzschnitte, Schabkunst, Collage. Sehr bekannt waren auch seine Exlibris-Werke[2]. Preissig wird auch zu den ersten tschechischen abstrakten Künstlern gezählt.

Preissig, der in den USA unter anderem den späteren ersten Präsidenten der Tschechoslowakei Tomáš Masaryk persönlich kennenlernte, engagierte sich während des Ersten Weltkrieges sehr stark für die Unabhängigkeitsbestrebungen in Böhmen. Er malte für den Tschechoslowakischen Nationalausschuss unzählige Plakate, die der Anwerbung von Freiwilligen für die Tschechoslowakische Legionen in Europa und dem Kampf für die Unabhängigkeit gewidmet waren. Preissig hatte sich selbst freiwillig gemeldet, wurde jedoch aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt. Hohe Auflagen erzielten seine sehr beliebten militärischen Postkarten aus dieser Zeit.[3] Unter anderem machte er auch einige Entwürfe für eine tschechoslowakische Fahne, die sich stark an die Fahne der Vereinigten Staaten (beziehungsweise einiger Bundesstaaten) orientierten (Sterne, Streifen, Streifenkreuze in weiß, rot und blau)[4].

Im Sommer 1921 schickte er seine Töchter nach Prag mit der Aussage, dass er bald nachkomme;[5] dies geschah jedoch nach einem Aufenthalt in Prag 1930 endgültig erst im August 1931.[6][Anm. 1] Mit seinen Ausstellungen 1931, 1933 und 1934 etablierte er sich als ein führender abstrakter Künstler des Landes.

Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei durch das Deutsche Reich schloss er sich mit seiner Familie dem tschechoslowakischen Widerstand an. Er war eine der treibenden Kräfte bei der Gründung der illegalen Zeitschrift V boj, die von 1939 bis 1941 erschien und die wichtigste Zeitschrift des Widerstandes im Protektorat Böhmen und Mähren war. Er bebilderte die Zeitschrift mit antinazistischen und patriotischen Zeichnungen, leitete zeitweilig die redaktionelle Arbeit und organisierte Material sowie den Vertrieb. Preissig gehörte bereits bei der Gründung der ersten Redaktion in März 1939 zu dem inneren Kreis der Mitarbeiter, nach deren Zerschlagung in November 1939 setzte er die Herausgabe mit neuen Helfern, hier insbesondere mit seiner Tochter Irena Bernášková, fort. Am 21. September 1940 wurde auch diese Gruppe, über 40 Personen, ausgehoben und durch die Gestapo verhaftet. Während Preissigs Tochter Irena Bernášková bereits 1942 hingerichtet und seine Ehefrau, Irena Preissigová, im September 1943 aus der Haft entlassen wurde, blieb Preissig gefangen, bis er nach Haftaufenthalten in Gollnow, Hamburg und Dresden zu fast drei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Er verbrachte die Haft in Beyreuth und Prag und wurde schließlich im Januar 1944 ins Konzentrationslager Dachau überführt, wo er am 11. Juni 1944 an Typhus starb.

Quellen

  • Blanka Jedličková: Ženy okolo ilegálního časopisu „V boj“ 1939–1942. [Frauen aus dem Umfeld der illegalen Zeitschrift V boj 1939–1942], (online), S. 25ff. und 44ff.
  • Preissig Vojtěch auf stormtype.com (Kurzbiographie)
  • Vojtech Preissig, The House auf artoftheprint.com (Kurzbiographie)
  • Neznami hrdinove [Unbekannte Helden], eine Sendung des Fernsehsenders ČT24 vom 25. Dezember 2012 auf ceskatelevize.cz (um 18:30 Uhr, 26 min).

Anmerkungen

  1. Die vereinzelt vorkommende Angabe, Preissig sei bereits 1913 oder 1921 nach Prag zurückgekehrt, ist offensichtlich falsch. Es finden sich im Internet etliche, auch amtliche Dokumente, die belegen, dass Preissig sich bis 1930 in den USA aufhielt – s. beispielsweise www.artoftheprint.com/artistpages/preissig…. Vermutlich geht es teilweise um die Verwechslung mit der Tatsache, dass Preissig seine Familie früher nach Prag schickte, um später nachzukommen.

Einzelnachweise

  1. Vojtech Preissig, Kurzbericht auf luc.devroye.org/
  2. Vojtech Preissig, Ex-Libris, online auf www.p22.com/…
  3. Military postcards by Vojtech Preissig, online (abgebildet) auf: milpc.webpark.cz/
  4. Vývoj české vlajky, online auf: vlast.cz/vyvoj…
  5. Inka Bernášková – statečná žena ze Spořilova. in: Spořilovské noviny. 27. September 2005, online auf: www.sporilov.info/…
  6. Národní archiv [Nationalarchiv], Fond ČSBS 2310, S. 93, hier zit. nach Blanka Jedličková: Ženy okolo ilegálního časopisu „V boj“ 1939–1942. a.a.O., S. 49, Fn. 201.

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