Unbehagen (Album)

Unbehagen
Cover
Studioalbum von Nina Hagen Band

Veröffent-
lichung(en)

1979

Label(s) CBS Records

Format(e)

LP, CD, MC

Genre(s)

Punk, Rock

Titel (Anzahl)

9

Länge

38:05

Besetzung

Produktion

Manfred Praeker, Bernhard Potschka, Herwig Mitteregger, Reinhild Heil, Ralf Nowy, Tom Müller

Studio(s)

Hansa Studio, Berlin

Chronologie
Nina Hagen Band
(1978)
Unbehagen

Unbehagen ist das zweite und gleichzeitig letzte Album der Nina Hagen Band. Es erschien 1979 auf CBS Records.

Entstehungsgeschichte

Die Sängerin Nina Hagen und ihre Begleitband waren bereits zu Beginn der Aufnahmen heillos zerstritten.[1] Da sie aber vertraglich noch ein weiteres Album schuldig waren, versuchten sie ein letztes Mal zusammenzuarbeiten. Die Aufnahmen fanden daher getrennt statt. Zunächst spielte die Band die Musik ein, dann ergänzte Nina Hagen ihren Gesang.[2] Auch der Songwriting-Prozess war geteilt: Die Texte stammen alle von Nina Hagen, während die Musik von den Mitgliedern der Band komponiert wurde. Die Aufnahmen fanden zwischen Oktober und November 1979 im Hansa-Studio in Berlin statt. Bis auf Nina Hagen beteiligten sich alle Musiker an der Produktion und wurden dabei vom Musikproduzenten Ralf Nowy und dem Toningenieur Tom Müller unterstützt.[3]

Nach dem Album gingen die Band und Nina Hagen getrennte Wege. Während Hagen eine Solokarriere startete, gründeten die restlichen Mitglieder der Band Spliff.

Cover

Das Album wurde mit zwei Schallplattencovern veröffentlicht. Die erste Version zeigt ein gezeichnetes Gesicht von Nina Hagen mit roten Haaren, im Hintergrund ist eine Skyline in der Dämmerung zu sehen. Auf dem zweiten Cover befindet sich lediglich der Schriftzug unbehagen auf grau-weiß melliertem Hintergrund, wobei der Wortbestandteil hagen in rot markiert ist. Für die ab 1988 veröffentlichten CD-Versionen wurde nur letzteres Cover verwendet.[3]

Titelliste

  1. African Reggae (Potschka, Heil) – 6:19
  2. Alptraum (Mitteregger) – 6:12
  3. Wir Leben immer … noch (Lucky Number) (Lene Lovich, Les Chappell) 4:57
  4. Wenn ich ein Junge wär (Live-Version) (Heinz Buchholz/Günter Loose) – 2:19
  5. Herrmann hieß er (Praeker) – 6:36
  6. Auf’m Rummel (Potschka) – 4:34
  7. Wau Wau (Potschka, Mitteregger, Praeker, Heil) – 2:09
  8. Fall in Love mit mir (Potschka, Mitteregger, Praeker, Heil) – 3:47
  9. No Way (instrumental) (Potschka, Mitteregger) – 1:05

Songs

Es befinden sich zwei Coverversionen auf der Platte. Zum einen eine deutschsprachige Version von Luck Numbers, einem Lied von Lene Lovich, das sie 1979 zusammen mit dem Gitarristen Les Chapell als B-Seite komponiert hatte, und zu dieser Zeit ein bekannter New-Wave-Disco-Hit war.[5] Nina Hagen lernte Lene Lovich bei den dreharbeiten zum Film Cha Cha kennen.[2]

