„Todesfall Elisa Pilarski“ – Versionsunterschied

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Hunde der Kategorie 1 werden im Gesetz als „Kampfhunde“ (chiens d'attaque) bezeichnet. Diese Kategorie besteht aus 3 Hundetypen (Hunde, die aufgrund ihrer morphologischen Merkmale mit einer Rasse vergleichbar sind und nicht in einem vom Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung anerkannten Zuchtbuch eingetragen sind):
Hunde der Kategorie 1 werden im Gesetz als „Kampfhunde“ (chiens d'attaque) bezeichnet. Diese Kategorie besteht aus 3 Hundetypen (Hunde, die aufgrund ihrer morphologischen Merkmale mit einer Rasse vergleichbar sind und nicht in einem vom Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung anerkannten Zuchtbuch eingetragen sind):


* Hunde vom Typ American Staffordshire Terrier (früher Staffordshire Terrier), auch „Pitbulls“ genannt
* Hunde vom Typ American Staffordshire Terrier (früher Staffordshire Terrier), auch Pitbulls genannt
* Hunde vom Mastiff-Typ, auch „Boerbulls“ genannt
* Hunde vom Typ Mastiff, auch Boerbulls genannt
* Hunde vom Typ Tosa
* Hunde vom Typ Tosa



Version vom 18. April 2024, 17:50 Uhr

Der Todesfall Elisa Pilarski betrifft den gewaltsamen Tod einer 29-jährigen Frau aus Béarn, die im sechsten Monat schwanger war und am 16. November 2019 durch mehrere Hundebisse im Wald von Retz im Département Aisne getötet wurde. Zum Zeitpunkt der Tragödie führte Elisa Pilarski einen American Pit Bull Terrier namens Curtis aus, der ihrem Lebensgefährten Christophe E. gehörte, während einige hundert Meter entfernt im selben Wald eine Treibjagd stattfand. Christophe E., der kurz darauf nach einem Anruf seiner Lebensgefährtin am Ort des Geschehens eintraf, beschuldigte die Laufhunde, sie getötet zu haben. Die Verantwortung dieser Hunde wurde jedoch durch Gutachten widerlegt, die feststellten, dass Curtis durch seine Bisse den Tod von Elisa Pilarski herbeigeführt hatte. Eine gerichtliche Untersuchung gegen X führte dazu, dass der Besitzer des Hundes wegen fahrlässiger Tötung angeklagt wurde.

Ermittlungen

Im Wald von Retz ereignete sich der Vorfall

Am 16. November 2019 befand sich Elisa Pilarski im Wald von Retz, wo sie mit Curtis spazieren ging, einem Hund, den sein Besitzer zu Beginn der Ermittlungen als Kreuzung eines Patterdale Terrier mit einem Whippet, darstellte.[1][2] Nach einer Überprüfung durch die Polizei stellte sich heraus, dass es sich um einen American Pit Bulll Terrier handelte, einen in Frankreich verbotenen Hund, der illegal aus den Niederlanden eingeführt und nicht vorschriftsmäßig gemeldet worden war. Drei Monate vor der Tragödie hatte der Hund in Belgien einen "sportlichen Beißwettbewerb" gewonnen, der nur für Pitbulls ausgeschrieben war. Pitbulls werden nach französischem Recht nicht als Hunderasse anerkannt, sondern gelten als Hundetyp, welche der Kategorie 1 der gefährlichen Hunde zugeordnet werden.[3] Nach dem Vorfall behauptete der Hundehalter von Curtis er habe mit seiner Freundin telefoniert, als sie angegriffen wurde, und sie sei von den Hunden einer am Ort des Geschehens anwesenden Treibjagdmeute getötet worden. Die beschuldigten Jäger argumentierten von Beginn der Ermittlungen an, dass ihre Hunde kontrolliert würden und dass kein Jagdhund jemals einen Menschen angegriffen habe, wenn man der Literatur über Jagdhunde glauben darf. Die Wahrscheinlichkeit, dass Curtis, der für in Frankreich verbotene Wettbewerbe auf Beißen trainiert worden war, sich gegen die Lebensgefährtin seines Herrn wandte, war also sehr hoch.[4] Im Dezember 2019 wurde dennoch eine Spendensammlung im Internet eingerichtet, um Geld für die Verteidigung des Hundes Curtis zu sammeln. Es wurden 7.000 Euro gesammelt.[5] Am 31. Oktober 2020 wurde das von der Justiz bei zwei Tierärzten in Auftrag gegebene Gutachten veröffentlicht.[6] Nachdem die beiden Tierärzte die Kiefer der fünf Hunde des Paares und 62 weiterer Hunde des Jagdvereins untersucht hatten, machten sie Curtis für den Tod von Elisa Pilarski verantwortlich und stellten fest:

« le chien Curtis est l'unique auteur des morsures ayant causé le décès […]. Les morsures individualisables sont compatibles avec la mâchoire du seul Curtis, et non des chiens de chasse. »[7][8]

Übersetzt: "Der Hund Curtis ist der einzige Urheber der Bisse, die den Tod verursacht haben [...]. Die individualisierbaren Bisse sind alleinig mit dem Kiefer von Curtis vereinbar, nicht mit dem der Jagdhunde."

Die Sachverständigen untersuchten auch das Verhalten von Curtis, ein Verhalten, das als: «prédation détournée de sa finalité [en raison de son dressage] contre nature, [relevant d'une] forme de maltraitance animale»[7] (Übersetzt: "zweckentfremdetes Raubtier [aufgrund seines Training] gegen die Natur als [eine relevante] Form von Tierquälerei") bezeichnet wurde. Das Gutachten verwarf außerdem die These, dass Curtis das Opfer gegen die Jagdhunde verteidigt habe: Es gibt keine Spuren von Hundepfoten des Rudels um den Körper herum, keine Verletzungen durch Jagdhunde, die aus einem Kampf resultieren würden, und die minimalen Verletzungen an Curtis Kopf sind nicht die Folge von Hundebissen, sondern wurden wahrscheinlich von ihm selbst verursacht, um seinen Maulkorb abzureißen.[9][6]

Die Ergebnisse der genetischen Analyse, die am 3. November 2020 bekannt gegeben wurden, bestätigen die Meinung der Experten: Auf Pilarskis Leiche findet sich die DNA von Curtis, nicht die von den Hunden der Treibjagd.[10][11] Am 4. November 2020 wird Christophe E., der Lebensgefährte des Opfers, von der Staatsanwaltschaft angeklagt.[12][13] Sein Anwalt fordert ein Gegengutachten.[14]

Es läuft ein Ermittlungsverfahren gegen X wegen "fahrlässiger Tötung durch Ungeschicklichkeit, Rücksichtslosigkeit, Unachtsamkeit, Fahrlässigkeit oder Verletzung einer Sorgfaltspflicht (...) als Folge des Angriffs durch Hunde".[12] Selbst nach diesen Enthüllungen über die Analyse der Hundebisse, die für Elisa Pilarski tödlich waren, behauptete Christophe E. auf einer Pressekonferenz mit seinem Anwalt Alexandre Novion Anfang November 2020 weiterhin, dass es unmöglich sei, dass sein Hund für ihren Tod verantwortlich sei.[15] Darüber hinaus bestreitet E., dass sich sein Hund in einer "illegalen Situation" befunden habe. Schließlich wirft auch die Rasse von Curtis selbst Fragen auf. Alexandre Novion bestreitet seinerseits Mitte November 2020 im Fernsehen die Methodik und die Schlussfolgerungen der mit den Analysen beauftragten Experten, die seiner Meinung nach nicht mit den Feststellungen übereinstimmen, die die Gerichtsmediziner an der Leiche gemacht haben. Er kündigt sogar an, dass er ein Gegengutachten und weitere Informationen zu den Analysen der DNA-Tests anfordern wird.