Zum anderen das Lied Wenn ich ein Junge wär, das Horst Buchholz und Günter Loose 1963 für die italienische Schlagersängerin Rita Pavone geschrieben haben.[6] Die Live-Version wurde bei einem Auftritt am 6. April 1979 in der Kongresshalle Saarbrücken mitgeschnitten.[3] Textlich unterscheidet sich die Version der Nina Hagen Band an zwei Stellen vom Original. So singt Nina Hagen „Und käm’ ich spät nach Haus, macht’ mir kein Schwanz ein Drama daraus“ (im Original: „macht' Daddy nicht ein Drama daraus.“) und „ich würde in die Schwulen-Scene gehn und sexy Boys den Kopf verdrehn. Ich hätt genug Verkehr, wenn ich ein Junge wär“ (im Original: „Es gäbe keine mehr nebenbei, wär' nur der einen immerzu treu. Es wäre halb so schwer, wenn ich ein Junge wär'!“). Der Soziologe Karl Lenz wählte die Pavone-Coverversion, um dadurch einen Wertewandel im Geschlechterverhältnis zu illustrieren. Nina Hagens Neufassung der Textzeilen zeigen deutlich „ein Anleihen an feministische Positionen“[7] und sind mit dem Hinweis auf Homosexualität Ausdruck eines Wertewandels in der Gesellschaft.

Erfolg

Das Album platzierte sich in den österreichischen Charts auf Platz 14 platzieren und ist in Deutschland mit Platz 2 am 25. Februar 1980 das bislang erfolgreichste Album von Nina Hagen.[8] Es verkaufte sich gut und wurde 1981 mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.[9] Auch in Frankreich wurde das Album mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Durch den Erfolg des zweiten Albums in Frankreich konnte Nina Hagen solo zwei ausverkaufte Konzerte im Olympia, Paris geben. Im Anschluss wurde ihr von Eric Brucker (CBS France) eine Goldene Schallplatte für 150.000 verkaufte Einheiten verliehen.[10] Auch in Schweden und Norwegen kam das Album in die Top 10.[8]

Musikstil

Das Album ist sehr avantgardistisch gehalten und enthält Elemente aus Reggae, Dub, Punk und Rock.[11] Der Gesang von Nina Hagen war für diese Zeit, wie bereits auf dem Debütalbum, außergewöhnlich und wechselte die Nuancen während der Lieder. Sie benutzte ein Spektrum zwischen Krähen, Kreischen, Keifen und Jodeln und verwendete Stilelemente der [Parodie]] und der Persiflage. Die Texte des Albums besingen vor allem Schönheit und Hässlichkeit und sind von vielen Kraftausdrücken geprägt.[12]

Rezeption

Das letzte Album der Nina Hagen Band war, wie bereits der Vorgänger, ein maßgebliches Werk der frühen Punkmusik in Deutschland und markierte auch den Beginn der New Wave.[11] Nach der Veröffentlichung war Hagen keineswegs zufrieden mit dem Werk und warf ihrer Begleitband vor, „die eigenen Solos in den Vordergrund geschoben zu haben“, ihre „Gags weggemischt“ zu haben und sie nicht zuletzt „total kastriert“[12] zu haben. Tatsächlich aber merkte man dem Album die bevorstehende Trennung kaum an.[12]

Singleauskopplungen

  • African Reggae (1979)
  • Herrmann hieß er (1980)

Einzelnachweise

  1. Sebastian Handke: Ein Kunstwerk wird 50. Tagesspiegel, 11. März 2005, abgerufen am 14. Mai 2011.
  2. a b Biografie. einfach-nina.de, abgerufen am 14. Mai 2011.
  3. a b c Unbehagen. Discogs, abgerufen am 14. Mai 2011.
  4. Chartpositionen AT
  5. Denise Sullivan: Class of ’78: Lene Lovich’s “Lucky Number”. Crawdaddy.com, 18. Februar 2011, abgerufen am 14. Mai 2011.
  6. Michael Dreschel: Rita Pavone: Wenn ich ein Junge wär' (Buchholz/Loose 1963). German Music Database, abgerufen am 14. Mai 2011.
  7. Karl Lenz: Frauen und Männer. Zur Geschlechtstypik persönlicher Beziehungen. Weinheim/München 2003.
  8. a b Album: Unbehagen (Nina Hagen). Das 80er Hitquiz, 29. September 2009, abgerufen am 14. Mai 2011.
  9. Nina Hagen in der IFPI-Datenbank DE AT CH
  10. International. In: Billboard. 22. November 1980, S. 63 (google.de).
  11. a b Nina Hagen. Who’s Who, abgerufen am 14. Mai 2011.
  12. a b c Nina Hagen als Mutter Gottes. In: Der Spiegel. Nr. 4, 1980 (spiegel.de).