Am 4. März 2021 wird Christophe E. wegen fahrlässiger Tötung angeklagt und unter gerichtliche Aufsicht gestellt. Es wird ihm untersagt, mit der Familie des Opfers in Kontakt zu treten.[16] Am 29. März 2021 wird er erneut nach Soissons vorgeladen, diesmal zu einer Gegenüberstellung mit der Familie von Elisa Pilarski. Das Handy der Frau wurde analysiert und enthielt Fotos des Hundes, die während des Spaziergangs kurz vor seinem Tod aufgenommen wurden, sowie eine SMS seines Lebensgefährten: "Je le fais le piquer" (Ich lasse ihn einschläfern), die darauf schließen lässt, dass er sich der Rolle seines Hundes bei der Tragödie bewusst war. Die These von Christophe E., dass der Hund einen Maulkorb hatte und seine Lebensgefährtin nicht gebissen haben konnte, wird durch die Tatsache, dass der Hund auf den Fotos keinen Maulkorb trug, noch weiter in den Hintergrund gedrängt. Die Tatsache, dass ein Maulkorb, der dem Hund nicht gehörte, im Wald am Ort des Geschehens gefunden wurde, öffnet die Tür für die Hypothese, dass er von E. selbst angebracht worden sein könnte, was bedeuten würde, dass er den Tatort absichtlich verändert hätte.[17][18]

Schicksal des Hundes

Der Hund Curtis wurde in einer Hundepension im Département Haute-Garonne untergebracht, wo er eingeschläfert werden soll, sobald seine Rolle beim Tod seiner Besitzerin rechtskräftig geklärt ist.[19]

Rechtliche Aspekte im Zusammenhang mit dem Besitz von Hunden der Kategorien 1 und 2

Der American Pit Bull Terrier wird in Frankreich nicht als Rasse anerkannt und zählt rechtlich zum Typ Pitbull

Der American Pit Bull Terrier wird im Gegensatz zum American Staffordshire Terrier von der französischen Gesetzgebung nicht als Rasse anerkannt. Alle Hunde vom Typ Pitbull (dazu zählen auch American Staffordshire Terrier ohne französische Papiere) werden gemäß dem Gesetz vom 6. Januar 1999 in die "Kategorie 1" eingestuft, die sich auf sogenannte "gefährliche" Hunde bezieht. Die im französischen Zuchtregister eingetragenen Hunde der Rasse American Staffordshire Terrier gehören der "Kategorie 2" an.[3]

Hunde der Kategorie 1 werden im Gesetz als „Kampfhunde“ (chiens d'attaque) bezeichnet. Diese Kategorie besteht aus 3 Hundetypen (Hunde, die aufgrund ihrer morphologischen Merkmale mit einer Rasse vergleichbar sind und nicht in einem vom Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung anerkannten Zuchtbuch eingetragen sind):

  • Hunde vom Typ American Staffordshire Terrier (früher Staffordshire Terrier), auch Pitbulls genannt
  • Hunde vom Typ Mastiff, auch Boerbulls genannt
  • Hunde vom Typ Tosa

Der Erwerb, die Einfuhr und die Weitergabe (auch kostenlos) von Hunden der Kategorie 1 sind in Frankreich verboten.[20] Ihre Sterilisation ist seit diesem Gesetz aus dem Jahr 1999 obligatorisch. Bei Zuwiderhandlung drohen dem Besitzer sechs Monate Gefängnis und eine Geldstrafe von 15.000 Euro. Wenn ein illegal eingeführtes Tier ein anderes Tier oder einen Menschen verletzt oder tötet, drohen dem Halter bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von 600.000 Euro.

Hunde der Kategorie 2 werden als Wach- und Verteidigungshunde (chiens de garde et de défense) bezeichnet. Diese Kategorie besteht aus 3 Rassen (eingetragen in einem vom Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung anerkannten Zuchtbuch) und 1 Hundetyp:

  • Hunde der Rasse American Staffordshire Terrier (früher Staffordshire Terrier);
  • Hunde der Rasse Rottweiler;
  • Hunde der Rasse Tosa
  • Hunde vom Typ Rottweiller

Da das Gesetz aus dem Jahr 1999 stammt und die Lebenserwartung dieser Hunde zwischen 8 und 15 Jahren liegt, sind die einzigen Hunde des Typs Pitbull, die es in Frankreich noch legal gibt, Nachkommen von American Staffordshire Terriern, die vor diesem Datum in Frankreich registriert wurden.[3]

Literatur

  • Olivier Darrioumerle, Matthias Tesson: Un chien, l'affaire Curtis-Pilarski. Le Cherche midi, 2022.

Einzelnachweise

  1. Femme tuée par des chiens dans l’Aisne: ce que l’on sait. 22. November 2019, abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  2. Importation illégale, concours de mordant... Pourquoi le chien Curtis est au cœur de l'enquête Pilarski? 6. März 2020, abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  3. a b c Les chiens de catégorie 1 et 2 dits « chiens dangereux ». [Hunde der Kategorie 1 und 2, die als "gefährliche Hunde" bezeichnet werden]. Abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  4. La dernière balade en forêt d’Elisa Pilarski et du chien Curtis. In: Le Monde.fr. 29. September 2020 (lemonde.fr [abgerufen am 18. April 2024]).
  5. Affaire Elisa Pilarski : "Ils se sont servis de moi" regrette la créatrice de la cagnotte pour le chien Curtis - France Bleu. 13. April 2021, abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  6. a b Aymeric Coupé: Affaire Pilarski : le rapport complet de 46 pages qui accuse Curtis. 5. November 2020, abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  7. a b Elisa Pilaski a été tuée par son chien Curtis, selon un rapport d’expertise. In: Le Monde.fr. 31. Oktober 2020 (lemonde.fr [abgerufen am 18. April 2024]).
  8. Mort d’Elisa Pilarski : un seul chien l’a mordue, celui de son compagnon, selon les experts vétérinaires. 1. November 2020, abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  9. Aymeric Coupé: Les mensonges d’Ellul qui ont semé le trouble dans l’enquête Pilarski. 6. November 2020, abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  10. LIBERATION: Mort d'Elisa Pilarski : seul l'ADN de son chien a été retrouvé sur son corps. Abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  11. Elisa Pilarski a été tuée par le chien de son compagnon et non par un chien de chasse, annonce le parquet. In: Le Monde.fr. 3. November 2020 (lemonde.fr [abgerufen am 18. April 2024]).
  12. a b Mort d'Elisa Pilarski : son compagnon mis en cause par le procureur après l'implication de son chien Curtis. Abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  13. Mort d'Elisa Pilarski : son compagnon mis en cause par le procureur après l'implication de son chien Curtis. Abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  14. Aisne. Élisa Pilarski tuée par le chien Curtis : l'avocat de Christophe Ellul demande de nouvelles expertises. Abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  15. AFP: Mort d'Elisa Pilarski : mon chien "Curtis est innocent, il n'aurait jamais touché Elisa", dit son compagnon. 10. November 2020, abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  16. Le compagnon d’Elisa Pilarski, tuée par un chien, mis en examen pour homicide involontaire. In: Le Monde.fr. 4. März 2021 (lemonde.fr [abgerufen am 18. April 2024]).
  17. Mort d'Elisa Pilarski : une confrontation a eu lieu entre Christophe Ellul et la famille de la victime. 29. März 2021, abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  18. Mort d'Elisa Pilarski : une confrontation a eu lieu entre Christophe Ellul et la famille de la victime. 29. März 2021, abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  19. Mort d'Elisa Pilarski : le chien Curtis, seul responsable du décès selon les expertises, recueilli dans un chenil près de Toulouse. Abgerufen am 18. April 2024 (französisch).
  20. Justice / Portail / Chiens dangereux: le dispositif juridique applicable. Abgerufen am 18. April 2024 (französisch).